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Ethik in der Klinikseelsorge. Empirie, Theologie, Ausbildung : Rezension

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Academic year: 2021

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Texte intégral

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Bioethica Forum / 2016 / Volume 9 / No. 2 97 REZENSIONEN / LIVRES / BOOK REVIEWS

Thorsten Moos, Simone Ehm, Fabian

Kliesch, Julia Thiesbonenkamp-Maag (2016).

Ethik in der Klinikseelsorge. Empirie,

Theologie, Ausbildung

Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 403 Seiten ISBN 978-3-525-62431-9

Die vorliegende Studie ist das Ergebnis intensiver Zusammenarbeit von vier Forschenden, welche – aus unterschiedlichen disziplinären und beruflichen Kon-texten stammend – den Fragen nachgehen, wie Klinik-seelsorgerinnen und -seelsorger heute mit Themen der klinischen Ethik konfrontiert werden, wie sie mit die-sen umgehen und welche Kompetenzen sie zu einem gelungenen Umgang mit ihnen benötigen. Auch wenn empirische Seelsorgeforschung mit Überlegungen aus der systematischen sowie praktischen Theologie ver-knüpft werden und dem Buch dadurch eine komplexe Anlage zugrunde liegt, werden sowohl der rote Faden der Studie – die protestantische Theologie – als auch der Wille, eine übersichtliche systematische Darstel-lung vorzulegen, stets konsequent verfolgt. Die Lektüre bietet bemerkenswerte Einblicke in die Praxis von Seelsorgenden, in der häufig existenzielle und klinisch-ethische Herausforderungen miteinander verbunden sind und in welcher Seelsorgende mit Rollen- und mo-ralischen Konflikten sowohl auf individueller als auch institutioneller Ebene umzugehen haben.

Aufgeteilt ist das Buch in fünf Abschnitte, gefolgt von einem ausführlichen Anhang mit Materialien zur Seel-sorgeausbildung sowie einem Abkürzungs-, Autor-Innen- und Literaturverzeichnis. Neben Einleitung (1) und Schluss (5) bilden Teil 2 mit Ergebnissen einer em-pirischen Studie (Interviews mit Seelsorgenden sowie eine ethnologische Feldforschung), der umfassendste Teil 3 mit Überlegungen zum Umgang der Seelsorgen-den mit klinisch-ethischen Problemen, u.a. mit syste-matischen Ausführungen zu Care-Ethiken, dem Ge-wissens- und dem Personenbegriff, und Teil 4 mit Ideen zu den Perspektiven einer Ethik der Seelsorge die wesentlichen Elemente des Buches.

Ein wichtiges Teilergebnis lautet: «Ethik entwickelt sich zum professionellen Feld von Seelsorge.» (p. 71) Dabei sehen sich Seelsorgende vor allem mit drei Themenbereichen konfrontiert: der mangelnden Be-rücksichtigung von Patienteninteressen, der unzu-reichenden Begleitung von Patienten sowie Fragen der Organisationskultur im Krankenhaus. Es folgt eine hilf-reiche Klassifikation ethischer Situationen, in welcher Themen, Kommunikationsart, räumliche und zeitliche

Bedingungen sowie Involvierte berücksichtigt werden. Seelsorgende verstehen sich häufig als Grenzgänger zwischen den Systemen Kirche und Krankenhaus und werden in Entscheidungssituationen mit unterschied-lichen Aufgaben konfrontiert, als Moderatorin, Kom-munikatorin, Kritikerin der Institution oder auch Ver-teidigerin von Patienteninteressen: «Ethik erweitert das Rollenspektrum von Seelsorgenden.» (p. 70) Die Rolle des Ethikers habe seelsorgerliche oder empa-thische, die des Seelsorgers ethisch-abwägende Kom-ponenten, wobei das Fürsorgeverständnis der Seelsor-genden zusätzlich eine spirituelle Dimension umfasse. Behandelt werden das Gewissensverständnis von Seel-sorgenden und deren Umgang mit Gewissensfragen: Aus ihrer Ausbildung brächten sie einen Teil des meta-physischen Ballasts mit, den der Gewissensbegriff in seiner mehrere tausend Jahre umfassenden Geschichte angehäuft habe, so die Autoren. Der Umgang mit dem Gewissen gehöre zu den wichtigsten Aufgaben der Seelsorge im Bereich der Ethik. Ausführlich behandelt wird zudem das Personverständnis der Seelsorgenden sowie die Bedeutung von Sprache im Krankenhaus: Seelsorgende verwenden im Kontext ethischer Fragen offenbar sowohl eine religiöse als auch eine rechtliche Fachsprache. Es folgt eine Untersuchung der ethischen Funktion von Ritualen.

Mit Blick auf eine Ethik der Seelsorge wird schliesslich im differenzierten, manchmal gar an scholastische Sys-tematik erinnernden vierten Kapitel hervorgehoben, die Seelsorge gehe zwar nicht in der Ethik auf, sehe in dieser Aufgabe aber eine wichtige Erweiterung des eigenen Selbstverständnisses. Sie vertrete ein – ver-glichen mit professionellen Ethikerinnen und Ethikern – erweitertes Ethikverständnis, in welchem Themen wie Schuld, Vergebung, Ohnmacht, Passivität und Zeit-lichkeit berücksichtigt würden.

Die Studie ist rundum gelungen, eine lesenswerte Auf-klärung der Klinikseelsorge über ihr eigenes Tun im Bereich der klinischen Ethik. Der theologische Tiefgang verdankt sich auch einer Beschränkung auf protestan-tische Traditionen und Erfahrungen. Es ist zu vermu-ten, dass sich in katholischer Perspektive und Praxis teilweise andere Schwerpunkte ergeben würden; Schuld, Gewissen, Vergebung, Fragmentarität oder Er-lösungsbedürftigkeit sind wichtige Orientierungs-punkte im protestantischen Selbstverständnis. Die Lek-türe der Studie ist allen klinisch-ethisch Interessierten sehr zu empfehlen.

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