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Droit européen: Suisse - Union européenne = Europarecht: Schweiz - Europäische Union

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Droit européen: Suisse - Union européenne = Europarecht: Schweiz - Europäische Union

KADDOUS, Christine, TOBLER, Christa

KADDOUS, Christine, TOBLER, Christa. Droit européen: Suisse - Union européenne =

Europarecht: Schweiz - Europäische Union. Swiss Review of International and European Law , 2011, vol. 21, no. 4, p. 743-780

Available at:

http://archive-ouverte.unige.ch/unige:44214

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Droit europ6en: Suisse - Union europ6enne Europarecht: Schweiz - Europ iische Union

von Christine Kaddous & Christa Tobler

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Inhaltsiibersicht/Table des matires 1. Gesetzgebung - fgislation

11. Neuere Entwicklungen in der Rechtsprechung: EuGH und Schweizerisches Bundes- gericht - D6veloppements r6cents de la jurisprudence: CJUE et Tribunal f6d6ral suisse A. Rechtsprechung des EuGH - Jurisprudence de la CJUE

1. Rechtsprechung zum bilateralen Recht - Jurisprudence relative au droit bilateral a) Graf und Engel

b) Schwemmer und Xhymshiti

2. Rechtsprechung zum EU-Recht - Jurisprudence relative au droit de l'UE a) Ruiz Zambrano

b) Kommission gegen Slowakei

3. Rechtsprechung zum EWR-Recht - Jurisprudence relative au droit de l'EEE B. Jurisprudence du Tribunal f6d6ral relative au droit bilat6ral - Rechtsprechung

des schweizerischen Bundesgerichtes zurn bilateralen Recht

1. Preuve de la nationalit6 d'un Etat membre de l'Union europ6enne 2. Regroupement familial

a) Regroupement familial <<ascendant>

b) Regroupement familial partiel c) Abus de droit

d) Extinction du motif de regroupement familial 3. Activit6 lucrative

4. Ordre public et s6curit6 publique

a) Menace actuelle A la scurit6 et A l'ordre publics b) Menace grave A la scurit6 et A l'ordre publics 5. Droit fiscal

6. Double instance de recours 7. S&urit6 sociale

a) Notion de travailleur d~tach6 au sens de l'article 14, paragraphe 1, du r~glement n0 1408/71

b) Champ d'application personnel et territorial de I'ALCP, de la Convention AELE et d'accords bilatraux

c) Rente d'orphelin suite A un accident non-professionnel

Christine Kaddous, Professeur A l'Universit& de Gen~ve. Chaire Jean Monnet. Directeur du Centre d'&tudes juridiques europ~ennes (<www.unige.ch/ceje>). La pr~sente chronique a &t& r&dig~e en collaboration avec Mihaela Nicola, MAS Lausanne, assistante au Centre d'&tudes juridiques europ~ennes de l'Universit& de Gen~ve, et, pour la partie consacr~e A la s&curit& sociale, avec Me Eric Maugu&, avocat A Gen&ve, sp&ialiste FSA en assurances et responsabilit& civile.

2 Christa Tobler, Professorin fir das Recht der europ~iischen Integration am Europainstitut der Univer- stit Basel (<www.europa.unibas.ch >) sowie am Europainstitut der Universitiit Leiden (<http://law.

leiden. edu/organisation/publiclawleuropainstitute/>).

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I. Gesetzgebung - Legislation

Das bereits bestehende bilaterale Recht hat sich auch im letzten Jahr inhaltlich weiterentwickelt. Anderungen von Abkommen, welche sich aufgrund von Be- schlfissen von Gemischten Ausschiissen ergeben, k6nnen der Website des Inte- grationsbiiros entnommen werden' Besonders bedeutsam ist der Beschluss des Gemischten Ausschusses vom 30. September 2011, die europfiische Richtlinie 2005/36/EG iiber die gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifikationen in den bilateralen Acquis zu iibernehmen. Hierdurch wird der Anhang III des Frei- ziigigkeitsabkommens gedindert. Die Richtlinie 2005/36/EG tritt an die Stelle einer Vielzahl von friiheren Richtlinien. Die Anpassung soll ab dem 1. Novem- ber 2011 provisorisch angewendet werden. Fr das formelle Inkrafttreten braucht es noch ein Bundesgesetz iiber das neue Meldeverfahren ffir die Erbrin- gung von Dienstleistungen.

Weiter trat eine Anzahl von neuen Abkommen in Kraft: am 1. Januar 2011 das Abkommen iiber Zollerleichterungen und Zollsicherheit von 2009 (es wurde seit dem 1. Juli 2009 vorliufig angewendet), am 1. Mdirz 2011 das Abkommen iiber Bildung, Berufsbildung und Jugend von 2010 und am 22. Juli 2011 das Abkommen mit der EU-Agentur Eurojust von 2008. Im Mai 2011 wurde ein neues Abkommen unterzeichnet, ndimlich das Abkommen iiber die gegenseitige Anerkennung von geschfitzten Ursprungsbezeichnungen sowie von geschiitz- ten geografischen Bezeichnungen im Agrar- und Lebensmittelbereich (GUB/

GGA-A). Es wurde dem Landwirtschaftsabkommen von 1999 als zw6lfter An- hang angeffigt und ist am 1. Dezember 2011 in Kraft getreten.

Im April 2011 wurde in der EU die Verordnung 1612/68/EWG iber die Freiziigigkeit der Arbeimehmer durch eine neue Version ersetzt (Verordnung 492/2011/EU). Bei der neuen Verordnung handelt es sich um eine Kodifikation der Anderungen, welche die Verordnung 1612/68/EG insbesondere durch die Annahme der Richtlinie 2004/38/EG (iiber das Recht der Unionsbiirger und ihrer Familienangeh6rigen, sich im Hoheitsgebiet der Mitgliedstaaten frei zu bewegen und aufzuhalten) erfahren hatte. Die Regelung im Freizfigigkeitsab- kommen entspricht der alten Verordnung in der alten Form.

3 Siehe <http://www.europa.admin.ch/dokumentation/00438/00465/index.html?lang de>.

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Droit europ~en: Suisse - Union europ~enne / Europarecht: Schweiz - Europdiische Union

II. Neuere Entwicklungen in der Rechtsprechung:

EuGH und Schweizerisches Bundesgericht

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Developpements recents de la jurisprudence:

CJUE et Tribunal federal suisse

A. Rechtsprechung des EuGH - Jurisprudence de la CJUE

In der Berichtsperiode erging eine Anzahl von Entscheidungen des EuGH, welche fir die Schweiz und das bilaterale Recht interessant sind. Im Folgenden wird eine Auswahl davon besprochen. Vorab ist weiter zu erwfhnen, dass die Schweiz gegen die Entscheidung des Gerichts am EuGH (damals noch

<<Gericht erster Instanz>>) im Luftldirmstreit mit Deutschland4 Berufung beim Gerichtshof eingelegt hat (Rs. C-547/10 P Schweiz gegen Kommission, hdingig).

Mit dem angefochtenen Urteil wurde die Klage der Schweiz gegen die im siid- deutschen Raum geltenden deutschen Lrmvorschriften abgewiesen. Mit der Berufungsklage beantragt die Schweiz die Authebung dieses Urteils, insbeson- dere wegen der ihrer Ansicht nach fehlerhaften Auslegung des einschligigen Rechts durch das Gericht.

1. Rechtsprechung zum bilateralen Recht - Jurisprudence relative au droit bilateral

Seit der letzten Berichterstattung sind drei Entscheide des EuGH zum bilate- ralen Recht ergangen. Alle betreffen den freien Personenverkehr, einer eine Diskriminierung wegen der Staatsangeh3rigkeit beim Marktzugang, zwei das Koordinationsrecht zu den nationalen Sozialversicherungssystemen.

a) Graf und Engel

Bei der Entscheidung in der Rechtssache Graf und Engel5 handelt es sich um Folgerechtsprechung zur friiheren Entscheidung Stamm und Hauser.6 Wie- derum geht es um einen Schweizer Bauern, der in Siiddeutschland von einem Deutschen Land pachten und grenziiberschreitend bebauen wollte, und der des-

4 Rs. T-319/05 Schweiz/Kommission, Urteil vom 9. September 2010, noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung ver6ffentlicht. Siehe hierzu unseren Bericht in 20 SZIER/RSDIE (2010), S. 607.

5 Rs. C-506/10 Rico Grafund Rudolf Engel/Landratsamt Waldshut, Urteil vom 6. Oktober 2011, noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung ver6ffentlicht. Siehe hierzu 20 SZIER/RSDIE (2010),

S. 605.

6 Rs. C-13/08 Erich Stamm und Anneliese Hauser, Slg. 2008, S. 1-11087; siehe hierzu 20 SZIER/

RSDIE (2010), S. 605.

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halb als selbstdindiger Grenzgdinger im Sinne des Freizigigkeitsabkommens (FZA) zu betrachten ist. Als solcher hat er nach Art. 15 Abs. 1 Anhang I FZA Anspruch auf Gleichbehandlung betreffend den Zugang zu einer selbstfindigen Erwerbstfitigkeit (Niederlassungsfreiheit). Deutsche Landwirte, die Aufsto- ckungsbedarf hatten, hatten ihr Interesse an der Pacht des fraglichen Grund- stiicks zum ortsiiblichen Pachtpreis angezeigt. Als das Land statt an sie an den mehr bietenden Schweizer Bauern verpachtet wurde, beanstandeten die Beh6r- den den Vertrag. Nach deutschem Recht ist dies dann m6glich, wenn die im deutschen Hoheitsgebiet von Schweizer Landwirten als Grenzginger erzeugten Produkte zur zollfreien Ausfuhr in die Schweiz bestimmt sind. Der Fall ge- langte zu einem deutschen Gericht, das sich mit der Frage, ob die deutsche Re- gelung mit dem FZA vereinbar sei, an den EuGH wandte.

Der EuGH stellt fest, dass bei einer solchen Konstellation keine unmittel- bare Diskriminierung wegen der Staatsangeh6rigkeit vorliegt. Wenn sich aber faktisch unter den in der Schweiz ansiissigen Grenzgdingern, die in Deutschland landwirtschaftliche Fliichen bewirtschaften, eine erheblich gr6ssere Zahl von Schweizer Staatsangeh6rigen als deutschen Staatsangeh6rigen findet, dann wirken sich die Voraussetzungen nach deutschem Recht hauptsichlich zum Nachteil der Schweizer Landwirte aus und fiihren deshalb prima facie zu einer mittelbaren Diskriminierung. Damit stellt sich die Frage nach der Rechtferti- gung. Die von den deutschen Beh6rden angefiihrte Wettbewerbsverzerrung (niimlich aufgrund der Tatsache, dass Schweizer Landwirte ffir in Deutschland erzeugte Produkte in der Schweiz wegen des h6heren Preisniveaus wesentlich mehr 16sen k6nnen als in Deutschland) stellt keinen Rechtfertigungsgrund nach Art. 5 Abs. 1 Anhang I FZA dar. Die deutschen Beh6rden berufen sich weiter auf die Raumplanung als Rechtfertigungsgrund der bffentlichem Ordnung nach Art. 5 Abs. 1 des Anhangs I FZA. Der EuGH flhrt dazu aus, dass diese <<ab- schliessend aufgefiihrten Griinde>> als Rechtfertigung fflr eine Ausnahme von den grundlegenden Regeln des Abkommens wie dem Grundsatz der Gleichbe- handlung angesichts des Kontexts des Abkommens und seinen Zielen eng aus- zulegen sind. Die Raumplanung kann zwar unter Umstfinden ein berechtigtes Ziel des Allgemeininteresses darstellen, doch gilt dies xunter keinen Umstfin- den> ffir Vorschriften der fraglichen Art. Ausserdem verletzen diese die Stillhal- teklausel von Art. 13 FZA.

Das Urteil bestfitigt, dass Diskriminierung wegen der Staatsangeh6rigkeit im Rahmen des FZA gleich wie im EU-Wirtschaftsrecht zwei Formen anneh- men kann, niimlich die der direkten (unmittelbaren) und die der indirekten (mit- telbaren) Diskriminierung. Dies hatte das Bundesgericht bereits im Fall I'rzte- stopp (BGE 130 1 26) festgehalten. Interessant ist die Subsumierung der Raumplanung unter die Rechtfertigungsgriinde nach Art. 5 Abs. 1 Anhang I FZA sowie die Aussage, dass es sich hier um eine abschliessende Liste handelt.

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Droit europen: Suisse - Union europenne / Europarecht: Schweiz - Europtiische Union

Im EU-Recht k6nnen indirekte Diskriminierungen (ebenso wie Beschrinkun- gen) Uber die ausdrficklich erwiihnten, spezifischen Rechtfertigungsgrinde hi- naus auch im weiten Sinne objektiv gerechtfertigt werden (offene Liste m6gli- cher Griinde). Bisher ist das Anliegen der Raumplanung im Zusammenhang mit Beschriinkungen des Grundstfickkaufs im Rahmen des EU-Rechts als All- gemeininteresse in diesem weiten Sinne eingestuft worden (z.B. Burtscher).' Die kiinftige Rechtsprechung wird zeigen mtissen, ob der EuGH mit seiner Be- griindung in Graf und Engel bezfiglich der Rechtfertigung einer indirekten Dis- kriminierung im bilateralen Recht einen anderen Ansatz verfolgen will als im entsprechenden EU-Recht. Aus systematischer Sicht sollte dies eigentlich nicht der Fall sein.

b) Schwemmer und Xhymshiti

Die Rechtssachen Schwemmer und Xhymshiti betreffen beide das Sozialver- sicherungsrecht (Anhang 11 zum FZA), fliiren aber wegen eines Unterschie- des im bilateralen Acquis im Vergleich zum EU-Recht zu verschiedenen Ergeb- nissen.

Im Fall Schwemmer geht urn bilaterales Sozialversicherungsrecht, das in den entscheidenden Punkten mit j enem der EU vergleichbar ist. Der Fall betrifft die Zahlung von Familienleistungen an eine Deutsche mit zwei Kindern, die in Deutschland geringfiigig erwerbstditig ist, weshalb ihre Tditigkeit von der Sozial- versicherung ausgenommen war. Sie zahlte freiwillige Sozialversicherungsleis- tungen. Der Vater der beiden Kinder, von dem Frau Schwemmer geschieden ist, arbeitet in der Schweiz. Er hatte dort keinen Antrag auf die Familienleistungen in H6he von umgerechnet 109,75 Euro je Kind gestellt, die ihm nach schweize- rischem Recht zustehen. Die deutsche Familienkasse setzte das Kindergeld le- diglich in H6he eines Teilbetrags fest, der dem Unterschied zwischen dem nach deutschem Recht vorgesehenen Kindergeld von 154 Euro und den Familienleis- tungen von 109,75 Euro entspricht, die dem Vater der Kinder in der Schweiz zustehen. Frau Schwemmer verlangte das gesamte deutsche Kindergeld und machte geltend, der Vater der Kinder habe allein deshalb keinen Antrag auf die im schweizerischen Recht vorgesehenen Familienleistungen gestellt, weil er ihr schaden wolle. Es stellte sich die Frage, ob in einem solche Fall die Verordnung 1408/71 zur Anwendung der Systeme der sozialen Sicherheit aufArbeitnehmer

7 Rs. C-213/04 Ewald Burtscher/Josef Stauderer, Slg. 2005, S. 1-10309. Hierzu etwa CHRISTA TOB- LER, Der Kaf von Ferienwohnungen nach EG-Recht und bilateralem Recht. Zur Entscheidung des EuGH in der Rs. C-213104 Ewald Burtscher - Josef Stauderer, Entscheidung vom 1. Dezember 2005, noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung vertffentlicht, Jusletter 3. Juli 2006.

Rs. C-16/09 Gudrun Schwemmer/Agentur fur Arbeit Villingen-Schwenningen - Familienkasse, Urteil vom 14. Oktober 2010, noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung verdffentlicht.

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und Selbstfindige sowie deren Familienangeh6rige, die innerhalb der Gemein- schaft zu- und abwandern, anwendbar ist. Der EuGH weist vorab darauf hin, dass die Verordnung 1408/71 aufgrund des FZA auch auf die Schweiz anwend- bar ist. Nach einer komplexen Analyse der sog. Anti-Kumulierungsvorschriften der Verordnung 1408/71 hilt der Gerichtshof fest, dass ein nicht von einer Ver- sicherung, Beschuiftigung oder selbstfindigen Thtigkeit abhdingiger Anspruch auf Leistungen nach dem Recht eines Mitgliedstaats, in dem ein Elternteil mit den Kindern, ftr die diese Leistungen gewdihrt werden, wohnt, nicht teilweise ausgesetzt werden darf, wenn der frifiere Ehegatte und andere Elternteil der Kinder gmndsditzlich einen Anspruch auf Familienleistungen nach den Rechts- vorschriften dieses Staates hat, diese faktisch aber nicht bezieht, weil er keinen entsprechenden Antrag gestellt hat.

Der Fall Xhymshiti9 betrifft eine albanische Staatsangeh6rige, die rechtmis- sig in Deutschland wohnt und Ehefrau eines kosovarischen Staatsangeh6rigen ist, der ebenfalls rechtmissig in Deutschland wohnt und in der Schweiz arbei- tet. Dort erhuilt er ftir seine Kinder, die beide die deutsche Staatsangeh6rigkeit haben, Kinderzulagen. Die Bundesagentur ftir Arbeit Familienkasse L6rrach (FKL) weigerte sich, Frau Xymshiti Kindergeld in H6he der Differenz zwi- schen den schweizerischen Kinderzulagen und dem deutschen Kindergeld zu zahlen. Dies fifirte zu einem Rechtsstreit mit Vorlage an den EuGH. Es stellte sich die Frage, ob in einem solchen Fall die Verpflichtung zur Zahlung auf- grund der bereits erwdhnten Verordnung 1408/71 besteht. Im EU-Recht dehnt die Verordnung 859/2003 die Bestimmungen der Verordnung 1408/71 auf Dritt- staatsangeh6rige aus, die aufgrund ihrer Staatsangeh6rigkeit nicht bereits unter diese Bestimmungen fallen. Voraussetzung daffir ist, dass der Drittstaatsange- h6rige einen rechtmissigen Wohnsitz in einem EU-Mitgliedstaat hat, und dass er sich nicht in einer Situation befindet, die mit keinem Element iber die Gren- zen eines Mitgliedstaats hinausweist. Letzteres ist insbesondere dann der Fall, wenn die Situation eines Drittstaatsangeh6rigen ausschliesslich Verbindungen zu einem Drittstaat und einem einzigen Mitgliedstaat aufweist. Der EuGH hilt fest, dass im Fall Xymshiti genau diese Situation vorliegt. Nun ist zwar die Schweiz aufgrund des FZA im Rahmen der Anwendung der Verordnung 1408/71 einem Mitgliedstaat der Union gleichzustellen. Allerdings bezieht sich dies nur auf die Verordnung in der im Abkommen genannten Fassung. Da das FZA auf die Anwendung der dort ausdrficklich angeffihrten Rechtsakte be- grenzt ist, beabsichtigt es keine Verweisung auf die Rechtsakte in ihrer aktuali- sierten Fassung. Selbst wenn die Verordnung 859/2003 als blosse Anderung der Verordnung 1408/71 anzusehen wire, k6nnte sie folglich nicht aufgrund des

9 Rs. C-247/09 Alketa Xhymshiti gegen Bundesagentur fur Arbeit/Familienkasse L6rrach, Urteil vom 18. November 2010, noch nicht in der SammIung der Rechtsprechung ver6ffentlicht.

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Droit europ~en: Suisse - Union europ~enne / Europarecht: Schweiz - Europdiische Union

Abkommens EU Schweiz angewandt werden. Diese dem Abkommen EU Schweiz zeitlich nachfolgende Verordnung kann daher nur infolge einer Ande- rung des Abkommens selbst in dieses Abkommen einbezogen werden. Diese ist aber hier nicht erfolgt, womit der Ausgleich nicht zu gewdhren ist. Ein Anspruch auf die verlangte Ausgleichszahlung kann auch nicht aufgrund der Tatsache geltend gemacht werden, dass die Kinder das Unionsbiirgerrecht besitzen.

Die beiden Fille illustrieren die Tatsache, dass das bilaterale Recht vom An- satz her statisch ist. Sie spiegeln grundsditzlich den Rechtsstand in der EU zurn Zeitpunkt ihrer Unterzeichnung wider. Weiterentwicklungen im EU-Recht k5n- nen zwar teilweise nachvollzogen werden, im Falle des FZA durch Anderungen der Anhfinge durch den Gemischten Ausschuss. Wo dies aber nicht erfolgt, ent- stehen inhaltliche Unterschiede zwischen dem EU-Recht und dem bilateralen Recht. In der EU gilt iibrigens seit dem 1. Mai 2010 die Verordnung 883/2004;

es ist geplant, dass sie Teil des bilateralen Acquis werden soll.

2. Rechtsprechung zum EU-Recht - Jurisprudence relative au droit de I'Union europeenne

Aus der breiten Palette der Rechtsprechung des EuGH sollen zwei Entscheide herausgegriffen werden, welche aus der Sicht der Schweiz besonders interes- sant sind. Der eine betrifft das Migrationsrecht (Aufenthaltsrecht), der andere den Schutz der Investition eines schweizerischen Unternehmens in der EU.

a) Ruiz Zambrano

In diesem Aufsehen erregenden Fall geht es um die Gewfihrung eines auf das Unionsrecht gestiitzten Aufenthaltsrechts fir ein minderjfihriges Kind im Ho- heitsgebiet des Mitgliedstaats, dessen Staatsbiirgerschaft es besitzt und die Frage, ob dieses Recht unabhfingig davon besteht, ob das Kind zuvor von sei- nem Freiziigigkeitsrecht Gebrauch gemacht hat.l" Der Fall ist ffir die Schweiz relevant, weil das bilaterale Freiziigigkeitsabkommen (FZA) dem EU-Recht nachgebildete Vorschriften zum Aufenthaltsrecht enthfilt. Allerdings hat sich seit dem Abschluss des Abkommens das einschlfigige EU-Recht weiterentwi- ckelt, sodass heute die Bestimmungen des FZA nicht mehr vollumfdinglich je- nen des EU-Rechts entsprechen.

Die Rechtssache betrifft eine kolumbianische Familie, welche in Belgien wohnt. Die belgischen Behrden verfiigten ihre Ausweisung aus Belgien, wobei sie die ihnen zugestellte Ausweisungsverfiigung wegen des in Kolumbien herr-

10 Rs. C-34/09 Gerardo Ruiz Zambrano/Office national de l'emploi (ONEm), Urteil vom 8. Mdrz 2011 (Grosse Kammer des Gerichtshofs), noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung ver6ffent- licht.

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schenden Biirgerkriegs mit einer Klausel versahen, wonach sie nicht nach Ko- lumbien abgeschoben werden durften. Spfitere Versuche der Familie, ihren Auf- enthalt zu regularisieren, missglfickten. Zwei der drei Kinder der Familie erlangten durch ihre Geburt die belgische Staatsangeh6rigkeit (das kolumbiani- sche Recht erkennt Kindem, die ausserhalb des kolumbianischen Hoheitsge- biets geboren werden, die kolumbianische Staatsbiirgerschaft nicht zu, sofern ihre Eltern dies nicht ausdrficklich beantragen). Der Vater der Familie war er- werbstditig, verffigte aber nicht iiber eine Arbeitserlaubnis. Als er seine Arbeit verlor, wurde ihm das Arbeitslosengeld verweigert, weil die Arbeitstage, wel- che er als Anwartschaftszeit ffir Arbeitslose seiner Altersgruppe geltend mache, nicht im Einklang mit den Rechtsvorschriften iiber den Aufenthalt von Auslin- dern und iiber die Beschfiftigung auslindischer Arbeitskrfifte geleistet worden seien. Herr Ruiz Zambrano machte demgegeniiber geltend, dass ihm ein Auf- enthaltsrecht unmittelbar aus dem EG-Vertrag (der Sachverhalt ereignete sich vor der Revision von Lissabon) zustehe, oder dass er zumindest iiber das abge- leitete Aufenthaltsrecht von Verwandten aufsteigender gerader Linie eines min- derjdihrigen Kindes, das Staatsangeh6riger eines Mitgliedstaats sei, verfiige, sodass er vom Erfordernis einer Arbeitserlaubnis befreit sei. Dies fiihrte zu ei- nem Ersuchen um eine Vorabentscheidung des EuGH.

Vor dem EuGH argumentierten verschiedene Regierungen von EU-Mit- gliedstaaten und die Kommission, dass eine Situation wie die des zweiten und des dritten Kindes von Herrn Ruiz Zambrano nicht unter die vom Unionsrecht gewdihrleistete Freizfigigkeit und Aufenthaltsfreiheit falle, da sie in dem Mit- gliedstaat wohnten, dessen Staatsangeh6rigkeit sie besfissen, und ihn niemals verlassen hfitten. Der EuGH hfilt vorab fest, dass die Richtlinie 2004/38 im vor- liegenden Fall nicht anwendbar ist. Sie gilt nur ffir Unionsbiirger, die sich in einen anderen als den Mitgliedstaat, dessen Staatsangeh6rigkeit sie besitzen, begeben oder sich dort aufhalten, sowie fir ihre Familienangeh6rigen. Der EuGH fifirt aber aus, dass Art. 20 AEUV iiber das Unionsbiirgerrecht nationa- len Massnahmen entgegensteht, die bewirken, dass den Unionsbiirgem der tat- sfichliche Genuss des Kembestands der Rechte, die ihnen der Unionsbiirgersta- tus verleiht, verwehrt wird. Eine derartige Auswirkung liegt vor, wenn einer einem Drittstaat angeh6renden Person in dem Mitgliedstaat des Wohnsitzes ihrer minderjdihrigen Kinder, die diesem Mitgliedstaat angeh6ren und denen sie Unterhalt gewfihrt, der Aufenthalt und eine Arbeitserlaubnis verweigert werden.

Eine solche Aufenthaltsverweigerung hat nfimlich zur Folge, dass die Kinder gezwungen sind, das Gebiet der Union zu verlassen, um ihre Eltem zu beglei- ten. Ebenso besteht die Gefahr, dass eine solche Person, wenn ihr keine Arbeits- erlaubnis erteilt wird, nicht iiber die ffir ihren Unterhalt und den ihrer Angeh6- rigen erforderlichen Mittel verffigt, was ebenfalls zur Folge hditte, dass ihre Kinder gezwungen wdiren, das Hoheitsgebiet der Union zu verlassen. Unter der-

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Droit europen: Suisse - Union europenne / Europarecht: Schweiz - Europtiische Union

artigen Umstfinden wire es den genannten Unionsbtirgern unm6glich, den Kernbestand der Rechte, die ihnen der Unionsbtirgerstatus verleiht, tatsiichlich in Anspruch zu nehmen.

Es stellt sich die Frage, ob diese Entscheidung auch for das bilaterale Recht relevant ist. Das Bundesgericht hat in seiner bisherigen Rechtsprechung bekanntlich die Datumsgrenze vom 1. Juni 1999 for die Massgeblichkeit der Rechtsprechung des EuGH fir die Auslegung des bilateralen Rechts nicht streng gehandhabt, gerade im Zusammenhang mit dem Aufenthaltsrecht.ll

Allerdings betrafen frihere Fille jeweils die Richtlinie 2004/38, welcher das bilaterale Recht jedenfalls teilweise entspricht. Das ist im Fall Ruiz Zambrano aber gerade nicht der Fall: Hier geht es um das Unionsbtirgerrecht als solches, zu welchem das FZA keine Entsprechung enthilt. Nach der hier vertretenen Auffassung ist daher davon auszugehen, dass die Auslegung des EU-Rechts in Ruiz Zambrano nicht auf das bilaterale Recht iibertragen werden kann.

b) Kommission gegen Slowakei

Die EU-Mitgliedstaaten sind nach der Richtlinie 2003/54/EG iiber gemeinsame Vorschriften fir den Elektrizitiitsbinnenmarkt verpflichtet, den nicht diskrimi- nierenden Zugang zu Ulbertragungsnetzen for Elektrizitiit sicherzustellen. Die Kommission warf der Slowakei im Vertragsverletzungsverfahren vor, dass sie gegen diese Verpflichtung verstossen habe, indem sie dem schweizerischen Un- ternehmen ATEL einen privilegierten Zugang zu einem Stromiibertragungsnetz gewiihrte.12 Den Hintergrund dazu bildet die Tatsache, dass im Jahr 1997 das schweizerische Unternehmen Aare-Tessin AG fir Elektrizitiit (ATEL) und die Slovensk6 elektrfime a.s. (Rechtsnachfolgerin: Slovenskf elektrizaenf preno- sov stistava a.s., SEPS) einen Vertrag zur Anerkennung eines Durchleitungs- rechts im Hochspannungsnetz der Slovensk6 elektrfme a.s. in der Slowakei geschlossen hatte. Die SEPS gewihrte der ATEL ein garantiertes Recht auf Ubertragung fir eine Kapazitiit von 300 MW zwischen Polen und Ungarn vom 1. Oktober 1998 bis 30. September 2014, iiber das ATEL frei verfigen konnte.

Das Transitrecht war die Gegenleistung fir die finanzielle Beteiligung der ATEL am Bau der relevanten Ubertragungsleitung (mehr als 50% der Baukos- ten). Den Hintergrund dazu wiederum bildete ein im Jahr 1990 zwischen der Schweiz und der damaligen Tschechischen und Slowakischen F6derativen Re- publik geschlossenes Abkommens iiber die F6rderung und den gegenseitigen

Schutz von Investitionen.

" Siehe hierzu 20 SZIER/RSDIE (2010), S. 609.

12 Rs. C-264/09 Kommission/Slowakei, Urteil vom 15. September 2011, noch nicht in der SammIung der Rechtsprechung ver6ffentlicht.

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In der Rechtssache stellten sich komplexe Fragen u.a. zum Vorliegen einer Diskriminierung und zur Europfiischen Energiecharta. Der EuGH ging darauf jedoch nicht ndiher ein, sondern konzentrierte sich auf Art. 307 Abs. 1 EG (nach der Revision von Lissabon Art. 351 Abs. 1 AEUV; das Verfahren war durch die Kommission vor dem Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon er6ffnet wor- den). Art. 351 AEUV stellt klar, dass die Anwendung der Vertrige nicht die Pflicht des betreffenden Mitgliedstaats berifirt, die Rechte von Drittlindern aus einer iilteren Ubereinkunft zu wahren und seine entsprechenden Verpflichtun- gen zu erfillen. Die Mitgliedstaaten sind jedoch verpflichtet, Unvereinbarkei- ten zwischen einer vor ihrem Beitritt geschlossenen Ubereinkunft und den Ver- trfigen zu beheben, was u.U. auch Kfindigung bedeuten kann, wenn hierdurch keine Rechte von Drittlindem verletzt werden. Nun enthilt das Investitionsab- kommen mit der Schweiz aber keine Kfindigungsklausel. Zudem schfitzt es In- vestitionen vor Eingriffen, was nicht nur unmittelbar oder mittelbar enteignende Massnahmen, sondern auch Massnahmen mit gleicher Wirkung wie eine Ent- eignung erfasst. Der Vertrag liisst sich deshalb ohne Verletzung von Rechten nicht kiindigen. Der Gerichtshof hilt deshalb fest, dass der ATEL gewfhrte vor- rangige Zugang als Investition angesehen werden kann, die durch das Abkom- men iber die F6rderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen ge- schiitzt ist und nach Art. 307 Abs. 1 EG durch den EG-Vertrag nicht berifirt werden kann. Unter diesen Umstfinden ist der ATEL gewfihrte vorrangige Zu- gang durch Art. 307 Abs. 1 EG geschtitzt, auch wenn er nicht mit der Richtlinie 2003/54 in Einklang stehen sollte.

3. Rechtsprechung zum EWR-Recht - Jurisprudence relative au droit de I'EEE

Der Fall projektart13 betrifft die Kapitalverkehrsfreiheit nach dem EWR-Recht.

Er soll hier kurz erwfhnt werden, weil darin ein Vergleich zwischen dem EWR- Recht und dem bilateralen Recht Schweiz-EU aufscheint. Es geht um die Rechtsvorschriften des Landes Vorarlberg ffir den Erwerb eines Zweitwohnsit- zes durch ausldindische Staatsangeh6rige. Der Kauf einer in Osterreich gelege- nen und vom Unternehmen projektart angebotenen Wohnung durch Frau Pepic und Herrn Hilbe (beide liechtensteinische Staatsangeh6rige) wurde nicht ge- stattet, weil die rechtlichen Voraussetzungen ffir den Kauf einer Zweitwohnung nicht erffillt waren. Der EuGH hilt fest, dass ein Sachverhalt dieser Art von Art. 40 EWRA iiber die Kapitalverkehrsfreiheit erfasst wird, der gleich wie die entsprechende Bestimmung des EU-Rechts (Art. 63 AEUV) auszulegen ist. In

13 Rs. C-476/10 projektart Errichtungsgesellschaft mbH, Eva Maria Pepic und Herbert Hilbe, Be- schluss vom 24. Juni 2011, noch nicht in der Sammlung der Rechtsprechung ver6ffentlicht.

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Droit europen: Suisse - Union europenne / Europarecht: Schweiz - Europtiische Union

diesem Zusammenhang fifirt der EuGH Folgendes aus: <<Eines der Hauptziele des EWR-Abkommens ist die m6glichst umfassende Verwirklichung der Frei- ziigigkeit und des freien Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs im ge- samten EWR, sodass der innerhalb des Unionsgebiets verwirklichte Binnen- markt auf die EFTA-Staaten ausgeweitet wird. [...] Der Gerichtshof hat ausserdem bereits entschieden, dass es dem Ziel einer einheitlichen Anwen- dung der Vorschriften iber den freien Kapitalverkehr innerhalb des EWR wi- derspriiche, wenn ein Staat wie die Republik Osterreich, die Vertragsstaat dieses am 1. Jinner 1994 in Kraft getretenen Abkommens ist, nach seinem Beitritt zur Union am 1. Jinner 1995 gestfitzt auf Art. 64 AEUV Rechtsvorschriften beibe- halten k6nnte, die diese Freiheit gegentiber einem anderen Vertragsstaat des Abkommens beschrdinken (vgl. Urteil Ospelt und Schl6ssle Weissenberg, Rn.

30). Insoweit sind die EFTA-Staaten, die Vertragsstaaten des EWR-Abkom- mens sind, ndimlich von anderen Staaten wie der Schweizerischen Eidgenossen- schaft zu unterscheiden, die das Vorhaben eines integrierten wirtschaftlichen Ganzen mit einem einheitlichen Markt, gestfitzt auf gemeinsame Regeln ffir seine Mitglieder, abgelehnt und es vorgezogen haben, in bestimmten Bereichen bilaterale Vereinbarungen mit der Union und ihren Mitgliedstaaten abzuschlie- ssen (vgl. Urteil vom 11. Februar 2010, Fokus Invest, C-541/08, noch nicht in der amtlichen Sammlung ver6ffentlicht, Rn. 27).>> Der EuGH betont damit, dass die Schweiz aus der Sicht des EU-Rechts als Drittstaat im eigentlichen

Sinne zu betrachten ist, was ffir die EWR/EFTA-Staaten nicht gilt.14

B. Jurisprudence du Tribunal f~dral relative au droit

bilateral - Rechtsprechung des schweizerischen Bundesgerichtes zum bilateralen Recht

La pr6sente partie porte sur des questions relatives A l'application de I'ALCP examin6es par le Tribunal f6d6ra115. Elle est divis6e en six sections: champ d'application de I'ALCP (1), regroupement familial (2), activit6 lucrative (3), ordre public et s6curit6 publique (4), droit fiscal (5) et double instance de re- cours (6).

14 Hierzu CARL BAUDENBACHER, Liechtensteiners Can Buy Secondary Homes in Austria, Because Liechtenstein is No Third Country, European Law Reporter 6/2011, 182-185.

15 La p&iode couverte s'&end du 1 aofit 2010 au 11 aofit 2011.

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1. Preuve de la nationalite d'un Etat membre de 'Union europeenne

Le Tribunal f~d~ral a exclu l'application de l'accord aux ressortissants d'Etats autres que les parties contractantes16. Un arret du 4 octobre 201017 a permis d'approfondir la question de savoir i quelles conditions un particulier pouvait invoquer la qualit6 de ressortissant d'un Etat membre de 'UE, afin de b~n~fi- cier des droits pr~vus par I'ALCP. En l'espbce, un ancien demandeur d'asile d~bout6, d'origine burundaise, avait obtenu sur la base d'une carte d'identit6 fran~aise, une autorisation de s~jour pour but lucratif, au titre de l'ALCP. Aprbs verifications op~r~es par les autorit~s fran~aises, il s'6tait av~r6 que le << certifi- cat de nationalit6 fran~aise >>, ainsi que 1'<< extrait d'acte de naissance >> produits par l'int~ress6 pour obtenir la carte d'identit6 fran~aise 6taient faux. A la de- mande du Consulat g~n~ral de France, les autorit~s suisses avaient remis aux autorit~s fran~aises la carte d'identit6 et le passeport du requ~rant en vue de leur annulation et avaient r~voqu6 l'autorisation de s~jour de celui-ci.

Le requ~rant avait tent6 de convaincre le Tribunal f~d~ral que la decision des autorit~s fran~aises contredisait les fondements juridiques d'un Etat de droit, de sorte que ladite decision ne pouvait b~n~ficier d'une reconnaissance en Suisse au regard de l'article 27, alin~a 1, de la LDIPi s. Dans cet arret, le Tribunal f~d6- ral a soulign6 que l'int~ress6 ne saurait se pr~valoir d'un statut juridique acquis frauduleusement afin d'obtenir la protection de droit.

Afin de determiner si le requ~rant pouvait invoquer un droit de sejour au titre de I'ALCP, le Tribunal f6d~ral a examin6 les conditions relatives / la preuve que les b~n~ficiaires de la libre circulation vis~s par cet accord devaient appor- ter quant / leur nationalit6. I1 a rappel6 cet 6gard que l'article 1, paragraphe 1, de l'annexe 1, de I'ALCP subordonne l'admission des ressortissants des parties contractantes sur le territoire des autres parties contractantes / la presentation d'une carte d'identit6 ou d'un passeport en cours de validit6. Dans sa jurispru- dence relative / la libre circulation des personnes19, la Cour dejustice de l'Union europ~enne avait relativis6 cette exigence, en interdisant / un Etat membre de refuser l'entr~e sur son territoire d'un ressortissant d'un Etat membre de 'UE ou des membres de sa famille, lorsque les int~ress~s 6taient en mesure de prou- ver leur identit6 par d'autres moyens admissibles / l'6gard des nationaux dudit

16 Voir Ai ce sujet CHRISTINE KADDOUS/CHRISTA TOBLER, Droit europden: Suisse - Union europdenne/

Europarecht: Schweiz -Europdiische Union, 19 SZIER/RSDIE (2009), p. 511 et lajurisprudence y cit~e.

17 Arret 2C_209/2010, du 4 octobre 2010.

is Loi f~d&rale sur le droit international priv& (LDIP), du 18 d~cembre 1987, RS 291.

19 CJCE, arret MRAX, du 25 juillet 2002, aff. C-459/99, Rec. 2002, p. 1-6591; CJCE, Oulane, aff.

C-215/03, Rec. 2005, p. 1-1215.

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Droit europ6en: Suisse - Union europ6enne/Europarecht: Schweiz - Europdiische Union

Etat membre. En l'espbce, le requ6rant n'avait pas W en mesure de pr6senter une piece de 16gitimation valable et reconnue par le droit suisse. Dbs lors, le Tribunal f6d6ral a admis une pr6somption de non-existence d'une telle nationa- lit6, ce qui excluait le requ6rant du champ d'application personnel de I'ALCP, de sorte que celui-ci ne pouvait pr6tendre au b6n6fice des droits conf6r6s par l'accord.

2. Regroupement familial

La jurisprudence rendue par le Tribunal f6d6ral porte sur diff6rents aspects du regroupement: regroupement familial << ascendant >> (a), regroupement fami- lial partiel (b), abus de droit (c) et extinction du motif de regroupement fami- lial (d).

a) Regroupement familial << ascendant >>

Dans un arret du 15 novembre 201020, le Tribunal f6d6ral s'est inspir6 de la ju- risprudence rendue par la Cour de justice de l'Union europ6enne, d6velopp6e i

partir de l'arret Chen 2 1, en retenant que le parent qui a la garde d'un enfant res- sortissant d'un Etat membre de 'UE pouvait pr6tendre i un droit de sejour en Suisse, lorsque ledit enfant y b6n6ficiait d'un droit de s6j our au titre de I'ALCP.

Jusqu'ici, la r6f6rence i l'arrt Chen 6tait faite en lien avec loriginev des moyens financiers dont devait disposer un ressortissant d'un Etat membre de 'UE pour b6n6ficier d'un droit de s6jour au titre de l'article 24, paragraphe 1, let. a), de l'annexe I, de I'ALCP2 2. S'agissant de l'application de cette disposi- tion aux fins du regroupement du parent auprbs de son enfant, la jurisprudence du Tribunal f6d6ral n'6tait pas d6finitivement 6tablie23.

Le litige au principal avait trait au refus par l'Office f6d6ral des migrations de l'octroi d'une autorisation de s6jour une ressortissante br6silienne afin qu'elle vive, en Suisse, auprbs de son enfant issu d'une relation avec un ressor- tissant portugais. Dans la mesure oP l'enfant, qui avait la nationalit6 portugaise, pouvait b6n6ficier d'un droit de s6jour propre au titre des dispositions de I'ALCP, la requ6rante avait estim6 qu'un droit de s6jour devait lui 6tre reconnu sur le fondement du meme accord aux fins du regroupement familial.

21 Arret 2C_547/2010, du 15 novembre 2010.

21 CJCE, arret Zhu et Chen, du 19 octobre 2004, aff. C-200/02, Rec. 2004, p. 1-9925.

22 Sur la question de l'origine des moyens financiers suffisants, au sens de l'article 24, paragraphe 1, let. a), de l'annexe I, de I'ALCP, voir CHRISTINE KADDOUS/CHRISTA TOBLER, Droit europden:

Suisse - Union europdenne/Europarecht: Schweiz- Europiische Union, 19 SZIER/RSDIE (2009), p. 5 1 8.

23 Si ce point, voir CLAUDIA FRICK/MAGALIE GAFNER, Droits des enfants suisses et europdens t l'&ablissement et t la libre circulation, Plaidoyer 3/2011, p. 39.

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Le Tribunal f6d6ral a v6rifi6 si l'enfant pouvait b6n6ficier d'un droit de s6- jour en application des articles 6 et 24 de I'ALCP relatifs au droit de s6jour des non-actifs. I1 a rappel6 que la reconnaissance d'un droit de s6j our est subordonn6e i l'existence de ressources suffisantes, afin d'6viter que l'int6ress6 ne devienne une charge pour le systbme d'assistance sociale de l'Etat d'accueil, ainsi que d'une assurance maladie complte dans ce meme Etat24 et que les moyens fi- nanciers n6cessaires sont r6put6s suffisants s'ils d6passent le montant en-des- sous duquel les nationaux, eu 6gard i leur situation personnelle, peuvent pr6ten- dre i des prestations d'assistance25. En l'espbce, la question 6tait de savoir si la condition relative i l'existence de ressources suffisantes pr6vue i l'article 24, paragraphe 1, de l'annexe I, de I'ALCP 6tait remplie. En s'appuyant sur sa jurisprudence en la matibre2 6, le Tribunal f6d6ral a soulign6 que dans l'optique de l'article 24, paragraphe 2, de l'annexe I, de I'ALCP et s'agissant de la prove- nance des moyens financiers suffisants, il importait peu que l'int6ress6 dispose lui-m~me de tels moyens ou qu'il se pr6vale des ressources d'un membre de la famille qui l'accompagne. Compte tenu du fait qu'en l'espbce la pension ali- mentaire mensuelle d'un montant de CHF 500.-, dont l'enfant 6tait b6n6ficiaire, ne pouvait avoir un caractbre suffisant au sens de l'article 24, paragraphe 1, de l'annexe I, de I'ALCP, il convenait de proc6der aux v6rifications n6cessaires quant i l'existence de moyens financiers assur6s par la requ6rante. Ne dispo- sant pas des informations suffisantes i cet 6gard, le Tribunal f6d6ral a renvoy6 l'affaire au Tribunal administratif f6d6ral pour appr6cier la situation 6conomi- que de l'enfant au regard des revenus de sa mere.

En prenant en consid6ration la jurisprudence de la Cour de justice post6- rieure i la date d'entr6e en vigueur de I'ALCP, le Tribunal f6d6ral a voulu assu- rer une interpr6tation aussi homogbne que possible des dispositions de l'accord et des dispositions applicables au sein de 'UE. I1 a ainsi confirm6 la ligne qu'il a adopt6e dans son arret du 29 septembre 200927. En meme temps, la reprise par le Tribunal f6d6ral de l'arret Chen, en relation avec le droit driv d'un parent de s6joumer avec son enfant, ouvre la voie i une r6flexion sur le droit des res- sortissants des Etats tiers de s6journer en Suisse au titre du regroupement fami- lial, lorsque leurs enfants sont de nationalit6 suisse. Etant donn6 que le droit

24 Article 24, paragraphe 1, de l'annexe I, de I'ALCP.

25 Article 24, paragraphe 2, de l'annexe I, de I'ALCP.

26 ATF 135 11265, du 24 mars 2009; pour une pr6sentation de cet arret ainsi que de lajurisprudence de la Cour de justice i laquelle le Tribunal f~d&ral fait r6f~rence, voir CHRISTINE KADDOUS/CHRISTA TOBLER, Droit europden: Suisse - Union europdenne/Europarecht: Schweiz - Europdiische Union, 19 SZIER/RSDIE (2009), p. 518.

2' ATF 136 II 5, du 29 septembre 2009, dans lequel le Tribunal f~d~ral a fond& son raisonnement sur un arret rendu ult&rieurement i l'entr~e en vigueur de I'ALCP (CJCE, arret Metock, du 25 juillet 2008, aff. C-127/08, Rec. 2008, p. 1-6241).

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Droit europen: Suisse - Union europenne / Europarecht: Schweiz - Europtiische Union

suisse ne pr6voit pas de regroupement familial ( ascendantb, le Tribunal f6d6- ral avait confirm6, A de nombreuses reprises, le refus par les autorit6s nationales d'autoriser le s6jour A de tels ressortissants, l6gitimant ainsi des d6parts forc6s d'enfants suisses en raison du renvoi de leur parent28. Cette approche est criti- quable sous l'angle de la Convention des droits de l'enfant des Nations Unies29 et conduit A une discrimination A rebours entre les enfants suisses et les enfants ressortissants d'un Etat membre de I'UE3 . Par la suite, le Tribunal f6d6ral est revenu sur sa jurisprudence et a autoris6 le regroupement familial en applica- tion de l'article 8 CEDH, dans la mesure oP le s6j our du parent ne constituait ni une menace pour l'ordre public, ni une charge financibre pour le systbme social suisse31. Cette adaptation jurisprudentielle, tout A fait salutaire, vient compen- ser l'inaction du l6gislateur et permet d'admettre le regroupement familial d'un ressortissant 6tranger avec son enfant en Suisse, ind6pendamment du fait que ce dernier a la nationalit6 suisse ou celle d'un Etat membre de 'UE.

b) Regroupement familial partiel

La probl6matique du regroupement familial partiel, et notamment ses cons6- quences du point de vue d'une discrimination A rebours entre les ressortissants suisses et les ressortissants des Etats membres de 'UE, a fait l'objet de deux arr~ts du Tribunal f6d6ral rendus en 2011. Dans le premier arret32, il s'agissait d'une ressortissante thalandaise, mari6e A un ressortissant suisse. Celle-ci sol- licitait le regroupement familial en faveur de sa fille rest6e en Thailande, sur laquelle elle disposait d'un droit de garde et de tutelle. Le second arr~t33 visait le regroupement familial entre une ressortissante suisse, originaire du Came-

28 ATF 122 11289, du 31 mai 1996; arr&ts 2A.261/1999, du 23 juillet 1999; 2A.92/2005, du 21 f&vrier 2005; 2C_657/2007, du 26 mai 2008; 2C_2/2009, du 23 avril 2009.

29 La Convention des droits de l'enfant des Nations Unies (1577 R.T.N.U. 44, RS 0.107), stipule A son article 3, alin~a 1 que <<dans toutes les dcisions qui concernent les enfants [...], l'int&et sup&ieur de l'enfant doit etre une consid&ation primordiale >.

3 Voir dans le meme sens, CLAUDIA FRICK/MAGALIE GAFNER, supra n. 23, p. 41.

31 Arrets 2C_693/2008, du 2 f&vrier 2009; 2C_285/2009, du 4 f&vrier 2010; 2C_505/2009 du 29 mars 2010. Il convient de souligner que la jurisprudence de la Cour de justice est moins restrictive en mati~re du regroupement familial, admettant que << les enfants d'un ressortissant d'un Etat membre qui travaille ou a travaill& dans l'Etat membre d'accueil et le parent qui a effectivement la garde de ceux-ci peuvent se pr&valoir, dans ce dernier Etat, d'un droit de sjour sr le seul fondement de l'article 12 du r~glement n' 1612/68 du Conseil, du 15 octobre 1968, relatif A la libre circulation des travailleurs A l'int&ieur de la Communaut&, tel que modifi& par le r~glement n' 2434/92 du Conseil, du 27 juillet 1992, sans qu'un tel droit ne soit soumis A la condition qu'ils disposent de ressources suffisantes et d'une assurance maladie complete dans cet Etat>, CJUE, arret Ibrahim, du 23 f&vrier 2010, C-310/08, Rec. 2010, p. 1-1065; dans le meme sens, CJUE, arret Teixeira, du 23 f&vrier 2010, aff. C-480/08, Rec. 2010, p. I-1107.

32 Arret 2C_575/2010, du 17janvier 2011.

33 Arret 2C_941/2010, du 10 mai 2011.

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roun et naturalis6e A la suite de son mariage avec un ressortissant suisse, et sa fille issue d'une union ant6rieure au Cameroun.

Le Tribunal f6d6ral a consid6r6, dans une jurisprudence constante,3 4 qu'une demande de regroupement partiel, formul6e aprbs l'6ch6ance des d6lais pr6vus par la loi f6d6rale sur les 6trangers (LEtr.)35 ne pouvait 6tre accept6e, sauf si l'int6ress6 parvenait A d6montrer l'existence de raisons familiales majeures, au sens de l'article 47, alin6a 4, de ladite loi. Dans les deux arrets, le Tribunal f6- d6ral a conclu A l'absence de telles raisons. I1 a toutefois v6rifi6 si un droit au regroupement familial pouvait te accord6 sur le fondement de l'article 8 de la CEDH. Sur ce point, il a rappel6 que la protection accord6e par ledit article se fonde sur la pr6existence de liens particulibrement forts entre le regroupant et les membres de sa famille. Or, cela n'6tait pas le cas dans les deux affaires. La seule question qui se posait encore 6tait celle de savoir si les conditions restric- tives du regroupement familial partiel pr6vues par la LEtr. n'6taient pas consti- tutives d'une discrimination A rebours, puisque les enfants du conjoint 6tranger d'un ressortissant suisse 6taient moins bien trait6s que ceux d'un ressortissant d'un Etat membre de l'Union europ6enne (article 3, de l'annexe I, de I'ALCP) 6. A cet 6gard, le Tribunal f6d6ral a confirm6 son arr6t du 22 janvier 201017, dans lequel il a laiss6 au l6gislateur la tAche de rem6dier A ce problkme, tout en se r6servant une marge de manouvre sur la base d'une application combin6e des articles 14 et 8 CEDH. En l'occurrence, aucune des requ6rantes ne remplissait les conditions de l'article 8 CEDH pour b6n6ficier du regroupement familial, de sorte que le Tribunal f6d6ral ne pouvait constater aucune discrimination au regard de l'article 14 CEDH et les recours ont donc t6 rejet6s.

c) Abus de droit

Trois arr~ts concernent la notion d'abus de droit dans le cas de conjoints de ressortissants d'un Etat membre de 'UE, se pr6valant d'un mariage vid6 de sa substance, dans le but de conserver leur droit de s6jour obtenu au titre du re- groupement familial.

Dans un arr~t du 25 f6vrier 201138, il 6tait question d'un ressortissant mac6- donien mari6 A une ressortissante portugaise, b6n6ficiaire d'une autorisation d'6tablissement en Suisse, qui contestait la mesure des autorit6s cantonales te-

34 Sur ce point, voir les arrets cit&s dans notre contribution CHRISTINE KADDOUS/CHRISTA TOBLER,

Droit europden: Suisse- Union europdenne/Europarecht: Schweiz Europdische Union, 20 SZIER/

RSDIE (2010), p. 616-620.

35 Article 47, alin~a 1, de la LEtr., combin& avec son article 126, alin~a 3.

36 VoirATF 136 11177, du 2 f&vrier 2010.

37 ATF 136 11 120, du 22 janvier 2010.

31 Arret 2C_40/2011, du 25 f&vrier 2011.

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Droit europ~en: Suisse - Union europ~enne / Europarecht: Schweiz - Europdiische Union

nant i la revocation de son autorisation de s~j our CE/AELE octroy~e au titre du regroupement familial dans le cadre de la LSEE 9. Confirmant la decision de revocation des autorit~s cantonales, le Tribunal cantonal avait retenu que le cou- ple s'6tait s~par6 aprbs quatre mois de mariage; que la vie commune avait &6 reprise lorsqu'une procedure de revocation du permis de sjour du conjoint avait W entam~e, sans pour autant 6tre de longue dur~e. En outre, compte tenu des declarations de l'6pouse, ainsi que des procedures p~nales et des procedures civiles d'extreme urgence engag~es au cours du mariage, le Tribunal cantonal avait jug6 peu probant la reprise de la vie commune des 6poux et avait refus6 l'octroi d'un droit de sjour en faveur du conjoint sur le fondement de l'arti- cle 7 de la LSEE.

Saisi d'un recours, le Tribunal f~d~ral a relev6 que le requ~rant, en tant que conjoint d'une ressortissante d'un Etat membre de 'UE, disposait, en premier lieu, d'un droit de s~j our d&riv au titre des articles 7, let. d), de I'ALCP et 3, paragraphes 1 et 2, de son annexe I pendant toute la dur6e formelle de son ma- riage. En application de l'interdiction de non-discrimination inscrite i l'arti- cle 2, de I'ALCP, le requ6rant pouvait 6galement se pr~valoir d'un droit de s6- jour d'une port~e analogue i celui dont b~n~ficie le conjoint 6tranger d'un citoyen suisse, en verm de l'article 7, alin~a 1, de la LSEE. Toutefois, cette der- nibre disposition ainsi que celles de I'ALCP ne protbgent en aucun cas les ma- riages fictifs. S'agissant de l'article 3, de l'annexe I, de I'ALCP, le Tribunal f6- d~ral a soulign6 qu'en cas de separation des 6poux, il y avait abus de droit i invoquer cette disposition, lorsque le lien conjugal 6tait vid6 de toute substance et que la demande de regroupement familial visait seulement i obtenir une autorisation de sjour pour l'6poux du travailleur ressortissant d'un Etat mem- bre de 'UE. Uappr~ciation de ces conditions doit se faire selon les principes poses par le Tribunal f~d~ral dans le cadre de l'interpr~tation de l'article 7, ali- n~a 1, de la LSEE. Conform~ment i une jurisprudence constante, le mariage n'existe que formellement lorsque l'union conjugale est rompue d~finitivement, c'est- -dire lorsqu'il n'y a plus d'espoir de r~conciliation4°; lorsque des indices clairs d~montrent que la poursuite de la vie conjugale n'est plus envisag~e et qu'il n'existe plus de perspective i cet 6gard41. Le Tribunal f~d~ral a ainsi constat6 que l'arret attaqu6 exposait de manire convaincante que le mariage du requ~rant 6tait vid6 de sa substance et qu'en se pr~valant d'un mariage purement formel pour conserver son autorisation de s~j our, celui-ci avait commis un abus de droit. Dbs lors, le Tribunal f~d~ral a rejet6 le recours.

" Loi sur le sjour et l'ablissement des 6trangers (LSEE), du 26 mars 1931, RS 142.20.

4' Les causes et les motifs de la rupture ne jouent pas de r6le, ATF 130 11113, du 19 d6cembre 2003.

41 Ibid.

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Dans un arr~t du 3 aofit 201142, l'abus de droit a 6t6 examin6 dans le cadre d'une demande de droit de s6jour d'un conjoint d'un ressortissant d'un Etat membre de l'UE sous l'angle de la LEtr. I1 s'agissait d'un ressortissant turc, qui invoquait un droit de s6jour en raison de son mariage avec une ressortissante belge. Or, une proc6dure de divorce avait 6t6 entam6e dans le courant de la qua- tri~me ann6e de mariage, m~me si la situation du couple 6tait d6jA bien d6gra- d6e au bout de deux ans. En l'espce, le Tribunal f6d6ral a soulign6 que, sous l'empire de la LEtr, la reconnaissance d'un abus de droit intervenait essentielle- ment dans les cas oP les 6poux vivaient en m6nage commun seulement pour la faqade. En revanche, s'il n'y avait pas de vie commune, les conditions auxquel- les 6tait soumise l'existence d'un droit A l'octroi et A la prolongation de l'auto- risation de s6jour n'6taient pas remplies et la question d'un abus de droit ne se posait pas. Cette approche se justifiait eu 6gard aux modifications introduites par la LEtr. quant au droit de s6jour du conjoint d'un ressortissant suisse au titre du regroupement familial. Si, sous le r6gime de la LSEE, les 6trangers mari6s A un travailleur ressortissant d'un Etat membre de 'UE, A l'instar des 6trangers mari6s A un citoyen suisse, jouissaient, en principe, d'un droit de s6jour en Suisse pendant toute la dur6e formelle du mariage, sans 6tre oblig6s de vivre

<< en permanence >> sous le m~me toit que leur 6poux, ils devaient, au regard de l'article 49 de la LEtr., faire << m6nage commun >> avec leur 6poux pour b6n6ficier d'un droit de s6j our au titre du regroupement familial.

Pour appr6cier l'existence d'un abus de droit sous le r6gime de la LEtr., le Tribunal f6d6ral a proc6d6 A une analyse en deux 6tapes. I1 a, en premier lieu, v6rifi6 si l'int6ress6 pouvait d6duire un droit de s6j our sur le fondement de l'ar- ticle 50, alin6a 1, let. a), de la LEtr. Dans ce contexte, l'examen devait porter sur le respect des conditions relatives A l'int6gration de l'int6ress6 et A la dur6e de l'union conjugale. Puis, si ces conditions 6taient remplies, il y avait lieu de se demander si les conjoints avaient seulement cohabit6 pour la forme et, selon les constatations faites, tirer les cons6quences pour le calcul de la dur6e de l'union conjugale. En pratique, la frontire entre les deux 6tapes n'est pas claire. Trans- posant ce sch6ma de raisonnement dans le cas d'espce, le Tribunal f6d6ral s'est heurt6 A la difficult6 d'6tablir si la condition portant sur l'existence d'une union conjugale pendant trois ans au sens de l'article 50, alin6a 1, let. a), de la LEtr. 6tait remplie. En effet, compte tenu des constatations faites par le Tribunal cantonal, selon lesquelles le requ6rant, en raison de ses absences syst6matiques, avait pratiquement << d6sert6 le domicile conjugal >>, il n'6tait pas possible d'6ta- blir avec pr6cision si le couple faisait ou non m6nage commun. Face A cette difficult6, le Tribunal f6d6ral a consid6r6 qu'il y avait lieu de s'interroger sur

42 Arret 2C_167/2011, du 3 aofit 2011.

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Droit europ~en: Suisse - Union europ~enne / Europarecht: Schweiz - Europdiische Union

l'existence 6ventuelle d'un abus de droit au sens de la disposition en cause, ds lors qu'il subsistait << un doute >> sur le fait que les 6poux avaient cohabit6 pen- dant trois ans. En rappelant que l'existence d'un 6ventuel abus de droit devait 6tre appr~ci~e dans chaque cas particulier et << avec retenue >>, le Tribunal f~d~ral a v~rifi6 dans quelle mesure le requ~rant pouvait pr~tendre i la prolongation de son autorisation de sjour sur le fondement de l'article 50, alin~a 1, let.) a), de la LEtr., sans encourir de sanction pour abus de droit. Eu 6gard aux circonstan- ces retenues dans l'arret attaqu6 (notamment, la difference considerable d'fge entre les 6poux, l'irr~gularit6 du sjour du requ~rant au moment du mariage, ses longues absences du domicile conjugal), il a confirm6 la solution retenue par le Tribunal cantonal, selon laquelle l'union conjugale avait perdu toute sa subs- tance avant l'6ch~ance du d~lai de trois ans de l'article 50, alin~a 1, let. a), de la LEtr. Dans ces conditions, le requ~rant, en invoquant un droit de s~jour sur le fondement de ladite disposition, avait commis un abus de droit.

Le troisi~me arr~t43, rendu le 7 avril 2011 selon la procedure simplifi~e pr6- vue i l'article 109 de la LTF4 4, illustre le cas d'un mariage simul6. Le Tribunal administratif du canton de Zurich avait retenu que le r~sultat recherch6 par une ressortissante serbe, par son mariage avec un ressortissant allemand, 6tait 6tran- ger i l'6tablissement d'une union matrimoniale. I1 s'6tait fondait sur la diff6- rence d'fge entre les 6poux, la situation irr~gulibre de la requ~rante du point de vue du droit des migrations, ainsi que d'autres circonstances qui attestaient ind~niablement du maintien de liens effectifs avec son ancien conjoint. En l'occurrence, sans se r~f~rer express~ment i l'abus de droit, le Tribunal f~d~ral a confirm6 la solution qui avait W retenue par le Tribunal administratif can- tonal.

I1 convient de rappeler qu'avec l'entr~e en vigueur le 1er janvier 2011 des modifications du Code civil, la lutte contre les mariages fictifs se trouve renfor- c~e. Conform~ment / l'article 98, alin~a 4, CC, les fianc~s 6trangers sont tenus d'6tablir la lgalit6 de leur sjour en vue de leur mariage. En outre, l'officier de l'6tat civil doit d~sormais communiquer aux autorit~s migratoires l'identit6 des fianc~s en situation irr~gulibre (article 99, alin~a 4, CC). Si ces dispositions r~duisent la possibilit6 pour les candidats au mariage d'6luder les dispositions sur l'admission et le s~j our des 6trangers, leur application devra se faire dans le respect des droits fondamentaux et conform~ment au but vis6, sans se transfor- mer en une interdiction g~n~rale de mariages de ressortissants 6trangers s~jour- nant ill~galement en Suisse45.

41 Arret2C_286/2011,du7avril2Oll.

4 Loi sur le Tribunal f~d&ral (LTF), du 17juin 2005, RS 173.110.

45 Voir, sur ce point, MARC SPEscHA, Autorits de l'tat civil: complices d'expulsions pour des motifs de police des &rangers ou garantes d droit au mariage, 78 Revue de l'at civil (2010), p. 116-120

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d) Extinction du motif de regroupement familial

Le droit de s6jour obtenu au titre du regroupement familial est un droit driv de celui du regroupant, ce qui devrait signifier qu'un tel droit ne peut subsister qu'aussi longtemps que ce demier est en vie. Se pose alors la question des cons6quences du d6c~s du conjoint, grAce auquel le regroupement a eu lieu, sur le droit de sjour de l'6poux survivant.

Trois arrets ont donn6 l'occasion au Tribunal f~d~ral de pr~ciser les condi- tions dans lesquelles un ressortissant d'un Etat tiers peut invoquer un droit de demeurer en Suisse aprbs le d~cbs de son conjoint. Les affaires examinees vi- sent deux cas: celui du requ6rant, conjoint d'un ressortissant d'un Etat membre de 'UE et celui du requ~rant, conjoint d'un ressortissant suisse.

Uarret du 21 juillet 201146 concernait un ressortissant kosovar qui contestait les mesures des autorit~s cantonales concernant la revocation de son autorisa- tion de s~jour et son renvoi aprbs le d~cbs de sa conjointe, ressortissante fran- aise, survenu au cours de l'ann~e suivant la c~l~bration du mariage. Pour d6- terminer si un droit de s~j our pouvait 6tre d~duit en faveur du conjoint survivant de l'article 4, de l'annexe I, de I'ALCP, le Tribunal f6d~ral a examin6 cette dis- position f' la lumibre des dispositions du rbglement n° 1251/7047, qui a W rem- plac6 au sein de l'Union europ~enne par la directive 2004/3848. Uarticle 3 de ce rbglement 6nonce les conditions dans lesquelles les membres de la famille d'un travailleur qui resident avec lui sur le territoire d'un Etat membre peuvent pr6- tendre i un droit propre d'y demeurer, en distinguant deux hypotheses: celle oP le travailleur a lui-meme acquis un tel droit (article 3, paragraphe 1) et celle oP le travailleur d~cbde au cours de sa vie professionnelle, avant d'avoir acquis le droit de demeurer (article 3, paragraphe 2). Uapplication de la premiere hypo- these est subordonn~e au respect de l'article 2, paragraphe 1, du rbglement, le- quel 6nonce trois situations dans lesquelles un travailleur a acquis un droit de demeurer dans l'Etat de son activit6 professionnelle, i savoir, lorsqu'il a atteint l'fge ouvrant le droit, selon la legislation de l'Etat membre d'accueil, i une pension de vieillesse aprbs avoir occup6 un emploi pendant les douze derniers

et la version allemande: Zivilstandsbeh6rden: Helfershelfer fremdenpolizeilicher Ausschaffimgen oder Garanten des Menschenrechts auf Ehe(schliessung)?, 78 Zeitschrift ffir Zivilstandswesen (2010), S. 65-71.

46 Arret 2C_926/2010, du 21 juillet 2011.

R~glement n' 1251/70 de la Commission, du 29 juin 1970, relatif au droit des travailleurs de demeurer sur le territoire d'un Etat membre apr~s y avoir occup& un emploi, JO n' L 142 du 30 juin 1970, p. 24.

Directive 2004/38 du Parlement europ~en et du Conseil, du 29 avril 2004, relative au droit des citoyens de l'Union et des membres de leurs families de circuler et de sjoumer librement sur le territoire des Etats membres, modifiant le r~glement n' 1612/68 et abrogeant les directives 64/221, 68/360, 72/194, 73/148, 75/34, 75/35, 90/364, 90/365 et 93/96, JO L 158 du 30.04.2004.

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Droit europen: Suisse - Union europenne / Europarecht: Schweiz - Europtiische Union

mois au moins et avoir r6sid6 d'une fa on continue depuis plus de trois ans (let. a); lorsqu'aprbs avoir r6sid6 d'une fa on continue dans l'Etat membre d'accueil depuis plus de deux ans, il cesse d'y occuper un emploi salari6 A la suite d'une incapacit6 permanente de travail (let. b); ou lorsqu'aprbs trois ans d'emploi et de r6sidence continus dans l'Etat membre d'accueil, il occupe un emploi salari6 sur le territoire d'un autre Etat membre tout en gardant sa r6si- dence dans le premier Etat membre (let. c). En l'espbce, l'6pouse du requ6rant ne se trouvait pas, au moment de son d6cbs, dans une des situations 6num6r6es Sl'article 2, paragraphe 1, du rbglement, qui lui aurait ouvert un droit de de- meurer en Suisse. Par cons6quent, le requ6rant ne pouvait pas pr6tendre A un droit de demeurer A titre permanent sur le fondement de l'article 3, paragra- phe 1, du rbglement. Toutefois, le requ6rant s'estimait couvert par la deuxibme hypothbse, pr6vue l'article 3, paragraphe 2, selon laquelle le d6cbs du tra- vailleur ouvre le droit pour les membres de sa famille de demeurer dans l'Etat membre d'accueil dans l'une des circonstances suivantes: le travailleur a r6sid6, A la date de son d6cbs, de faqon continue sur le territoire de cet Etat membre depuis au moins deux ann6es; son d6cbs est dfO aux suites d'un accident de travail ou d'une maladie professionnelle; le conjoint survivant est ressortissant de l'Etat de r6sidence ou a perdu la nationalit6 de cet Etat A la suite de son mariage avec ce travailleur. Dans le cadre de l'examen de l'article 3, paragra- phe 2, du rbglement n' 1251/70, le Tribunal f6d6ral a retenu que le requ6rant ne pouvait pas se pr6valoir d'un droit de demeurer en Suisse, du moment qu'il ne faisait plus m6nage commun, en raison des difficult6s conjugales, avec son 6pouse au moment du d6cbs de celle-ci. I1 s'est r6fr6 un arr~t de la Cour de justice49, selon lequel le conjoint survivant pouvait obtenir un droit de sejour propre au plus t6t au moment du d6cbs de son 6poux. En l'absence de m6nage commun au moment du d6cbs, il 6tait donc exclu que le droit de s6j our << d6- riv6>> du conjoint survivant puisse se transformer en un droit <propre> 50, en vue de b6n6ficier d'un droit de demeurer dans l'Etat membre d'accueil.

" CJCE, arret Givane, du 9 janvier 2003, aff. C-257/00, Rec. 2003, p. 1-345.

Selon les conclusions de l'avocat g~n&al Alber relatives A l'affaire Givane, si les membres de la famille doivent, en tout &tat de cause, habiter chez le travailleur lorsqu'il est dcd&, pour qu'ils puissent bn&ficier d'un droit propre de demeurer, soit en vertu de l'article 3, paragraphe 1, deuxi~me phrase, soit de l'article 3, paragraphe 2, premier tiret, du r~glement, <<cela n'implique pas n&essairement que les membres de la famille du travailleur aient habit& chez lui pendant toute la p&iode qui fait naitre ce droit>>. Conclusions de l'avocat g~n&al Alber dans l'arret Givane, du 16 mai 2002, Rec. 2003, p. 1-347, pt. 61. La position de l'avocat g~n&al ne pourrait pas etre accueillie en droit suisse, puisqu'elle entrerait en conflit avec la condition de <<m~nage commun>>

pr~vue pour le conjoint et les enfants &rangers d'un ressortissant suisse aux articles 42 A 44, de la LEtr.

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