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Grundlagen zur Erarbeitung eines Konzepts für das Doktorat in Chemie: Zwischenbericht der Arbeitsgruppe des CSC (20.6.1988)

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Grundlagen zur Erarbeitung eines Konzepts für das Doktorat in Chemie: Zwischenbericht der Arbeitsgruppe des CSC (20.6.1988)

MULLER, Paul & Comité suisse de la chimie EMMENEGGER, F. (Collab.), et al.

Abstract

Der folgende Kommissionsbericht wurde fon einer Arbeitsgruppe des Schweizerischen Komitees für Chemie (CSC) unter der Leitung von Prof. Paul Müller (Université de Genève) Mitte 1988 nach intensiven Beratungen ausgearbeitet. Er stellt den "IST"-Zustand für das Doktorat in Chemie an Schweizerischen Hochschulen und Universitäten dar. Das CSC hofft, aufbauend auf den vorliegenden Unterlagen, in ähnlicher Art und Weise Empfehlungen für das Doktorat erarbeiten zu können, wie dies bei früheren Gelegenheiten für das Diplomstudium der Fall war.

MULLER, Paul & Comité suisse de la chimie, EMMENEGGER, F. (Collab.), et al . Grundlagen zur Erarbeitung eines Konzepts für das Doktorat in Chemie: Zwischenbericht der Arbeitsgruppe des CSC (20.6.1988). Chimia , 1989, vol. 43, p. 26-29

Available at:

http://archive-ouverte.unige.ch/unige:152723

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INFORMATION

C/1i111ia 43 ( 1989 J :!!i · :!9

,, ., Sc/i11·!'i:aiwlicr Cl1<'111ik<'r-Vcrha11d: !SSNIJIJIJ'J-./:!93

Mitteilungen des Schweizerischen Komitees für Chemie- Comite Suisse_de la Chimie (CSC)

Grundlagen zur Erarbeitung eines Konzepts für das Doktorat in Chemie

Zwischenbericht der Arbeitsgruppe des CSC (20.6.1988)

Der jii/gencle Ku111n1issirmshericlt1 11·1m/e uo11 einer Arlwi!.1gmppe cles Sc/111·ei:::eri.1·cltm Ko- 111i1ee.1·ji"ir Clte111ie ( CSC) 11n1er cler Leitung l'll/1 Pro( Pmil Miiller ( Universilr! cle Genh>e) A1ille 1988 nach inlrnsiuen Bera11111gen l/11sgearheilel. Er stellt den « /ST»-Z11.1·tancl.fi'ir dll.I' Doktorat in Chemie m1 Schll'ei:::erische11 Hochsch11/rn 11nd Unit>ersitiiten clllr.

Das CSC lwj/i. ill!fllllllencl llll/ rle11 vorliegenden Unrerfagen. in ii/111/icher Art und Weise Emp/'ehl1111gen .fi'ir das Doktorat ('rarhei1e11 :::11 kli1111en. ll'ie dies hei/riiherm Gelege11/ieifl'n ji'ir das Dip/on1.1·t1uli11111 der Fall ll'ar.

1. Ei11/eit1111g

Der Chemieunterricht an den schweize- rischen Hochschulen befindet sich in einem permanenten Anpassungsprozess, der durch die stetige Entwicklung der Chemie und der anderen wisscnschal"llid1rn Diszi- plinen notwendig ist. In der jüngeren Ver- gangenheit haben zwei vom CSC ins Leben gerufene Kommissionen ein Konzept flir das Chemiestudium bis zum Diplom ent- wickelt (Kommission Dahn. 1970: Cliin1i11 24 ( 1970) 160, und Kommission Wagnii:re.

f984; Cliimia 38 (1984) 328). welches von allen Hochschulen unter Berücksichtigung spezifischer lokaler Voraussetzungen ein- gerührt worden ist. Für das Doktorat be- steht kein derartiges Konzept. wenn auch

Anzahl

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Alexander von Zelell'sk I'

(Priisicle111 CSC) .

im Bericht Wagni~re einige Aspekte davon bereits erwiihnt sind.

Der Doktortitel ist ein Begriff, der eine erstaunliche Vielfalt von Bildungs- und Aushildungskonzerten umr;isst. Was für die cinen in einigen wenigen Monaten erle- digt werden kann, stellt rür andere die Krönung beinahe eines wissenschaftlichen Lebenswerkes dar. wozu Musse und Reife wesentliche Voraussetzungen sind. Das Doktorat in Chemie ist allcnl'alls mit dem- jenigen in Physik oder Biologie vergleich- bar. aber nicht mit dem Doktorat in Medi- zin oder mit einem an einer Sprach- oder Rechtswissenschaf'tlichen Fakultiit erwor- benen Titel. Andererseits zeigt der interna- tionale Austausch von Postdoktoranden,

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-

' ... _' DOKTORAT

100

1975 1985

Fig. I. Zahf cler Dokwrnte und Dipfome in Chemie {nach SGCI) .

C:lllMIA ../3(11.JlN) Nr 1 ~ iJ:inum h.~h111arJ 26 dass bei aller Verschiedenheit der Ausbil- dungsgiinge eine recht einheitliche Vorstel- lung über den Ausbildungsstand des rro- movierten Chemikers bestehen muss. ob- wohl darüber wenig bindende Vorschrilh~n

bestehen. Ob durch vermehrte Reglemen- tierung eine Verbesserung der Ausbildung erzielt werden könne. ist zumindest eine offene Frage.

Das CSC hat eine Arbcitsgrurpe beaur- tragt. ein Konzept l"ür das Doktorat auszu- arbeiten. Ein schwieriges Unterfangen.

wenn man bt:denkt. dass C1ber Ziel und ln- lwll dieses Titels so divergierende Auffas- sungen bestehen. Als ersten Schritt in die- ser Richtung hat die Kommission das Ma- terial zusammengetragen und gegliedert.

welches den bt-Zustand beschreibt. Durch Veröffentlichung dieser Unterlagen erhol"- rcn wir. eine breite Diskussion in Gang ZLI

setzen, die. l'alls ein Konsens erreicht wer- den kann, in Empfehlungen umgearbeitet werden.

2. Z"lil der Dok tornte

Wie aus Fig. 1 hervorgeht, werden in der Schweiz im Durchschnitt jiihrlich 140 Doktorate in der Chemie abgeschlossen (Statistik der SGC!). Die jiihrlichcn Schwankungen sind betriichtlich. und es liisst sich kaum ein signilikanter Trend her- auslesen, es sei denn eine Stabilisierung aur tiefem Niveau. Im gleichen Zeitraum ~ur­

den jiihrlich durchschnittlich 170 Dirlorne erteilt. Damit entspricht der Anteil der Doktorate 83 .5°/.,, ohne Berücksid1tigung von Abgiingcn und Zugiingcn an bzw. von ausliindischen Institutionen. Die aurge- führten Zahlen sind mit einer gewissen Vorsicht aufzunehmen. da je nach Institu- tion Doktorate in Biochemie teilweise der Chcmie, teilweise der Biologie zugeschla- gen werden. Da jedoch die Erfassung stets auf identische Weise vorgenommen wird.

dürrte sich diese Unsicherheit nicht aur den Trend auswirken.

Von den 1407 zwischen 1977 und 198(1 erteilten Doktoraten stammen 35.5'!/o von der Eidgenössischen Technischen Hoch- schule Zürich (ETHZ). Grosse Anteile weisen rcrner Bern ( 15.6 'Y.,) und Basel (12.4%) aur. Die Verteilung der Disserta- tionen auf die verschiedenen Institute wurde im Bericht Wagniere aufgrund der in der Cliimia publizierten Dissertationsti- tel untersucht (die Statistik wird heute nicht mehr geführt). Danach fielen zwi- schen 1972 und 198 l die Dissertationen in folgende Gebiete: Organische Chemie • 36 % ; Anorganische Chemie. 17 % ; Bio- chemie, 15 % ; Physikalische Chemie.

11 % ; Technische Chemie, 11 % ; Pharma- zie, 6 % ; Lebensmittelwissenschaften. 2 % ;

Materialwissenschaften, 1 %. Nach Anga- ben der Institute betriigt der Anteil der Hauptgebiete für die Jahre 1982- 1986: Or- ganische Chemie, 35%; Anorganische und Analytische Chemie, 18.5%; Biochemie.

15.8%; Physikalische Chemie. 14.8%:

Technische Chemie, 15.9%. Dic l'1brigcn Disziplinen konnten nicht erfasst werden.

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INFORMATION

Anzahl 499

,00

220

175

l

1

1l7 117 71

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94

12 . .f. 1 15.8 1

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1 35.51

Y.

0

BS BE FR GE LS NE ZH ETHL ErHZ Fig.2. Verteilung der Doktorate uon 1977-1986 au/die Institutionen (nach SGCI).

Semester

12

-

10 ~.35 ~

-

-

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8 ~ .--

8

4

2 t-

BS BE FR GE LS NE ZH ETHL ETHZ Fig. 3. Dauer der Dissertation in Semestern nach Hochschule (Periode 1982-1986).

Semester

10 . - -

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. . - "--- 8

6

4

2

AC BC

oc

PC TC

Fig. 4. Dauer der Dissertation nach Fachgehier. (AC, Anorganische und Analytische Che- mie ; BC, Biochemie; OC, Organische C/re111ie; PC, Physikalische Chemie; TC, Technische Chemie ).

C'H 1 M JA ~3 ( l 9K9J Nr. 1 2 JJ:inuar l'ohru.irl 27

3. Dauer der Dinertationen

Mit der Einführung des Chemiediploms hoffte man unter anderem, eine Kürzung des Studiums zu erzielen und ungeeignete Kandidaten verhiiltnismiissig l"rüh durch Zwischenprüfungen zu eliminieren. Dieses Ziel wurde bis zur Diplomstufe weitgehend erreicht. Ob sich damit die Gesamtstudien- zeit bis zum Doktorat ebenfalls verkürzt hat, muss bezweifelt werden. Leider ver- fügte die Kommission nur über ungenü- gendes Zahlenmaterial, das eine einge- hende Untersuchung der Periode 1960- 1970 gestaltet hätte. Trotzdem zeichnet sich ab, dass sich die Zeit bis zum Doktorat in den letzten 20 Jahren um mindestens l Jahr verlängert hat. Die Gesamtstudienzeit wurde durch die Einführung des Diploms kaum verkürzt, bestenfalls stabilisiert. Für sehr begabte Studenten hat die Einführung des Diploms eher zu einer Verlängerung geführt.

Die der Kommission zugänglichen Zah- len sind für die Jahre 1982-1986 in Fig. 3 und Fig. 4 zusammengefasst. Danach liegt der landesweite Durchschnitt heute bei 9.4 Semestern (4.7 Jahre) ab Diplom. Mit be- sonders kurzen Dissertationen fallen Basel und Bern auf, mit einem Durchschnitt von 7.3 ·bzw. 7.5 Semestern. Andererseits gibt es Institute, an denen die Dissertation und Promotion durchschnittlich 11 .8 und so- gar 12.9 Semester dauert. Nicht berück- sichtigt ist die Tatsache, dass Absolventen oft schon einige Zeit in der Industrie tiitig sind, bevor sie offiziell abschliessen.

Die Wahl des Fachgebiets beeinflusst die Dauer der Dissertation nur wenig, im Vergleich zur Wahl des StudienGrtes, und eine mittlere Dauer von über 4.5 Jahren scheint zur Regel geworden zu sein.

Die Gesamtdauer des Chemiestudiums (Diplom und Doktorat) beträgt im Durch- schnitt 19. 7 Semester, also gut l 0 Jahre. 1 n diesen Zahlen sind liingere Studienunter- brüche berücksichtigt. Damit ergibt sich ein mittleres Alter von 30.4 Jahren bei der Promotion (Zahlen von 1982-1986).

Dieser letztere, von der Kommission er- mittelte Wert stimmt mit demjenigen von 30.8, der aus den Erhebungen des Bundes- amtes für Statistik für das Jahr 1986 her- vorgeht, recht gut überein. Der Unter- schied erkliirt sich durch die verschiedenen Erhebungsperioden, sowie durch die Be- rücksichtigung von Studienunterbrüchen bei den Zahlen der Kommission. Die Un- terlagen des Bundcsumtes für Statistik er- geben ein Abschlussalter von 31.0 Jahren für Physik und von 31.5 Jahren in Biologie.

Es ist hier zu bemerken, dass diese Durch- schnittswerte in allen Disziplinen (Chemie, Physik und Biologie) eine überraschend grosse Zahl von Absolventen im Alter von 35-45 Jahren einschliessen (z. 8. 21 von 138 in Chemie), bei denen es sich oft um Spezialfälle handelt (z.B. zweiter Bildungs- weg). Nach diesen Erhebungen schliessen also Chemiker eher etwas jünger ab als Biologen und Physiker.

Zum Vergleich seien einige Zahlen aus dem Ausland angeführt: Der deutsche

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INFORMATION

Durchschnittschemiker braucht für sein Studium 19.4 Semester (13.6 Semester bis zum Diplom) und ist bei der Promotion nicht selten 30 Jahre und älter (Nachr.

Chl'111. T!!ch. Lah. 35 ( 1987) 1164; R. An- ger, Chemische Rundschau. 28. August ( 1987)). Das Diplom dauert liinger, dafür ist das Doktorat kürzer als bei uns. Die Verhiiltnisse in den USA liegen anders.

Amerikanische Quellen (Chrnr. Eng. Nl'H's, September 28 1987), p. 24) geben 6.4 Jahre zwischen B. S. und Ph. D. an ( 1985). ein gutes Jahr mehr als 1967. Zählt man dazu noch die 4 zum Erwerb des B. S. notwendi- gen Jahre hinzu, betrügt die Gesamtdauer ebenfalls etwa 10.5 Jahre. Es ist jedoch zu bedenken. dass in den USA die Unter- schiede zwischen den Hochschulen viel grösser sind als bei uns. Begabte Studenten benötigen für den B. S. nur drei Jahre und werden auch mit dem Doktorat in vier bis fünf Jahren fertig. Ausserdem erfolgt der Eintritt in die Hochschule früher als in der Schweiz, so dass auch bei gleicher Studien- dauer die Amerikaner rund 2 Jahre jünger abschliessen als ihre Schweizer Kollegen.

Die VerHingerung der Doktorarbeit, die, wenn sie auch nicht genau beziffert werden kann, doch im Grunde unbestritten ist, dürfte auf eine Kombination verschiedener Umstände und Tendenzen zurückzuführen sein, deren Bedeutung die Kommission nicht im einzelnen gewichten mag. Einer- seits sind die Anforderungen des Studiums eher gestiegen, während die Leistungsbe- reitschaft eher abnimmt. Die Arbeitszeit hat überall abgenommen, und dies musste, sogar bei gleichen Anforderungen, zu einer Verlängerung des Studiums führen. An- dere Gründe sind in Erwägung zu ziehen, wie z.B. die kleine Zahl der Doktoranden im allgemeinen (mangelnder Konkurrenz- druck), die Abwesenheit eines finanziellen Drucks zum raschen Abschliessen (Dok- torandenentschädigungen) usw., dürften aber nicht so leicht nachzuweisen sein.

Ein eindeutig identifizierbarer Faktor in der Verlängerung des Doktorats besteht im Aufwand der Betreuung der Praktika.

Von verschiedenen Instituten ist bekannt.

dass die als Assistenten eingesetzten Dok- toranden durch den Unterricht derart be- lastet werden, dass sie während dem Seme- ster effektiv keine Zeit für ihre Dissertation haben. Allerdings gibt es bis anhin keine direkte allgemeine Korrelation zwischen Assistententütigkeit und Dauer des Dok- torats.

4. Akademische Anforderungen

Im Zentrum des Doktorats steht die Dis- sertation. Allgemein wird vom Doktoran- den ein eigenstiindiger Beitrag zu einem

Forschungsproblem verlangt. Das Aus- mass dieses Beitrages liegt weitgehend im Ermessen des Doktorvaters, wenn auch bei der Beurteilung der Dissertationen Fach- kollegen, die z. T. aus auswiirtigen Institu- tionen stammen, beigezogen werden.

Ob das Abfas.sen einer Dissertation auch heute noch zeitgemiiss sei, wurde von der Kommission eingehend diskutiert und da- mit beantwortet, dass die Redaktion einen wesentlichen Bestandteil der Ausbildung darstelle. Es geht darum, die eigenen Re- sultate zusammenzufassen, zu werten und in einem Gesamtzusammenhang darzu- stellen. Dieser intellektuelle Prozess wird als wesentlich betrachtet und soll beibehal- ten werden.

Seit Jas Diplom oder eine dem Diplom als iiquivalent akzeptierte Ausbildung als Voraussetzung zur Zulassung zum Dokto- rat gilt, hat das Doktorexamen praktisch keinen selektionierenden Wert mehr. Das- selbe gilt für die in der Westschweiz übliche

«Soutenance de these». Die Doktoranden werden zwar überall angehalten, und an einigen Institutionen verpflichtet (z.B.

Nachdiplomstudium von minimal 8 Wo- chenstunden in Basel), auch wiihrend dem Doktorat Spezialvorlesungen zu belegen, doch kann man keinesfalls von einer struk- turierten Weiterbildung der Doktoranden sprechen, wie sie z.B. in den amerikani- schen «graduale programs» üblich ist. Ein Ansatz in dieser Richtung besteht im

«3eme cycle romand». doch ist bei diesem Programm der Leistungsnachweis wegen der stündig wechselnden Dozenten proble- matisch.

Der Schwerpunkt der Doktorandenaus- bildung liegt eindeutig auf der Forschung, wiihrend die theoretische Seite mit dem Di- plom formell weitgehend abgeschlossen ist. Dieses Modell führt rasch zu einem hohen Grad der Spezialisierung, die im Hinblick auf die Forschung notwendig und erwünscht ist, aber nicht unbedingt im Interesse der spüteren Karriere des Dokto- randen liegt. Ausserdem stellt sich die Frage, ob die Forschungstiitigkeit allein für die Ausbildung der Forscher auch in Zukunft genüge, oder ob sie durch ein Rahmenprogramm ergänzt werden solle.

Jedenfalls steht fest, dass besonders in der heutigen Zeit, in der sich die Wissenschaft so schnell wandelt. die permanente Weiter- bildung des Chemikers bereits nach dem Diplom einsetzen muss. Die üblichen Kol- loquienprogramme mit auswärtigen Refe- renten genügen dazu nicht, denn sie sind einerseits oft sehr spezialisiert, andererseits aber besonders für die jungen Doktoran- den zu anspruchsvoll.

5. Entscliüdig11ngen der Doktoranden Die Frage, ob. wie und in welchem Aus- mass das Doktorat zu finanzieren sei, wurde in letzter Zeit an verschiedenen Stel- len erörtert und hat zum Teil zu heftigen Diskussionen geführt. lm Prinzip stehen sich zwei Konzepte gegenüber: Der Dok- torand kann als Student betrachtet wer- den; sein Studium wird durch seine Fami- lie und, wenn nötig, durch Stipendien er- möglicht. Als Stipendiat hat der Dokto- rand keine Verpflichtung gegenüber der Institution, an der er studiert. Die Stipen- dien sind steuerfrei, und sie werden nicht

l'lllMIA .JJ(llJXlJl Nr l :! (J1Jnu:1r h.:hru;1r) 28

durch Sozialabzüge belastet. Es ist aber auch möglich, die Stellung des Doktoran- den entsprechend derjenigen eines Lehr- lings anzusehen, der wiihrend seiner Aus- bildung ein, wenn auch reduziertes, Saliir erhiilt. In diesem Falle ist der Doktorand nicht nur für seine Dienstleistung zugun- sten der Institution (Praktikumsaufsicht, Lehrtiitigkeit usw.) bezahlt, sondern auch für die im Rahmen seiner Dissertation aus- gel'ührte Forschung. Wie die folgende Auf- stellung zeigt, wird in der Schweiz prak- tisch überall ein gemischtes System be- nützt.

Der Überblick über die Finanzierung des Doktorats wird durch die Vielfalt der Finanzquellen. unterschiedliche kantonale Vorschriften (z. B. Annuitiiten bei den As- sistentensalüren) sowie Instituts- oder Gruppen-interne Regelungen stark er- schwert, wenn nicht sogar verunmöglicht.

Zurzeit sind ca. 650 Doktoranden in Che- mie eingeschrieben. Davon werden rund 100 iiber Industrie-finanzierte Projekte durch die Doktorviiter direkt entschädigt.

Diese sind in der folgenden Übersicht nicht berücksichtigt.

Die Dissertationen in der Chemie wer- den weitgehend durch die Hochschulen (über Assistentenstellen) und den Natio- nalfonds finanziert. Aufgrund des der Kommission zugiinglichen Zahlenmate- rials liegt der Beitrag der Hochschulen an der Gesamtsumme der Entschädigungen bei etwa 58 %. Der Nationalfonds finan- ziert 201:5 Stellen, was 23 % der finanziel- len Mittel entspricht. Dazu kommen die Stipendien der Chemischen Industrie (48).

die ungefiihr 3 % beitragen, während die restlichen 16% den oben erwiihnten, durch lndustriebeitriige direkt unterstützten Doktoraten entsprechen. Eine Abschii t- zung der Situation der Chemiedoktoran- den, die auf sehr weitgehenden Vereinfa- chungen beruht und nur grob orientieren- den Charakter haben kann, ist in Fig. 5 und Fig. 6 gezeigt. Die durchschnittliche Entschiidigung beträgt rund Fr. 31 000 im Jahr.

Dass die Entschiidigung der Doktoran- den ein eigentliches Politikum ist, geht un- ter anderem aus den recht unterschiedli- chen kantonalen Vorschriften hervor: In Zürich isl die maximale Entschiidigung der Doktoranden auf~/1 einer Assistentenstelle beschränkt, und zwar unabhängig von der Finanzquelle. ln Bern liegt die maximale Limite auf 50% einer Assistentenstelle.

Demgegenüber hat der Kanton Genf 50%

einer Assislentenstelle als Minimum für Doktoranden vorgeschrieben. Dies führt zu erheblichen regionalen Unterschieden der Doktorandenentschüdigungen (Fig. 5).

Die Industriezuschüsse sind als eigentli- che Stipendien im oben erwiihnten Sinne anerkannt. Die Entschiidigungen des Na- tionalfonds haben ebenfalls den Anschein von Stipendien, in bezug auf Steuern und Sozialabzüge sind\es aber Löhne. Im Prin- zip hat der vom FN bezahlte Doktorand ebenfalls keine Verpflichtung gegenüber der Universitiit. Würde dieser Grundsatz

(5)

INFORMATION

Anzahl

M.ttelwert 31.0 KFyJahr 200

100

< 10 10-20 20-30 30-40 40-50 )50 KFr

Fig. 5. En1schiidigung der Chemil:duk 1ora11dl:'11 ( 198 7) .

K Fr

. - - - 40

f - -

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31 . 0

30 ~ 1----

....--.---

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20 ~

10._

BS BE FR GE LS NE ZH ETHL ETHZ Fig. 6. Mittlere Entschädigung der Chemiedoktora11de11 ( 1987) in k Fr/Jahr.

konsequent eingehalten, müsste der Unter- richt an manchen Instituten zusammenbre- chen, oder die im Unterricht tätigen Dok- toranden könnten nicht doktorieren.

Bei den vom Staat besoldeten Assisten- ten bestehen Lehrvcrpllichtungen, deren Ausmass bis zu 50% der Tätigkeit im Jah- resmittel beträgt. Ursprünglich waren die Assistentengehiilter an konkrete Dienstlei- stungen gebunden. Vielerorts ist es aber heute üblich, die Finanzquellen einer Ar- beitsgruppe oder eines Instituts zu poolen, und sie zusammen mit den Lehrverpllich- tungen nach einem internen Schlüssel gleichmässig auf die Doktoranden zu ver- teilen, und zwar ohne Rücksicht auf die Herkunft der Finanzen. Da die Lehrver- ptlichtungcn der Institute und die Zahl der Assistenten nur teilweise gekoppelt und die finanzielle Situation der Gruppen durch

die Existenz von externen Mitteln unab- hängig sind, erkliiren sich die erwiihnten Schwankungen der Lchrverpnichtung der Assistenten leicht. Zweifellos \viderspricht dies dem Ziel eines glcichmiissig hohen Ausbildungsstandes der Doktoranden.

Im allgemeinen ist es heute möglich, un- abhängig vorn Elternhaus in Chemie zu doktorieren. Über die Höhe eines «gerech- ten>) Stipendiums oder «Salärs» der Che- miedoktoranden liisst sich beliebig lange diskutieren. Der Kommission sind keine detaillierten Unterlagen bekannt, welche Vergleiche mit der finanziellen Lage der Doktoranden in anderen Fachgebieten zu- lassen würden. Ob nun die Entschädigun- gen, die an die Doktoranden ausgerichtet werden, als Stipendien oder Saliire be- trachtet werden sollen. ist eine Frage, die durch die Realitiit weitgehend überholt ist.

29

ClllMIA.J3(19l\ll)Nr 1 :!(Januar Fe-hru<ir)

6. Sc/1/ussbemerkunKen

Die Aufgabe der Chemieinstitute an den Hochschulen besteht in der Gewährlei- stung einer qualitativ hochstehenden For- schungs- und Lehrtütigkeit. An beiden Aspekten sind die Doktoranden wesentlich beteiligt. Wenn auch die Kommission die Liinge der Studienzcil mit Besorgnis zur Kenntnis nimmt, kann sie sich der Tatsa- che nicht wrschlicssen, dass eine si1mili- kan1e Verkürzung unter Erhaltung d;s ~e­

genwii rtigen Niveaus nur mit entsprechen- den Anpass ungen des Umreldes erreicht werden kann.

Eine Möglichkeit der Verkürzung des Doktorats könnte darin bestehen, die Aus- bildung der Doktoranden von der Lehrtii- tigkeit und der eigentlichen Forn.:hung ab- zukoppeln. Dadurch würde sich die Aus- biklungszeit zweifellos reduzieren lassen.

Dieses Modell bedingt jedoch die Schaf- fung zusätzlicher Stellen, damit die betref- fenden Aufgaben anderswie übernommen werden können. Dass dabei die Doktoran- den nicht mehr voll in der Spitzenfor- schung integriert sind, stellt einen schwer- wiegenden Substanzverlust dar. Diese Überlegungen sollen lediglich die Zusam- menhiinge illustrieren und bedeuten in kei- ner Weise eine Empfehlung der Kommis- sion .

Die Kommission möchte durch Vert)f- fentlichung dieser Unterlagen eine breite Diskussion eröffnen, deren Ergebnisse ver- arbeitet werden und gegebenenfalls in ein überarbeitetes Konzept eintliessen sollen.

Aus der Sicht der Kommission ist die Fi- nanzierung des Doktorats ein Probkm.

das entsprechend unserer föderalistischen Struktur auf regionaler Ebene gelöst wer- den kann. Die Diskussion sollte sich daher auf Fragen der Zielsetzung, Ausbildung und Forschung konzentrieren sowie mit den Randbedingungen (Lehrbetrieb usw.) befassen. Die Kommission hofft auf Stel- lungnahmen aus den Hochschulen und aus Industrie und Verwaltung, von Einzelper- sonen und Gruppierungen (Verbände. Ar- beitsgruppen). Beitriige sind an den Priisi- denten der Kommission zu richten .

Verdank11nKen

Wir danken allen Kollegen und Amts- stellen, die uns bei dieser Untersuchung durch Vermittlung von Unterlagen behilf- lich waren, insbesondere dem Schweizeri- schen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschartlichen Forschung (Dr. J. B.

Weber), dem Bundesamt für Statistik (Herrn E. Rot/Jenbühler und Herrn E. Wis- ler) und dem Stipendienfonds der Chemi- schen Industrie (Frau M. Meier).

An der Kommissionsarbeit haben aktiv mitgewirkt: Prof. P. Müller, Priisidcnt, Ge- neve (Adresse: Departement de chimie or- ganique, Universite de Geneve, 30, quai E.

Ansermet, 121 l Geneve 4); Prof. F. E111- menegger. Fribourg; Prof. F. Gerson. Ba- sel; Prof. H. Hei111gart11er, Zürich; Prof. R.

Keese, Bern; Prof. P. Pi110. ETHZ; Prof./'.

l'regosi11. ETHZ; Pror. R. Tahacc/Ji. Neu- chiitel.

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