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Die Berliner-Secession 1911

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Academic year: 2021

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Texte intégral

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TH. TH. HEINE—MÜNCHEN. »Die Schloßdame«

DIE BERLINER SECESSION 1911.

VON EWALD BENDER.

Ich setze bei den Lesern dieser Zeitschrift

voraus, daß ein jeder, was alles die

Zeitun-gen über die Krisen in der Secession, über ihre Zukunft und die Zusammensetzung des jetzigen

Vorstandes geschrieben haben, sich nach seinen

Kenntnissen und Erfahrungen schon längst

ge-deutet hat. Solange politische Fragen nicht an die letzten Dinge überhaupt rühren, sollte man ihre Erörterung der Tagespresse überlassen.

Das gilt auch von der Kunstpolitik. Es wird

gewiß einmal die Zeit kommen, da man der

Secession an den Fingern herrechnen kann,

daß sie ihre anspruchsvolle Rolle, „Kulturfaktor

Berlins" zu sein, mit jedem Jahr schlechter

ge-spielt hat. Doch wollte man jetzt schon den

Gründen nachgehen, so käme man irgendwann

an einen Punkt, wo nur das subjektive Ja oder Nein aus dem Labyrinth der Meinungen,

Wün-sche, Leidenschaften den Weg bahnen möchte.

Und damit würde man persönlich, politisch,

und also ein garstiger Mann. — Ich habe, so

oft ich noch über die jährlichen Ausstellungen der Secession schrieb, nachdrücklich betont,

wie ungerecht die steten Vorwürfe gegen ihr Gesamtbild dem Kenner der künstlerischen Produktion unserer Zeit erscheinen müssen.

Man hat immer mehr das Gefühl, als seien diese

Schimpfereien mit den Jahren Tradition

ge-worden, und der Weg der Secession in der

Presse müsse für alle Zeiten durch die Schul-meistereien der „soliden und unsnobistischen"

Kritiker gekennzeichnet werden. In Wahrheit

sieht man in den Räumen der Berliner

Seces-sion die besten Bilder, die in jedem Jahr in

Deutschland gemalt werden, man entdeckt zum

mindesten ein Talent, das der Reife

entgegen-geht; dafür darf sich ein Jeder über drei

Dut-zend unreife Schöpfungen entrüsten, die aber

selten unkünstlerisch sind, und dem

(2)

Die Berliner Secession ign.

HERMANN WESTPHAX— FRIEDENAU. >TEJN OG GUDJHEM«

Mittelgut zum Genuß bereit, wie in wenigen Ausstellungen. Genügt das nicht? — Ich

gebe mich zu den Kunstwerken selbst und be-ginne einmal mit anderen Namen, als der

Trini-tät Liebermann, Corinth, Slevogt. Mancher

wird überrascht und interessiert vor Max

Beckmanns „Gesellschaft" gestanden haben. Wer den Weg fand zu seiner „Kreuztragung", einer künstlerischen und im besonderen

kolo-ristischen Leistung noch höheren Ranges, wird sich auch gesagt haben, daß die Höhe des

Ni-veaus der diesjährigen Ausstellung nicht zum

wenigsten von den Werken dieses

außerordent-lichen Talentes mitbestimmt wird. In den

Bil-dern des noch nicht 28 jährigen Malers

offen-bart sich nicht nur so viel originale Kraft,

sondern auch selbstgeschaffenes Können, daß

sein Weg nunmehr ganz gesichert erscheint.

Wie ein tiefernstes Erlebnis und sehr ergreifend

wirkt seine kleine dunkle Landschaft.

Künst-lerisch ihm nahestehend und doch persönlich

ganz selbständig ist Waldemar Rösler.

Seinen beiden Landschaften aus der Umgebung

Berlins wüßte ich in ihrer Art nichts

Gleich-wertiges an die Seite zu setzen. Und sein

Figurenbild „Hagars Abschied von Abraham"

ist in der Stimmung so hoch gegriffen und

seelisch reif, daß eine gewisse Zähigkeit der

Farbe beim nächsten Anlauf dem

künstleri-schen Willen unterworfen sein wird. Von

Hans Meids Bildern ist der „Hausabbruch"

das reifere. „Simson und Dalila" zeigt ihn bei

ernster Arbeit, die aber noch nicht ganz Kunst

geworden ist. Von dem jungen und

kolo-ristisch sehr begabten Max Neumann kenne

ich reifere Sachen; aber die beiden Bilder, die

er diesmal ausstellt, sind interessant in der

Farbe und ein Versprechen. Von Hermann

Westphal und Wilhelm Giese sei je

eine schöne Landschaft hervorgehoben. Kurt

Tuchs große dekorative Komposition ist

einer-seits am Modell nicht ganz unbeschadet vor-beigekommen, andererseits sieht man einige

Stellen, die eine inhaltliche Motivierung der

Dekoration vermissen lassen. Seine kleine

Seelandschaft interessiert malerisch mehr. Die

„Gefangennahme Simsons" von Paul

Klein-schmidt verrät Talent für große Aktprobleme,

ist aber vor allem koloristisch nicht gelöst. Von

den beiden Bildern eines bisher unbekannten

jungen Malers, Felix Meseck, weiß ich bis

jetzt nicht mehr zu sagen, als daß entwicklungs-fähiges Talent vorhanden zu sein scheint.

Eben-falls wenig bekannt war bisher Bernhard

Schaum, dessen hier abgebildetes Gemälde

„An der Wendeflagge" in Farbe und Bewegung

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HANS

BALUSÜHBlv-BERLIN. »MITTAG«

(4)

Ewald Bender Berlin.

PROF. MAX UEBKRMANN-BRRLIN. kSBLBST-B1LDNIS«

interessiert. — Alle diese Arbeiten weisen in

die Zukunft und verdienen deshalb an die Spitze einer Besprechung gestellt zu werden. Von dem

Stamm der Secessionsmitglieder sind

Über-raschungen nicht zu erwarten. Das Niveau ist

in jedem Jahr ungefähr das gleiche. Von

Hüb-ner, Kardorff über B i s c h o f f - C u 1 m ,

Rhein, Breyer bis Pottner und

Brock-husen, von Weiß, Orlik, Walser, von

Baiuschek und Brandenburg mag die

eine oder andere Abbildung einen Begriff von

ihrer jüngsten Produktion vermitteln. Unter

den Münchnern interessieren die Arbeiten

von Th. Th. Heine , Tho mann , Oßwald,

Klemm. Das beste Bild Max Liebermanns

ist diesmal eine figürliche Komposition mit

Landschaft „Der barmherzige Samariter". Von

Corinths beiden Bildnissen des Professors

Eduard Meyer scheint mir das kleinere, das den Gelehrten in seiner Studierstube zeigt,

das malerisch gelungenere zu sein. Ein

bedeu-tender Wurf ist (bis auf den überflüssigen und störenden weiblichen Halbakt) das große und

in der Farbe prachtvolle Stilleben. Slevogt

beherrscht diesmal einen ganzen Raum. Ich hätte mir eine bessere Auswahl aus seinem Oeuvre denken können. Die meisten der im Saal vereinigten Bilder charakterisieren nur

eine Seite seines Könnens: das Virtuose. Das

beste sind die Szenen aus dem Leben und der

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Umgebung des Prinzregenten von Bayern;

da-neben ein paar kleine Landschaften. An Uhde

erinnert u. a. die „Modellpause". Ho dl er ist

diesmal weniger bedeutsam vertreten als sonst.

Ein früheres Bild, aus jener Zeit, als Puvis

de Chavannes ihn zur Wandmalerei führte,

er-weckt Interesse der „Dialogue intime". Zu

Trübners besten Stücken gehört eine kleine Landschaft. Hans Thoma sandte, wie üblich, zwei jüngere Arbeiten. — Von Daumier sieht

man einige hervorragende Gemälde.

Überwälti-gend ist der Eindruck des bedeutendsten der

Werke, der hier abgebildeten „Last"; von

einer einfachen Größe der Empfindung, die

man tief zu verehren bereit ist. Die Kunst der

jüngeren Franzosen, die diesmal

„Expressio-nisten" heißen, — man weiß nicht warum —

kann die Gemüter nicht erhitzen. Die stärksten

sind Puy und Picasso, deren Arbeiten einige

feine dekorative Reize aufweisen. — Unter

den wenigen Plastiken ragen hervor von Georg

Kolbe die „Tanzende" und das „Porträt

eines Chinesen", von Hall er eine weibliche

Figur, von Gaul eine stehende Ente, von

Minne ein Porträtkopf, von Engelmann die

„ Schlummernde ". — Eine Secessionsausstellung,

die die Höhe ihres Niveaus fast ausschließlich den eigenen Mitgliedern verdankt. Doppelt

er-freulich, da gerade die jungen Talente diesmal den Erfolg miterringen halfen, ewald bender.

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