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Abschlussbericht über die Umsetzung des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region

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Academic year: 2022

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W E L T G E S U N D H E I T S O R G A N I S A T I O N R E G I O N A L B Ü R O F Ü R E U R O P A

UN City, Marmorvej 51, DK-2100 Kopenhagen Ø, Dänemark Tel.: +45 45 33 70 00 Fax: +45 45 33 70 01 E-Mail: eugovernance@who.int Web: http://www.euro.who.int/de/who-we-are/governance

Virtuelle Tagung, 14.–15. September 2020 3. August 2020

200559

Punkt 6 der vorläufigen Tagesordnung ORIGINAL: ENGLISCH

Abschlussbericht über die Umsetzung

des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region

Dieses Dokument bietet einen Überblick über den geplanten Abschlussbericht über die Umsetzung des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region (2011–2020).

Es wird dem WHO-Regionalkomitee für Europa auf dessen 70. Tagung im September 2020 im Einklang mit der Resolution EUR/RC61/R6 vorgelegt.

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Einführung

1. Der Abschlussbericht über die Umsetzung des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region (2011–2020) wird dem WHO-Regionalkomitee für Europa auf dessen 70. Tagung im September 2020 im Einklang mit der Resolution EUR/RC61/R6 vorgelegt. Der Bericht wird auf die Schwerpunkte des Aktionsplans, die Umsetzung seiner strategischen Ziele sowie die erzielten Erfolge, gewonnenen Erkenntnisse und verbleibenden Herausforderungen eingehen. Zudem wird er die sich seit Annahme des regionsweiten und des globalen Aktionsplans verändernden Umstände sowohl auf Ebene der Europäischen Region als auch weltweit schildern. Schließlich soll er den Weg für die notwendigen Diskussionen mit Partnerorganisationen über das weitere Vorgehen in Bezug auf Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region nach 2020 ebnen.

2. Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung der öffentlichen Gesundheit durch antimikrobielle Resistenzen forderte die WHO anlässlich des Weltgesundheitstages 2011 die Länder dazu auf, Arzneimittelresistenzen zu bekämpfen. Hierzu nutzte sie den Slogan: „Wer heute nicht handelt, kann morgen nicht mehr heilen.“ Im gleichen Jahr nahm das Regionalkomitee mit der Resolution EUR/RC61/R6 einstimmig den Strategischen Aktionsplan zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region an. Dieser enthält sieben strategische Ziele, die durch umfassende Konsultationen mit Sachverständigen und politischen Entscheidungsträgern auf Grundlage der zum damaligen Zeitpunkt aktuellsten Informationen und vorhandenen Erfahrungen ausgearbeitet wurden:

• Stärkung der sektorübergreifenden Koordination bei der Eindämmung von Antibiotikaresistenzen auf nationaler Ebene;

• Stärkung der Surveillance von Antibiotikaresistenzen;

• Förderung von Strategien für einen vernünftigen Umgang mit Antibiotika und Stärkung der Surveillance des Antibiotikaverbrauchs;

• Stärkung der Infektionsbekämpfung und der Surveillance der Antibiotikaresistenz in Gesundheitseinrichtungen;

• Prävention und Bekämpfung der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in Tiermedizin und Landwirtschaft;

• Förderung von Innovation und Forschung in Bezug auf neue Arzneimittel und Technologien; und

• Verbesserung von Sensibilisierung, Patientensicherheit und Partnerschaft.

Erfüllung der strategischen Ziele des Strategischen Aktionsplans der Europäischen Region

3. Dieser Abschnitt beschreibt die Aktivitäten des WHO-Regionalbüros für Europa und seiner Partnerorganisationen bei ihrem Bestreben, die strategischen Ziele des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region zu erfüllen, sowie die dabei erzielten Erfolge. In Bezug auf jedes dieser strategischen Ziele wird außerdem auf die gewonnenen Erkenntnisse und die verbleibenden Herausforderungen eingegangen.

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Strategisches Ziel 1: Stärkung der sektorübergreifenden Koordination bei der Eindämmung von Antibiotikaresistenzen auf nationaler Ebene

4. Seit 2011 fördert und unterstützt das Regionalbüro die Ausarbeitung nationaler Aktionspläne zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Dies erhielt durch die Annahme des globalen Aktionsplans zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Jahr 2015 weitere Impulse. Im Rahmen einer Reihe von regionsweiten Workshops und Tagungen sowie mit gezielter Unterstützung der Mitgliedstaaten wurden regionsweite und globale Leitlinien für die Ausarbeitung nationaler Aktionspläne und die Einrichtung ressortübergreifender Koordinationsmechanismen entwickelt und verbreitet. Ferner wurden drei regionsweite trilaterale Tagungen organisiert, um sicherzustellen, dass die Aktionspläne im Sinne des einheitlichen Gesundheitsansatzes („One Health“) ausgearbeitet werden.

5. Im Rahmen einer 2011 durchgeführten informellen Erhebung gaben lediglich fünf von 21 teilnehmenden Mitgliedstaaten an, über einen entsprechenden nationalen Aktionsplan zu verfügen. Nach den Ergebnissen der durch die WHO koordinierten Erhebung der Dreierkoalition zur Selbstbewertung der Länder in Bezug auf antimikrobielle Resistenzen verfügte im Jahr 2015 noch weniger als die Hälfte der Mitgliedstaaten in der Europäischen Region über einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen, im Jahr 2019 hingegen hatten 42 Länder einen solchen Aktionsplan ausgearbeitet. In Zusammenarbeit mit dem Evidence-informed Policy Network der WHO unterstützt das AMR- Programm im Regionalbüro zehn Mitgliedstaaten bei der Erstellung evidenzbasierter Grundsatzpapiere über AMR, die alle verfügbaren Informationen aus den Ländern und der Europäischen Region zu zwei oder drei geeigneten Handlungsoptionen für die Bekämpfung von AMR in den Gesundheitssystemen zusammenfassen.

6. Die Ausarbeitung nationaler Aktionspläne hat die Mitgliedstaaten in die Lage versetzt, eine Bestandsaufnahme ihrer gegenwärtigen Kapazitäten für den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen zu erstellen und maßgeblichen Akteuren entsprechende Aufgaben und Zuständigkeiten zuzuweisen, um ermittelte Lücken zu schließen. Während die Einbettung dieser Pläne in umfassende Strategien für das Gesundheitswesen die beste langfristige Lösung zu sein scheint, sind Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung zwischen einzelnen Ressorts im Sinne des einheitlichen Gesundheitsansatzes weiterhin problematisch.

7. In den kommenden Jahren wird die wichtigste Herausforderung darin bestehen, die nationalen Aktionspläne umzusetzen. Das Regionalbüro wird die Mitgliedstaaten bei der Kostenplanung für ihre Pläne und deren Überwachung und Evaluierung, der Einschätzung ihrer Belastung durch antimikrobielle Resistenzen und der Beurteilung der wirtschaftlichen Konsequenzen von Untätigkeit unterstützen.

Strategisches Ziel 2: Stärkung der Surveillance von Antibiotikaresistenzen

8. Mitgliedstaaten, die nicht Teil des Europäischen Surveillance-Netzwerks für antimikrobielle Resistenzen für die Länder der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums sind, wurden durch das vom Regionalbüro und seinen Partnerorganisationen im Jahr 2012 eingerichtete Surveillance-Netzwerk für antimikrobielle Resistenzen in Zentralasien und Osteuropa (CAESAR) beim Aufbau und der Verbesserung der Surveillance von antimikrobiellen Resistenzen auf nationaler Ebene unterstützt. Diese Unterstützung

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erfolgte durch die Bereitstellung von Handbüchern und Protokollen, die Stärkung des Laborwesens und wirksames Mentoring, Datenerfassung, -management und -analyse, externe Qualitätsbewertungen, Pilotprojekte sowie Tagungen nationaler und internationaler Netzwerke.

9. In den vergangenen zehn Jahren wurden in allen Ländern Fortschritte erzielt. Während 2011 nur eine Handvoll Mitgliedstaaten in der Europäischen Region, die nicht der Europäischen Union oder dem Europäischen Wirtschaftsraum angehören, systematisch Daten zu Antibiotikaresistenzen sammelten und austauschten, tauschen gegenwärtig 42 der 53 Mitgliedstaaten in der Region ihre Daten auf internationaler Ebene über die zwei wichtigsten Surveillance-Mechanismen der Region aus. Auch wenn viele der neuen Surveillance-Systeme noch nicht ausgereift genug sind, um repräsentative Surveillance-Daten bereitzustellen, so ist doch das Fundament für die erforderlichen Strukturen gelegt und kann nun verbessert werden.

Die Anstrengungen zur Stärkung der Surveillance-Systeme in den verbleibenden Mitgliedstaaten werden fortgesetzt. Es werden als Probelauf dienende Projekte durchgeführt, um eine nachhaltige Routineprobenahme zur Verbesserung der Patientenbehandlung und zur Erleichterung der nationalen Überwachung antimikrobieller Resistenzen einzuführen.

10. Es bestehen nach wie vor einige Herausforderungen, welche die Nachhaltigkeit der Surveillance in einigen Ländern hemmen. Die Beschaffung hochwertiger Verbrauchsmaterialien für Labore stellt im Osten der Europäischen Region ein großes Problem dar, das auch die Datenqualität beeinträchtigt. In den kommenden Jahren wird der Handlungsschwerpunkt des CAESAR-Netzwerks auf der Stärkung nationaler Referenzlabore in ihrer Rolle bei der Unterstützung nationaler Surveillance-Netzwerke liegen. Die Mitgliedstaaten erhalten darüber hinaus Unterstützung bei der Nutzung hochwertiger Surveillance-Daten für die Bewertung der Belastung durch antimikrobielle Resistenzen und die Erstellung aussagekräftiger Statistiken zu den Auswirkungen antimikrobieller Resistenzen auf die öffentliche Gesundheit.

Strategisches Ziel 3: Förderung von Strategien für einen vernünftigen Umgang mit Antibiotika und Stärkung der Surveillance des Antibiotikaverbrauchs

11. Das 2011 gegründete Surveillance-Netzwerk für den Verbrauch antimikrobieller Mittel hat sich zu einer Plattform für die länderübergreifende Zusammenarbeit innerhalb des Netzwerks wie auch zwischen den Surveillance-Netzwerken der WHO und des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) entwickelt. Die Mitglieder treffen sich jährlich und tauschen sich über ihre Erfahrungen mit Problemen in Verbindung mit dem Gebrauch antimikrobieller Mittel aus. Die Überwachungskapazitäten des Netzwerks und seine Nutzung von Daten als Handlungsgrundlage wurden auf Ebene der Länder gestärkt. Die Empfehlungen der WHO zur Klassifizierung und Auswahl von Antibiotika – die sogenannte AWaRe-Klassifikation (AWaRe steht für Access, Watch and Reserve) – wurden in den Ländern umgesetzt und dienen als Leitfaden für die Verschreibungs- und Ausgabepraxis bei Antibiotika.

12. Bis 2018 erfasste das Surveillance-Netzwerk für den Verbrauch antimikrobieller Mittel jährlich entsprechende Daten und veröffentlichte zwei Berichte, die dazu beitrugen, einen gesamteuropäischen Überblick über den Verbrauch antimikrobieller Mittel zu erhalten. Die Berichte verdeutlichen, dass die Umsetzung empfohlener Interventionen oftmals einen auf den länderspezifischen Kontext zugeschnittenen Ansatz erfordert. In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen wurden mehrere andere Berichte und fachlich begutachtete Artikel

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veröffentlicht, die als Orientierungshilfe für die Ausarbeitung von Handlungskonzepten für einen verantwortungsbewussten Umgang mit antimikrobiellen Mitteln dienen.

13. Obwohl in vielen Ländern weiterhin Herausforderungen bei der wirksamen Umsetzung von Interventionen in den Gesundheitssystemen bestehen, wurden die vorhandenen Empfehlungen zumeist vor dem Hintergrund gut funktionierender Gesundheitssysteme erstellt.

Die Empfehlungen sollten auf das jeweilige Entwicklungsniveau eines Gesundheitssystems zugeschnitten werden. Die Systeme für die Überwachung von Arzneimitteln müssen gestärkt werden, um sachgerechte konzeptionelle Entscheidungen zu ermöglichen. Änderungen bei der Strukturierung von Vergütungssystemen müssen gefördert und Konzepte für die Preisregulierung und Erstattung von Arzneimitteln, einschließlich Antibiotika, entwickelt werden, um geeignete Anreize für die verschreibenden Ärzte, Abgabestellen und die Öffentlichkeit zu schaffen. Es sind größere Investitionen in die Aus- und Weiterbildung von Apothekern für eine angemessene Ausgabe von Antibiotika erforderlich, um ihr großes Potenzial für einen Beitrag zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen optimal zu nutzen.

Strategisches Ziel 4: Stärkung der Infektionsbekämpfung und der Surveillance der Antibiotikaresistenz in Gesundheitseinrichtungen

14. Nosokomiale Infektionen, auch jene, die gegen antimikrobielle Mittel resistent sind, zählen zu den häufigsten Komplikationen bei Krankenhausaufenthalten. Um die Programme zur Infektionsprävention und -bekämpfung auf Ebene der Länder und der Gesundheitseinrichtungen zu stärken, darunter auch jene zur Überwachung resistenter nosokomialer Infektionen, hat die WHO die Mitgliedstaaten bei der Durchführung von Punkt-Prävalenz-Studien und bei Selbstbewertungen zum Status ihrer Programme für Infektionsprävention und -bekämpfung, bei der Überarbeitung ihrer nationalen Strategien zur Infektionsprävention und -bekämpfung und bei der Umsetzung der Kernkomponenten der Programme zur Infektionsprävention und -bekämpfung auf nationaler Ebene und auf Ebene der Einrichtungen für die akute Gesundheitsversorgung unterstützt.

15. Auch wenn bei der Verringerung der nosokomialen Infektionen in der Europäischen Region erhebliche Fortschritte erzielt werden konnten, gaben doch 24% der Mitgliedstaaten an, nicht über ein nationales Programm zur Infektionsprävention und -bekämpfung zu verfügen.

Obwohl Sanitär-, Hygiene-, Umwelt- und Gesundheitsstandards existieren, mangelt es an deren vollständiger Umsetzung. In den letzten Jahren haben die Ausbreitung des Nahost- Atemwegssyndrom-Coronavirus, der Ebola-Ausbruch und die gegenwärtige Pandemie der Coronavirus-Krankheit (COVID-19) gezeigt, wie sehr die Beschränkung von bzw. der Mangel an Programmen zur Infektionsprävention und -bekämpfung auf nationaler Ebene und auf Ebene der Gesundheitseinrichtungen die globale Gesundheitssicherheit bedrohen kann. Bei solchen Ausbrüchen werden Gesundheitseinrichtungen von Stätten der Krankheitsbekämpfung und -eindämmung zu gefährlichen Orten der Infektionsausbreitung unter Mitarbeitern und Patienten sowie der Übertragung zurück in die Allgemeinbevölkerung.

16. Es werden mehr Ressourcen benötigt, um die Infektionsprävention und -bekämpfung zu einer gängigen Praxis zu machen und nosokomiale Infektionen zu verhindern, sowohl in der alltäglichen Gesundheitsversorgung als auch während Epidemien. Die Mitgliedstaaten werden dabei unterstützt, Leitlinien für die Infektionsprävention und -bekämpfung und für entsprechende Schulungen auszuarbeiten. Die Ausarbeitung derartiger Leitlinien erfolgt durch Anpassung, Einführung und Überwachung der Einhaltung auf nationaler und kommunaler Ebene.

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Strategisches Ziel 5: Prävention und Bekämpfung der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in Tiermedizin und Landwirtschaft

17. Der Strategische Aktionsplan der Europäischen Region hat zu bedeutenden Erfolgen bei der Prävention und Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in Tiermedizin und Landwirtschaft beigetragen. Die Publikation Bekämpfung von Antibiotikaresistenz in Europa aus Sicht der Lebensmittelsicherheit (2011) bildete die Grundlage für eine Sensibilisierung und Anleitung von politischen Entscheidungsträgern und Behörden im öffentlichen Gesundheitswesen, in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion sowie in der Tiermedizin für einen ganzheitlichen, ressortübergreifenden, vielfältigen Ansatz zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Es wurden länderbezogene Erhebungen und Studien zu antimikrobiellen Resistenzen bei vorrangigen Erregern durchgeführt und ressortübergreifende, praktische Schulungen zu Themen wie der integrierten Surveillance, Labortechniken, Prävention und Bekämpfung von durch Lebensmittel übertragenen und zoonotischen Krankheiten, Lebensmittelsicherheit und dem einheitlichen Gesundheitsansatz organisiert.

18. Tiermedizin und Landwirtschaft spielen eine wesentliche Rolle bei der Prävention und Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen. Während manche Mitgliedstaaten in der Europäischen Region bei der Durchführung wirksamer Maßnahmen bisher eher zögerlich sind, haben andere frühzeitig gehandelt und umfassende Maßnahmen ergriffen. Eine enge Zusammenarbeit und Koordination der Aktivitäten mit Partnerorganisationen wie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) ist von äußerster Wichtigkeit. Die Durchführung gemeinsamer Aktivitäten und eine abgestimmte Unterstützung auf Ebene der Länder hat sich nachweislich als äußerst wirksam im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen an der Schnittstelle zwischen Mensch und Tier erwiesen.

19. Trotz guter Fortschritte herrscht noch erheblicher Handlungsbedarf, um gleichmäßig gute Standards in der gesamten Europäischen Region zu erreichen. In manchen Ländern kommen antimikrobielle Wirkstoffe in Tiermedizin und Landwirtschaft weiterhin häufig zum Einsatz;

dort ist es notwendig, die Surveillance von antimikrobiellen Resistenzen und von Rückständen in nicht-menschlichen Quellen und Reservoirs wie der Nahrungskette und der Umwelt auszuweiten. Diese Informationen müssen zur Verbesserung und Aktualisierung evidenzbasierter Handlungskonzepte genutzt werden, u. a. bei Regulierungsmaßnahmen für den Einsatz antimikrobieller Mittel in Tiermedizin und Landwirtschaft. Nun gilt es, den einheitlichen Gesundheitsansatz zu stärken und eine engere Einbindung der Umweltpolitik und ihrer maßgeblichen Akteure in die Wege zu leiten.

Strategisches Ziel 6: Förderung von Innovation und Forschung in Bezug auf neue Arzneimittel und Technologien

20. Seit Jahrzehnten unterstützt die Europäische Kommission die Forschung und Entwicklung im Bereich antimikrobielle Resistenzen unmittelbar oder mittelbar durch zahlreiche Initiativen und Projekte, etwa zur Entwicklung neuer Therapeutika und alternativer Mittel, neuer präventiver Impfstoffe und neuartiger Diagnoseverfahren. Durch die Annahme des Aktionsplans zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Rahmen der Initiative „Eine Gesundheit“ im Jahr 2017 bekräftigte die Europäische Kommission ihre Verpflichtung, Forschung, Entwicklung und Innovation in Bezug auf antimikrobielle Resistenzen zu fördern und die fachliche Kooperation mit der WHO auszubauen. Die Anzahl der multilateralen

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Initiativen und öffentlich-privaten Partnerschaften zur Förderung und Unterstützung der Innovation auf diesem Gebiet nimmt weiterhin zu, während gleichzeitig darüber diskutiert wird, wie man Unternehmen einen Anreiz bieten kann, um Forschung und Entwicklung im Bereich der Antibiotika voranzutreiben.

21. Angesichts der weltweiten Auswirkungen eines möglichen Durchbruchs sind die größten Anstrengungen der WHO zur Förderung von Innovation und Forschung in Bezug auf neue Arzneimittel und Technologien auf globaler Ebene zu verzeichnen. 2017 veröffentlichte die WHO eine Liste der global vorrangigen antibiotikaresistenten bakteriellen Erreger, um Forschungs- und Entwicklungsprioritäten auf Bereiche zu lenken, für die neue Medikamente am dringendsten benötigt werden. Die von der WHO und der Initiative „Arzneimittel für vernachlässigte Krankheiten“ geschaffene Globale Partnerschaft für Antibiotikaforschung und -entwicklung ist eine gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungsorganisation, welche die Entwicklung neuer, verbesserter Behandlungsmethoden für arzneimittelresistente Infektionen vorantreibt. Die WHO ist als Beobachterin aktiv am Global AMR R&D Hub beteiligt; dies geschieht im Rahmen ihrer Bemühungen, nach Maßgabe des einheitlichen Gesundheitsansatzes bei Politikern und Entscheidungsträgern um Verbesserung und Ausweitung von Maßnahmen und Konzepten für Forschung und Entwicklung im Bereich AMR zu werben.

22. Das Sekretariat des Regionalbüros hat die Gemeinsame Programmplanungsinitiative für antimikrobielle Resistenzen hinsichtlich ihrer Forschungsziele beraten und war Mitglied des Beratungsgremiums für die Gemeinsame Aktion der Europäischen Union zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen und nosokomialer Infektionen.

Strategisches Ziel 7: Verbesserung von Sensibilisierung, Patientensicherheit und Partnerschaft

23. 2012 schloss sich das Regionalbüro dem ECDC und der Europäischen Kommission an, um die Begehung des Europäischen Antibiotikatages auf die gesamte Europäische Region auszuweiten. Acht der 43 Mitgliedstaaten, die diesen Tag im Jahr 2012 begingen, taten dies zum ersten Mal. 2015 wurde die Weltantibiotikawoche ins Leben gerufen. 47 Mitgliedstaaten in der Europäischen Region gaben an, sowohl den Tag als auch die Woche mit nationalen Veranstaltungen und Kampagnen zu begehen. Seit 2017 stellen das ECDC und das Regionalbüro allen Mitgliedstaaten in der Europäischen Region ein gemeinsames Toolkit für die Medien zur Verfügung. Seit 2018 werden die Kampagnen zur Weltantibiotikawoche ganz im Sinne des einheitlichen Gesundheitsansatzes in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Regionalbüros von FAO und OIE organisiert.

24. Seit 2009 erfasst die Europäische Kommission mit Hilfe ihrer Eurobarometer-Erhebung das Wissen der Bürger der Europäischen Union über antimikrobielle Resistenzen und kam zu dem Schluss, dass es weiterhin erheblichen Verbesserungsspielraum gibt. Die Erhebung im Jahr 2018 ergab gegenüber den Ergebnissen von 2016 eine geringfügige Verbesserung des Wissens der Europäer über Antibiotika. Insgesamt wurde in der Europäischen Region bislang keine systematische Erhebung in der breiten Öffentlichkeit über das entsprechende Wissen durchgeführt.

25. In der Erkenntnis, dass Wissen allein nicht ausreicht, um Verhaltensänderungen zu erreichen, hat das Regionalbüro mit der Einführung von Methodologien für verhaltensbezogene Erkenntnisse bei Aktivitäten mit Bezug zu antimikrobiellen Resistenzen begonnen und auf Verhaltensänderungen abzielende Pilotprojekte gestartet. Auch wenn durch Bewusstseinsbildung und Schulungen ermutigende Fortschritte erzielt werden konnten, müssen Methodologien für

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verhaltensbezogene Erkenntnisse in alle Bemühungen zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen einbezogen werden, um das Verständnis der zugrunde liegenden Barrieren und Motive für bestimmte Verhaltensweisen unter Gesundheitsfachkräften und in der allgemeinen Öffentlichkeit zu verbessern und so wirksamere konzeptionelle Interventionen schaffen zu können.

Die sich verändernden Rahmenbedingungen antimikrobieller Resistenzen auf Ebene der Region und weltweit

26. Dieser Abschnitt des Berichts wird auf die wachsende Dynamik im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen auf Ebene der Europäischen Region wie auch weltweit eingehen, wie sie sich etwa aus der Annahme des globalen Aktionsplans zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen, aus der politischen Erklärung der Tagung der Generalversammlung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene über antimikrobielle Resistenzen und aus dem Arbeitsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen der „Tripartite Plus“1 sowie aus der zunehmenden Zahl diesbezüglicher Initiativen und der Erhöhung der Geldmittel für diesen Zweck ergibt.

Nähere Erläuterungen zu diesem zunehmend komplexen und überfüllten Feld sollen dazu anregen, die Architektur zugunsten nachhaltiger Gegenmaßnahmen im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen sowie verbesserter Koordination und Synergieeffekte zu überdenken, um so die Wirkung der vorhandenen Ressourcen zu optimieren.

Die Auswirkungen von COVID-19 auf antimikrobielle Resistenzen

27. Seit der dritten Tagung des Siebenundzwanzigsten Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees für Europa (SCRC) wurde die Europäische Region schwer von dem COVID- 19-Ausbruch getroffen. Mitte April 2020 verlagerte sich das Epizentrum der Pandemie nach Europa, was eine hohe Zahl an Krankheits- und Todesfällen zur Folge hatte. Zur Verhinderung bzw. Eindämmung des Ausbruchs haben zahlreiche Mitgliedstaaten ihrem Gesundheitspersonal neue Aufgaben zugewiesen und auch andere Ressourcen einem neuen Zweck zugeführt. Auch wenn Antibiotika nicht zur Behandlung von COVID-19 oder anderen neu auftretenden viralen Infektionen eingesetzt werden können, so sind sie doch von größter Bedeutung für die Behandlung bereits existierender sowie die Prävention sekundärer bakterieller Infektionen.

Antimikrobielle Resistenzen stellen nicht nur für COVID-19-Patienten, sondern auch für andere gefährdete Menschen mit geschwächtem Immunsystem eine ernsthafte Bedrohung dar.

28. Antimikrobielle Resistenz ist für die globale Gesundheit ein anhaltendes Problem, das sich ständig weiterentwickelt. Trotz Katastrophensituationen und Notlagen wie dem COVID- 19-Ausbruch, die zurecht die akute Aufmerksamkeit der globalen Gesundheitspolitik auf sich ziehen, kann es sich die Europäische Region nicht leisten, langfristige gesundheitliche Bedrohungen aus den Augen zu verlieren, sondern muss ihren Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen unter Verfolgung des einheitlichen Gesundheitsansatzes fortsetzen. Der Zeitrahmen für Diskussionen und Konsultationen mit Partnerorganisationen über das weitere Vorgehen im Hinblick auf den Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen in der Europäischen Region nach 2020 wird natürlich von der Verfügbarkeit nationaler Experten und anderer maßgeblicher Akteure abhängen, von denen viele wohl vollständig in den Kampf gegen COVID-19 eingebunden sind.

1 Bestehend aus WHO, FAO, OIE und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen.

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Das weitere Vorgehen

29. Auf seiner dritten Tagung signalisierte der 27. SCRC allgemein seine Unterstützung für die Ausarbeitung eines neuen Aktionsplans der Europäischen Region zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen für den Zeitraum 2021–2025.

30. Auf der 70. Tagung des Regionalkomitees werden Argumente für die Ausarbeitung eines neuen Aktionsplans2 im Rahmen eines breit angelegten Konsultationsprozesses geliefert.

Dieser soll:

• die aus dem gegenwärtigen Aktionsplan der Europäischen Region gewonnenen Erfahrungen berücksichtigen und darauf aufbauen;

• sich am globalen Aktionsplan und anderen Entwicklungen orientieren;

• breiter angelegte Partnerschaften mit nichtstaatlichen Akteuren einschließen und die Einbindung der Zivilgesellschaft unter Anwendung des einheitlichen Gesundheitsansatzes fördern und auch die umweltbezogene Dimension klar mit einbeziehen; und

• für eine engere Koordination und mehr Führungsstärke eintreten, um Doppelarbeit zu vermeiden.

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2 Die Zustimmung durch den nachfolgenden SCRC vorausgesetzt.

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