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ROBERT HJALMAR MELLIN..

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ROBERT HJALMAR MELLIN..

Am 5. April 1933 ist in Helsingfors Professor Hjalmar Mellin im Alter yon 78 Jahren gestorben. Er war lange Jahre Mitarbeiter und seit 1908 auch Redaktionsmitglied dieser Zeitschrift.

Mellin wurde im Kirchspiel Tyrn~v~ in der N~ihe von Ules am 19. Juni ]854 geboren. N~ch dem Besuch des Lyzeums in Tav~stehus wurde er 1875 Student, bestand 1880 das Examen fiir Kandidaten der Philosophie und wurde

1882 Doktor der Philosophie. In den Jahren 1881/82 studierte er an der Uni- versit~t Berlin, im Frfihjahrssemester 1884 an Stockholms HSgskola. In diesem Jahre wurde er auch zum ~lteren Lehrer der Mathematik am Polytechnischen I n s t i t u t in Helsingfors ernannt; als dieses 1908 in eine Technische Hochschule umgewandelt wurde, erhielt er eine Professur, die er bis zum Herbst ]926 inne- hatte, wo er in Ruhestand trat.

W~thrend seiner Studienzeit im Heimatlande wurde Mellin yon Mittag-Leffler, damals Professor an der Universit~t Helsingfors, in die Funktionentheorie ein- gefiihrt, vornehmlich in die Weierstrassschen Geistes. In Berlin konnte er Weier- strass selbst hSren; offenbar fasste er dabei den Gedanken zu seiner Doktor- arbeit (1881), in der er sich die Aufgabe stellte, eine Darstellung der Haupt- eigenschaften der algebraischen Funl~ionen auf rein Weierstrassscher Grundlage zu geben.

Mellin wandte sich dann zu Untersuchungen fiber die Gammafunktion, die sich wie ein roter Faden durch sein ganzes mathematisches Schaffen zieht.

Im Anschluss an Arbeiten yon Prym und Scheeffer stellte er gewisse neue Klas- sen transzendenter Funktionen auf, deren Eigenschaften mit denen der Gamma- funktion eng zusammenh{ingen, und widmete ihnen eingehende Untersuchungen.

In diesem Arbeiten bewegte er sich noch ganz im Rahmen der Weierstrassschen Funktionentheorie und benutzte als wichtigstes Hilfsmittel den Mittag-Leffler- schen Satz.

]--33617. Acta mathvmatica. 0~. Imprim6 le 3 novombre 1933.

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I I

Doch schon bei diesen Untersuchungen wurde seine Aufmerksamkeit auf den nahen Zusammenhang zwischen linearen Differential- und Differenzengleichun- gen geleukt. Diese Frage vollstiindig zu erSrtern, war das Ziel einer langen Reihe der folgenden Arbeiten Mellins. Dabei beeinflussten ihn zwei Arbeiten S. Pincherles aus den Jahren 1886 und 1888, und es scheint, dass er unter diesem Einfluss zur Einsicht kam, die wirksamsten Hilfsmittel fiir seine Untersuchungen seien in der Cauchyschen Funktionenthe0rie zu finden. Dies zeigt sich in fiber- zeugender Weise aus der umfassenden und grundlegenden Abhandlung >~Uber die fundament~le Wichtigkeit des Satzes yon Cauchy ffir die Theorien der Gamma- und der hypergeometrischen Funktionen>>.

Als Hauptresulta t dieser Untersuchungen ergab sich, dass jede hypergeo- metrische Differentialgleichung mithilfe der Gammafunktion vollst~ndig integriert werden kann; die allgemeine LSsung der Gleichung wird durch ein Integral der Form

I f F ( z ) x_~d z

L

dargestellt, wo

F(z)

eine aus I'-Produkten bzw. F-Quotienten gebildete Summe bedeutet und wo der Integrationsweg L passend zu w~hlen ist. Dieses Ergebnis liess sich auch auf gewisse lineare Systeme gewShnlicher oder partieller Diffe- rentialgleichungen erweitern.

Etwas sparer kam Mellin auf ein anderes ~llgemeines und in formaler Hinsicht besonders e l e g a n t e s Ergebnis. Im Anschluss an eine frfihere Arbeit v o n W. Heymann untersuchte er die Beziehungen zwischen den Wurzeln und den Koeffizienten einer ~lgebraischen Gleichung, und land, dass die Wurzeln einer beliebigen algebraischen Gleichung, sowie ihre Potenzen, mittels eines fiber Gammafunktionen erstreckten mehrfachen Integrals.dargestellt werden kSnnen, in dem die Koeffizienten der Gleichung in Potenzform als Parameter eingehen.

Zugleich ergaben sich ffir die Wurzeln sowohl mehrfache wie auch einfache Reihenentwicklungen sehr eleganter Gestalt.

Die Dirichletschen Reihen bildeten ein andres ttauptgebiet ffir Mellins Forschung. Er widmete der verallgemeinerten Riemannschen Funktion ~(s, w) eine griindliche Untersuchung und war de~ erste, der genauere Resultate fiber das asymptotische VerhaRen yon ihr und andren zetareihen im kritischen Strei- f e n erhielt. Auf Dirichletsche Reihen viel allgemeinerer Art stiess er in seinen Untersuchungen fiber die asymptotischen Eigenschaften unendlicher Produkte,

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I I I

woriiber er mehrere hervorragende Arbeiten geschrieben hat. Ist

II(x)

ein sog.

kanonisches Produkt vom Geschlechte p und mit den Nullstellen - - a l , - - a 2 , . . , so ergibt sich eine Formel folgenden Aussehens:

a+i~

I :7~ ~ d z "

2 ~ $ J S l n ~ Z

a ~ i 0 0

dabei bezeichnet

S(z)

die Dirichletsche Reihe

oo

I

Um das Verhalten yon H (x) im Unendlichen zu untersuchen, bedarf es einer Kennt- nis des Verhaltens tier Funktion

S(z)

ausserhalb des Konvergenzgebiets der Reihe.

Mellin wurde so darauf gefiihrt, die Frage nach der analytischen Fortsetzung Dirichletscher Reihen anzugreifen und stellte in dieser Richtung viele wichtige S~tze yon grosser Tragweite auf. hilt deren Hilfe erhielt er sowohl fiir unend- liche Produkte wie auch fiir Dirichletsche Reihen ebenso allgemeine wie genaue asymptotische Entwicklungen. Viele davon betreffen die wichtigsten zahlentheo- re~ischen Funktionen und deren summatorische Funktionen. Diese Untersuchun- gen Mellins sind yon andern Forschern mehrfach verwertet worden; trotzdem scheinen s i e aber noch heute nicht so allgemein bekannt zu sein, wie sie es verdienen.

In methodischer Hinsicht wird Mellins reiche wissenschaftliche Produl~ion durch einen allgemeinen Satz zusammengehalten, durch den er zeigen konnte, unter welchen Bedingungen zwei Funktionenklassen (F) und (@) zueinander in dem durch die Gleichungen

a + i ~

2 ~--i .F (z d z ,

c~

= f dx

0

angegebenen Reziprozit~tsverh~ltnis stehen. Auf reziproke Funktionen einer e~was undren Art war schon Fourier gestossen, und Cauchy hatte z~hlreiche

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I V

Anwendungen yon ihnen gemacht. Auch waren einige Spezialfiille der yon Mel- lin betraehteten reziproken Funktionen schon friiher bekannt gewesen, darunter als einfachstes Beispiel E x p o n e n t i a l - u n d Gammafunktion, zwischen denen die Beziehungen bestehen:

a + i ~

e-~ - ~ I ;r(z)x_~dz,

( a > o , ~t(x) > o)

. 2

r (z) = f e -~ x ~-i d x .

. 2 0

Aber Mellin war der erste, der diese Fragen einer allgemeinen funktionentheo- retischen Untersuchung unterzog und durch genaue Bedingungen die beiden reziproken Funktionenklassen abgrenzte.

Der genannte allgemeine Satz zeigt sich besonders fruchtbar in den ver- schiedenen Forschungsgebieten, wo Mellin sich beti~tigte. Vor allem wurde er unter Mellins H~nden zu einem geradezu idealen Hilfsmittel ffir die Erforschung asymptotischer Eigenschaften von Funktionen. Er wirft auch ein klares Licht fiber den Zusammenhang, der statthat zwischen den primitiven Transzendenten, der Gammafunktion, der Riemannschen Zetafunktion und ihrer Verallgemeinerung .~'(s, w), sowie gewissen in der analytischen Zahlentheorie und der Theorie der Modulfunktion auftretenden hSheren Transzendenten. Mellin konnte darum in der Einleitung einer seiner sp~teren Arbeiten mit vollem Rechte sagen: ))Die Theorie der reziproken Funktionen und Integrale ist ein zentrales Gebiet, welches manche andre Gebiete der Analysis miteinander verbindet)).

Mellin hat selbst in meisterhafter Weise die I-Iauptergebnisse seiner Unter- suchungen zusammengefasst, tells in der Abhandlung ))Grundzfige einer einheit- lichen Theorie der Gammai und der hypergeometrischen Funktionem), tells in einem Vortrage ~)Die Theorie der asymptotischen Reihen vom Standpunkte der Theorie der reziproken Funktionen und Integrale~), den er beim ffinften Skan- dinavischen Mathematikerkongress in Helsingfors hielt und der in den Verhand- lungen des Kongresses erschienen ist.

.

Verzeichnis yon Professor H j a l m a r 3lellins mathematisehen Arbeiten.

De algebraiska funktionerna af en oberoende variabel. 79 S. Doktorsdis- sertation. Helsingfors (1881).

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2. O m gammafunktionen, 20 S. O'fvers. Vet,-ak. Stockholm. /~rg. 40 (1883).

3. Ueber die transcendente Function Q(x)=F(x)--P(x). 2 S. Acta math. Bd. 2 (1883).

4. Eine Verallgemeinerung der Gleichung F ( I + x ) / 1 ( 1 ~ x ) = . z x 3 S. Acta

8 1 n 7 g x

math. Bd. 3 (1883)~

5. Ueber gewisse durch die Gammafunc~ion ausdriickbare .unendliche Producte.

3 S. Acta math. Bd. 3 (1883).

6. O m e n ny klass af transcendenta funktioner, hvilka ~ro ni~ra besl~gtade reed gammafunktionen. I, 33 S. Acta Soe. Scient. Fenn. Bd. 14 (1884); II, 44 S. Ibid. Bd. 15 (1884).

7. Om eft slag af oiindliga produkter, hvilka kunna best~mmas genom gamma- funktionen. 7 S. O'fvers. a f Finska Vet. Soc. fSrh. Bd. 26 (1884).

8. E n grupp af transcendenta funktioner, hvilk~, besitta egenskaper liknande den, som tillkommer det reciproka v~irdet af den o~ndliga produkten H ( ~ +qnx). 17 S. O)fvers. Vet..ak. Stockholm. Arg. 41 (1884).

q t ~ O

9. Zur Theorie der Gammafunction. 44 S. Acta math. Bd. 8 (1886).

10. Uber einen Zusammenhang zwischen gewlssen linearen Differential- und Differenzengleichungen~ : 30 S. A c t a math. Bd. 9 (1886).

11. Zur Theorie der linearen Differenzengleichungen erster Ordnung. 68 S, Aeta ma~h. Bd. 15 (1891).

12. Om definita integraler, hvflka f6r Obegr~insadt v~xande v~rden af vissa heL taliga parametrar hafca till gr~nser hypergeometriska funktioner af sErskilda ordningar. 39 S. Acta Soc. Scient. Fenn. Bd. 20 (1893).

13. (~ber die fundamentale Wichtigkeit des Satzes yon Cauchy fiir die Theorien der Gamma- und der hypergeometrischen Functionen. 115 S. Ibid. Bd. 20 (1895).

14. ~ b e r gewisse durch bestimmte Integrale vermittelte Beziehungen zwischen linearen Differentialgleichungen mi~ ra~ionalen Coefficienten. 57 S. Ibid, Bd. 21 (1896).

15. Zur Theorie zweier allgemeine r Klassen bestimmter Integrale. 75 S. Ibid, Bd. 22 (1896).

16. Uber hypergeometrische Reihen hSherer Ordnungen. 10 S. Ibid. Bd. 23 (1897).

17. iJlber eine Verallgemeinerung der Riemannschen Function ~'(s). 50 S. Ibid.

Ba. (1898).

18. Uber die Integration par~ieller linearer Differen~ialgleichungen durch viel=

fache Integrale. 22 S. Acta math. Bd. 22 (1898).

19. tiber die Integration simultaner linearer Differentialgleichungen dutch be- stimmte Integrale. 14 S. Acta math. Bd. 22 (1898).

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20. t3ber den Zusammenhang zwisehen den linearen Differential- und Differen- zengleichungen. 26 S. Acta math. Bd. 25 (1901).

21. Eine Formel ffir den Logarit, hmus transcendenter Functionen yon endliehem Geschlecht. 50 S. Acta Soc. Scient. ~'enn. Bd. 29 (1900). Eine verkfirzte Darstellung derselben Arbeit in Acta math. Bd. 25 (1901).

22. Di~ Dirichletschen Reihen, die zahlentheoretischen Funktionen und die un- endlichen Produkte yon endliehem Gesehleeht. 48 S. Acta Soc. Sdent. Fenn.

Bd. 31 (1902). Eine kiirzere D a r s t e l l u n g derselben Arbeit in Acta math.

Bd. 28 (1903).

23. Grundzfige einer einheitlichen Theorie der Gamma- und der hypergeome- trischen Funkfionen. 54 S. Annales Ac. Scient. Fenn. Ser. A. Bd. 1 (1909). Dasselbe etwas verkfirzt in Math. Annalen. Bd. 68(1910).

24. Zur Theorie der trinomisehen Gleiehungen. 32 S. Annales Ac. Scient. Fenn.

Ser. A. Bd. 7 (1915).

25. Ein allgemeiner Satz fiber algebraische Gleichungen. 44 S. Ibid. Bd. 7 (1915).

26. l~ber die Nullstellen der Zetafunktion. 18 S. Ibid. Bd. 10 (1917).

27. Ein Satz fiber Dirichletsche Reihen. 16 S. Ibid. Bd. 11 (1917).

28. Bemerkungen im Anschluss an den Beweis eines Satzes yon Hardy fiber die Zetafunktion. 17 S. Ibid. Bd. 11 (1917).

29. (~ber die Bestimmung der Klassenz~hl der quadratischen Formen. ' 8 S.

Ibid. "Bd. 16 (1920).

30. R6solution de l'6quation, alg6brique g6n6rale s l'aide de la fonction gamma.

3 S. C . R . Acad. Sciences, Paris. Bd. 172 (1921).

31. Die Theorie der asymptotischen Reihen yore Standpnnkte der Theorie der Reziproken Funktionen und Integrale. 108 S. Annales Ac. Scient. Fenn.

Set. A. Bd. 18 (1922).

32. Abriss einer allgemeinen und einheitlichen Theorie der asympt~otischen Reihen.

17 S. 5. Skand. math.-kongr. , Helsingfors (1922).

33. Anwendung einer aUgemeinen Methode zur Herleitung asymptotischer ' For- meln. 44 S. Annal. Ac. Scient. Fenn. Ser. A. Bd. 20 (1923).

34. tJber die analytische Fortsetzung yon Funktionen, welche durch gewisse allgemeine Dirichletsche Reihen definier~ sind. 60 S. Ibid. Bd. 20 (1923).

Hierzu kommen noch zehn Arbeiten, in denen Mellin vor allem der Rela- tivit~itstheorie auf rein logischem W e g e widerlegen will. Sie wurden 1925---1933 in den B~inden 24, 26, 28, 30, 34 und 37 yon Ser. A der Annales Academiae Scientiarum Fennicae verSffentlicht.

Ernst Lindelbf

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