Unfallchirurg 2013 · 116:196–197 DOI 10.1007/s00113-012-2328-3 Online publiziert: 3. März 2013 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013 M.J.B. Keel Universitätsklinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, Inselspital, Universitätsspital Bern
Beckenring und
Acetabulum
Beckenring- und Acetabulumfrakturenstellen sowohl in der Akutversorgung wie auch in der Definitivversorgung hohe Anforderungen an den Chirurgen. Be-reits im Rahmen des Akutmanagements mit dem Ziel des Überlebens muss bei der Wahl des temporären oder definiti-ven Therapieverfahrens in Abhängigkeit der Kreislaufsituation, der Begleitverlet-zungen, der peripelvinen Weichteilver-letzungen und v. a. des pelvinen Frak-turmusters an das funktionelle Lang-zeitresultat gedacht werden [3]. In den letzten zwei Dekaden kam bei der Ver-sorgung von Beckenring- und Acetabu-lumfrakturen erschwerend dazu, dass de-ren Inzidenz beim alten Patienten deut-lich zugenommen hat. Es werden ver-mehrt Sakruminsuffizienzfrakturen, spi-nopelvine Dissoziationen oder Acetabu-lumfrakturen mit medialen Dislokatio-nen der quadrilateralen Fläche (zentrale Subluxationen), Domimpressionen oder marginalen Impaktionen beobachtet [2]. Diese typischen Frakturmuster bei osteo-porotischem Knochen verlangen stabile Osteosyntheseverfahren [4]. Der Schlüs-sel zum Erfolg mit guten funktionellen Resultaten, wenig perioperativen oder späten Komplikationen liegt in der Wahl möglichst minimal-invasiver Zugänge in der Akut- oder Definitivversorgung, die trotzdem eine adäquate Exposition und anatomische Reposition der Fraktur er-möglichen [1].
In den folgenden Übersichtsarbeiten werden Historisches und Technisches
der häufigsten bewährten aber auch neu-en Zugänge in der Beckneu-en- und Acetabu-lumchirurgie dargestellt. Becker et al. der Homburger Beckengruppe von Tim Poh-lemann beschreiben in ihrem Artikel die Präperationsschritte und die Indikatio-nen anteriorer Zugänge zum Beckenring in Rückenlage, Lehmann et al. der Ham-burger Arbeitsgruppe von Johannes Rü-ger die posterioren Zugänge in Bauchla-ge. Chirurgen aus Bern, Theodor Kocher am Ende des 19. Jahrhunderts und Rein-hold Ganz am Ende des 2. Jahrtausends, hatten die Entwicklung der Acetabulum-chirurgie maßgeblich geprägt [2]. Die ak-tuelle Berner Beckengruppe um Klaus Siebenrock und Marius Keel versucht deshalb die Geschichte und die Eigen-heiten vorderer und hinterer Zugänge zum Acetabulum aufzuzeigen. Im letz-ten Artikel stellen Ossendorf et al. der Mainzer Gruppe von Pol Rommens Ent-scheidungsmerkmale anhand illustra-tiver Beispiele dar, die für die Zugangs- und Lagerungswahl bei der Akut- oder Definitivversorgung von Beckenfraktu-ren von Bedeutung sind.
M.J.B. Keel