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Die Verhandlungsfähigkeit des alten (multimorbiden) Patienten = Competency of the (multimorbid) aged patient

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Texte intégral

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Rechtsmedizin 2005 · 15:143–147 DOI 10.1007/s00194-005-0318-2 On li ne pub li ziert: 29. April 2005 © Sprin ger Me di zin Ver lag 2005

Leitthema

G. Stop pe · Uni ver si täre Psy chi at ri sche Kli ni ken, Ba sel

Die Ver hand lungs fä hig keit

des al ten (mul ti mor bi den)

Pa ti en ten

A

uch wenn der Ge setz ge ber die Kri te ri-en zur Be wer tung der Ver hand lungs fä hig-keit bzw. -un fä hig hig-keit nicht nä her aus ge-führt hat, so fin det sich doch in der ent-spre chen den Li te ra tur eine Art Kon sens. Ver hand lungs fä hig keit be deu tet, dass eine

Per son zur au to no men pro zes sua len In ter-es sen ver tre tung in der Lage ist. De fi ni ti-ons ge mäß darf des halb kei ne Stö rung des Be wusst seins, der Er in ne rung, der Wahr-neh mung, der Denk- oder Ein sichts fä hig-keit vor lie gen. Im Ein zel nen be deu tet dies, dass Per so nen der Ver hand lung fol gen, sich sach ge recht ein las sen und An trä ge stel len kön nen müs sen, um ei ge ne In ter es-sen ver tre te ten zu kön nen.

Dies ent spricht in etwa dem in der US-ame ri ka ni schen Li te ra tur als „com pe-tence“ bzw. „com pe ten cy“ zu sam men ge-fass ten Zu stand. Die ers te De fi ni ti on die-ses Be grif fes im me di zi ni schen Kon text geht auf Ap pel baum u. Gris so [3] zu rück. Sie de fi nier ten 4 Grund fer tig kei ten der ge-stalt, dass eine Per son einen Sach ver halt ver ste hen müs se, in einen Zu sam men hang ein ord nen kön nen müs se, Kon se quen zen be den ken und an schlie ßend auch eine Ent-schei dung fäl len und aus drücken kön nen müs se.

Da nach wird die Kom pe tenz maß geb-lich von den Funk tio nen Den ken, Af fekt/

Emo ti on, Ge dächt nis, Be wusst sein, Sprach-funk tio nen, Hö ren und Se hen be ein flusst.

Die se Funk tio nen müs sen mit hin ge prüft und in ei ner Be ur tei lung be wer tet wer-den. In der Re gel be deu tet dies eine psy-chi at ri sche bzw. psy cho pa tho lo gi sche Be-fun der he bung durch einen ent spre chend

aus ge wie se nen Sach ver stän di gen. In wie-weit hier schon – zu min dest für den al ten Pa ti en ten – stan dar di sier te Hilfs mit tel in Form struk tu rier ter „as sess ments“ ein be zo-gen wer den soll ten, wird in die sem Bei trag the ma ti siert. Im Fol gen den wird des halb der in der me di zi ni schen Li te ra tur (in ter-na tio ter-nal) häu fi ger ver wen de te Be griff der Kom pe tenz statt des Ter mi nus „Ver hand-lungs fä hig keit“ ver wen det.

Ge sund heit li che Stö run gen, die die Kom pe tenz be ein flus sen, sind im Al ter vor wie gend aus 3 Ge bie ten zu er war ten: De men zer kran kun gen, De pres sio nen und De li ri en. Hirn or ga ni sche Be ein träch ti gun-gen durch so ma ti sche Er kran kun gun-gen und die da mit zu sam men hän gen de Me di ka ti-on äu ßern sich psy cho pa tho lo gisch in der Re gel in Form ei nes die ser Syn dro me. Zu-nächst sol len des halb die se Krank heits bil-der cha rak te ri siert wer den.

Für die Ver hand lungs fä hig keit

re le van te Krank heits bil der

De men zen

Schaut man sich die ge gen wär tig ver wen-de te Ope ra tio na li sie rung ei nes De menz-syn droms an, wie sie so wohl die „In ter na-tio nal Clas si fi ca ti on of Di sea ses (ICD-)10“ [25] als auch das „Dia gno stic and Sta ti sti-cal Ma nu al of Men tal Dis or ders (DSM-) IV“ [2] vor se hen (zu sam men ge fasst in . Abb. 1), so er gibt sich schwe re los, dass die Di ag no se ei ner De menz im mer eine Be ein träch ti gung der Kom pe tenz be dingt. Ein Er mes sens spiel raum im Sin ne ei nes

dann si tua tiv zu be stim men den „Grau be-rei ches“ be steht si cher bei sehr leich ten De men zen und ein fa chen Ver hand lungs-in hal ten.

De menz krank hei ten be tref fen in Deutsch land der zeit etwa 1 Mio. Men-schen, d. h. 6–8 der Über-65-Jäh ri gen. Der ex po nen zi el le An stieg so wohl der Präva lenz als auch der In zi denz bringt es mit sich, dass mit zu neh men dem Al ter ei-nes Ver hand lungs teil neh mers die A-prio-ri-Wahr schein lich keit, dass die ser an ei ner De menz lei det, an steigt. Wäh rend bei den 60- bis 64-Jäh ri gen „nur“ 1 der Be völ ke-rung be trof fen sind, sind dies bei den Über-90-Jäh ri gen be reits 35. Haupt ur sa che für die Er kran kung ist in etwa zwei Drit teln der Fäl le die Alz hei mer-Krank heit, ge folgt von ei nem ten den zi ell eher rück läu fi gen An teil vas ku lä rer De men zen und Misch-for men aus bei den [5]. Vor al len Din gen die Alz hei mer-Er kran kung kann heu te im-mer frü her und mit ho her di ag nos ti scher Si cher heit (ca. 90) be reits vor dem Tod di ag nos ti ziert wer den. Hier zu wird auf ent spre chen de Über sichts li te ra tur ver wie-sen [23, 24]. Ein we wie-sent li ches neu ro bio lo-gi sches Merk mal, das auch be son ders mit den kog ni ti ven Ein bu ßen stark kor re liert, ist das cho li ner ge De fi zit. Ein cho li ner ger Zell funk ti ons ver lust von mehr als 40 führt zu kli ni schen Be ein träch ti gun gen. Die se be tref fen nicht nur Ler nen und

Ge-Nach ei nem Vor trag bei der Herbst ta gung der Ar beits ge mein schaft Fo ren si sche Psy cho pa tho-lo gie und Ethik der Deut schen Ge sell schaft für Rechts me di zin am 26.10.2002 in Göt tin gen.

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Den kens, wie sie ty pi scher wei se zu ei ner De pres si on ge hö ren. In den letz ten Jah ren wur den Un ter su chun gen ver öf fent licht, die zeig ten, dass ins be son de re Ent schei-dun gen für bzw. ge gen le bens er hal ten de The ra pi en durch das Vor han den sein ei ner De pres si on be ein flusst wur den, und dass De pres si ve auch ein zu neh men des In te res-se an Ster be hil fe zeig ten [6, 12, 21]. Ne ben der De pres si vi tät hin gen die se Ein stel lun-gen bzw. Ent schei dun lun-gen auch vom all ge-mei nen Ge sund heits zu stand und z. B. von der re li gi ösen Ori en tie rung ab. In ner halb des de pres si ven Syn droms wa ren of fen-sicht lich die Hoff nungs lo sig keit und auch die Sui zi da li tät re le van te Pa ra me ter für die-se Ent schei dungs fin dung. Dass so mit ein de pres si ver Pa ti ent in ei ner Ver hand lung – auch wenn er nicht wahn haft ist – sei ne

In ter es sen nur ein ge schränkt adä quat ver-tre ten kann, liegt auf der Hand.

Struk tu rier te Er he

bungs-methoden zur Be ur tei lung von

Kom pe tenz

In An be tracht feh len der Ope ra tio na li sie-run gen wird häu fig ein ka te go ri sches

Ex-per ten ur teil im Sin ne ei nes „Gold

stan-dards“ ver wen det. Die se weit ver brei te te Me tho de zeigt je doch eine ge rin ge In ter-ra ter re lia bi li tät. Dem ge gen über hät te die An wen dung struk tu rier ter Ver fah ren, z. B. psy cho me tri scher Tests, den Vor teil, ver-gleich ba re Da ten und so mit eine hohe Re-lia bi li tät zu brin gen. Häu fig sind je doch dächt nis, son dern auch Auf merk sam keit,

Vi gi lanz und den Schlaf-Wach-Rhyth mus. Der pa tho phy sio lo gi sche Hin ter grund ist der, dass die cho li ner gen Neu ro ne des ba-sa len Vor der hirns der am wei tes ten ro s tral ge le ge ne Teil des auf stei gen den ak ti vie ren-den re ti ku lä ren Sys tems (ARAS) und da-mit die struk tu rel le Ba sis der neo kor ti ka-len Ak ti vie rung be trof fen sind [1].

De li ri en und hirn or ga ni sche

Stö run gen bei so ma ti schen Er

kran-kun gen und de ren Be hand lung

Da mit ist der Bo gen zu den de li ran ten Syn-dro men ge schla gen. De fi ni ti ons ge mäß un-ter schei det sich das De lir von der De menz vor al len Din gen durch eine Stö rung von Auf merk sam keit und Wach heit. Zu dem tritt es oft re la tiv akut und mit un ter auch nur vor über ge hend auf; des halb sind Zeit-kri te ri en wei te re Un ter schei dungs merk-ma le. Ne ben Wahr neh mungs stö run gen fin den sich af fek ti ve Stö run gen und sol-che der Psy cho mo to rik. Sys te ma ti ssol-che Un-ter su chun gen zur Häu fig keit und zum Ver-lauf fin den sich bis jetzt we nig. Aus Un ter-su chun gen in All ge mein kran ken häu sern fin den sich je doch Da ten, dass bis zu ei-nem Drit tel der Pa ti en ten bei Auf nah me und im Ver lauf ein De lir ent wi ckeln. Die Ra ten sind in ope ra ti ven Fä chern oft noch hö her, ins be son de re in der Or tho pä die und Kar dio chir ur gie (20–50). Be kann ter-ma ßen geht ein De lir mit ei nem er höh ten Kom pli ka ti ons ri si ko für Stür ze und

Pneu-mo ni en ein her. Auch kommt es oft nicht zu ei ner voll stän di gen Re sti tu ti on. Ein er-höh tes Ri si ko be steht bei hö he rem Al ter, vor be ste hen der De menz, Seh- und Hör-stö run gen, ei nem re du zier ten All ge mein-zu stand, me ta bo li schen Stö run gen und In-fek tio nen. Po ly phar ma zie oder auch Me di-ka men ten ab hän gig keit sind wei te re – oft mit ein an der zu sam men hän gen de – Ri si-ko fak to ren [23]. . Ab bil dung 2 fasst sche-ma tisch die Neu ro bio lo gie des de li ran ten Syn dro mes zu sam men. Aus die sem Mo-dell lässt sich auch die be kann te hirn leis-tungs min dern de Wir kung von al len Phar-ma ka mit an ti cho li ner gen Ne ben wir kun-gen ab lei ten. Dies sind durch aus nicht nur Psy cho phar ma ka, son dern ge ra de im Al ter häu fig ver ord ne te An ti ar rhyth mi ka, An ti-hi sta mi ni ka oder Mit tel ge gen Mik ti ons-stö run gen.

De pres sio nen

De pres sio nen sind mit ei ner Häu fig keit bis zu 20 die häu figs te psy chi sche Er kran-kung im Al ter und tre ten sehr oft zu sam-men mit kör per li chen Er kran kun gen auf [23]. Un ter dem As pekt der Ver hand lungs-fä hig keit müs sen hier 2 Aspek te be son ders be rück sich tigt wer den. Zum einen sind bei De pres sio nen sehr häu fig (nicht nur vor-über ge hend) kog ni ti ve Stö run gen vor han-den, die sich in ei ner Ver lang sa mung des Den kens, Kon zen tra ti ons- und Auf merk-sam keits stö run gen zei gen. Re le vant sind v. a. auch qua li ta ti ve Ver än de run gen des Abb. 1 8 Sche ma ti sche Dar stel lung der Kri te ri en zur Di ag no se ei ner

De menz nach dem di ag nos tisch-sta tis ti schen Ma nu al (DSM-IV [2]). Die Kri te ri en der ICD-10 [25]) sind ähn lich

Abb. 2 8 Sche ma ti sche Zu sam men fas sung der Pa tho phy sio lo gie ei nes de li ran ten Syn droms. Es wird die Be deu tung der Ba lan ce zwi schen cho li ner gem und ad rener gem Neu ro trans mit ter sys tem dar stellt

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Zusammenfassung · Abstract

Rechtsmedizin 2005 · 15:143–147

DOI 10.1007/s00194-005-0318-2 © Sprin ger Me di zin Ver lag 2005 G. Stop pe

Die Ver hand lungs fä hig keit des al ten (mul ti mor bi den) Pa ti en ten

Zu sam men fas sung

Die An for de run gen an die Ver hand lungs fä-hig keit ent spre chen im We sent li chen dem „Kom pe tenz mo dell“ in der neu ro psych

ia-tri schen Li te ra tur: Eine Per son muss ei-nen Sach ver halt ver ste hen, in eiei-nen Zu-sam men hang ein ord nen, die Kon se quen-zen be den ken so wie eine Ent schei dung fäl-len und aus drücken kön nen. Ge sund heit-li che Stö run gen, die die Ver hand lungs fä-hig keit be ein flus sen, sind im Al ter vor wie-gend bei De men zen, De pres sio nen und/ oder De li ri en zu er war ten. Re le van te Fak-ten zu die sen Syn dro men wer den dar ge-stellt. Um die In ter ra ter re lia bi li tät und die Va li di tät von Kom pe tenz be ur tei lun gen zu op ti mie ren, er scheint es sinn voll, struk tu-rier te „as sess ments“ un ter Ein be zie hung auch psy cho me tri scher Tests her an zu zie-hen, statt sich al lein auf ein kli ni sches

Glo-bal- oder Ge sam t ur teil zu ver las sen. Be st-un ter sucht ist bis heu te der „Mini-Men tal Sta tus Test“ (MMSE). Bei Wer ten von we ni-ger als 16 Punk ten ist da nach si cher von ei-ner Kom pe tenz stö rung aus zu ge hen, bei sol chen über 26 al len falls frag lich. Ska len und In stru men te, die De pres si vi tät oder an de re psy cho pa tho lo gi sche Funk tio nen quan ti fi zie ren, wur den hier zu bis her nicht un ter sucht. Mit die sem The ma be fass te Ju-ris ten soll ten eine Ba sis kom pe tenz im Um-gang mit die sen ori en tie ren den In stru men-ten er wer ben.

Schlüs sel wör ter Ver hand lungs fä hig keit ·

Kom pe tenz mo dell · Alte Pa ti en ten · Mini-men tal sta tus test · De menz · De li ri um · De pres sio nen

Ab stract

The re quire ments for a per son to take part in le gal pro ceed ings are de fined in the com-pe ten cy mod el of the neu ropsy chi atric sci-en tif ic lit er a ture. Ac cord ing ly a per son must be able to un der stand, ap pre ci ate and rea-son a prob lem and de cide and ex press an opin ion. In the el der ly, con di tions which ha-ve an im pact on com pe ten cy are main ly dmen tia, de lir i um and de pres sion and rel e-vant de tails of these dis or ders are de scribed. Stud ies re vealed that the best re sults for in-ter rain-ter re li abil i ty and va lid i ty of com pe ten-cy as sess ments, were ob tained when struc-tured as sess ments and neu ropsy cho log i cal tests were com bined with clin i cal glob al

as-sess ment. The mini men tal sta tus ex am i na-tion (MMSE) is the best test ed meth od to date. Val ues be low 16 are clear ly in dica tive of re duced com pe ten cy, and over 26 are most ly not. Con sid er ing the fre quen cy of de-men tia and de pres sion and the ag ing pop u-la tion, it might be use ful for le gal pro fes sion-als to have some knowl edge of these screen-ing tests.

Key words

Com pe ten cy to par tic i pate in pro ceed ings · Com pe tence mod el · Aged pa tient · Mini-men tal sta tus test · De lir i um · De men tia · De pres sion

Com pe ten cy of the (mul ti mor bid) aged pa tient

die se Er geb nis se al lein ethisch bzw. ju

ris-tisch nicht re le vant. Neu ro psy cho lo gisch spie len für die Kom pe tenz bzw. Ver hand-lungs fä hig keit ne ben Ge dächt nis leis tun-gen v. a. die Exe ku tiv funk tio nen eine gro-ße Rol le [4, 7, 8, 22]. Stan dard in stru men te zu ih rer Mes sung sind z. B. der Trail-ma-king-Test B [20] oder der Wis con sin-card-sor ting-Test [4]. In te res sant wäre es nun, wenn man bei de me tho di schen Vor ge hens-wei sen mit ein an der kom bi nie ren bzw. ver-glei chen wür de. Dies wur de z. B. in ei ner Un ter su chung [18] bei 70 Pa ti en ten mit ei-ner Alz hei mer-Er kran kung ge macht. Ein di cho to mes Ex per ten ur teil wur de mit ei-ner Rei he etab lier ter neu ro psy cho lo gi-scher Tests und mit so ge nann ten De menz-ska len ver gli chen. Die höchs te Kor re la ti on zeig te sich in te res san ter wei se zu letzt ge-nann ten Ska len, ins be son de re zum „mini-men tal sta tus test“ (MMSE) [11] oder der „glo bal de te rio ra ti on sca le“ (GDS) [19].

Im eng li schen Schrift tum fin det sich eine Rei he von struk tu rier ten In ter views zum Kom pe tenz as sess ment (z. B. „Hop-kins com pe ten cy as sess ment test“, „ca pa ci-ty as sess ment tool“, „ca pa ci ci-ty to con sent to treat ment in stru ment“), die z. T. auch auf be stimm te Si tua tio nen aus ge rich tet sind, z. B. der Kom pe tenz zur Re ge lung fi nan zi-el ler An ge le gen hei ten (z. B. [22]). Die Ar-beits grup pe um Mar son pub li zier te im Jahr 2000 eine ope ra tio na li sier te De fi ni ti-on vti-on „le gal stan dards“, wie sie in .

Ta-bel le 1 dar ge stellt sind [15].

Von all die sen Me tho den ist si cher lich der oben schon er wähn te MMSE bis her am bes ten un ter sucht [13]. Er wur de ur-sprüng lich als Scree ning test ent wi ckelt, um Ver dachts fäl le ei ner De menz zu iden-ti fi zie ren. In zwi schen wird er viel fach auch zur Schwe re grad be stim mung von De men zen ein ge setzt, z. B. auch zur De fi ni-ti on der Ein schluss kri te ri en in Arz nei mit-tel zu las sungs stu di en. Weil er ein fach an zu-wen den ist, ist er auch durch aus für die Fra ge stel lung der Ver hand lungs fä hig keit in te res sant. Nach ver schie de nen Un ter su-chun gen konn te ge zeigt wer den, dass bei Wer ten un ter 16 si cher von ei ner Stö rung der Kom pe tenz aus zu ge hen ist, bei Wer-ten über 26 al len falls frag lich. So mit sind Wer te in dem Be reich da zwi schen über-prü fungs be dürf tig und na tür lich auch von der un ter such ten Po pu la ti on ab hän-gig [9, 10, 14, 16, 17]. In ei ner Me ta ana ly se

(4)

Ta bel le 1

Ope ra tio na li sie rung der „le gal stan dards“ zum Kom pe tenz as sess ment. (Mar son et al. [15])

Ope ra tio nal de fi ni ti ons of le gal stan dards Le gal

Stan dard 1

• Evi den cing a treat ment choi ce for or against treat ment

• Fo cu ses not on the qua li ty of the pa ti ent’s de ci si on but on the pre sence or ab sence of a de ci si on

Le gal Stan dard 2

• Ma king the re a so na ble treat ment choi ce

• The ca pa ci ty to re ach the re a so na ble, the right or the re spon si ble choi ce.

The em pha sis is on out co me rat her than on the mere fact of de ci si on or how it has been re a ched....

Le gal Stan dard 3

• Ap pre cia ting con se quences of a treat ment choi ce

• The ca pa ci ty to rea li ze the im pli ca ti ons of a treat ment choi ce in terms of its

emo tio nal im pact, ra tio nal re qui re ments, and fu ture con se quences Le gal

Stan dard 4

• Pro vi ding ra tio nal re a sons for a treat ment choi ce

• The abili ty to use lo gi cal pro ces ses to com pa re the be ne fits and risk of va rious

treat ment op ti ons and weigh this in for ma ti on to re ach a de ci si on Le gal

Stan dard 5

• Un der stan ding the treat ment si tu a ti on

• A me mo ry for words, phra ses, ideas...and beyond mere re cep ti on, sto ra ge

and re trie val of such in for ma ti on, the pa ti ent must be able to com pre hend the fun da men tal mea ning of in for ma ti on about treat ment

ka men Kim et al. zu dem Schluss, dass ge-gen wär tig Be ur tei lun ge-gen der Kom pe tenz von In di vi du en „in re la ti ver Iso la ti on“ ge-macht wer den, in dem sie in tui tiv re la tiv brei te Kri te ri en zum Ein satz brin gen [13]. Eine Me tho de, die auf ei nem ope ra tio na li-sier ten Ex per ten ur teil, u. U. un ter Ein be zie-hung ein fa cher Ska len und In stru men te be ruht, hät te das Po ten zi al, Schwel len wer-te für die Kom pe wer-tenz trans pa rent und zu-ver läs sig zu ma chen. Dies wäre ein ext rem sinn vol ler Bei trag der em pi ri schen Wis sen-schaft zur ethi schen Pra xis.

Fa zit für die Pra xis

Auf grund der vor lie gen den Über le gun-gen und em pi ri schen Un ter su chun gun-gen ist zu wün schen, dass die Be ur tei lung der Ver hand lungs fä hig keit al ter und v. a. auch mul ti mor bi der Pa ti en ten die der-zeit schon vor han de nen Mög lich kei ten nutzt. Da nach soll te jede Be gut ach tung Aus kunft über die An knüp fungs tat sa chen, die ver wen de ten Tests und Me tho den so-wie de ren Be fun de ge ben. In An be tracht der Häu fig keit von De pres sio nen, De

men-zen und De li ri en soll te bei kör per lich kran-ken und al ten Men schen stets das Vor lie-gen ei ner sol chen Stö rung über prüft bzw. aus ge schlos sen wer den. Auch soll te dies do ku men tiert wer den.

Hier zu kann auf etab lier te Such tests (z. B. MMSE [11], GDS [26]), neu ro psy cho lo gi-sche Tests und struk tu rier te As sess ments (ger ia tri sche As sess ments, Kom pe tenz as-sess ments) zu rück ge grif fen wer den. Es hat sich ge zeigt, dass Such tests sehr wohl auch von hier für trai nier tem Pra xis per so-nal kom pe tent durch ge führt wer den kön-nen. Es könn te so mit ein prag ma ti sches Vor ge hen sein, wenn Ju ris ten, die die Ver-hand lungs fä hig keit be ur tei len sol len, oder auch No ta re, sich Kom pe tenz in Um-gang und Ein satz die ser Scree ning in stru-men te ver schaf fen. Sie sind gleich zei tig eine gute Do ku men ta tion von Be fun den. Ver dachts fäl le könn ten dann dem sach ver-stän di gen Psych ia ter zur Be ur tei lung zu ge-wie sen wer den.

Kor re spon die ren der Au tor

Prof. Dr. G. Stop pe

Uni ver si täre Psy chi at ri sche Kli ni ken, Wil helm Klein-Stras se 27, CH-4025 Ba sel, Schweiz

E-Mail: ga bri e la.stop pe@upkbs.ch

In ter es sen kon flikt: Der kor re spon die ren de

Au tor ver si chert, dass kei ne Ver bin dun gen mit ei ner Fir ma, de ren Pro dukt in dem Ar ti kel ge-nannt ist, oder ei ner Fir ma, die ein Kon kur pro dukt ver treibt, be ste hen.

Li te ra tur

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Madea, B., Mußhoff F. (Hrsg.)

Haaranalytik, Technik und

Inter-pretation in Medizin und Recht

Deutscher Ärzteverlag 2003, 395 S., 125 Abb., 66 Tab., (ISBN 3-7691-0437-4), 89.95 EUR Die bereits sehr alte Methode der Haarana-lytik hat in den letzten Jahrzehnten bezüg-lich ihrer Anwendbarkeit und Aussagekraft erhebliche Erweiterungen erfahren und ist deshalb für zahlreiche forensische, krimi-nologische und klinische Fragestellungen heute außerordentlich relevant. So findet sie Anwendung sowohl beim Nachweis illegal konsumierter Betäubungsmittel und krimineller Vergiftungen als auch ergänzend für die Schuldfähigkeitsbeur-teilung. Die Haaranalytik hat außerdem im Rahmen von Dopingkontrollen einen bedeutenden Stellenwert. Weiterhin er-langt sie zunehmende Relevanz in Fragen der Verkehrs- und Berufseignung. Klinisch relevante Anwendungsgebiete sind unter anderem der Nachweis einer chronischen Exposition mit Giften am Arbeitsplatz oder die Prüfung von Abstinenz bzw. Compli-ance eines Patienten bei Medikamenten-einnahme. Zusätzlich können die struk-turelle und die DNA-Analyse an Haaren wichtige Beiträge bei spurenkundlichen Identifizierungen leisten.

All diese Anwendungsgebiete der Haaranalytik werden im vorliegenden Buch übersichtlich behandelt. Dabei sind die verschiedenen zur Anwendung kom-menden Methoden verständlich erklärt und ausführlich beschrieben, ergänzt durch ein umfangreiches und aktuelles Literaturverzeichnis sowie einen gesonder-ten Abschnitt über Qualitätssicherung bei forensisch-toxikologischen Untersuchun-gen von Haarproben und bei der Analyse von STRs. Die biologischen Grundlagen des Einbaus von Fremdsubstanzen in die Haare sind vorab dargelegt und erleichtern das Verständnis.

Ausführlich werden die rechtlichen Grundlagen und Folgen der Haaranalytik abgehandelt, wobei Grenzen der Methode bzw. ihrer Anwendbarkeit und Interpreta-tion angemessen kritisch aufgezeigt wer-den. Es werden hier auch aktuelle Proble-me wie beispielsweise die Einführung der

Generellen Durchführung eines „Workplace Drug Testing“ diskutiert.

Sehr informativ sind der kurze histo-rische Überblick über die Anfänge der Haaranalytik und ihre Entwicklung bis in die moderne Zeit sowie zahlreiche interes-sante und teilweise bekannt gewordene Fallbeispiele, bei denen die Haaranalytik zur Aufklärung beitragen konnte. Insge-samt werden die Kapitel immer wieder durch Fallbeispiele und praxisbezogene Fragestellungen aufgelockert, so dass das Buch trotz der methodisch anspruchsvol-len Beiträge angenehm zu lesen ist.

In seiner Vollständigkeit und gleich-zeitigen Übersichtlichkeit und Praxisnähe schließt dieses Standardwerk eine Lücke in der deutschsprachigen Literatur über Haaranalytik.

E. Türk (Hamburg)

Buchbesprechungen

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Abb. 2  8   Sche ma ti sche  Zu sam men fas sung  der  Pa tho phy sio lo gie  ei nes  de li ran ten  Syn droms

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