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Language Dynamics and Linguistic Diversity in Anthropological. Perspective Florenz, 5.-7. Juli 2003

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Academic year: 2021

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Texte intégral

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Berichte

Jacqueline Holzer

Language Dynamics and Linguistic Diversity in

Anthropological Perspective

Florenz, 5.-7. Juli 2003

Der „XV. International Congress of Anthropological and Ethnological Sciences“ ver-einte unter dem Tagungstitel „Humankind / Nature Interaction: Past, Present and Future“ in der heutigen anthropologischen und ethnologischen Forschung relevante Themenbereiche wie z. B. „Primatology and Human Evolution“, „Genetics Techno-logies and their Anthropological Implications“, „Food and Health“, „Ethnic Identi-ties and Ethnic Interactions“, „Forest Management, Climate Change and The Future of Mankind“, „Urban Anthropology“, „Aggression and Collective Violence: Ethnic and Ideological Conflict and Human Rights“. In den Hauptveranstaltungen präsen-tierten die jeweiligen Vorsitzenden die wichtigsten Ergebnisse der sogenannten „pre-sessions,“ die vom 5. bis 7. Juli stattfanden, und machten diese einem breiteren Pub-likum bekannt.

Das Symposium „Language Dynamics and Linguistic Diversity in Anthropological Perspective“, das die beiden Professorinnen Anita Sujoldzic und Vesna Muhvic-Dimanovski von der Universität Zagreb organisierten, bildete eine dieser „pre-sessions“, in der rund fünfzig internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich der Thematik der linguistischen Diversität in insgesamt fünf verschiedenen Themenblöcken mit den Titeln „Managing Linguistic Diversity in Plural Societies“, „Language and Ethnic Identity in Minority Cultures“, „Intercultural Contacts and Language Dynamics – Variation and Change“, „Language and Culture“, „Language Endangerment, Documentation and Preservation“ annahmen.

In den in ihren Inhalten doch sehr unterschiedlichen Vorträgen kristallisierten sich einzelne Kernforschungsbereiche heraus. Als erstes Thema zu nennen sind die Schwierigkeiten, denen sich eine Supranation wie die Europäische Union zu stellen hat. Einerseits werden einige Sprachen nur noch von wenigen Sprechern gesprochen. Andererseits stellt sich die Frage, ob es der EU gelingt, trotz ihrer sehr heterogenen Sprachlandschaft eine politische Einheit zu etablieren.

Linguistinnen und Linguisten wie zum Beispiel P. Nelde, P. O. Riagáin, N. Rassool beschäftigten sich in ihren Vorträgen mit diesem Problemkomplex. P. Nelde sprach über die pragmatischen Probleme, die sich einer linguistischen Diversität verpflichteten europäischen Union stellen. P. O Riagáin ging der Frage nach, ob sich die Entwicklung einer Sprache verändert, wenn sie durch einen Regierungsbeschluss den offiziellen Status einer Landessprache erhält. N. Rassool schließlich versuchte herauszufinden, welche Ursachen verantwortlich sind, dass einer Minorität

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angehörende Eltern ihre eigene Muttersprache ihren Kindern nicht weitergeben. Als Gegner einer Förderung der linguistischen Diversität in Europa entpuppte sich der Politologe V. Merolle. Für ihn ist eine europäische kulturelle Einheit nur möglich, wenn alle Europäer dieselbe Sprache sprechen: Latein.

Die Beiträge machten offensichtlich, dass die Untersuchungsgegenstände der Linguistik, die Sprachen, nicht von ihren sozio-politischen und kulturellen Implikationen getrennt werden können. Diesen Fragestellungen widmete sich ein zweiter Themenkomplex. In ihrem Vortrag „The History of Linguistic Anthropology as a Device for a New Integrated Perspective“ versuchte J. Holzer deutlich zu machen, dass es voreilig wäre, von einer direkten Abhängigkeit zwischen Sprache, Gesellschaft und Kultur zu sprechen. Und Y. Imai führte in seinem Vortrag „The Japanese Form of ‚Resistance‘ to English Imperialism – He that Cannot Obey Cannot Command“ aus, dass die Japanerinnen und Japaner sich die englische Sprache zwar angeeignet haben, aber sich in keiner Weise mit der Kultur der Amerikaner oder Engländer identifizieren. Die englische Sprache gilt (nur) als Eintrittsticket in die globalisierte Wirtschaftswelt. Imai widerspricht so der von Robert Philipson formulierten Theorie, die lautet: „Linguistic power and ideology of English always dominates local people, their language(s) and culture(s).“

Damit wird die Frage zentral, ob wir für unsere Untersuchungen noch länger die miteinander in Beziehung gesetzten Kategorien „Sprache“, „Kultur“ und „Identität“ verwenden wollen. Sicherlich ist es nicht zu verleugnen, wie der Fortgang der Tagung auch gezeigt hat, dass die Sprachen und auch die Sprachwissenschaft eine wichtige Rolle bei der (nationalen) Identitätskonstruktion spielen. Vor allem die Vorträge der Teilnehmerinnen aus Kroatien, L. Simicic und A. Sujoldzic, zeigten, wie sie mittels der Aufarbeitung der Geschichte der kroatischen Sprache zu einer nationalen (Sprach-)Identitätsbildung beisteuern. Das Serbokroatische wird als wissenschaftliches Konstrukt des 19. Jahrhunderts entlarvt, der kroatischen Sprache ein neuer Stellenwert eingeräumt, indem deren Geschichte und Entwicklung seit dem 13. Jahrhundert ins Zentrum des wissenschaftlichen Augenmerks gestellt wird. Auffällig war, wie verschieden bzw. mit welch unterschiedlichen theoretischen und methodischen Grundlagen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den ‚westlichen‘ und ‚östlichen‘ Gebieten arbeiteten. Die meisten Forschungen, die von den Wissenschaftlern aus Russland, Kroatien und Polen durchgeführt worden sind, basierten auf deskriptiven, quantitativen, empirischen Untersuchungen und deren Ergebnisse wurden mit Vorliebe mit Hilfe von statischen Tabellen dargestellt. Die Vorträge der Wissenschaftler aus den USA und Kanada versuchten ihre Ergebnisse auf der Grundlage neuer Sozialtheorien zu interpretieren und auch auf diesen abzustützen; sie nahmen Kritik am positivistischen Wissenschaftsverständnis und reflektierten das eigene wissenschaftliche Tun, ihre Beziehung zu ihren Untersuchungsobjekten – den „Native Speakers“ wie beispielsweise den Mayas, den „Native Americans“ – und die Verwendung ihrer eigenen Kategorien. So beschäftigte sich J. Errington von der Yale University mit der Frage, welche Auswirkung und Konsequenzen die Verwendung vor allem biologischer Konzepte wie „Aussterben“, „Evolution“ etc. in der Sprachwissenschaft haben.

Die Tagung bot Raum für zahlreiche, sehr heterogene Beiträge – ein Ziel, das von den Organisatorinnen auch in der sehr offenen Titelsetzung verfolgt worden war. Letztlich reflektieren die Beiträge die unterschiedlichen Situationen, in welchen sich die einzelnen Forschenden selbst befinden. Es liesse sich sogar behaupten, dass

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ZGL 33. 2005, 396-398

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die linguistische Anthropologie eine der wissenschaftlichen Tätigkeiten ist, die in sehr ausgeprägter Weise die sozio-politischen Verhältnisse, in denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler selbst eingebunden sind, wiedergibt.

Adresse der Berichterstatterin:

Dr. Jacqueline Holzer, Deutsches Seminar, Abteilung für Linguistik, Universität Zürich, Schönberggasse 9, CH- 8001 Zürich.

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