TRANSFER DER SPERMATOZOEN IN DIE SPERMATHEKA DER BIENENKÖNIGIN
Le transfert des spermatozoïdes dans la spermathèque
de la reine d’abeille
B. GESSNER F. RUTTNER
Institut für die Bienenkunde
!Polytechnische
Gesellschaft)der Universität
Frankfurt
Oberursel B.R.D.SUMMARY
TRANSFER OF THE SPERMATOZOA
INTO THE SPERMATHECA OF THE HONEY BEE QUEEN
The active migration and the passive transport of the spermatozoa into the
spermatheca
of the queen bee are studied by a number of experiments.
Warm Ringer solution poured on the spermathecal duct in the dissected abdomen releases contractions of its muscles. Balls of polyethylen of 7 pm diameter injected as suspension into
the queens oviducts are transported into the spermatheca, though in a small proportion only (in the range of a factor 3.10-2compared to spermatozoa of the same volume injected).
The speed of migration of spermatozoa is
highest
in ducts of less than 35 ixm diameter.For active migration into the spermatheca the spermatozoa need the activation by the liquid within the duct.
Except into the spermatheca, the spermatozoa migrate also into the
peripheric
ducts ofthe
spermathecal
gland.A
diagram
is designed to illustrate the complex cooperation of all the factors described in the process offilling
the spermatheca.ZUSAMMENFASSUNG
In einigen Versuchen wird die aktive Wanderung und der passive Transport der
Sperma-
tozoen in die Samenblase untersucht.
Durch Einwirkung warmer Ringerlösung auf den freipräparierten
Samenblasengang
lassen sich Kontraktionen seiner Muskulatur auslösen. Polyäthylenkügelchen von 7 um Durchmesser in Form einer Suspension in die Ovidukte injiziert, können in die Spermatheka
gelangen, allerdings
mit dem Faktor 3.10-2 weniger als Samenfäden nach Injektion eines gleichen Volumens.Die Wandergeschwindigkeit der Spermatozoen ist in Kanälen mit einem Durchmesser von
35 fim und darunter am höchsten.
Voraussetzung
für die aktiveEinwanderung
derSpermatozoen
in dieSpermatheka
istderen Aktivierung durch die
Flüssigkeit
im Ductus spermaticus. Die Spermien wandern nichtnur in die Samenblase sondern auch in die peripheren Gänge der Spermathekaldrüse.
Es wird versucht, das
komplexe Zusammenspiel
dieser Faktoren durch ein Blockdiagramm anschaulich zu machen.EINLEITUNG
Nach der
Paarung
derBienenkönigin
werden dieSpermatozoen
bis zu24 Stunden in den beiden lateralen Ovidukten
gelagert.
DieMenge
der während dieser Zeit in dieSpermatheka
derKönigin
transferiertenSpermatozoen hängt
von dem
jeweiligen Füllungsgrad
der Ovidukte nach derPaarung
ab. AufGrund einer ausführlichen Diskussion über diesen
Vorgang (R UTTNER , 1956)
und von
experimentellen Untersuchungen
zueinigen
wesentlichen Punkten desSpermatransfers (R UTT 1V ER
undK OENIGER , 1971)
lassen sich die derzei-tigen
Kenntnisse undHypothesen folgendermaßen
darstellen(Blockdiagramm
Abb.
1).
Infolge
derWanddehnung
während derFüllung
der Ovidukte(A)
mitSperma
werden —möglicherweise
durchErregung
motorischer Zentren des Abdomens(E)
- Kontraktionen der Abdominalmuskulaturausgelöst (B).
Hierdurch wird das
Sperma
kaudal durch dieVagina
und vorbei an derÖffnung
des
Spermathekalganges
nach außengepreßt.
NachBlockierung
der Kontrak- tionsmuskulatur kommt es weder zurEntleerung
der Ovidukte noch zurFüllung
derSpermatheka (R UTTNER
undK OENIGER , 1971).
Eine Vorausset- zung für dasEindringen
in denSpermathekalgang
und für diePassage
ist eineOrientierungsreaktion
derSpermatozoen (C).
InaktivierteSpermatozoen gelangen
nicht in dieSpermatheka (D).
Nach IFANTIDIS(1972)
sind Bienen-spermatozoen
zu einer aktiven Lokomitionbefähigt.
Dennoch ist nichtbekannt,
ob dies bei der
Passage
durch den D.spermaticus
eine wesentliche Rollespielt (F).
Kontraktionen derSpermathekalpumpe (I)
undgerichtete
aktive Bewe- gungen derSpermatozoen (F)
durch Chemotaxis(H)
bzw. Rheotaxis(N)
können den
Spermatozoentransfer
wesentlich beeinflussen.Nach den
bisherigen Untersuchungen
kann nichtangegeben werden,
obdie
alleinige
Kontraktion der Oviduktmuskulatur(G)
und derSpermathekal-
pumpenmuskulatur (K)
zurFüllung
derSpermatheka
ausreicht.Als
Ergebnis
derÜberlegungen
zu diesem Schema sollenfolgende
Einzel-probleme
desSpermatozoentransfers
näher untersucht werden :1.
Funktionsbeschreibung
der Muskulatur desSpermathekalganges (cc Samenpumpe »).
2.
Transport
unbelebterKörper entsprechender
Größe aus den Ovidukten in dieSpermatheka.
3. Modellversuch zum Nachweis der Lokomotion von
Spermatozoen
ineinem
Gang geringen Durchmessers, entsprechend
dem Lumen des Samenbla-senganges.
4.
Bedeutung
einesmöglichen innerspermathekalen
Druckes für denSpermatransfer.
5. Verhalten der
Spermatozoen
in denGeschlechtswegen
derKönigin.
1. - Funktion der «
Samenpumpe
»1.1. Methode
Bei einer inseminierten
Königin,
dieeinige
Stunden nach derInseminierung
in
Ringerlösung (Zimmertemperatur) aufpräpariert
worden war, konnteneindeutig
Kontraktionen der Muskulatur des Ductusspermaticus festgestellt
werden. Die
anfängliche Frequenz betrug
etwa200/min.
Wie G. KOE1VIGER(pers. Mitteilung) beobachtete,
ließen sich solche Kontraktionen auch bei unbesamtenKöniginnen auslösen,
wenn man diefreigelegten
Geschlechts- organe mit einer erwärmtenRingerlösung (35-40 °C) übergießt.
Mit dieserMethode kann die Reaktion nach Belieben
reproduziert
und ihr Verlauf untereinem
Stereomikroskop
beobachtet werden. ZurAnalyse
wurde der Bewe-gungsablauf
mit einem Videorekorderregistriert
undspäter jede
einzelnePhase von einem Monitor
abgezeichnet.
1.2.
Ergebnisse
Die Kontraktionen des
Samenblasenganges
halteneinige
Minuten an,worauf sowohl
Frequenz
wieAmplitude
abnehmen. Ob einperistaltischer Bewegungsverlauf vorliegt,
kann wegen der hohenFrequenz
und desgeringen Bildauflösungsvermögens
der Kamera nicht sichergesagt
werden. Die stärkste Kontraktion scheint unmittelbar unterhalb demS-förmigen
Knick der Samen-pumpe zu
erfolgen.
Der Kontraktionszustand ist auf Abb. 2 schematisch
dargestellt.
Dieskizzierte
Verengung
derGanglichtung
konnte am lebendenObjekt
nichtbeobachtet
werden,
da die Wände des Ductus nichtdurchsichtig sind;
bei derstarken Kontraktion der Ductuswand ist sie aber
zwingend
anzunehmen.2. -
Transport
unbelebterKörper
in dieSpermatheka
2.1. Methode
Die
Spermatozoen
derHonigbiene
haben einen Durchmesser von0,5
!.m und eineLänge
von 300 !,m(R OTHSCHILD , 1955).
Der Durchmesser desKopfes
ist dabei nicht wesentlich
größer
als der der Geißel. Wie schon obengesagt,
gelangen
inaktivierteSpermatozoen
nicht in dieSpermatheka.
Um die hier
gestellte Frage
zubeantworten,
wurden daher als inaktiveObjekte Polyäthylenkügelchen
von 7 [im Durchmesser(Serva, Heidelberg)
gewählt.
DieKügelchen
sind in Latexmilchsuspendiert.
Um die Viskosität derSuspension
zuerhöhen,
wurde sie zugleichen
Teilen mit einer 10% igen
Gelatinelösung gemischt.
Mit dieserLatex-Gelatine-Suspension
wurdenjunge unbegattete Königinnen
nach der üblichen Methode mittels einer Kanüle inseminiert. ProKönigin
wurde 6!,1 Suspension verwendet,
was etwa einerAnzahl von
4,5
Mill.Kügelchen entspricht.
2.2.
Ergebnisse
7
Königinnen,
besamt mit 6fL I
derSuspension,
wurden 48 Stunden nachdem
Eingriff präpariert.
Zu diesemZeitpunkt
waren die Ovidukte in allenFällen frei von der
injizierten Suspension.
DieAuszählung
derKügelchen erfolgte
in einer Zählkammer nach Fuchs-Rosenthal(Tab. 1).
Es war also eine
gewisse
AnzahlPolyäthylenkügelchen (im
Mittel 1 140!
485)
aus den Ovidukten durch den engen, etwa 1 mmlangen
Kanal in dieSpermatheka gelangt.
Bei derBeurteilung
dieser Zahl ist zuberücksichtigen,
daß nach MACKENSEN und anderen
(vgl.
RUTTNER1975)
nachBesamung
mit6
!,1 Sperma
im Mittel3,3-4,9
Mill.Spermatozoen
in derSpermatheka gefunden wurden,
das sind etwa5-7,5 %
derinjizierten Menge.
Bei
gleicher
Effizienz des Transfers derKügelchen
wären 342.000 vonihnen in der
Spermatheka
zu erwarten gewesen - etwa 300 mal soviel als tatsächlichgezählt
wurden.Allerdings
sind sowohl Form wie Durchmesser derKügelchen
ganz anders als bei denSpermatozoen.
3. - Lokomotion der
Spermatozoen
3.1. Methodik
Bei den
bisherigen
Versuchen zu diesenFragen
war es nichtgelungen, Versuchsbedingungen
zuschaffen,
die den natürlichen Verhältnissenentspre-
chen. IFANTIDIS(1970)
untersuchte imhängenden Tropfen,
wobei sich dieSpermatozoen
nach allen Seiten frei ausbreiten konnten. G. KOENIGER(1970)
verwendet
beidseitig
verschlosseneGlaskapillaren
von etwa 200 gm Durch-messer - also dem 10-fachen Durchmesser des D.
spermaticus.
Wir bedienten uns einer anderen Methode : Die
Vertiefung
eines Hohl-schliff-Objektträgers
wird mit Paraffinölausgefüllt.
Auf der einen Seite desHohlschliffs wird aus einer
Kapillare
auf dem Boden desObjektträgers (also
unter
Luftabschluß) Sperma
zu einem dünnenStrang
ausgezogen(Abb. 3, S).
Senkrecht dazu füllt man mittels einer zweiten
Kapillare,
ebenfalls unterÖl
auf dem Boden des
Hohlschlifl’s,
einen weiteren Kanal(T)
mit einer Test-flüssigkeit (physiol. Kochsalzlösung
oder andereLösungen).
Die Breite des Testkanals kann durch die Wahl vonKapillaren
verschiedenenDurchmessers,
bzw. der
Auszugsgeschwindigkeit
nach Belieben verändert werden.Mit der
Spitze
einerGlaskapillare
wird dieVerbindung (V)
zwischen den beiden Kanälenhergestellt.
DieWanderungsgeschwindigkeit
derSperma-
tozoen bis an das Ende des Testkanals läßt sich
jetzt
leicht bestimmen.3.2.
Ergebnisse
Als
Testflüssigkeiten
zurBestimmung
derFortbewegungsgeschwindigkeit
der
Spermatozoen
dientenSpermathekalflüssigkeit, Hämolymphe
von Arbeits-bienen und
physiologische Kochsalzlösung.
In derRingerlösung
verminderte sich die Motilität derSpermien
nach einer äußerst lebhaftenAnfangsphase
innerhalb
weniger
Minuten. Sie krümmten sich z.T. unterkrampfartigen
Zuck-ungen zu einem
Ring
und blieben von nun anbewegungslos.
Auch in
Hämolymphe
konnten wir eineInaktivierung
derSpermatozoen
nach fünf bis zehn Minuten feststellen. Da die
Spermien
innerhalb dieser Zeitin den meisten Fällen das Ende des Kanals erreicht
hatten,
ließ sich hier imGegensatz
zurphysiologischen Kochsalzlösung
aber ihreWanderungsgeschwin- digkeit
errechnen. DerZeitpunkt völliger
Immobilität war weitausweniger
exakt zu bestimmen als in
Ringerlösung,
da ihreBewegungen
bis zum bewe-gungslosen
Zustand sehr allmählich abnahmen.In der
Spermathekalflüssigkeit zeigten
dieSpermatozoen
eine etwasgeringere
Motilität als in den beiden anderen Testsubstanzen. Auch hier stellten sie dieBewegungen
nach Erreichen des Kanalendes und einem Auf- füllen desGanges
zu einem dichtgepackten
Bündelein,
doch es war selbst nach Stunden durch Erweitern des Kanals oder durchHinzufügen
neuer Testflüs-sigkeit möglich,
ihre alte Motilität wieder herzustellen.Da durch die
gewählte
Methode nur ein zweidimensionales Sehen in der Ebenemöglich
war, konnten wir anstelle der von IFA1VTIDIS(1972)
im hän-genden Tropfen
beschriebenenschraubenförmigen Fortbewegung
nur einewellenförmige Bewegung
beobachten. Sofort nach derVerbindung
des Kanalsmit dem
Spermastrang
strebten einzelneSpermatozoen
zum entferntenKanalende,
denen etwa in halberLänge
ein dichter Pulk lebhafterSpermien folgte.
Zur
Bestimmung
derGeschwindigkeit
wurden nur die ersten, also nur die schnellstenSpermatozoen gewertet.
Während ihrersinusförmigen
Wellen-bewegung
stießen sie immer wieder gegen den Rand desKanals,
um sich dannzur
gegenüberliegenden
Wandseite zu drehen.Die
Fortbewegungsgeschwindigkeit
war starkabhängig
von derAmplitude
dieser
Sinusbewegung.
Nach unserenBeobachtungen
erreichten dieSperma-
tozoen dann eine maximale
Geschwindigkeit,
wenn dieGangbreite
um etwa1/3
kleiner als die Dimension war, die eineKehrtwendung
derSpermien
gestattet
hätte. Dieseoptimale Gangbreite liegt
im Bereich des mittlerenDurchmessers des
Samenganges (25
[jLm; RUTTNER1956).
Allerdings
waren Werte für dieGeschwindigkeit
in Kanalbreiten unter 30 fLm kaum zugewinnen,
da in engen Kanälen die Ränder durch die Kohäsions-wirkung
derjeweiligen Flüssigkeit
sehr schnell zusammenflossen und damit derGang
unterbrochen wurde.Andererseits war eine deutliche
Verringerung
derSpermatozoengeschwin- digkeit
zuerkennen,
wenn der Kanalexperimentell
auf 100-200 [im erweitert wurde. Wir konntenbeobachten,
daß sich die vorderstenSpermatozoen
nachErreichen der
Erweiterung völlig
umdrehten und damit demnachfolgenden
Pulk den
Weg
blockierten. DieVorwärtsbewegung
wurdeplötzlich ungerichtet,
und eine
Fortbewegung
kam nur dadurchzustande,
daß die vorderstenSper-
mien durch die
nachfolgenden langsam weitergeschoben
wurden.Die im Pulk
nachdrängenden Spermatozoen bewegten sich,
durch ihre starkePackungsdichte veranlaßt,
z.T.synchron,
teilweise aber auch einzelnund strebten immer nach Stellen
geringerer Spermatozoendichte.
Befand sich eine solche manchmaltropfenförmige Erweiterung
am Ende desKanals,
dannstellten die
Spermien
innerhalbweniger
Minuten nach Erreichen einer kom-pakten
Dichte ihreBewegungen
ein. Sie wurden aber sofort wiederaktiv,
wenn mehr Raum
gegeben
wurde.Folgte
nach einerErweiterung
erneut eineVerengung,
so erhöhte sich sofort wieder dieGeschwindigkeit,
indem mehrereSpermatozoen
dem Pulk ingeringem
Abstand vorausschwammen.Die ermittelte
Geschwindigkeit
inAbhängigkeit
zurGangbreite
wurdein Abb. 4
graphisch dargestellt.
Worauf dieniedrigere Spermatozoengeschwin- digkeit
in derSpermathekalflüßigkeit gegenüber
derHämolymphe
zurückzu-führen
ist,
konnte nichtgeklärt
werden.4. - Punktion der
Spermatheka
4.1. Methodik
Nach einer leicht
abgewandelten
Methode von G. KOENIGER(1970)
wurden
unbegattete Königinnen
in einemMikromanipulator
fixiert und mitCO
2
narkotisiert. Unter sterilenBedingungen
wurde in das 5.Tergit
ein Fenstergeschnitten
und diefreigelegte Spermatheka vorsichtig
mit einer feinenGlaskapillare punktiert,
so daßSpermathekalflüssigkeit
austreten konnte.Die Drüsen blieben intakt. Durch
Zurückklappen
desherausgeschnittenen
Chitinstückes wurde die Wunde verschlossen. Die
Behandlung
der Kontroll-Königinnen erfolgte
in derselbenWeise,
nur mit demUnterschied,
daß das Anstechen derSpermatheka
unterblieb.Eine Stunde nach der
Operation erfolgte
die instrumentelleBesamung
mit4
!,1 Sperma.
3-48 Stunden nach derBesamung
wurden dieSpermatozoen
in derSpermatheka ausgezählt.
ZurUntersuchung gelangten
7 Versuchs- und 7Kontrollköniginnen.
Für den Versuch 4.22 wurde die
Spermatheka
anschließend an die Punk- tion so weit alsmöglich ausgesaugt.
4.2.
Ergebnisse
1. Punktion
Zum
Zeitpunkt
derPräparation
waren dieSpermatheken
in allen Fällen mit lebendenSpermatozoen gefüllt,
die lebhafte Aktivitätzeigten.
Nur in derGegend
der Einstichstelle hatten sichungeordnete
Knäuelabgestorbener Spermien gebildet.
Wiespäter
noch genauernachgewiesen
werden konnte(s. unten),
ist dies ein Effekt derBerührung
mitHämolymphe,
die dieSperma-
tozoen inaktiviert. Das
Eindringen
vonHämolymphe
in dieSpermatheka
istein Beweis
dafür,
daß durch die Punktion eine offeneVerbindung
zwischendem Innenraum der
Spermatheka
und demHämolymphraum hergestellt
worden war.
Der
Füllungsgrad
der untersuchtenSpermatheken
ist in Abb. 5dargestellt.
Es
zeigte sich,
daß im Endzustand zwischenpunktierten
und nichtpunktierten
Samenblasen kein Unterschied bestand. Die
Einwanderung
schien bei denersteren sogar rascher zu
erfolgen,
weil bei ihnen der maximaleFüllungsgrad
schon nach
weniger
als 12 Stunden erreicht war.2.
A6saugen
derSpermathekalflüssigkeit
Bei einer zweiten Versuchsserie wurde zusätzlich zur Punktion die
Sper- mathekalflüssigkeit abgesaugt.
Das hatte zurFolge,
daß die Samenblasenwandvollständig
kollabierte. Eine Stunde nach demEingriff
wurde mit 4!,1 Sperma
besamt. Die
Auszählung
der in dieSpermatheka gelangten Spermatozoen erfolgte
3-18 Stunden nach derBesamung (Abb. 6).
Bei der
Präparation zeigte sich,
daß dieSpermatheka
schon 4 Stundennach der
Operation (=
3 Stunden nach derBesamung) weitgehend
ihre alteForm wieder angenommen hatte. Dies war nicht
Folge
einer Sekretion in dieBlase,
denn dieWiedererlangung
der alten Form war auch dann zubeobachten,
wenn in die Wand ein
größeres, viereckiges
Fenstergeschnitten
und anschlie-βend die Blase
zusammengepreßt
worden war. Es verhält sich vielmehr so, daß dieSpermatheka
innen mit einerdurchsichtigen,
sehr festen Cuticulaausgekleidet ist,
die wie ein Gummiball die Tendenzhat,
nachjeder
Defor-mierung
wieder die alte Gestalt anzunehmen.Die schon
wenige
Stunden nach demAussaugen
in derSpermatheka
wieder vorhandene
Flüssigkeit
dürfte zumgrößten
TeilHämolymphe
gewesen sein. Wie nach der Punktion waren auch hier dieSpermatozoen
in der Näheder Einstichstelle
verklumpt, jedoch
waren auch alleübrigen unbeweglich.
Wie die
Auszählung ergeben hat,
war schon nach 3 Stunden ein Plateauvon etwa 10.000
eingewanderten Spermien erreicht,
das sich im weiterenVerlauf nicht mehr änderte
(Abb. 6).
Wenn diefestgestellten
Zahlen also um mehr als zweiZehnerpotenzen
unter denenliegen,
die nach einfacher Punktiongefunden
wurden(Abb. 5),
so ist das im wesentlichen daraufzurückzuführen,
daß der
Einwanderungsprozeß
zwar inGang kam,
aber sehr rasch wiederabgestoppt
wurde.5. - Verhalten der
Spermatozoen
in denGeschlechtsorganen
derKönigin
Es wurden 23
Königinnen
instrumentell besamt und 6 Stundenspäter
fixiert. Vom
gesamten
inneren Geschlechtstrakt wurdenhistologische
Schnitt-präparate angefertigt,
bei derenUntersuchung
sichfolgendes
Bildergab.
Von den
gefüllten
Ovidukten reichte dasSperma
über dieVagina
bis zurBursa
copulatrix.
Deutlich ließ sich im medianen Ovidukt ein « orientierendes Verhalteno (F. RuTTNER, 1956)
derSpermatozoen erkennen,
das sich daranzeigte,
daß sie mit denKöpfen
zur Wandgerichtet
waren. DieMündung
desSamenblasenganges
umsäumte eingeordnetes
Bündelparallel gelagerter Sper-
matozoen, das bis in den
Gang hineinragte (Abb. 7).
DieHauptmasse
derSper-
matozoen
lag
aber alsungeordneter
Knäuel in den Ovidukten. Sie wird offenbar durch dieVagina ausgepreßt.
Das Lumen des
Samenblasenganges
wird durch eineChitinlage
vonunterschiedlicher Dicke
ausgekleidet.
Am stärksten(2-3 !,m)
ist sie in derKontraktionszone
ausgebildet.
Der Durchmesser desGanges beträgt
an derMündung
in den mittleren Eileiter 20-25 gm, im Bereich derSamenpumpe
verengt
er sich auf 8-10 gm, um sich im Bereich derEinmündung
der beidenDrüsenäste bis auf 25-35 gm Durchmesser zu erweitern. Diese
Messungen
wurden an fixiertem Material
durchgeführt.
Im
Samenblasengang liegen
dieSpermatozoen
dichtgepackt
in wellen-förmiger Anordnung.
In dertrichterförmigen Erweiterung
in Höhe der Ein-mündung
derSpermathekaldrüse
ist derHauptstrang
derSpermatozoen
zurSpermatheka gerichtet.
EineUntersuchung
der etwa 6-8 !,m weitenHaupt- gänge
der Drüsen haben aberergeben,
daß auch diese dicht mitSpermien angefüllt
waren. EinzelneSpermatozoen
waren sogar bis in die Zellhalskanälevorgedrungen (Abb. 8).
DISKUSSION
Der von BRESSLAU
(1905) aufgrund histologischer Schnittpräparate geprägte Begriff
der cSpermathekalpumpe
» führte zurVermutung
aktiverMuskelkontraktionen,
welche aber bisher noch nichteindeutig nachgewiesen
werden konnten. Durch die in dieser Arbeit beschriebenen
reproduzierbaren
Kontraktionen ist für
zukünftige Untersuchungen jedoch
eineMöglichkeit aufgezeigt, weitgehende
Informationen über deren Mechanismus zu erhalten.Das zu
geringe Bildauflösungsvermögen
der zurVerfügung
stehendenFernsehkamera
gestattete
es leidernicht,
exakt zwischen einerperistaltischen
Bewegung
und einer einfachenKontraktionsphase
zu unterscheiden. Esreichte aber aus, um die
bisherige hypothetische
Annahme derUnterstützung
des
Spermatozoentransfers
in dieSpermatheka
durch dieSpermathekalpumpe
zu
bestätigen.
Der
passive Transport
lebloser runder Partikel in dieSpermatheka
darfals wesentliches
Argument
dafürgewertet werden,
daß die Kontraktionen der Muskulatur des Ductusspermaticus
dieEinwanderung
derSpermatozoen
fördern. Ein
Transport
inaktiver und deshalbungeordneter Spermatozoen
ist
hingegen
nichtmöglich.
Ein zweiter wesentlicher Befund zur
Deutung
desSpermatozoentransfers
in die
Spermatheka liegt
in derBeobachtung
einergerichteten
Lokomotion in denKapillargängen
unterhalb eines Durchmessers von 50 [im. Die unter einemÖltropfen
ermittelteoptimale Wanderungsgeschwindigkeit
bei einemGangdurchmesser
unter 35 gmliegt
damit im Bereich des Durchmessers des Ductusspermaticus.
Die Punktion der
Spermatheka
verhinderte nicht das Einwandern derSpermatozoen.
Die Annahme einermöglichen
Rheotaxis derSpermien
durchentgegenströmende Flüssigkeit
ist damitwiderlegt.
Offen bleibthingegen
dieMöglichkeit
der Chemotaxis durch das Drüsensekret bzw. dieSpermathekal- flüssigkeit.
Auch dieEntfernung
der Drüsen(R UTTNER
und KOENIGER1971)
konnte dieses Problem nicht lösen. Denn es war nicht zu
unterscheiden,
obdas Drüsensekret über eine einfache
Aktivierung
oder über eine echte Chemo- taxis wirkt.Nach
Absaugen
derSpermathekalflüssigkeit
wandern nur in den erstenStunden nach
erfolgter Besamung Spermatozoen ein, später jedoch
nicht mehr.Es ist
anzunehmen,
daß dieanfängliche Einwanderung
durch die im Ductus verbliebeneFlüssigkeit ermöglicht
wurde. Sobald diese durch die aus derSper-
matheka nachströmende
Hämolymphe
ersetzt war, kam dieSpermienmo-
tilität zum
Erliegen.
Einen entscheidenden Hinweis auf eine
gerichtete
Lokomotion und die Art der Motilität offenbartenhistologische Schnittpräparate.
Es wirddeutlich,
daß der Situs derSpermatozoen
in denGeschlechtsgängen
derKönigin wenige
Stunden nach der
Besamung
mit denexperimentellen
Befunden inEinklang
steht :
Im medianen Ovidukt orientieren sich die an der Oberfläche
liegenden Spermatozoen
durchEigenbewegung
zur Wand. In dertrichterförmigen Mündung
desSamenblasenganges
entsteht auf diese Weise ein zur Samenblase hin orientierterSpermienstrang.
DieSpermamasse
im Zentrum des Eileitershingegen
bleibtungeordnet
und wird in diesem Zustand durch dieVagina
nachaußen befördert. Bei ihrer
Wanderung
in dieSpermatheka dringt
ein Teil derSpermatozoen
auch in dieGänge
der Samenblasendrüse ein.Aufgrund
dieserErgebnisse
kann daseingangs dargestellte Blockdiagramm
wesentlich vereinfacht werden
(Abb. 9).
Für denTransport
derSpermatozoen
von den Ovidukten in die Samenblase
ergibt
sich nunfolgender Weg :
1. Durch Kontraktionen der Abdominalmuskulatur der
Königin (B)
werden die
Spermamassen
inRichtung
derMündung
desSamenblasenganges gepreßt.
2. Unterdessen kommt es durch die « Wandreaktionen » der
Spermatozoen (d.h.
ihrVerhalten,
solange schlängelnde Suchbewegungen auszuführen,
bissie mit ihrem
Kopf
an eine Oberfläche - die Wand desOrgans, Luftblasen,
feste Partikel -
stoßen)
zu einerwenigstens vorübergehenden Anheftung
unddamit zu einer
polaren Orientierung
derSpermatozoen (C).
In einen engenGang
mittrichterförmiger Öffnung gelangen
deshalbzwangsläufig
nurpolar
orientierte
Spermatozoen.
Damit wirdverständlich,
warum nur ein kleinerTeil der
übertragenen Spermatozoen
dieSpermatheka
erreicht.3. Die in die
Mündung
des Ductusspermaticus gelangten Spermien bewegen
sich mit beachtlicherGeschwindigkeit in Richtung
zurSpermatheka (F).
Ihre
Eigenbeweglichkeit hängt
ab4. Die
Erweiterung
des Raumes in derSpermatheka (M)
hat ein Einrollenund damit eine
Behinderung
dernachfolgenden Spermien
zurFolge.
DieKontraktionen der
Spermathekalpumpe (I)
sorgen aber für einenkräftigen
Schub des
Spermienstranges.
DieBedeutung
dieserpassiven Transporthilfe
ist vermutlich in der letzten Phase der
Spermathekalfüllung
besondersgroß,
wenn es
gilt,
einemöglichst
dichtePackung
zu erzielen.5. Die
Frage
nach derspezifischen Wirkung
des Drüsensekretes(H)
kann noch nicht
eindeutig
beantwortet werden. Ihr Einfluß auf die Aktivität und Lebensdauer derSpermatozoen geht
aus früherenUntersuchugen
hervor.Eingegangen
imSeptember
1976 Requ pour publication en septembre 1976RÉSUMÉ
Lors de l’insémination de la reine d’abeille, le sperme est tout d’abord
emmagasiné
dansles oviductes latéraux. De là une partie des spermatozoïdes parvient à la
spermathèque
dansles 24 heures, tandis que la majeure partie d’entre eux est expulsée vers l’extérieur par le vagin.
Il est bien connu que, lors de ce transfert, les mouvements passifs aussi bien
qu’actifs
des sper-matozoïdes jouent un rôle (RUTTNERet KoErucER, 1971), mais il reste encore à élucider l’im- portance des facteurs pris isolément. Ce problème a été réexaminé à l’aide d’autres méthodes.
Sur des préparations fraîches on a pu déclencher des contractions des muscles du ductus
spermaticus en les arrosant d’une solution de Ringer tiède. Une contraction annulaire parti- culièrement nette se forme dans la région où le canal du ductus est
particulièrement
étroit(8
à 10!um)
et pourvu d’une épaisse couche de chitine. A l’aide de ces contractions musculaireson a pu également envoyer dans la spermathèque des corps inertes.
On a injecté dans les oviductes 6 /1d’une suspension de billes de
polyéthylène (07
7 pm,nombre 4,5
millions)
et trouvé en moyenne 1 140 billes dans la spermathèque.La migration des spermatozoïdes a été étudiée dans des canaux étroits, emplis d’un liquide
et extraits à l’aide d’une canule sous une goutte d’huile de paraffine (Fig. 3). Dans les canaux
de moins de 35 gm de diamètre (Fig. 4) la vitesse de locomotion est la plus élevée. La migration
est plus rapide dans
l’hémolymphe
que dans le liquidespermathécal,
mais les spermatozoïdessont inactifs un peu
plus
tard.Pour étudier une éventuelle stimulation rhéotactique sur les spermatozoïdes
(R UTTNER
et KOENIGER, 1971), on a effectué avant l’insémination une ponction dans la
spermathèque
aux glandes intactes. La migration des spermatozoïdes a malgré tout eu lieu dans des propor- tions normales (Fig. 5).
Si par contre on prélève simultanément le liquide
spermathécal
enl’aspirant
- l’espacevide se remplit alors automatiquement
d’hémolymphe —
leremplissage
de laspermathèque
setrouve alors interrompu. Ceci prouve que la migration des spermatozoïdes dépend de la nature
du liquide de la spermathèque. Lors de la migration, les spermatozoïdes se trouvent dans un
état hautement actif; il s’ensuit qu’ils migrent même dans les canaux des
glandes
(Fig. 8).Le comportement des spermatozoïdes dans l’oviducte et le canal de la spermathèque a
été étudié à l’aide de coupes histologiques
(Fig.
7).On a cherché à représenter l’ensemble complexe des facteurs qui entrent en jeu dans le
transfert des spermatozoïdes au moyen de diagrammes, l’un sans tenir compte des nouveaux résultats, l’autre en en tenant compte (Fig. 1 et 9). Situation de
départ (Fig. 1) :
Lors de l’insé-mination la majeure partie du sperme parvient dans les oviductes
(A)
et en dilate les parois.Cela déclenche probablement une stimulation des récepteurs, qui provoque une excitation du
système nerveux central (E). Sur les trajets nerveux il pourrait se produire un déversement de sécrétion
glandulaire (H)
ainsi qu’une activation de la « pompespermathécale
» qui pourraitconsister en de simples contractions musculaires (I) ou en un véritable effet de pompe
(aspira-
tion du sperme, K). A la suite de l’insémination on peut observer de fortes contractions de l’abdomen (B), qui provoquent un transport du sperme en direction caudale. En raison du faible diamètre du ductus spermaticus seuls les spermatozoïdes disposés parallèlement et orientés polairement peuvent le traverser; les spermatozoïdes inactifs restent en un rouleau désordonné (D) et sont expulsés par le vagin. Les spermatozoïdes actifs s’orientent la tête vers la paroi et
peuvent atteindre la spermathèque
(M),
soit par migration active (F), soit par transportpassif (G).
Le transport pourrait être facilité par l’effetd’aspiration
de la pompe spermathécale(K).
La migration active pourrait être favorisée par la rhéotaxie (N) de sens opposé à un courant
provenant de la spermathèque (L), par la simple activation due à la sécrétion glandulaire (H)
ou par les contractions de la pompe (I).
En tenant compte des résultats de ce travail, le diagramme peut être substantiellement
simplifié (Fig.
9) : les facteurs lesplus
importants demeurent les contractions des muscles abdominaux de la reine(B),
l’orientation polaire (C) et la migration active (F) des sperma-tozoïdes, favorisée par la sécrétion
glandulaire
activante(H)
et par les contractions des muscles du ductus spermaticus(I).
Lesphénomènes
au niveau du système nerveux central de la reine (E)n’ont pas été étudiés et restent donc
hypothétiques.
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