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Grippeüberwachung in der Schweiz = Influenza surveillance in Switzerlang

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Academic year: 2021

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Soz.- Pr~ventivmed. z~2, Suppl 2 (1997) $88-$91 0303-8408/97/020S88-04 $1.50 + 0.20/0 9 Birkh~user Verlag, Basel, 1997

Sozial- und Pr~ventivmedizin

Jann Cloetta 1,2, Hanspeter Zimmermann 1 und die Sentinella-Arbeits- gemeinschaft 1,2

1 Bundesamt for Gesundheit, Abteilung for Epidemiologie und Infektions- krankheiten, Bern

2 Fakult~re Instanz for AIIgemeinmedizin der Universit~t Bern

GrippeCiberwachung in der Schweiz

Die Influenza, vor allem die dutch den Typ A verursachte Erkran- kung, stellt auch heute noch eine ernstzunehmende Erkrankung dar und kann mit einer erheblichen Morbiditfit und Mortalit~it einher- gehen 1,2. Die ersten Meldungen fiber die Anzahl Influenzaf~ille aus den verschiedenen Kantonen fin- den sich im ,,Sanitarisch-demo- graphischen Wochenbulletin No 1.

vom 16. Januar 1894". Die mei- sten Meldungen erfolgten qualita- tiv (viele, einzelne, einige) und nur selten wurden genaue Zahlen erw~ihnt. Von 1915 bis 1987 waren Influenzaerkrankungen der obliga- torischen Meldepflicht unterstellt. Bedingt durch ein bedeutendes ,,under-reporting" durch das Feh- len einer Falldefinition widerspie- gelten diese Meldungen aber nur

ungenagend die epidemiologische

Situation dieser Erkrankungen

und deren Bedeutung far die Be- v/51kerung (Abbildung 1). Ab 1974 mussten auch die Laboratorien, ne- ben anderen Erregern, auch solche grippeartige Erkrankungen reel- den. Man findet allerdings schon 1967 im Bulletin des Eidgen6ssi- schen Gesundheitsamtes Meldun- gen fiber zwei typisierte Influenza- B-Stfimme, die bei aus Jugoslawien kommenden Personen isoliert wur- den. Die Virusisolierung ermOg- licht bei lokalen Ausbrtichen fest- zustellen, ob es sich tats~ichlich um Influenza-Ausbrtiche handelte, und durch eine weitere Typisierung den genauen Virusstamm zu be- stimmen. Nach einer Piloterhe- bung im Kanton Bern yon 1984 bis 1986 wurde das Sentinella-System im Juni 1986 gesamtschweizerisch eingefiahrt und yon cla an die Grip- peaktivit~t systematisch erfasst 3. Dadurch konnte fdihzeitig der Be- ginn einer Grippewelle festgestellt sowie deren Verlauf und Ausmass beschrieben werden. Ab 1989 wur- de durch die Errichtung des Na- tionalen Zentrums ftir Influenza zus~itzlich die M6glichkeit geschaf- fen, systematisch aus Rachenab- strichen Influenza-Viren zu isolie- ren und zu typisieren. Dies erlaub- te eine optimale Oberwachung tier zirkulierenden Influenzast~imme in

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Soz.- Pr~ventivmed 1997 42 Suppf 2 : $ 8 8 - 5 9 1 O O 20 e- AZ O . ~ 15 W O O 10 0J g 5 r O LIJ 1900 1000 t'- 800 .c: o LU 600 o o O b o 400 _.e 200 "o O I-- 19180 I 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1990 Jahr --ErkrankungsfNle - - T0desfNle

Abbildung

1. Influenza in der Schweiz: Erkrankungsmeldungen der Arzte 1915-1987 (BAG) und Todesfalle (BFS) 1900-1995 pro 100000 Einwoh- net und Jahr.

der Schweiz sowie die Entdeckung eventueller Varianten, die durch die Impfst~imme nicht optimal abgedeckt wurden.

M e t h o d i k

E r k r a n k u n g s m e l d u n g e n

Das freiwillige Sentinella-Melde- kollektiv umfasst 150 bis 200 regel- m~ssig meldende Allgemeinprak- tiker, Allgemeininternisten und P~idiater, die nach einem geogra- phischen Raster und einer Ein- teilung in sozio-6konomische Re- gionen ausgewfihlt werden. Der Aufbau dieses Meldesystems ist andernorts detailliert beschrieben worden 4.

Bei Beginn der Erhebung 1984

wurde als Meldekriterium ffir

,,Grippale Infekte" eine ,,akute Erkrankung, ffir die eine Virus- ~itiologie angenommen wurde" definiert. Insbesondere durch die P~idiater wurden sehr viele banale Erkfiltungserkrankungen gemeldet. Ab der 40. Meldewoche 1986 kam daher die bis heute unverfinderte Definition ffir die Meldung von

Influenzaverdacht zur Anwen-

dung, was zu einer erheblichen

Verminderung der Meldungen

ft~hrte. Als Meldekriterium wurde die folgende Falldefinition ge- wfihlt: Erkrankung der Luftwege, Fieber fiber 38 ~ Myalgien oder

generalisierte Schmerzen, aus-

gepr~igtes Krankheits- und/oder Schw~chegeft~hl (eventuelI kombi- niert mit Fr6steln und /oder An- orexie), sowie fakultativ: Husten, Rhinitis oder Arthralgien. Die Mel- dungen erfolgen w6chentlich mit- tels Formularen und beinhalten die folgenden Variablen: Geburtsjahr, Geschlecht, Pneumonie und Hos- pitalisation, ab 1995 zus~itzlich Influenza-Todesfall.

I n z i d e n z r a t e n

Fiir die rohe Berechnung der In- zidenzraten der Meldungen von Influenzaverdacht ft~r die Jahre 1986 bis 1996 diente als Bezugs- g..rOsse der Anteil teilnehmender Arzte an der Gesamtheit der in der Datei der Foederatio Medicorum Helveticorum (FMH) registrierten Arzte der drei obengenannten Fachgebiete. Ftir die Auswertun- gen wurden nur diejenigen Arzte berficksichtigt, die in einem Erhe-

bungsjahr wfihrend mindestens 39 Wochen (75 % der Meldeperiode) teilgenommen hatten.

Resultate

Der zeitliche Verlauf der durch die Sentinella-J~rzte gemeldeten Patienten mit Influenzaverdacht sowie die Todesffille an Grippe und an Pneumonie als Hauptursache ist in Abbildung 2 dargestellt. Die Angaben zu den Todesf~illen we- gen Pneumonie und Influenza Nr die letzten Jahre sind wegen des Wechsels der internationalen stati- stischen Klassifikation der Krank- heiten von ICD-8 auf ICD-10 noch nicht verffigbar. Auffallend ist die deutlich erh6hte Zahl der Todes- f~ille w~ihrend der Grippewelle 1989/90. Seit 1986 wurden w~ihrend der Grippezeit (10 Wochen-Peak- Perioden) zwischen 2800 und 6600 Fglle yon Influenzaverdacht ge- meldet (1,9-4,3 F~ille pro Arzt und Woche). Dies entspricht durch- schnittlich 54% der jfihrlich gemel- deten F~ille. Auf die ganze Schweiz hochgerechnet ergibt dies grob gesch~itzt zwischen 100000 und 230000 Erkrankungsf~ille w~hrend der Hauptgrippezeit.

Die Altersverteilung zeigt in den zehn Erhebungsperioden jeweils ein fihnliches Bild: Wfihrend die tiber 60j~ihrigen zwischen 6.1% (1986/87) und 10.8% (1994) der Influenza-Verdachtspatienten aus- machten, sind die 0-19j~ihrigen mit 30-50% vertreten. Zwischen 13% (1996) und 19.5% (1987/88) der tiber 60j~ihrigen Patienten entwickelten eine Pneumonie. Bei den unter 20jfihrigen waren dies zwischen 1.5 % (1989/90) und 7.2 % (1994). Zwischen 1.6% und 2.7% der fiber 60jfihrigen und unter einem Prozent der 0-19jfihrigen mussten hospitalisiert werden. Die Altersverteilung und die H~iufig- keit von Pneumonien und Hospi- talisationen zeigten bezfiglich dem vorherrschenden Influenza-Typ re- spektive -Subtyp keine wesentli-

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Soz.- Pr~ver~tivmed. 1997', 42 Suppl 2!: $88-591

Influenza-Meldungen in % der Konsultationen Anzahl Todesf~lle

6 250 5 200 4 150 3 100 2 50 1 0 O 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 Year

--Influenzaverdacht ---Todesf~lle Influenza --Todesfg=lle Pneumonie

Abbildung

2. Wdchentliche Influenza-Me/dungen im Sentinel/a-System 1986-1997 und Anzahl TodesfJtle an Influenza und Pneumonie (BFS) 1986- 1994, g[eitondes 5-Wochen-MitteL

chen Unterschiede. Auf die ganze Schweiz hochgerechnet massten j~ihrlich durchschnittlich 1800 Pa- tienten wegen einer Grippe hospi- talisiert werden. Diese Zahl steht in recht guter Ubereinstimmung mit der aufgrund der medizini- schen Statistik VESKA (H +) ge- sch~itzten 1600 Hospitalisationen wegen Grippe und deren Kompli- kationen.

Grippesaison 1996/97

Die Meldungen van Influenzaver- dacht zeigten ab der 50. Woche 1996 einen recht steilen Anstieg, um nach dem Erreichen des Maxi- mums in der 1. Woche 1997 nur langsam abzufallen (Abbildung 3). Dieser Verlauf war im Vergleich zu den fraheren Jahren untypisch, wenn auch die Grippewelle nicht

% Konsultationen Anzahl Virusisolate

50 F % 40 30 2O I I I I I L I I I I I I I I I I I I I I I I I I I t I [ I t 40 42 44 46 48 50 52 2 4 6 8 10 12 14 16 18 Woche

mlnfluenzaverdacht mlnfluenza-A(H3N2) [EIInfluenza-B l~andereViren

Abbildung

3. Sentinella-Meldungen van Influenzaverdacht in Prozent der Konsultationen und Virusisolierungen dutch das Nationale Zentrum for Influenza 1996/97.

wesentlich l~inger dauerte. Dieser Verlauf l~isst sich damit erklaren, dass der Beginn der Epidemie vor- wiegend durch Influenza-A-Viren hervorgerufen wurde und in der Folge zunehmend auch Influenza- B-Viren zirkulierten (Abbildung 3). Van Woche 51/96 bis Woche 11/97 wurden insgesamt 10795 Grippepa- tienten gemeldet, was liar die ganze Schweiz die Zahl van rund 330000 ergibt. 54 Sentinella-Arzte sowie zwei Laboratorien beteiligten sich an der virologischen Influenzaaber- wachung durch das Nationale Zen- trum far Influenza. Diese sandten insgesamt 1140 Rachenabstriche ein. Van den 430 positiven Proben waren 287 (68 %) Influenza-A, 109 (25%) Influenza-B, der Rest ver- teilte sich auf andere Viren. 234 (81%) der Influenza-A-Viren wa- ten yam Subtyp A/H3N2, zwei vain Subtyp A/HIN1. Bei den tibrigen Influenza-A-Viren war eine weitere Subtypisierung nicht m6glich 5.

Schlussfolgerungen

Die zehnjfihrige Erhebung hat gezeigt, dass das Sentinella-System zusammen mit den Virusisolierun- gen durch das Nationale Zentrum far Influenza ein aussagekr~iftiges und wertvolles Instrument far die Influenza-Surveillance in der Schweiz darstellt. Es liefert zeitge- recht verl~issliche Daten zu den Influenzaerkrankungen, erlaubt das Auftreten, den Verlauf und die Art der Influenzaaktivit~it zu beschrei- ben und die vorherrschenden Influ- enza-St~mme zu bestimmen. Das Sentinella-Meldesystem erm6glicht die haupts~ichlich betroffenen A1- tersgruppen zu identifizieren und den Schweregrad der Erkrankun- gen zu verfolgen. Dadurch kann das Ausmass und die Bedeutung dieser Krankheit far das ganze Land abgesch~tzt werden. Das Sentinella-Meldesystem tr~igt da- mit wesentlich zur Erarbeitung van zielgerichteten und fundierten Praventionsmassnahmen bei.

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Soz.- Pr~venti:vmed. 1997; 42 Suppl 2! $88-$91

Influenza surveillance in Switzerland

The Swiss Sentinel Network (SSN) has monitored influenza activity in Switzerland since 1986. Between 2600 and 6600 cases of influenza-like- illness (ILl) are reported each influenza season by the 150-200 general practitioners, internists and paediatricians who voluntarily participate in the SSN. Based on these figures, there are an estimated 100000 to 230000 cases of ILl in Switzerland each year during the main influenza- season (10 week-peak-periods). Among patients over 60 years, t3 % to 20% developed pneumonia and 1.3 % to 2.7% had to be hospitatised. This represents an estimated t800 hospitalisations caused by influenza for the country as a whole each year. Based on data from the Swiss Medical Statistic VESKA (H+), there are an estimated 1600 hospitatisa- tions per year, confirming the estimation of the SSN. Collaboration with the Swiss National Center for Influenza allows identifications of circulat- ing influenza-strains and the determination of eventual deviations from the vaccine strains. The SSN has been a valuable surveillance tool during the last ten years and has provided useful data on the extent and im- portance of influenza in Switzerland. It therefore makes an important contribution to the elaboration of targeted and appropriate prevention measures against influenza.

: (pic de 10 Semaines) Se situe ehtre 100000 et 230 000 13 % ~ 20 % des }atients de ptus de 60ans O#t dOvelopp6 une pneumonie et 1 6 %

217%:

d e s i r e eUx ont d& Otre hospi'talisOs. # l o n nos estimations

(donnOes Sentinella), ta grippe est ~esponsable de 1800 hospitalisations pa~ annOe eft :Suisse; Ce ~hiffre s adCorde parfaitement bien avec les

estimatiohs de la ~tatistique m~dicale de la t)ESKA (H+) qui arrive a: I600

: ::hospitatisations par an:: :Lacollaborationavec le centre national; de la grippe perrnet a identifier les souches grippa!es circulantes et d Oven; tuefles modificationS paf rappoft aux Souches contenues dans les var con tre la grippe.]Duran~ Ces i O derni&es annOes, ]e systOme de dOclara: tion SentTnetia sent rOvOIO Otre un instrument, de surveillance trOs utile et trOs informatif pou~ Ovaluer ! Otendue e~ i importance d e la grippe danS notre pays It a contribuO largement # i'Olaboration de mesures de provention ciblOes et fondOes :

Literaturverzeichnis

1 Bundesamt ftir Gesundheit: Empfeh- lungen zur Grippepr~ivention, Bull BAG/OFSP 1996; Nr 38:Suppl XIII. 2 Egger M, Jennings S, Spuhler T, Zimmermann HP, Paccaud F, Sornaini B. Sterblichkeit w~ihrend Grippeepidemien in der Schweiz 1969-1985. Schweiz Med Wochen- schrift 1989; 119:434-439.

3 Gurmer E Zimmermann HP. Grip- pe/Influenzaverdacht. In: Das Sen- tinella-Meldesystem in der Schweiz: Ergebnisse des Erhebungsjahres Juni 1986 bis Mai 1987. Bundesamt ftir Gesundheitswesen, Bern 1987. 4 Matter HC, Cloetta J, Zimmermann

H. Das Meldesystem in der Schweiz am Beispiel des Pertussismonito- rings von 1991 bis 1993. Schweiz Rundsch Med Prax 1995; 84:690- 697.

5 Centre National de la Grippe et Laboratoire Central de Virologie, H6pital Cantonal Universitaire, Genbve, Annual Report 1996/97, Gen~ve 1997.

Korrespondenzadresse Dr. Jann Cloetta

Bundesamt fiJr Gesundheit Abteilung ftir Epidemiologie und Infektionskrankheiten

Impfprogramme und Sentinella CH-3003 Bern

Figure

Abbildung  1.  Influenza in der Schweiz:  Erkrankungsmeldungen der Arzte  1915-1987  (BAG) und  Todesfalle (BFS) 1900-1995 pro  100000 Einwoh-  net und Jahr
Abbildung  2.  Wdchentliche  Influenza-Me/dungen  im  Sentinel/a-System  1986-1997  und  Anzahl  TodesfJtle  an  Influenza  und  Pneumonie  (BFS)  1986-  1994, g[eitondes  5-Wochen-MitteL

Références

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