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Lebenswert, auch eine Kostenfrage? : Das sozialethische Stichwort

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Academic year: 2021

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solche Entscheidung zu wehren.

Aus sozialethischer Sicht steht grundsätzlich zur Debatte, ob bei der Festlegung der Gren-zen sozial finanzierter Gesundheitsleistungen Kosten-Nutzen-Überlegungen überhaupt eine Rolle spielen dürfen. Das Bundesgericht hat diese Frage bejaht. Aus ethischer Sicht ist das heikel, weil erstens jeder Mensch, unabhängig von seiner Krankheit und den Behandlungs-kosten, ein Recht auf Behandlung hat, und ein solches Urteil zweitens leicht missverstan-den wermissverstan-den kann: Nämlich in dem Sinne, dass nicht eine bestimmte Behandlung als un-angemessen beurteilt wird, sondern ein be-stimmtes Leben als nicht mehr wertvoll ta-xiert werden könnte, so, als ob Lebenswert-kriterien eine Rolle spielen dürften.

Auf der anderen Seite scheint intuitiv klar, dass es auch ethisch relevant ist, ob zum Bei-spiel einem Kind mit einer Hämophilie durch sehr teure Behandlungen das Leben gerettet werden kann, oder einem Menschen in seiner letzten Lebensphase noch eine sehr teure The-rapie gegeben wird, welche zu einer Erhöhung seiner Lebenserwartung um wenige Tage füh-ren würde. Ethisch ist das deshalb relevant, weil die zur Verfügung stehenden Ressourcen knapp sind und der Zugang daher angemes-sen bzw. fair ausgestaltet werden sollte. Wird das nicht offen diskutiert und geregelt, droht

denjenigen das Nachsehen, die sich am we-nigsten zu wehren wissen.

Sicherlich kann die Orientierung an Kosten-Nutzen-Überlegungen nur ein Kriterium ne-ben anderen sein. Zu erinnern ist an die Ach-tung der Menschenwürde, der Gleichbehand-lung aller, die Solidarität der Gesunden mit den Kranken oder die Priorität für die Bedürf-tigsten. Angesichts der bestehenden Knapp-heit, die gegenwärtig durch die Einführung sehr teurer Verfahren und Medikamente

ver-stärkt wird, ist es allerdings auch nicht möglich,

von Nutzenüberlegungen ganz abzusehen, ohne gleichzeitig ungerechte Verteilungsent-scheidungen am Krankenbett hinzunehmen. Seltene Krankheiten wie Morbus Pompe sind schlechte Beispiele, um diese heiklen Fragen anzugehen. Daher ist es sehr zu begrüssen, dass das Myozyme inzwischen auf die Spezialitä-tenliste gesetzt wurde und – neu zu einem sehr viel günstigeren Preis, den das BAG mit der Firma Genzyme ausgehandelt hat – allen Mor-bus Pompe-Kranken zur Verfügung steht. Grundsätzlich hat das Urteil aber klar ge-macht, dass eine öffentliche Auseinanderset-zung über die Frage der Angemessenheit von neuen, teilweise sehr teuren Behandlungen ansteht, die nur um den Preis relativ willkür-licher Entscheidungen am Krankenbett zu

umgehen ist. <

> Das sozialethische Stichwort

Lebenswert, auch eine Kostenfrage?

Das so genannte Myozyme-Urteil des Bundes-gerichts von November 2010 hat zu Recht ein grosses Echo ausgelöst. Entschieden wurde, dass eine Behandlung mit dem besonders teu-ren Medikament Myozyme nicht auf Kosten der Krankenversicherung fortgesetzt werden darf, weil die Therapie zu wenig Nutzen er-bringe. Das Bundesgericht hat konkrete Zah-len angedeutet, insofern es im Urteil darauf hinweist, angemessen seien Therapiekosten von maximal 100'000 Franken pro gerettetem Lebensjahr. Speziell an dieser Entscheidung ist, dass das umstrittene Medikament zur Be-handlung der extrem seltenen Krankheit Mor-bus Pompe eingesetzt wird, unter der in der Schweiz lediglich 15 bis 20 Personen leiden. Betroffen waren also extrem wenig Menschen, die keine Lobby haben, um sich gegen eine

> Gesellschaft

Gast

Wieviel darf

ein Leben

kosten?

Die sozialethische Ant-wort gibt Markus

Zim-mermann-Acklin. Er

lehrt und forscht am Departement für Mo-raltheologie und Ethik an der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg.

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