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Zukünftige Grundwasserforschung - Was sind unsere Aufgaben?

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Academic year: 2021

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Grundwasser – Zeitschrift der Fachsektion Hydrogeologie (2008) 13:131–132

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Editorial

doi

© Springer-Verlag 2008

liebe leserinnen und leser!

in der FH-dGG und mit der Zeitschrift

Grundwasser haben wir es uns zu einer

der vordringlichsten aufgaben gemacht, die Brücke zwischen Wissenschaft, Behörden und Praxis zu schlagen. da ich mich gerade in ein neues Wissen-schaftsumfeld begeben habe und das Privileg genieße, alte Forschungsideen zu überdenken und neue zu definieren, dachte ich, es wäre gut, einige meiner Gedanken mit ihnen/mit Euch zu tei-len. ausschlaggebend für das Schrei-ben dieses Editorial war jedoch, dass ich den Bericht des „intergovernmen-tal Panel on Climate Change“ (iPCC): „Climate Change 2007“ eingehend stu-diert habe. Für all jene, die diesen noch nicht gelesen haben, empfehle ich den „Climate Change 2007: Synthesis re-port“ (zu finden z. B. unter http://www. ipcc.ch/). Für einen Geowissenschaft-ler und eigentlich jeden Mitbürger ist dieser Bericht hoch interessant und erschütternd zugleich. Zwar bestehen noch viele Unsicherheiten und daten-lücken, aber die „Beweislage“, dass wir gewaltigen globalen Veränderun-gen entgeVeränderun-gen gehen, ist schon erdrü-ckend. diese werden auf jeden Fall den Wasserzyklus nachhaltig beeinflussen und große ökonomische sowie wissen-schaftlich-technische anstrengungen auf vielen Gebieten fordern.

Es ist unsere aufgabe, dass wir uns mit der Qualität und der Quantität der

Was-serressourcen beschäftigen. die Ver-sorgung der Menschen mit Wasser zu bezahlbaren Preisen ist gewissermaßen unsere Berufung. Zumindest in meinen augen ist das unsere Verantwortung der Gesellschaft gegenüber.

Viele Wissenschaftlerinnen und Wis-senschaftler haben sich über die letzten drei Jahrzehnte intensiv mit industriell kontaminierten Grundwasserleitern be-schäftigt. die Schadstoffpalette ist breit. Sie reicht von chlorierten und polyzykli-schen aromatipolyzykli-schen Kohlenwasserstof-fen (CKW, PaK) über Benzin, Mine-ralölkohlenwasserstoffen (MKW) und Methyl-tertiär-butyl-ether (MtBE), um nur einige zu nennen. auch landwirt-schaftliche Schadstoffe, wie Pestizide, Nitrat und Phosphat haben viel Beach-tung gefunden. Selbstverständlich gibt es noch die eine oder andere spannende Frage zu klären oder den einen oder an-deren besonders komplizierten Standort zu bearbeiten. aber es gibt meiner Mei-nung nach eine Vielzahl von exzellent arbeitenden ingenieurbüros, die viele Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Wissenschaft in die Praxis getragen ha-ben. außerdem verzeichnen wir bereits viele ermutigende ansätze, wie Behör-den neue wissenschaftliche Konzepte in ihre Verordnungen einfließen lassen und kreativ im rahmen der Gesetze inter pretieren.

die Wissenschaft ist gefordert, die knappen Forschungs-Euros, bzw. Fran-ken für die Schweizer Kollegen, intelli-gent einzusetzen. So ist es an der Zeit, sich mit den Schadstoffen der Zukunft zu beschäftigen. Es ist schließlich bes-ser, vorsorgend zu handeln, als ständig Nachsorge zu betreiben. dabei kommt

natürlich sofort die Frage auf: Was sind denn die Schadstoffe der Zukunft? das ist nicht einfach zu beantworten, da am Beginn der Forschung die Frage der relevanz aufgrund des geringen Kennt-nisstandes und der komplexen interak-tionen meist nicht geklärt werden kann. Wie viele wissen, bin ich der Meinung, dass Pharmaka, Substanzen in Kör-perpflegemitteln (pharmaceuticals and personal care products – PPCP) und en-dokrin wirksame Substanzen den Öko-systemen und uns Menschen potenziell selbst bei geringen Konzentrationen Schaden zufügen können. Eine wach-sende Zahl von biologischen Studien belegt dies. deshalb haben wir uns über die letzten Jahre auch besonders mit der urbanen Hydrogeologie beschäftigt, wo viele dieser Stoffe in großer anzahl und in komplexen Gemischen anzutreffen sind (siehe auch Grundwasser-Heft 3/2007).

aber selbstverständlich gibt es auch an-dere Stoffe, die in Zukunft Forschungs-gegenstand werden könnten. Wir müs-sen als Wismüs-senschaftler vorausschauen und die potenziellen Probleme erken-nen, bevor die Sanierung der Schäden Millionen oder Milliarden verschlingt. diese Mittel sind auf jeden Fall bes-ser im Bildungssystem aufgehoben oder können sinnvoller für andere ge-sellschaftliche aufgaben eingesetzt werden.

Über die letzten Jahre ist jedoch auch klar geworden, dass wir uns als Wasser-forscher insbesondere auf dem Gebiet der auswirkungen des globalen Wan-dels für die Quantität und Qualität der Wasserressourcen engagieren sollten. dabei geht es oft um grundlegende

Zukünftige Grundwasserforschung – Was sind unsere Aufgaben?

Mario Schirmer

10.1007/s00767-008-0080-y

online veröffentlicht: 12. 8. 2008

Mario Schirmer ()

abteilung Wasserressourcen und trinkwasser, Urbane und alpine Hydrogeologie, EaWaG, Überlandstr. 133, 8600 dübendorf, Schweiz E-Mail: mario.schirmer@eawag.ch

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Fragestellungen, wie z. B. der Wasser-kreislauf den globalen Wandel beein-flusst. Eigentlich sehr verwunderlich ist, dass in den vielen Klimamodellen, die für den iPCC 2007-Bericht verwen-det wurden, für die untere randbedin-gung, die Erdoberfläche, nur sehr ver-einfachte annahmen getroffen werden, z. B. in Bezug auf Energiebilanz und Verdunstung. das Grundwasser ist dort nicht berücksichtigt. Meiner Meinung nach müssen wir das ändern und die da-für notwendigen arbeiten leisten. aber natürlich müssen da Kräfte gebündelt werden. Es müssen vor allem Felddaten in verschiedenen Höhenlagen und tem-peraturregimen gewonnen werden und wir benötigen langzeituntersuchun-gen. auch bin ich der Meinung, dass

wir die Prozesse der Grundwasserneu-bildung noch nicht vollständig verstan-den haben und dort noch Forschungs-bedarf besteht. auf der anderen Seite ist es erfreulich, die wachsende anzahl an arbeiten an der Schnittstelle Grund-wasser – OberflächenGrund-wasser zu sehen. all dieses Verständnis ist notwendig, damit wir belastbare Szenarien für die Klimamodellierung zur Verfügung stel-len können.

Für mich sehe ich aufgrund meines Standortwechsels jetzt die aufgabe, mich verstärkt mit alpinen locker-gesteinsgrundwasserleitern zu be-schäftigen. diese arbeiten decken natürlich nur einen teil der insgesamt notwendigen Forschung ab. in diesem Zusammenhang möchte ich deshalb

alle interessierten Personen aufrufen, verstärkt auf dem Gebiet des globalen Wandels zu forschen. Vielleicht hat die randbedingung Grundwasser doch eine wesentlich größere Bedeutung, als wir heute glauben. aber auf jeden Fall haben wir der Gesellschaft gegenüber die Verpflichtung, unsere begrenzten Forschungsmittel sehr klug einzusetzen und da ist es gut, einmal Zäsur zu ma-chen und darüber nachzudenken, was die Gesellschaft in Zukunft von uns benötigt und was in den kommenden Jahren international wichtige themen sein werden.

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