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PETER STOT Z
AMÉRIQUE DU NORD
William of Malmesbury, Polyhistor. A critical Edition by Helen Testroet Ouellette, Binghamton, New York 1982 (Medieval an d Renaissance Texts and Studies 10) . Wilhelm von Malmesbury, der vom Ende des 11 . bis zur Mitte des 12 . Jhs . in Südengland lebte, ist in erster Linie wegen seiner Geschichtswerke (Gesta regum Anglorum, Historia novella und Gestapontifcum Anglorum) bekannt. Dass sei n Polyhistor recht unbeachtet geblieben ist, hängt z .T . damit zusammen,
dass wir bisher keine kritische Edition dieses Textes hatten . Der Poly-histor ist aber auch deswegen von geringerem Interesse als die obe n
genannten Werke, weil er keine selbständige Arbeit ist, sondern ledig-lich eine Kompilation, und zwar in erster Linie aus Cicero, Pliniu s Maior, Macrobius und Kirchenvätern. Nichtsdestoweniger ist diese s Florilegium als Zeugnis dafür interessant, welche Texte in Malmesbu-ry zur Zeit Wilhelms vorhanden waren, und wir sind der Herausge-berin dankbar, dass der Polyhistor endlich in einer gedruckten Edition bequem zugänglich ist .
Der Ausgabe liegen zwei Handschriften zugrunde, beide aus de m 14 . Jh . : Harley 3969 (H) und D .22 in St. John's College, Cambridge (C) . Nur die letztgenannte Handschrift enthält den ganzen Text. Z u der bei der Edition befolgten Methode bemerkt die Herausgeberin
CHRONIQUE
23 5 S . 27 : "I have taken special care to avoid emending over William ' s head, as it were, to arrive at a " perfect " text of the classical or patris-tic authors he quotes ." U .a . versucht sie die jeweils von Wilhel m benutzte Handschrift festzustellen ; falls C, H und diese Handschrift übereinstimmen, behält sie die Lesart bei, auch wenn sie unklassisc h ist (S . 28). M .E . hätte sie noch konservativer sein und auch in solche n Fällen überlieferte unklassische Lesarten beibehalten sollen . wenn si e zwar nicht in den auf uns gekommenen Handschriften der zitierte n Autoren vorkommen, wohl aber wegen ihres vulgärlateinischen Gepräges eher von frühmittelalterlichen Kopisten alter Texte zu stam-men als zufällige Schreibfehler der Schreiber von C und H zu sei n scheinen. Einige Beispiele ! S. 153,30 (im Nennius-Zitat) würde ich das überlieferte Neutrum istum beibehalten, das die Editoria in istud kor-rigiert (zu istum für istud s . ThLL 7 : 2,495, 77ff.) ; 154,23 ambis für
ambabus (zu dieser Form s . Verf., Glotta 54 [19761, 128 Anm . 24) .
Methodisch fehlerhaft ist es m .E . auch z .B . die ungewöhnlichere Per-fektform obiere 150,1 (in einem Macrobius-Zitat) in das häufiger e
obieruntzukorrigieren.
Die schwierigste und zeitraubendste Aufgabe der Herausgeberin war es sicher, die benutzten Quellen ausfindig zu machen . Sie hat in dieser Hinsicht eine sehr gute und erschöpfende Arbeit getan, und si e hat nur wenige (mit einem Fragezeichen im Apparatus fontium bezeichnete) Lücken gelassen . Ein paar seien hier gefüllt : 88,5
Virgi-lius cum legerer Ennium et interrogatus esset, quid ageret, respondit "Aurum in stercore quaero " : Cassiod . inst . 1, 1, 8 (S . 14,23 ff.
Mynors) 1 ; 155, 44Bissusgenus estunimollissimiet candidissimi . : Isid . etym . 19, 27, 4.
Los Angeles .
Bengt LÖFSTEDT .
1 . Dies ist ein recht häufiges Sprichwort, vgl . — ausser Mynors' Appara t z .St . — A . Orro,Die Sprichwörter der Römer S . 202.