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Zusammenarbeit mit Partnern und Akteuren

Auf der städtischen Ebene

Der Bürgermeister von Parma, Pietro Vignali, beschrieb den Erfolg der Stadt bei der Entwicklung integrierter politischer Handlungskonzepte zur Lösung sektorübergreifender Probleme am Beispiel von Verkehr und Mobilität. Angeregt durch eine Basisbewegung zur Verringerung der Feinstaubbelastung habe die Stadt ihre Umwelt schutzmaßnahmen mit denjenigen anderer Sektoren wie Infrastruktur, Gesundheit, Mobilität und Verkehr verknüpft und Anreize zum Übergang zu guter Praxis eingeführt.

In der Folge seien 90 Kilometer Radwege gebaut und Elektrofahrräder eingeführt worden, und Parma sei in der Rangliste umweltfreundlicher Städte vom siebzehnten auf den zweiten Platz vorgerückt.

Auf der subnationalen Ebene

Schweden berichtete, in einer seiner Regionen sei aufgrund eines von oben nach unten gerichteten Ansatzes eine Reihe ausgefeilter epidemiologischer Untersuchungen durchgeführt worden, die jedoch für die Belange örtlicher Behörden als nutzlos eingestuft worden seien. Stattdessen habe man mit Kommunen die gemeinsame Ziel vorstellung der nachhaltigen Entwicklung in der Region formuliert und diese als Instrument zur Entwicklung eines Gesundheitsschutzkonzeptes genutzt. Die Nähe zu lokalen Akteuren und zur Bevölkerung habe einen konstruktiven Dialog auf der Grundlage eines gewissen Maßes an Vertrauen möglich gemacht. Auf dieser Basis sei die beträchtliche Menge an benötigten Informationen zusammengetragen worden, die sich nicht nur auf die Frage bezogen hätten, wie Gesundheit und Gesundheitsdeterminanten in der Bevölkerung verteilt seien, sondern auch auf die Gründe dieser Verteilung sowie auf die Frage, welche Entscheidungen getroffen werden müssten, um Ungleichheiten in Bezug auf Gesundheit und Umwelt zu verringern.

Zusätzlich zu einer formellen Struktur auf der lokalen und regionalen Ebene könnten die Regionen Mitglieder im WHO-Netzwerk „Regionen für Gesundheit“ werden, einem Verbund, der systematische Zusammenarbeit und Erfahrungs austausch ermögliche (25).

Auf der nationalen Ebene

Auf der nationalen Ebene müssten drei Hauptprobleme der sektorübergreifenden Zusammenarbeit mit Partnern und anderen maßgeblichen Akteuren bewältigt werden: So müsse zwischen den verschiedenen Ministerien Politik kohärenz hergestellt werden, unterschiedliche Ebenen von Regierung und Verwaltung müssten einge-bunden werden, und nichtstaatliche Organisationen müssten beteiligt werden. Um gleichberechtigte und gut funktionierende Partnerschaften zu gewährleisten, sei es wichtig, sich auf eine gemeinsame Sprache zu verständigen, den richtigen Qualifikationsmix der verschiedenen Akteure zu bestimmen und bestehende Strukturen zu wahren und nach Möglichkeit auch zu nutzen.

Der Bereich Ernährung und Bewegungsförderung biete ein gutes Beispiel für den in der Schweiz gefundenen Ansatz. Auf der Grundlage einer Reihe internationaler Instrumente und grundsatzpolitischer Dokumente – der von der Weltgesundheitsversammlung 2004 angenommenen Globalen Strategie zu Ernährung, Bewe-gung und Gesundheit (26), der Europäischen Charta der WHO zur Bekämpfung der Adipositas (27) und des Weiß buchs der Europäischen Kommission Ernährung, Übergewicht, Adipositas: Eine Strategie für Europa  (28) – sei in der Schweiz ein nationales Programm für Ernährung und Bewegungsförderung für den Zeit- raum 2008–2012 entwickelt worden. Es sei in einem partizipatorischen Prozess ausgearbeitet worden, der unter der Führung des Bundesamtes für Gesundheit und unter Beteiligung des Bundesamtes für Sport und der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz sowie von Vertretern der Kantone und der Wirtschaft und einer Allianz von nichtstaatlichen Organisationen und zahlreichen anderen Akteuren stattgefunden habe. Alle diese Akteure seien auch mit der Durchführung festgelegter Programmkomponenten betraut worden. Das Programm nutze eine Reihe von Ansätzen: Garantien für Lebensmittelsicherheit, wirtschaftliche Unterstützung für freiwillige Maßnahmen und Förderung von Eigenverantwortung bei verschiedenen Zielgruppen und in verschiedenen Bereichen. Das Bundesamt für Gesundheit betreibe ein Überwachungssystem in Bezug auf Ernährung und Bewegung und fördere Maßnahmen in Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft.

Auf der Ebene der Europäischen Union

Wenngleich in der Gründungsverordnung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Bedeutung einer wissenschaftsbasierten Politik sowie einer Trennung von Risikobewertung und Risiko manage-ment hervorgehoben würden, bedeute der resultierende zentrale Wert der Unabhängigkeit nicht Isolierung. Eine der zentralen Rollen der EFSA sei im Gegenteil die Koordinierung von Netzwerken von Spitzenwissenschaftlern und anderen Akteuren in der Nahrungsmittelkette.

Die EFSA müsse zunehmend Bewertungen umweltbedingter Risiken in ihre Arbeit aufnehmen und umfassende Antworten bereitstellen. Sie müsse dazu das gesamte ihr zur Verfügung stehende Spektrum an Fachwissen nutzen und arbeite deshalb mit nationalen Behörden für Lebensmittelsicherheit, Partnerinstitutionen der EU und entsprechenden internationalen Stellen zusammen. Mehr als 350 wissenschaftliche Organisationen stellten jedes Jahr Experten ab, um der EFSA dabei zu helfen, ihre Kapazitäten für die Durchführung von Risikobewertungen zu erweitern. Die EFSA unterhalte einen wichtigen Dialog mit der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission und mit maßgeblichen Organisationen; dies geschehe durch Organe wie eine beratende Arbeits-gruppe zu neu auftretenden Risiken und ein Forum zur Konsultation zwischen den Akteuren. Außerdem schlage sie die Einrichtung einer standardisierten EU-weiten Datenbank zum Nahrungsmittelkonsum vor. Die Kommunikations praxis der EFSA werde regelmäßig mit Eurobarometer-Umfragen zur Risikowahrnehmung in der Bevölkerung abgeglichen und entsprechend aktualisiert. Diese Aktivitäten unterstrichen die Notwendigkeit, ein breites Spektrum von Akteuren in den Schutz der Gesundheit der Bevölkerung einzubinden.

Von der globalen zur lokalen Ebene

Die Europäische Umweltagentur (EUA) konzentriere sich auf die Auswirkungen von Umweltfragen nicht nur auf Europa, sondern auf die ganze Welt. Der Zugang zu Informationen und Meldewesen sei ein schwieriges Thema, und die Daten müssten zeitnah, aktuell und zuverlässig sein. Aktuelle Datenströme belegten, dass die Weitergabe von Daten aufgrund des umständlichen Meldeverfahrens verlangsamt werde. Nach der Einführung des Gemeinsamen Umweltinformationssystems der EUA werde die elektronische Dateneingabe auch aufgrund des grenzüberschreitenden Charakters von Umweltfragen eine rascher verfügbare Informationsquelle bieten, was eine Senkung der Kosten und eine offene Form des Informationsaustauschs ermögliche. Die jüngst eingerichtete Plattform Eye on Earth biete aktuelle Informationen zur Luft- und Wasserqualität in Europa (29).

Alle Bürger könnten über SMS Beobachtungen der wahrgenommenen Luft- oder Badewasserqualität einreichen.

Die Initiative „Globale Überwachung von Umwelt und Sicherheit“ (GMES) biete eine Vor-Ort-Koordinierung von Dienstleistungen für die Beobachtung von Boden, Klima und Luft sowie Dienstleistungen für die Seeschifffahrt und Notdienste. Den Akteuren im Bereich Umwelt und Gesundheit eröffne sich durch die stärkere Nutzung dieser Dienstleistungen und die aktive Beteiligung daran eine echte Chance, eine größere Gruppe von Menschen zu erreichen.

Notwendigkeit verbesserter Partnerschaften

In einer Podiumsdiskussion stimmten die Teilnehmer darin überein, dass die Zusammenarbeit mit Partnern vielfältige Formen annehmen könne. Die Europäische Kommission habe eine Tradition, sich mit ihren Partnern nicht nur zu beraten, sondern gemeinsame Foren oder Plattformen mit ihnen einzurichten. Beispielsweise sei die EU-Aktionsplattform für Ernährung, Bewegung und Gesundheit ein gut strukturierter Mechanismus, um

Maßnahmen zu einer Reihe gemeinsamer Verpflichtungen zu ergreifen und die Durchführung anhand gemein-samer Indikatoren zu überwachen (30).

Die sektorübergreifende Zusammenarbeit sei im öffentlichen Sektor vielleicht schwieriger zu erreichen, wenn-gleich die wachsende Bedeutung der Zivilgesellschaft zu einer Annäherung der Akteure in diesem Bereich geführt habe. Im östlichen Teil der Europäischen Region der WHO sei es für die Länder jedoch einfacher ge-wesen, die ressortübergreifende Zusammenarbeit auf den Weg zu bringen oder aufrechtzuerhalten, während es schwieriger gewesen sei, Partnerschaften mit Organisationen der Zivilgesellschaft zu schmieden. Die Gewerk schafts bewegung biete den Regierungen eine gute Möglichkeit, über den Arbeitsplatz Menschen zu Hause zu erreichen. Um Initiativen wie die Bildung von Gleichaltrigen durch Gleichaltrige zu fördern, sollte ein sektorübergreifender Ansatz immer auch die Jugend einschließen. Den Regierungen komme auch die Aufgabe zu, den Rahmen zu sichern, in den die Akteure eingebunden werden könnten.

Mehr Daten und Informationen seien notwendig, um beispielsweise die Wahrnehmungen der Akteure im Bereich der Risikobewertung besser zu verstehen. Wenngleich viele Themen, wie der Nutzen körperlicher Bewegung (31) oder die schädliche Wirkung nächtlicher Lärmbelastung (32), bereits gründlich untersucht worden seien, könne mehr Transparenz und unabhängige Forschung die Grundlage für eine breitere Beteiligung der Öffentlichkeit an der Risikobewertung bilden. Auch wenn zwischen Wissenschaft zu Forschungszwecken und Wissenschaft als Grundlage für Entscheidungen unterschieden werden müsse, so seien doch beide erforderlich.

Die Bedeutung partnerschaftlicher Zusammenarbeit sei mittlerweile allgemein anerkannt. Nun sei es an der Zeit, aktiv zu werden und Ergebnisse anzustreben: Stärkung der Netzwerke unterschiedlicher Partner, auf kurze Sicht Zusammenarbeit mit bestehenden Strukturen sowie auf mittlere und lange Sicht Herbeiführung produktiver Veränderungen.

Die Rolle internationaler Finanzierungsmechanismen

Der Klimawandel sei eine große Herausforderung und eine Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, biete aber auch eine Chance. Um dieser Bedrohung entgegenzuwirken, bedürfe es struktureller Veränderungen.

Die für solche umweltbezogenen Veränderungen bereitgestellten Mittel eröffneten Chancen, indem sie den Über gang zu besseren Entwicklungspfaden finanzierten, etwa durch umweltfreundliche Technologien und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in einer umweltfreundlicheren Wirtschaft. Die Verwendung von Mitteln zur Bekämpfung des Klimawandels könne gleichzeitig der Gesundheit zugute kommen. Auf diese Weise könnten die Verknüpfungen zwischen Gesundheit, Umwelt und Jugend mit der Entwicklungsfinanzierung verbunden werden.

Die beiden wichtigsten Instrumente zur Bekämpfung des Klimawandels seien Klimaschutz – Verringerung von Treibhausgasemissionen – und Anpassung durch umweltfreundlichere Mechanismen. Ihre jährlichen Kosten würden jedoch auf 550 bzw. 86 Mrd. US-$ geschätzt, während die öffentliche Entwicklungshilfe (ODA) zur Finanzierung des Klimaschutzes auf 10 Mrd. US-$ begrenzt sei. Selbst für den Copenhagen Green Climate Fund, dessen Einrichtung 2009 auf der Klimakonferenz der Vereinten Nationen beschlossen worden sei, lägen kurzfristige Zusagen in Höhe von lediglich 30 Mrd. US-$ pro Jahr vor.

Deshalb müsse man sich um eine Finanzierung durch die Privatwirtschaft bemühen, wobei jedoch viele Länder, insbesondere im östlichen Teil der Europäischen Region, internationale Unterstützung benötigten.

Mehrere Hindernisse erschwerten den Zugang zu diesen Mitteln, beispielsweise fehlende Kapazitäten und fehlendes Personal in den Ländern, die niedrigen Beträge von den verschiedenen Finanzierungsorganen und Beschränkungen in Bezug auf die anspruchsberechtigten Länder. Es gebe vier Methoden, diese Finanzierungslücken zu überbrücken:

• Überwindung der Hindernisse für die Durchführung;

• Ausweitung bestehender Finanzierungsmechanismen;

• Erschließung neuer und innovativer Finanzierungsquellen;

• Schaffung von Kapazitäten zur Sicherung, Abschöpfung und Verwendung von Finanzmitteln für den Umwelt schutz.

Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) sei der größte Verteiler von Mitteln für Umwelt-belange. Die Organisation stelle Millionen US-Dollar an direkten Beihilfen und noch mehr durch Kofinanzierung zur Verfügung und sorge dafür, dass die meisten Umweltschutzprojekte ein Gesundheitselement umfassten. Die umwelt bezogenen Finanzierungsleistungen des UNDP seien jedoch bereits ebenso komplex wie abschreckend, und dies werde sich bei einer Erweiterung um neue Mechanismen noch steigern. Wer neue Finanzierungsquellen erschließen wolle, müsse deshalb intelligenter vorgehen. Für jeden US-Dollar, den die Vereinten Nationen zu-sagten, könnten 45 US-Dollar aus privaten Quellen beschafft werden.

Usbekistan sei ein Beispiel dafür, wie Mittel zur nachhaltigen Entwicklung eingesetzt werden können. Das Land sei in der Region führend im Emissionshandel und könne die höchsten ausländischen Investitionen in Projekte zur Emissionsminderung vorweisen; weltweit zähle es diesbezüglich zu den 20 führenden Ländern. Das UNDP habe 260 000 US-$ in Usbekistan investiert, und es sei ein Umweltinvestitionsprogramm zur Reinvestition der Erträge aus dem Verkauf von Emissionsgutschriften in soziale Projekte sowie Umweltschutz- und Entwicklungsprojekte eingerichtet worden. Auf diese Weise habe das Land durch anfänglich relativ geringe Ausgaben Zugang zu mehr Mitteln aus anderen Quellen erhalten. Das UNDP wolle gerne mit der WHO dabei zusammenarbeiten, solche Programme zu unterstützen und die Kapazitäten von Ländern zur Erschließung benötigter Mittel zu schaffen.

Erfahrungen mit Finanzierungsmechanismen

In einem Podium wurden die Erfahrungen der Mitglieder mit Finanzierungsmechanismen beschrieben. So berichtete Albanien, es führe mit Unterstützung der WHO und des UNDP sowie mit Mitteln aus Österreich, Italien und Deutschland mehrere Projekte gemäß dem CEHAPE und seinem eigenen NEHAP durch, vor allem im Bereich Wasser- und Luftqualität. Das Land habe die Rechtsgrundlage für die Verwendung von Mitteln aus dem Ausland vereinfachen müssen und würde jetzt gerne die unmittelbaren Auswirkungen der Projekte auf die Gesundheit der Bevölkerung evaluieren.

Tadschikistan verwende mehrere Quellen zur Finanzierung umweltbezogener Gesundheitsprojekte, die vom Umwelt- und vom Gesundheitsministerium vorgeschlagen worden seien. Diese Projekte hätten positive Aus wir-kun gen beispielsweise auf die Qualität des Trinkwassers und den Zugang dazu sowie auf die Inzidenz wasser-bedingter übertragbarer Krankheiten gehabt. Das Land habe über den Global Environment Fund von mehreren inter nationalen Organisationen und Finanzinstitutionen Mittel erhalten, um Maßnahmen zur Bekämpfung von Luftverschmutzung, Pestiziden in der Landwirtschaft und Klimaveränderungen zu ergreifen. Sein Hauptanliegen sei es, Defizite bei der Koordinierung und Programmüberschneidungen zu beseitigen.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) finanziere Forschungs-arbeiten und Projekte in Bezug auf übertragbare Krankheiten und Klimawandel in EU-Ländern sowie über die WHO auch in den anderen Teilen der Europäischen Region; es stelle die nachhaltige Finanzierung und nicht nur kurzfristige Unterstützung in den Vordergrund. Solche Investitionen seien sinnvoll, weil die finanziellen Konsequenzen der Vernachlässigung von Bedrohungen wie dem schweren akuten respiratorischen Syndrom (SARS) oder der Maul- und Klauenseuche die Kosten ihrer Bekämpfung bei weitem überstiegen. Zur Überwachung übertragbarer Krankheiten und der Bewegung von Vektoren, die in einer neuen geografischen Ausbreitung der von ihnen übertragenen Krankheiten resultieren könnten, seien ständige Surveillance-Maßnahmen notwendig.

Die OECD bemühe sich gemeinsam mit den Ländern, die Unterfinanzierung im Bereich Wasserwirtschaft umzu-kehren, die durch qualitativ minderwertiges Wasser bedingten Schäden zu minimieren und die Effizi enz in der Wasser nutzung zu maximieren. Zu den Alternativen zur Direktfinanzierung zählten staatliche Entwicklungshilfe, Abgaben (Verringerung der Zahl der Lecks), Verbrauchsgebühren (die sozioökonomische Auswirkungen haben) sowie Steuern und Subventionen. Die Länder könnten Entwicklungshilfemittel zur Anschubfinanzierung verwenden, wodurch sie Einsparungen erzielen könnten, die dann reinvestiert würden. Zuallererst müssten die Länder jedoch die Kapazitäten schaffen, mit denen sie sich die verfügbaren Mittel sichern könnten: Sie müssten wissen, wie Wissen und Daten gewonnen würden, einen Entwicklungsplan vorlegen und über Mittel verhandeln.

Zwei andere Teilnehmer trugen zur Diskussion bei. Einer wies darauf hin, dass die Europäische Kommission in den letzten Jahren viele umweltbezogene Gesundheitsprojekte finanziert habe, und bezeichnete die WHO und den Prozess Umwelt und Gesundheit als die wichtigsten treibenden Kräfte. Die Bevölkerung sei zunehmend informiert und besorgt über umweltbezogene Gesundheitsprobleme. Die Herausforderung bestehe darin, den Mittelfluss aufrechtzuerhalten, Gesundheitsfolgenabschätzungen durchzuführen und deren Ergebnisse an die politisch Verantwortlichen weiterzuleiten und die besten Vorschläge zu ermitteln und zu finanzieren. Auch wenn der Klimawandel ein starkes Motiv sei und immer mehr Mittel zu seiner Bekämpfung bereitgestellt würden,

so dürfe es doch nicht zugelassen werden, dass dafür Mittel von laufenden umweltbezogenen Gesundheits-projekten abgezogen werden.

Ein Teilnehmer nannte das Beispiel Serbien, wo Maßnahmen zur Beseitigung von Umweltschäden die Investition von Mitteln der Weltbank in ein energieeffizientes Krankenhaus in Belgrad umfassten. Es werde erwartet, dass die Kosten in den kommenden Jahren wieder hereingeholt würden, und dies sei ein hervorragendes Beispiel dafür, wie Krankenhäuser den neuen Trend anführen könnten, Volkswirtschaften umweltverträglicher zu machen.

Außerdem hätten die Beitrittsländer in Südosteuropa Anspruch auf EU-Mittel. Sie müssten wissen, wo sie diese beantragen könnten, und lernen, über Mittel zu verhandeln und sie in einer umweltverträglicheren Wirt-schaft auszugeben. Dies gewährleiste nicht nur die Rentabilität der Investitionen, sondern trage auch zum Umwelt schutz bei. Das zunehmende Wissen über den Nutzen solcher Projekte in der Bevölkerung könne in die Unterstützung politisch Verantwortlicher münden, die sie förderten.

World Health Youth Communication Network on Environment and Health:

Medienpreise

Zu den wichtigsten Akteuren in der Debatte im Bereich Umwelt und Gesundheit gehören die Massenmedien. Das World Health Youth (WHY) Communication Network on Environment and Health umfasst Journalisten zwischen 18 und 30 Jahren aus der gesamten Europäischen Region. Mit der Auslobung der WHY-Preise wurde das Ziel verfolgt, den Beitrag der Massenmedien zur Debatte über Umwelt und Gesundheit herauszustellen. Insgesamt wurden mehr als 40 Wettbewerbsbeiträge eingereicht, in denen ein für ein Land wichtiges umweltbezogenes Gesundheitsthema aufgegriffen, der Umgang des Landes mit dem Thema bewertet, Veränderungen im Lauf der Zeit dokumentiert und Beispiele seiner Auswirkungen auf die Bevölkerung beschrieben wurden. Die Bewerber mussten ihr journalistisches Talent in einem beliebigen Multimedia-Format beweisen, sich mit einem Thema aus dem Bereich Umwelt und Gesundheit befassen und dabei von ihren Redaktionen unterstützt werden.

Eines der Gründungsmitglieder des Netzwerks schilderte, wie wichtig es sei, unlautere Interessen hinter Artikeln aufzudecken, Nachrichten von Werbung zu trennen und zu lernen, zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden. Die Preisträger bekräftigten ihre Bereitschaft zur Teilnahme am Prozess Umwelt und Gesundheit als Partner, Akteure und Informationsquellen. Insgesamt wurden fünf Beiträge in der nachfolgenden Reihenfolge ausgezeichnet:

1. Amalgam in Zahnfüllungen und die Auswirkungen von Quecksilber auf die Umwelt in Dänemark

2. Die Auswirkungen von Klimaveränderungen wie Dürren, Waldbränden, Hitzewellen und Desertifikation in Spanien

3. Geringe Wasservorräte in der Ukraine 4. Eisenerztagebau in Armenien

5. Die Auswirkungen von Klimaveränderungen auf Niederschläge, Ernten und Nahrungsmittelversorgung in Usbekistan

Der Anstieg der Emissionen aus fossilen Energieträgern sowie der Hemisphärentemperatur werde durch wissen-schaftliche Erkenntnisse bestätigt. Die Modellierung von Klimawandelszenarien werde weiterentwickelt und zeichne ein Bild, das die Reaktionen von Experten für Gesundheit und Umwelt sowie von politischen Handlungs-konzepten prägen müsse. In den Szenarien werde ein signifikanter Temperaturanstieg mit signifikant weniger Niederschlägen prognostiziert, und die Länder müssten wo immer möglich Anpassung und den Klimaschutz vorantreiben, auch wenn sie die Anpassungswirkung nicht kannten und sich der Grenzen des Klimaschutzes nicht bewusst seien.

Gesundheitlicher Nutzen der Verringerung von Treibhausgasemissionen

Der Energieverbrauch der Haushalte, der Verkehr in Städten, der Nahrungsmittel- und Agrarsektor sowie die Stromerzeugung hätten hohe Treibhausgasemissionen zur Folge. Wie bereits erwähnt, sei eine Verringerung dieser Emissionen für Gesundheit wie Umwelt von Nutzen. Im Wohnungs- und Verkehrsbereich könnten durch Verhinderung von Energieverlusten, durch Effizienzsteigerungen bei mit fossilen Brennstoffen betriebenen Herden und durch mehr körperliche Bewegung vorzeitige Sterbefälle und Krankheit verhindert und Emissionen gesenkt werden. Tatsächlich seien bei den Emissionen enorme Reduzierungen notwendig; beispielsweise müsse das Vereinigte Königreich seine Emissionen bis 2020 um schätzungsweise 80% verringern, um wirkliche Veränderungen herbeizuführen.

Im Nahrungsmittel- und Agrarsektor entfielen 80% der Emissionen auf die Viehzucht. Allerdings sei fraglich, ob der Verbrauch von Produkten tierischer Herkunft reduziert werden könne, auch wenn im Vereinigten Königreich durch Verringerung des Verzehrs gesättigter Fette aus tierischen Quellen um 30% eine Senkung der Zahl der Sterbefälle aufgrund von Herzkrankheit um 15% möglich sei.

Die CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung müssten bis 2030 auf 50% ihres Werts von 2000 verringert werden, um wirkliche Veränderungen zu bewirken. Diese Verringerung werde auch mit einem Rückgang der akuten und chronischen Folgen der Luftverschmutzung für die Gesundheit, insbesondere durch Feinstaub, verbunden sein;

die tatsächlichen Auswirkungen dieses Rückgangs seien jedoch unklar.

Zusammenfassend lasse sich behaupten, dass kohlenstoffärmere Strategien Leben retten können. Diese Strategien müssten auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen geprüft werden. Der gesundheitliche Nebennutzen könne die Kosten des Klimaschutzes teilweise aufwiegen, und dies sollte den Finanzministerien deutlich gemacht werden. Die Gesundheitssysteme könnten sich an die Spitze dieser Initiative stellen, indem sie beispielsweise selbst kohlenstoffarme Konzepte beschlössen.