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Pflegeinterventionen zur Förderung und Erhaltung der Selbstmanagementkompetenz und Therapieadhärenz bei Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 : eine Literaturübersicht

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Academic year: 2021

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Pflegeinterventionen zur Förderung

und Erhaltung der

Selbstmanagementkompetenz und

Therapieadhärenz bei Jugendlichen

mit Diabetes mellitus Typ 1

Eine Literaturübersicht

Bachelorarbeit

Von

Daria Boschung & Noémie Oberson

Promotion 2016-2019

Erstgutachterin: Rebecca Osterwalder

Hochschule für Gesundheit, Freiburg

Studiengang Pflege

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Danksagung

Die Autorinnen möchten an dieser Stelle allen Personen danken, die sie während des Erstellens dieser Bachelorarbeit unterstützt und begleitet haben.

Als Erstes möchten sich die Autorinnen bei der Erstgutachterin Frau Rebecca Osterwal-der bedanken. Sie unterstützte und begleitete die Autorinnen beim Erarbeiten Osterwal-der Ba-chelorarbeit und gab wertvolle Feedbacks. Sie ermutigte die Autorinnen in jeder Etappe und fand stets motivierende Worte.

Ein weiterer Dank gilt Frau Petra Schäfer-Keller, welche den Autorinnen Inputs und Feedback zum wissenschaftlichen Schreiben gab. Auch Herrn Ewald Schorro danken die Autorinnen für die Erklärungen zur Statistik.

Ebenso möchten sich die Autorinnen bei Flavio Boschung, Steuereinschätzer, und Annia Oberson, Interactive Media Designer, für das zeitaufwändige Korrekturlesen bedanken. Ein besonderes Dankeschön gilt Valerio Salvetti, diplomierter Pflegefachmann, welcher wertvolles und konstruktives fachliches Feedback zur Bachelorarbeit abgab.

Nicht zuletzt möchten sich die Autorinnen bei den Familien und Freunden bedanken. Sie waren stets eine wichtige mentale und motivierende Stütze. Die Autorinnen möchten sich gegenseitig ein grosses Dankeschön aussprechen. Ohne die gegenseitige Unter-stützung und reibungslose Teamarbeit wäre diese Arbeit nicht zu Stande gekommen.

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INHALTSVERZEICHNIS

Abstract / Zusammenfassung ... 1 1 Einleitung ... 1 1.1 Problemstellung ... 1 1.2 Fragestellung ... 3 1.3 Ziel ... 3 2 Theoretischer Rahmen ... 4

2.1 Diabetes mellitus Typ 1 ... 4

2.2 Jugendalter ... 5

2.3 Diabetes und Jugendalter ... 7

2.4 Selbstmanagement ... 8 2.5 Adhärenz ... 9 2.6 Empowerment ...10 3 Methode ...12 3.1 Design: Literaturübersicht ...12 3.1.1 Suchstrategie ...12

3.1.2 Ein- und Ausschlusskriterien ...14

3.1.3 Analyse ...15

3.1.4 Ethik ...15

4 Resultate ...17

4.1 Ausgewählte Literatur...17

4.2 Ergebnisse der Studien ...17

4.2.1 Patientenpopulation ...18

4.2.2 Selbstmanagement ...19

4.2.3 Therapieadhärenz ...21

4.2.4 Studienretention ...23

5 Diskussion ...24

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5.2 Diskussion des Outcomes Therapieadhärenz ...27

5.3 Fazit der Diskussion ...29

5.4 Beantwortung der Forschungsfrage ...30

5.5 Stärken und Schwächen der eingeschlossenen Studien ...30

5.6 Stärken und Schwächen der Bachelorarbeit ...31

6 Schlussfolgerungen ...33

6.1 Empfehlungen für die Praxis ...33

6.2 Empfehlungen für zukünftige Forschungen ...36

7 Literaturverzeichnis ...38 8 Tabellenverzeichnis ...44 9 Abkürzungsverzeichnis ...45 10 Anhang...46 10.1 Selbständigkeitserklärung ...46 10.2 Flow-Chart ...47 10.3 Ampelschema ...48 10.4 Tabellarische Übersichten ...52 10.5 Kritische Beurteilungen ...58

10.6 Übersicht der ausgewählten Literatur ...83

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ABSTRACT / ZUSAMMENFASSUNG

Hintergrund: Die Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 stellen eine besonders vul-nerable Gruppe dar, denn sie haben zwei Aspekte zu bewältigen: das Erreichen der Entwicklungsaufgaben des Jugendalters und das Management einer chronischen Krankheit. Die Erhaltung und die Förderung der Therapieadhärenz und der Selbstma-nagementkompetenz können durch die Entwicklungsaufgaben beeinträchtigt sein. Folg-lich kann es zu negativen Auswirkungen auf die psychische und physische Gesundheit kommen.

Methode: Für die Literaturübersicht wurde eine Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed und CINAHL durchgeführt. Entsprechend der Forschungsfrage wurden Ein- und Ausschlusskriterien verwendet, um die Suche einzugrenzen. Die eingeschlossenen Studien wurden mittels Beurteilungsinstrumenten kritisch beurteilt, analysiert, zusam-mengefasst und diskutiert.

Ergebnisse: Patientenzentrierte Kommunikation zeigte positive Effekte auf die Outco-mes Therapieadhärenz und Selbstmanagementkompetenz. Durch die Motivational In-terviewing-nicht-adhärente Kommunikation (z.B. überreden und konfrontieren) wurde eine Verschlechterung der Selbstwirksamkeit und der Therapieadhärenz festgestellt. Eine aktive Beteiligung sowie der Einbezug der Jugendlichen während den Konsultatio-nen wurden positiv mit den beiden Outcomes assoziiert. Der Effekt von technologie-ba-sierten Interventionen zur Förderung der Selbstmanagementkompetenz konnte bestätigt werden.

Schlussfolgerungen: Die patientenzentrierte Kommunikation, das Motivational Inter-viewing sowie der erhöhte Einbezug der Jugendlichen in das Krankheitsmanagement werden als Basis angesehen, um Jugendliche zu einer wirksamen Therapieadhärenz und Selbstmanagementkompetenz zu befähigen. Technologiebasierte Interventionen zeigten positive Effekte und sollten ebenfalls in die Pflege von Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 integriert werden. Weitere Forschungen zur Ermittlung der Langzeiteffek-ten mit grösseren Samples werden für alle genannLangzeiteffek-ten Interventionen empfohlen. Schlüsselbegriffe: Diabetes mellitus Typ 1, Jugendalter, Therapieadhärenz, Selbstma-nagementkompetenz, Empowerment, Pflegeinterventionen

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EINLEITUNG

Die Themen Diabetes mellitus Typ 1 sowie Jugendalter liegen den beiden Autorinnen sehr am Herzen. Sie setzen sich in ihrem Privatleben und in ihrer Freizeit stark mit den beiden Themen auseinander. Eine Autorin ist selbst im Kindesalter an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt. Sie kennt die Problematiken, die in diesem Alter auftreten können, da sie selbst diese Phasen erlebt hat. Zudem ist sie seit vielen Jahren als Leiterin in einem Diabetikerlager engagiert. Es ist ein Sommerlager für Kinder und Jugendlichen mit Dia-betes mellitus Typ 1 im Alter von 6 bis 16 Jahren. Die andere Autorin ist seit langer Zeit als Leiterin in der Jungwacht-Blauring (Jubla) tätig. Sie hat in ihrer Freizeit ebenfalls häufigen Kontakt mit Kindern und Jugendlichen. Im Moment betreut sie Jugendliche im Alter zwischen 13 und 14 Jahren und kennt die aktuellen Themen und Probleme dieser Altersgruppe. Beide Autorinnen können sich zudem zukünftig vorstellen, auf einer pädi-atrischen Abteilung zu arbeiten. Diese Bachelorarbeit ist für beide Autorinnen von gros-sem Interesse und bietet ihnen zugleich die Gelegenheit, sich in diegros-sem Fachbereich weiterzuentwickeln. Sie wird ihnen sowohl für ihre private, wie auch berufliche Laufbahn von wertvollem Nutzen sein.

1.1 Problemstellung

Diabetes mellitus Typ 1 (DMT1) ist die häufigste Stoffwechselerkrankung, die im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert wird (Rosenbauer & Stahl, 2010). In den Jahren 2011 und 2012 wurde in der Schweiz eine Zahl von 2400 erkrankten Kindern und 1120 Jugendli-chen erfasst, wobei sowohl Typ 1 wie Typ 2 dazu gezählt wurden. In der Schweiz nahm die Inzidenz in den letzten Jahren bei beiden Typen zu (Schweizerisches Gesundheitsobservatorium, 2015). Weltweit erkrankten im Jahre 2017 schätzungsweise 96'000 Kinder unter 15 Jahren an DMT1 (Mayer-Davis et al., 2018). In einer dänischen Kohortenstudie, in welcher Kinder und Jugendliche mit DMT1 (unter 20 Jahren) über 24 Jahre begleitet wurden, zeigte sich, dass die Mortalitätsrate 4.8-mal höher war als in der restlichen Bevölkerung (Sandahl et al., 2017). Die norwegische Langzeitstudie von Gag-num et al. (2017) stellte fest, dass die Mortalität bis zum Alter von 30 Jahren auf akute Komplikationen wie Ketoazidose oder Hypoglykämien zurückzuführen ist. Nach dem 30. Lebensjahr sind kardiovaskuläre Folgeerkrankungen die häufigsten Todesursachen (Gagnum et al., 2017).

Im Jugendalter kann eine chronische Erkrankung bei Betroffenen und ihren Angehörigen grosse Veränderungen herbeiführen. Diese Jugendliche haben zwei Aspekte zu bewäl-tigen: Einerseits das Erreichen der altersspezifischen Entwicklungsaufgaben und ande-rerseits das Management einer chronischen Krankheit (Caflisch, 2013; Flammer &

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Alsaker, 2002). Die krankheitsbedingten Einschränkungen können bei den Jugendlichen Widerstand erzeugen und zu einer Motivationsreduktion bezüglich Krankheitsmanage-ment führen. In diesem Alter weisen die Jugendlichen zudem häufig riskante Verhaltens-weisen auf (z.B. Alkohol- und Drogenkonsum), was zu schweren Gesundheitsproblemen führen kann (z.B. Hypo- und Hyperglykämien, Ketoazidose) (von Hagen & Schwarz, 2011).

Die Therapieadhärenz stellt einen zentralen Punkt für das komplexe Diabetesmanage-ment dar. Innerhalb des DiabetesmanageDiabetesmanage-ment sind z.B. regelmässige Messungen des Blutzuckers, mehrere Insulininjektionen am Tag, das Überwachen von Blutzuckertrends, die Anpassung der Insulintherapie und das Management von Hypo- und Hyperglykämien Grundvoraussetzungen. Das Vernachlässigen dieser Punkte führt zu mehr Folgeschä-den, einer Reduktion der Lebensqualität und einer Erhöhung der Mortalität bei den Be-troffenen. Dadurch wird das Gesundheitssystem mit höheren Behandlungskosten und längeren Krankenhausaufenthalten belastet (Krichbaum & Kulzer, 2011; Larsen & Morof Lubkin, 2013; World Health Organization, 2003). Viele Studien bestätigen, dass die Ad-härenz zum Diabetesmanagement in der Jugend beeinträchtigt sein kann (Cox & Hunt, 2015; Datye, Moore, Russell, & Jaser, 2015). Nur 21% der 13 bis 20-jährigen Typ-1-Diabetiker erreichen die Ziel-HbA1c-Werte (Wood et al., 2013).

Um die jugendlichen Patienten im Diabetesmanagement zu unterstützen, definieren ak-tuelle Leitlinien in der Diabetologie das Selbstmanagement als unverzichtbares Element jeder Diabetestherapie (Lange, 2018). Aufgrund der Entwicklungsaufgaben der Jugend-lichen und ihrem risikobereiten Verhalten kann es innerhalb des Diabetesmanagements zur Vernachlässigung der Therapie und der Selbstmanagementkompetenzen kommen (Danne, Kordonouri, & Lange, 2014). In der vorhandenen Literatur kongruiert die Evi-denz damit, dass die medizinische Verlaufsprognose (Mortalität, Folgeerkrankungen) und die Lebensqualität vom Selbstmanagement abhängig sind (von Hagen & Schwarz, 2011). Die Unterstützung zur Selbstmanagementkompetenzen stellt eine Schlüsselkom-ponente für ein effektives Management jeder chronischen Krankheit dar. Jedoch scheint diese Schlüsselkomponente in der Praxis noch kaum umgesetzt zu sein. Wie die Studie von Elissen et al. (2013) aufzeigte, ist die Selbstmanagement-Unterstützung für chro-nisch Kranke in Europa noch sehr unterentwickelt. Im europäischen Vergleich stellte sich heraus, dass die Selbstmanagement-Unterstützung für chronisch Kranke in der Schweiz noch mangelhaft ist (Elissen et al., 2013). In der Schweiz gibt es jedoch bereits einige Angebote zur Selbstmanagementförderung für Personen mit chronischen nichtübertrag-baren Krankheiten sowie Suchterkrankungen (Bundesamt für Gesundheit (BAG) & Schweizerische Gesundheitsligen-Konferenz (GELIKO), 2018).

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Eine Möglichkeit, wie die Outcomes Therapieadhärenz und Selbstmanagementkompe-tenz bei Jugendlichen mit DMT1 verbessert werden können, bietet der Empowerment-Ansatz. Dieser Ansatz zielt auf die Unterstützung der Jugendlichen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zu stärken und ihre Gesundheit zu gestalten (Mönkemöller, Mirza, & Weiß, 2017). Jugendliche, welche im Kindesalter mit DMT1 diagnostiziert wurden, weisen diese Fähigkeiten und Ressourcen häufig schon auf. Sie erfüllen die Voraussetzungen, um die Verantwortung für die Behandlung ihrer Krankheit zu übernehmen (von Hagen & Schwarz, 2011). Diese Fähigkeiten werden aber negativ beeinflusst durch das Jugend-alter und die Entwicklungsaufgaben (Ye et al., 2017).

Durch die Unterstützung von Pflegefachpersonen sollen jugendliche Diabetiker befähigt werden, ihre Krankheit mit geeigneten Strategien und Hilfsmittel zu bewältigen und zu managen. Die Aufgabe der Pflegefachpersonen ist es, die Jugendlichen bei der Auf-rechterhaltung und Förderung einer guten Kontrolle ihrer Krankheit zu unterstützen (The Lancet Child & Adolescent Health, 2018; Ye et al., 2017). Die Autorinnen vermuten, dass mittels Empowerment-gestützten Interventionen die Selbstmanagementkompetenz und Therapieadhärenz gefördert und erhalten werden können.

1.2 Fragestellung

Die Fragestellung wurde mittels PICO-Schema formuliert (Behrens & Langer, 2016). Sie lautet:

«Wie können Pflegefachpersonen Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 im Adoles-zenzalter (13 - 18 Jahre) zur Erhaltung und Förderung der Therapieadhärenz und Selbst-managementkompetenz befähigen?»

P (Population): Jugendliche mit Diabetes mellitus Typ 1 im Alter von 13 – 18 Jahren I (Intervention): Empowerment-gestützte Interventionen

C (Comparison): -

O (Outcome): Förderung und Erhaltung der Therapieadhärenz und Selbstmanagement-kompetenz

1.3 Ziel

Das Ziel dieser Literaturübersicht ist die Beschreibung und der Vergleich von Empower-ment gestützten-Interventionen, welche die Therapieadhärenz und die Selbstmanage-mentkompetenz bei Jugendlichen mit Diabetes mellitus Typ 1 im Adoleszenzalter (13 - 18 Jahre) fördern und erhalten.

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THEORETISCHER RAHMEN

Im folgenden Kapitel werden bedeutsame Begriffe der Fragestellung sowie Konzepte definiert.

2.1 Diabetes mellitus Typ 1

DMT1 ist eine chronische Erkrankung, bei welcher es zum absoluten Insulinmangel im Körper kommt (Menche, 2014). Im endokrinen Teil des Pankreas befinden sich die Langerhans-Inseln, welche die insulinproduzierenden β-Zellen beherbergen. Das Hor-mon Insulin bewirkt eine Senkung des Blutzuckerspiegels, indem es die Glukose in das Innere der Zelle befördert. Der Hauptreiz für die Insulinausschüttung ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel vor allem nach Nahrungsaufnahme. Ab einem Nüchtern-Blutzucker von über > 7,0 mmol/l spricht man von einer Hyperglykämie. Fehlt das Hormon Insulin, wie beim DMT1, entsteht ein Insulinmangel in der Zelle mit gleichzeitig hohem Blutzu-ckerspiegel (Menche, 2012).

Ursächlich wird davon ausgegangen, dass verschiedene Komponenten zusammenwir-ken. Damit ein DMT1 entstehen kann, gilt eine genetische Disposition als Vorausset-zung. Es wird davon ausgegangen, dass exogene Faktoren, wie z.B. Virusinfektionen, Auslöser der pathologischen Immunreaktion sind. Die β-Zellen des Pankreas werden vom Immunsystem vollständig zerstört. Bei einer Zerstörung von 80-90% der β-Zellen manifestiert sich die Krankheit. Der DMT1 zeigt sich durch Glukosurie mit Polyurie, Po-lydipsie mit Dehydratation, Gewichtsverlust trotz reichlicher Nahrungsaufnahme, Nausea, Schwäche und Bewusstseinsstörungen (Menche, 2014). In erster Linie wird die Diagnose DMT1 im Kindes- und Jugendalter gestellt. Eine Manifestation der Krankheit kann aber grundsätzlich in jedem Lebensalter vorkommen (Danne et al., 2014).

Als Standardtherapie wird heute bei DMT1 die intensivierte konventionelle Insulinthera-pie(ICT auch «Basis-Bolus-Prinzip genannt) durchgeführt. ICT hat zum Ziel, eine norm-nahe Stoffwechseleinstellung zu erreichen. Um aber eine solche ICT durchführen zu können, müssen der Patient1 oder die Angehörigen fähig sein, die Erkrankung mittels Blutzuckerkontrolle, Insulinapplikation, ausgewogener Ernährung und Bewegung zu ma-nagen (Schatz & Pfeiffer, 2014). Eine effektive Therapie ist nur möglich, wenn der Patient und die Angehörigen sich aktiv an der Therapie beteiligen und dazu befähigt werden

1 Die in der Bachelorarbeit gewählte männliche Form bezieht sich in der ganzen Arbeit immer zugleich auf weibliche und männliche

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(Kapellen et al., 2006). Wird die Behandlung nicht konsequent durchgeführt, können ver-schiedenen Folgeerkrankungen auftreten. Als schwerwiegende Komplikation gilt die di-abetische Ketoazidose im Falle einer Hyperglykämie. Vaskuläre Folgeerkrankungen der kleinen Gefässe (Mikroangiopathie) vor allem am Auge (Retinopathie) und an der Niere (Nephropathie) sowie eine beschleunigte Arteriosklerose und Neuropathie sind ebenfalls Folgeerkrankungen, die schon im Jugendalter auftreten können. Damit solche Folge-schäden vermieden werden können, besteht das metabolische Ziel der Behandlung da-rin, möglichst normnahe Blutzuckerwerte und niedrige HbA1c-Werte zu erzielen. Mit dem Laborwert HbA1c wird sowohl die Diagnose Diabetes mellitus gestellt als auch die Blutzuckerkontrolle über die letzten Wochen ermittelt. Der Normwert beträgt < 5.7%. Bei Diabetikern wird ein Zielwert von < 7% angestrebt. Ebenfalls besteht das Ziel, schwere Hypoglykämien zu verhindern. Die Hypoglykämie ist ein Blutzuckerwert < 2.8 mmol/l. Bei einer leichten Hypoglykämie treten vegetative Symptome und psychische Verände-rungen auf. Bei einer schweren Hypoglykämie < 2.2mmol/l treten Bewusstseinsstörun-gen, neurologische Ausfälle und Handlungsunfähigkeit auf (Danne et al., 2014; Menche, 2014).

2.2 Jugendalter

Das Alter zwischen 13 und 18 Jahren stellt eine Übergangsphase dar. Dabei sind die Jugendlichen fast nicht mehr Kinder, werden jedoch noch nicht als Erwachsene ange-sehen. Grosse Unsicherheit ist die Folge dieses Übergangs. Der amerikanische Päda-goge Robert Havighurst drückte im Jahre 1956 den Prozess des Erwachsenwerdens als Entwicklungsaufgaben aus. Mithilfe dieser Entwicklungsaufgaben lassen sich die Her-ausforderungen in diesem Alter gut veranschaulichen. Sie werden als altersspezifische Aufgaben definiert, die bewältigt werden müssen, damit die Entwicklung und die spätere Laufbahn des Individuums gelingen. Eva und Michael Dreher (1985) formulierten eine neuere Version dieser Entwicklungsaufgaben. Diese lautet: «Aufnahme und Aufbau in-timer Beziehungen, Entwicklung einer Identität, Aufbau einer Zukunftsperspektive, Ent-wicklung der eigenen Persönlichkeit, bes. Selbstständigkeit, Selbstsicherheit und Selbst-kontrolle» (Dreher & Dreher, 1985, zit. in Flammer & Alasker, 2002, S. 57). Die Bewälti-gung dieser Entwicklungsaufgaben bereiten manchen Jugendlichen Schwierigkeiten und können Konflikte hervorrufen (Flammer & Alsaker, 2002).

Die Ablösung von den Eltern und die Entwicklung von Selbstständigkeit ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe im Jugendalter. Dies kann nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für die Eltern, Unsicherheit und Angst hervorrufen. Viele Jugendliche wollen mehr

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Selbstständigkeit und Verantwortung. Sie möchten eigene Entscheidungen treffen, Kon-trolle über ihr Leben haben, ihren eigenen Weg gehen und ihre Zukunft planen. Dabei nehmen sie Distanz von der Familie und lassen gleichzeitig Freunde oder Partner näher an sich heran (Flammer & Alsaker, 2002).

Der Aufbau von intimen Beziehungen mit Gleichaltrigen beider Geschlechter, auch Peers genannt, spielt während dieser Zeit oft eine wichtigere Rolle als die Beziehung zu den Eltern. Jugendliche lernen soziale Kompetenzen und Fertigkeiten, welche sie befä-higen, solche Beziehungen aufrechtzuerhalten (Flammer & Alsaker, 2002). Peers neh-men eine andere Funktion als die Eltern ein. Sie interagieren auf einer anderen Ebene und geben Rückmeldung in anderen Bereichen. Es zeigen sich Unterschiede bezüglich Gesprächsthemen, Interessen und Aktivitäten. Dies ermöglicht den Jugendlichen, ihr Selbstkonzept und ihre Identität zu formen und zu stärken. Die Identitätsbildung ist eine weitere zentrale Aufgabe im Jugendalter (Flammer & Alsaker, 2002).

Erikson (1968) definiert die Identitätsbildung als notwenige Krise, welche gelöst werden muss und ausschlaggebend für das weitere Leben ist. Die Jugendlichen beginnen, sich mit der eigenen Person auseinander zu setzen. Die Identität baut sich während des gan-zen Lebens auf. Sie beginnt schon in der Kindheit, ist in der Adolesgan-zenz am kritischsten und kann im Erwachsenenalter noch weiter geformt werden (Erikson, 1968). Das Ablauf-modell der Identitätsbildung nach James E. Marcia (1966) liefert eine Erklärung für das Verhalten der Jugendlichen in diesem Alter. Dabei unterscheidet er zwischen vier Typen: Jugendliche mit einer erarbeiteten Identität haben die Identitätsbildung positiv überstan-den. Diese Jugendlichen haben erfolgreich ihre Persönlichkeit geformt (Marcia, 1966). Häufig handelt es sich um Jugendliche, die schon früh mit Fragen über die Zukunft, das spätere Berufsleben, ihre Ziele und Verantwortungen konfrontiert wurden, wie Lehrlinge oder berufstätige Jugendliche. Sie sind viel stressresistenter, entscheidungsfähiger und weisen ein grösseres Selbstwertgefühl als die anderen Typen auf (Munro & Adams, 1977; Tesch & Cameron, 1987).

Jugendliche, welche eine übernommene Identität aufweisen, konnten sich persönliche Werte und Vorstellungen durch Identifizierung mit anderen, meistens der Eltern, aneig-nen. Es zeigt sich bei ihnen ein starker Gehorsam und hohe Autoritätswerte. Sie können in Konfliktsituationen schneller verletzlich reagieren und stressanfällig werden. Sie sind im Vergleich zu anderen Typen weniger offen für Neues (Marcia, 1966, 1967; Tesch & Cameron, 1987).

Jugendliche mit einer kritischen Identität konnten sich noch keine persönlichen Werte und Vorstellungen aneignen und befinden sich in einer aktiven Krise. Nach Donavan

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(1975) sind diese Jugendlichen «affektiv sehr engagiert, aber ambivalent in ihren Freundschaften, ihrer Berufsorientierung, gegenüber ihrer Eltern etc.» (Flammer & D. Alsaker, 2002, S. 161). Dieser Identitätstyp setzt sich Autoritäten schneller entgegen. Sie sind im Vergleich zu anderen Typen sehr experimentierfreudig und offen für Neues (Marcia, 1967; Stephen, Fraser, & Marcia, 1992).

Jugendlichen mit einer diffusen Identität zeichnen sich durch Desorientierung und Des-interesse aus. Nach Donavan (1975) interessieren sich diese Jugendlichen noch nicht für ihre Zukunft und sind nicht bereit, Verantwortung zu tragen und Entscheidungen zu treffen (Donavan, 1975). «Sie sind mit ihren Eltern nicht zufrieden, ziehen sich aus sozi-alen Kontexten zurück und projizieren aggressive Gefühle auf andere» (Flammer & D. Alsaker, 2002, S. 162).

2.3 Diabetes und Jugendalter

Die Krankheit DMT1 und das Jugendalter mit den Entwicklungsaufgaben können sich gegenseitig negativ beeinflussen. Die Jugendlichen weisen in ihrer Entwicklungsphase risikobereites Verhalten auf wie z.B. der Alkohol- und Nikotinkonsum. Durch Nikotinkon-sum kann ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko entstehen und bei AlkoholkonNikotinkon-sum be-steht eine Hypoglykämie- und Hyperglykämiegefahr (Kapellen et al., 2006; Rami-Merhar, 2016). Bei jungen Mädchen mit DMT1 wird häufig beobachtet, dass Insulindo-sen weggelasInsulindo-sen werden, um eine Gewichtsabnahme zu erzielen (Borus & Laffel, 2010; Danne et al., 2014; Datye et al., 2015). Weiter können psychiatrische Störungsbilder wie Essstörungen und Depressionen auftreten. Diese werden bei an DMT1-erkrankten Ju-gendlichen häufiger diagnostiziert als bei nicht Erkrankten (Rami-Merhar, 2016). McGrady et al. (2009) zeigten, dass ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Depres-sionssymptomen und schlechteren glykämischen Outcomes (wie Therapieadhärenz, HbA1c, Frequenz der glykämischen Kontrolle und Selbstwirksamkeit) besteht (McGrady, Laffel, Drotar, Repaske, & Hood, 2009).

Die Jugendlichen geraten in ihrer Entwicklungsphase oft in einen Autonomiekonflikt mit den Eltern. Die Jugendlichen streben nach Autonomie, auch innerhalb der Diabetes-Therapie. Die Kunst in dieser Phase besteht darin, die Autonomie der Jugendlichen zu fördern, sie jedoch nicht mit zu hohen Ansprüchen zu überfordern. Mit der zunehmenden kognitiven Reife während ihrer Entwicklung erkennen die Jugendlichen die Chronizität des DMT1 sowie die möglichen Folgeerkrankungen und nehmen diese bewusst wahr. Dies erfordert von den Jugendlichen, ihre Krankheit und die lebenslange Therapie zu akzeptieren und durchzuführen (Danne et al., 2014). In ihrer Entwicklungsphase

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verglei-8

chen sich die Jugendlichen mit Gleichaltrigen. Jugendliche, die an DMT1 leiden, miss-achten oder vergessen oft ihre notwendige Therapie. Sie fokussieren sich auf die Ent-wicklungsaufgaben und nicht auf die Gesundheit ihres Körpers (Rutishauser, 2013). Die jugendlichen Diabetiker wollen ihr «Anderssein» verbergen und können einem grossen Schamgefühl ausgesetzt sein. Besonders bei Jugendlichen besteht die Angst, aufgrund ihrer Krankheit von den Peers ausgegrenzt zu werden (Borus & Laffel, 2010; Danne et al., 2014).

Im Jugendalter verändert sich entwicklungsbedingt der Hormonhaushalt. Ein sogenann-tes Dawn-Phänomen kann entstehen. Das Dawn-Phänomen ist der Anstieg der Blutzu-ckerwerte in den frühen Morgenstunden. Die Ursache liegt bei der morgendlich verstärk-ten Ausschüttung von Wachstumshormonen, welche vor allem im Jugendalter vor-kommt. Durch das Dawn-Phänomen kann es zu einer Verschlechterung des Stoffwech-sels und zu einem HbA1c-Anstieg kommen (Haak & Palitzsch, 2012).

2.4 Selbstmanagement

Selbstmanagement wird als eine Ansammlung von Kompetenzen und Fähigkeiten ver-standen, mit welcher physische und emotionale Auswirkungen einer Krankheit bewältigt werden (Haselbeck & Schaeffer, 2007). Das Konzept zielt darauf ab, die Patienten zu einer gesteigerten Selbststeuerung zu verhelfen und sie zur möglichst autonomen und aktiven Problembewältigung zu befähigen (von Hagen & Schwarz, 2011). Chronische Erkrankungen bringen vielschichtige Herausforderungen mit sich, welche es zu mana-gen gilt (Haselbeck & Schaeffer, 2007). Diese Herausforderunmana-gen lassen sich nach Cor-bin und Strauss (CorCor-bin & Strauss, 1988) in drei Aufgabenbereiche aufteilen: Der erste Bereich umfasst die medizinische Behandlung des Zustandes z.B. die Einnahme von Medikamenten. Der zweite Bereich stellt das Beibehalten, Ändern und Erstellen von neuen sinnvollen Verhaltensweisen oder Lebensrollen dar. Der dritte Bereich erfordert, sich mit den emotionalen Folgen einer chronischen Erkrankung auseinander zu setzten (Corbin & Strauss, 1988; Lorig & Holman, 2003).

Damit das Selbstmanagement eines Patienten gefördert werden kann, ist es wichtig, dass die Interventionen auf der Handlungsebene stattfinden. Die Interventionen zur Selbstmanagementförderung beabsichtigen, die von den Patienten erarbeiteten Hand-lungsstrategien so zu optimieren, dass eine adäquate und autonome Umgangsweise mit der Krankheitssituation entwickelt werden kann (Haselbeck & Schaeffer, 2007). Der Pa-tient soll als Experte seiner Erkrankung angesehen werden. Angestrebt wird eine Inter-aktionsform zwischen Pflegefachpersonen und Patienten, welche nicht aus Bevormun-dung, sondern aus einer partnerschaftlichen Beziehung besteht (Haselbeck & Schaeffer,

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2007). Innerhalb des Konzepts Selbstmanagement gibt es verschiedenen Ansätze be-züglich der Definition und der Interventionen. Patienten und Angehörige, welche sich mit Selbstmanagementverhalten auseinander gesetzt haben, konnten ihre Gesundheitser-gebnisse und ihre Lebensqualität verbessern (Ryan & Sawin, 2009).

Im Artikel von Ryan und Sawin (2009) wird die Selbstregulierung als wesentliche Kom-ponente zur Beeinflussung der Selbstmanagement-Verhaltensweisen beschrieben. Die Patienten werden ihr Gesundheitsverhalten eher verändern und anpassen, wenn sie sich selbstregulierende Kompetenzen aneignen und die benötigte soziale Unterstützung dafür erhalten. Die Selbstregulierung umfasst das Setzen von Zielen, Selbstüberwa-chung, reflektiertes Denken, Entscheidungsfindung, Planung und Handeln, Selbstein-schätzung und das Management von physischen, psychischen und kognitiven Reaktio-nen, welche mit einer Änderung des Gesundheitsverhalten beginnt (Ryan & Sawin, 2009).

Es gibt Momente, in welchen die Eltern eine wichtige Rolle bei der Behandlung von chro-nischen kranken Kindern übernehmen. Die Rollen ändern sich jedoch, wenn die Kinder zu Jugendlichen werden. Diese Veränderung verlangt, dass die Unterstützung von Selbstmanagement dynamisch sein muss (Ryan & Sawin, 2009). Bei den Jugendlichen mit einer chronischen Erkrankung sind das Wissen und die Fertigkeiten vorhanden, um mit ihrer Erkrankung und deren Therapie umgehen zu können. Die meisten der Jugend-lichen leben schon seit ihrer Kindheit mit dieser Erkrankung. Obwohl das Wissen und die Fertigkeiten vorhanden sind, ist die Durchführung der erforderlichen Therapien oft schwierig (von Hagen & Schwarz, 2011).

2.5 Adhärenz

Adhärenz beschreibt die Kongruenz zwischen den gewählten Behandlungs- und Thera-piezielen von Patienten und Pflegefachpersonen und dem Verhalten des Patienten. An-ders als bei der Compliance, bei der die Verantwortung für die Erreichung der Ziele nur auf der Seite des Patienten liegt, spielt bei der Adhärenz die partnerschaftliche Bezie-hung eine grosse Rolle. Es geht hier viel mehr darum, dass die Planung der Therapie ein gemeinschaftlicher Prozess ist (Ärztekammer Berlin & AOK-Bundesverband, 2009; Krichbaum & Kulzer, 2011).

Die Pflegefachperson ist einerseits verantwortlich für eine vollumfängliche Informierung der Patienten über die Situation und das Aufzeigen möglicher evidenzbasierter Behand-lungsoptionen. Sie fungiert als Stütze für den Entscheidungsprozess. Andererseits bietet sie Hilfe für das Management des Behandlungsplans an. Das Ziel ist, wirksame Wege

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zu finden, welche dem Patienten helfen, Hindernisse bei der Durchführung des Behand-lungsplans zu überwinden. Der Patient hingegen verpflichtet sich einer aktiven Beteili-gung, das heisst, er bringt seine Vorlieben, Sorgen und Überlegungen in den Prozess ein. Er wird dadurch befähigt, eine bestmögliche Entscheidung nach dem Menschenbild des Empowerments zu treffen (Krichbaum & Kulzer, 2011; Larsen & Morof Lubkin, 2013).

Die Förderung und Einhaltung der Adhärenz ist wichtig, da mit ihr der Behandlungser-folg, der Verlauf und die Prognose der Krankheit zusammenhängen. Eine unwirksame Adhärenz ist mit mehr Folgeschäden und Komplikationen verbunden. Die Lebensqualität wird erheblich reduziert, die Behandlungskosten, die Krankenhausaufenthalte, die Mor-bidität und Mortalität nehmen zu. Studien haben gezeigt, dass die Adhärenz-Rate bei chronisch Kranken nur 50% beträgt (Krichbaum & Kulzer, 2011; Larsen & Morof Lubkin, 2013; Sabaté, 2003). Das Leben mit einer chronischen Krankheit setzt verschiedene Belastungen voraus und erfordert von den Betroffenen grosse Anpassungen. Sie müs-sen mit dem Verlust der Autonomie, dem Risiko des Fortschreitens der Erkrankung und der Herausforderung ihr Verhalten und ihr Lebensstil entsprechend des Behandlungs-plans zu ändern, leben (Larsen & Morof Lubkin, 2013). Dasselbe lässt sich beim Ma-nagement des DMT1 beobachten. Es umfasst eine regelmässige Blutzuckerkontrolle und mehrere Insulininjektionen am Tag, das Überwachen von Blutzuckertrends und das entsprechende Anpassen der Therapie. Das Ziel ist, schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden (Datye et al., 2015). Vor allem jüngere Patienten, welche noch von keinen Folgeschäden und Komplikationen betroffen sind, zeigen verhältnismässig eine gerin-gere Adhärenz-Rate, wie im Falle des DMT1. Jugendliche weisen häufig noch keine Krankheits- oder Risikoeinsicht auf (Krichbaum & Kulzer, 2011).

2.6 Empowerment

Das Konzept Empowerment wird als Lernprozess beschrieben, der neue Handlungs-möglichkeiten eröffnet und so zu einer grösseren Selbstbestimmung führt (Gesundheitsförderung Schweiz, 2016). Das Ziel des Konzepts ist, die Patienten darin zu unterstützen, ihre Fähigkeiten und Ressourcen zu stärken und ihre Gesundheit selbst zu gestalten. Bei chronisch kranken Patienten stellt Empowerment eine wichtige Basis innerhalb der Pflege dar. Durch die Anwendung von Empowerment wird die «Power-Losigkeit» überwunden und die Autonomie des Patienten bezüglich des Krankheitsma-nagements gestärkt (Mönkemöller et al., 2017). Damit ein Patient «empowert» werden kann, ist eine Beziehung zwischen Pflegefachperson und Patient unabdingbar. Die

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gabe der Pflegefachpersonen im Konzept Empowerment ist nicht die «Edukation», son-dern Entwicklungs- und Handlungsmöglichkeiten für die Patienten zu schaffen (Kliche & Kröger, 2008). Nach dem Konzept Empowerment nehmen die Pflegefachpersonen eine bestimmte Grundhaltung ein, welche geprägt ist von Anerkennung des Patienten als Subjekt, Anerkennung der Erfahrungen und Fähigkeiten, des Selbstwertgefühls, der Selbstakzeptanz und des Selbstvertrauens des Patienten (Nau, 2005).

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METHODE

Im Methodenteil werden das Design und die Vorgehensweise der Literatursuche aufge-zeigt. Zudem werden die Analyse und die Ethik der eingeschlossenen Studien diskutiert.

3.1 Design: Literaturübersicht

Das Design dieser Arbeit entspricht einer Literaturübersicht. Letztere werden in der For-schung verwendet, um Studienergebnisse auf einem spezifischen ForFor-schungsbereich zusammenzutragen. Die Literatursuche erfolgt durch die Bestimmung von klaren Ein- und Ausschlusskriterien sowie Limiten. Die Ergebnisse aus den eingeschlossenen Stu-dien können dann analysiert und neue Ansätze und Schlüsse daraus formuliert werden. Das Ziel ist, vorhandene Forschungslücken zu schliessen und Empfehlungen für die Praxis vorzuschlagen (Behrens & Langer, 2016; Mayer, 2015). Basierend auf diesem Ansatz wurden die für die Thematik relevanten Studien gesucht, analysiert, zusammen-gefasst und übergreifende Interpretationen vorgenommen.

3.1.1 Suchstrategie

Die Studienrecherche wurde in den Datenbanken PubMed und CINAHL durchgeführt. Für die Suche wurde in PubMed mit MeSH-Terms und in CINAHL mit Headings gear-beitet. Die Mesh-Terms oder CINAHL-Headings wurden aus den Schlüsselbegriffen der Forschungsfrage abgeleitet und in die englische Sprache übersetzt.

Die Suchbegriffe wurden innerhalb der Themenblöcke mit OR voneinander abgegrenzt. Die Themenblöcke wurden untereinander mit AND verknüpft. Bei den Suchbegriffen «Self-Management» und «Adherence» haben die Autorinnen mit dem Operator OR ge-arbeitet, da beide Outcomes für die Forschungsfrage relevant waren. Die Suchbegriffe «Education» und «Diabetes mellitus type 2» wurden jeweils mit NOT verknüpft. Zusätz-lich zu den MeSH-Terms oder Headings wurde mit folgenden Schlagwörtern gesucht: empowerment, patient empowerment, adherence, education und diabetes mellitus type 2. Es wurden Gruppen bezüglich der Fragestellung gebildet und für jede Gruppe MeSH-Terms bzw. Headings definiert:

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13

Tabelle 1: MeSH-Terms und Headings

Thema Pubmed Deutsch Cinahl Deutsch

Diabetes Mellitus Typ 1 Diabetes Mellitus, Type 1 Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes Mellitus, Type 1 Diabetes melli-tus Typ 1 Selbst-Ma-nagement Self-management Selbstmanage-ment Self-Management Selbstmanage-ment

Adhärenz Medication

Adher-ence, Treatment Adherence and Compliance, ad-herence (kein Mesh) Medikamenten-Adhärenz, The-rapieadhärenz und Therapie-Compliance, Ad-härenz (resp. Einhaltung der Therapie) Medication Com-pliance, Patient Compliance Medikamenten-Compliance, (resp. Einhal-tung der medi-kamentösen Therapie Pati- enten-Compli-ance) Empower-ment empowerment (kein Mesh), pati-ent empowermpati-ent (kein Mesh), Nursing Empowerment (resp. Befähi-gung) Patienten-Empowerment (resp. Patienten-befähigung), Pflege Empowerment, Nursing Care/NU Empowerment (resp. Befähi-gung), Pflege und Betreuung

Die Suche in PubMed und CINAHL wurde am 18.03.2019 von beiden Autorinnen ge-meinsam durchgeführt. Zuvor hatten die Autorinnen einzeln in den Datenbanken recher-chiert. Die Limite «Adolescent 13 - 18 years» wurde angewendet, sobald die Operatoren miteinander verknüpft wurden. Die Autorinnen begründen dies damit, dass sie nur Stu-dien mit Jugendlichen einbeziehen wollten. Zudem gab es keine geeigneten MeSH-Terms und Headings zum Adoleszenzalter von 13 - 18 Jahre.

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Tabelle 2: Suchstrategie

Daten-bank

Suchbegriffe (Schlagworte,

MESH-Terms oder Cinahl Headings und Text-worte) & Operatoren (and, or, not)

Limiten Anzahl

Stu-dien

Pubmed (((((«Diabetes Mellitus, Type 1» [Mesh]) AND ((((empowerment) OR patient em-powerment)) OR «Nursing» [Mesh]) AND (((((«Medication Adherence» [Mesh]) OR («Treatment Adherence and Compliance» [Mesh]) OR adherence)) OR «Self-man-agement» [Mesh])) NOT «Education» [Mesh]) NOT «Diabetes Mellitus, Type 2» [Mesh])

Published in the last 10 years; Humans; English; Adolescent: 13-18 years

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Cinahl ((MM«Diabetes Mellitus, Type 1») AND ((MH«Self-Management») OR (MH«Medi-cation Compliance») OR (MH«Patient Compliance»)) OR ((MH«Empowerment») OR (MH«Nursing Care/NU»)))

NOT (education) NOT (diabetes mellitus type 2)

Published in the last 5 years 20140101-20191231; English, Adolescent 13-18 years

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3.1.2 Ein- und Ausschlusskriterien

Tabelle 3: Ein- und Ausschlusskriterien

Einschlusskriterien Ausschlusskriterien

Diabetes mellitus Typ 1 Diabetes mellitus Typ 2

Jugendliche 13 - 18 Jahre Erwachsene und Kinder

Studien in englischer Sprache Edukation

Menschen Entwicklungsländer

Studien älter als 10 Jahre

Für die Literaturübersicht wurden Studien eingeschlossen, in welchen die Probanden Jugendliche mit DMT1 waren. Studien mit Kindern, Erwachsenen und Probanden mit Diabetes mellitus Typ 2 wurden ausgeschlossen. Ein weiteres Ausschlusskriterium war der grosse kulturelle Unterschied bezüglich medizinischer Entwicklung. Die Studien soll-ten vergleichbar mit der Schweiz sein, deshalb wurden Entwicklungsländer ausgeschlos-sen. Als Limiten wurden bei der Literaturrecherche auf PubMed «publiziert in den letzten zehn Jahren», «Englisch», «Humans» und das Adoleszenzalter von 13 - 18 Jahren ein-gestellt. Bei CINAHL wurde nur das «Publikationsjahr zwischen 2014 und 2019», sowie

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«Englisch» und das Adoleszenzalter von 13 - 18 Jahren gewählt. Während die Autorin-nen unabhängig voneinander nach Studien gesucht haben, wurde festgestellt, dass in der deutschen Sprache keine Studien zu dieser Problematik zu finden waren. Aufgrund dessen wurde diese Limite nicht eingestellt. Ziel war es, durch die Limiten möglichst aktuelle und passende Studien zu finden. Die gesamte Suchstrategie wurde anhand ei-nes Flow-Charts dargestellt (siehe Anhang 10.2).

3.1.3 Analyse

Der erste Schritt der Analyse bestand darin, die wichtigsten Inhalte der eingeschlosse-nen Studien anhand einer tabellarischen Übersicht zusammenzutragen. Die wichtigsten Elemente bestehen aus Ziel, Design, Sample, Setting, Interventionen, Instrumenten und den wichtigsten Ergebnissen (siehe Anhang 10.4). Zudem wurden die Stärken und Schwächen, die Ethik sowie das Evidenzlevel der Studien nach Behrens & Langer (2016) ermittelt und aufgezeigt. Zusätzlich wurde eine Tabelle erstellt, in welcher alle Instrumente, die in den Studien verwendet wurden, dargelegt sind (siehe Anhang 10.7). Die kritische Beurteilung der Randomisierten kontrollierten Studie wurde anhand des Beurteilungsbogen «Beurteilung einer Interventionsstudie» nach Behrens & Langer (2016) durchgeführt. Für die Systematische Literaturübersicht wurde der Beurteilungs-bogen nach Behrens & Langer (2016) «Beurteilung einer Systematischen Übersichtsar-beit und Meta-Analyse» verwendet (Behrens & Langer, 2016). Die vier übrigen nicht-quantitativ randomisierten Studien wurden mittels dem Mixed Methods Appraisal Tool (MMAT) Version 2018 nach Hong et al. (2018) kritisch beurteilt (siehe Anhang 10.5) (Hong et al., 2018). Die Beurteilungen über die Qualität der Studien wurden zusätzlich anhand eines Ampelschemas übersichtlich dargestellt (siehe Anhang 10.3). Die Ergeb-nisse der Studien wurden sowohl in einer Tabelle zusammengetragen als auch in einem Fliesstext als narrative Synthese dargestellt. In der Diskussion wurden die Ergebnisse der Studien in Bezug auf die Fragestellung und auf den theoretischen Rahmen interpre-tiert und diskuinterpre-tiert.

3.1.4 Ethik

Für die Pflegeforschung sind die Berücksichtigung und Einhaltung der ethischen Grundsätze unentbehrlich. Grund für diese strenge Regelung ist die Tatsache, dass an Menschen geforscht wird. Es muss gewährleistet werden, dass die Menschenrechte ge-wahrt werden. Die ethischen Richtlinien der Forschung beinhalten die Einhaltung der Prinzipien des Persönlichkeitsschutzes. Dieser bedingt den Schutz von jeder beteiligten Person vor psychischen und physischen Schäden, die Wahrung der Anonymität, eine im Voraus umfassende Informierung über die Studie und eine freiwillige Zustimmung für die

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Studienteilnahme. Die zwei letzten Punkte fassen die aufgeklärte Einwilligung (Informed Consent) zusammen (Mayer, 2015). Bilden Kinder und Jugendliche die gewünschte Po-pulationsgruppe, verschärfen sich die Gesetze, da sie als besonders vulnerabel und ver-letzlich gelten. Minderjährige können ihre Zustimmung für die Studienteilnahme noch nicht alleine geben. In diesem Fall muss die gesetzliche Vertretung des Kindes oder Jugendlichen über die Einwilligung entscheiden. Um sicherzugehen, dass die ethischen Richtlinien eingehalten werden, wird die Ethikkommission einbezogen. Diese ermittelt, ob das Forschungsprojekt aus ethischer Sicht vertretbar und durchführbar ist (Mayer, 2015).

Alle eingeschlossenen Studien, bis auf die Systematische Literaturübersicht von Knox et al. (2019), wurden entweder von einer Ethikkommission oder einem Institutional Re-view Board überprüft und genehmigt. Die Jugendlichen und die gesetzlichen Vertreter, in den meisten Fällen die Eltern, gaben ihre Zustimmung für die Teilnahme. Die Frage über die Einhaltung der ethischen Grundsätze wurde in die kritische Beurteilung sowie in die tabellarischen Übersichten der Studien aufgenommen.

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4

RESULTATE

Im folgenden Kapitel werden die ausgewählten Studien und deren Ergebnisse aufge-führt.

4.1 Ausgewählte Literatur

Es wurden sechs Studien in die Literaturübersicht eingeschlossen. Die Studien weisen alle ein unterschiedliches Design auf. Diese Literaturübersicht umfasst eine Quasiexpe-rimentelle Interventionsstudie (Caccavale et al., 2019), eine Längsschnitt-Kohortenstu-die (Croom et al., 2011), eine Mixed-Methods PilotstuLängsschnitt-Kohortenstu-die (Jaser, Patel, Linsky, & Whittemore, 2014), eine Randomisierte kontrollierte Interventionsstudie (RCT) (Kassai et al., 2015), eine Systematische Literaturübersicht (Knox, Quirk, Glazebrook, Randell, & Blake, 2019) und eine Querschnittsstudie (Miller & Jawad, 2014).

4.2 Ergebnisse der Studien

Insgesamt wurden sechs Studien berücksichtigt, welche Interventionen zur Verbesse-rung der Outcomes Selbstmanagement und Therapieadhärenz bei Jugendlichen mit DMT1 untersuchten. Caccavale et al. (2019) ermittelten die Wirksamkeit von Motivatio-nal Interviewing (MI) zur Verbesserung des Diabetes-Selbstmanagements, der Thera-pieadhärenz sowie des HbA1c. In der Studie von Croom et al. (2011) wurde die Korre-lation zwischen Therapieadhärenz und patientenzentrierter Kommunikation (PCC), so-wie die Korrelation zwischen Selbstwirksamkeit, HbA1c und PCC getestet. Jaser et al. (2014) versuchten in ihrer Studie durch den Gebrauch von positiven psychologischen Interventionen (PPI), die Therapieadhärenz von Jugendlichen mit DMT1 zu verbessern. Kassai et al. (2015) dagegen wollten herausfinden, ob Beratung durch Pflegefachperso-nen die Stoffwechselkontrolle und somit das Selbstmanagement von Jugendlichen mit DMT1 positiv beeinflussen kann. In der Systematischen Literaturübersicht von Knox et al. (2019) wurden 30 Studien mit technologie-basierten Interventionen in Bezug auf das Diabetes-Selbstmanagement analysiert. Schliesslich wurde in der Studie von Miller & Jawad (2014) die Assoziationen zwischen der Interaktion der Jugendlichen mit DMT1 und ihren Eltern und der Therapieadhärenz des Diabetesmanagements überprüft (Caccavale et al., 2019; Croom et al., 2011; Jaser et al., 2014; Kassai et al., 2015; Knox et al., 2019; Miller & Jawad, 2014).

Um die Ergebnisse übersichtlicher darzustellen, wurden vier Kategorien gebildet: Pati-entenpopulation, Selbstmanagement, Therapieadhärenz und Studienretention. Inner-halb des Ergebnisteils Selbstmanagement wurden die Ergebnisse in drei weitere Berei-che eingeteilt: Selbstwirksamkeit, HbA1c und Selbstmonitoring des Blutzuckers (SMBG).

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18

Im Anhang dieser Arbeit (siehe Anhang 10.6) befindet sich eine Tabelle mit den wich-tigsten Ergebnissen der eingeschlossenen Studien.

4.2.1 Patientenpopulation

Die wichtigsten Ergebnisse zur Patientenpopulation wurden in einer Tabelle dargestellt.

Tabelle 4: Patientenpopulation

Sample Alter der TN Geschlecht der TN

Erkrankungs-dauer Caccavale et al. (2019) n= 55 13 – 18 Jahre (14.8 ± 1.6) 27 Teilnehmer (TN) weib-lich (49.1%) 28 TN männlich (50.9%) (7.9 ± 3.9) Jahre Croom et al. (2011) n= 190 10 – 15 Jahre (12.95 ± 1.57) 99 TN weiblich (52.1%) 91 TN männlich (47.9%) (3.93 ± 2.77) Jahre Jaser et al. (2014) n= 39 Interventi-onsgruppe (IG) (n= 20) Kontroll-gruppe (KG) (n= 19) 13 – 17 Jahre IG (15.3 ± 1.4) Jahre KG (15.0 ± 1.6) Jahre 12 TN weiblich (60%) und 8 TN männlich (40%) in der IG. 8 TN weiblich (42.1%) und 11 TN männlich (57.9%) in der KG. IG (7.3 ± 4.3) Jahre KG (6.5 ± 3.5) Jahre Kassai et al. (2015) n= 77 IG (n= 39) KG (n= 38) 12 – 17 Jahre IG (14.3 ± 1.6) Jahre KG (14.6 ± 1.6) Jahre 13 TN weiblich (33.3%) und 26 TN männlich (66.7%) in der IG. 23 TN weiblich (60.5%) und 15 TN männlich (39.5%) in der KG. Mindestens 1 Jahr, keine ge-nauen Angaben Knox et al. (2019) 30 Studien (13 – 332 TN)

1 – 21 Jahre Anteil an männlichen TN 15-83%.

Keine Angaben

Miller & Ja-wad (2014) n= 89 8 – 19 Jahre (13.61 ± 3.20) Jahre 52 TN weiblich (58%) und 37 TN männlich (42%). (5.62 ± 3.95) Jahre

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19 4.2.2 Selbstmanagement

In der Längsschnitt-Kohortenstudie von Croom et al. (2011) korrelierten die Jugendbe-richte über PCC mit einer höheren Selbstwirksamkeit bezüglich des Diabetesmanage-ments ((6.95 ± 1.75), r= 0.285, p< 0.01). Die Längsschnittanalysen der Studie zeigten, dass die Jugendlichen nach sechs Monaten über eine positive Veränderung der Selbst-kompetenz (t [185] = 1.91, p= 0.05) und der Selbstwirksamkeit des Diabetesmanage-ments (t [185] = 2.10, p= 0.04) berichteten. Die Querschnittsanalysen der Studie haben eine positive Korrelation zwischen den Jugendberichten über PCC und der Jugend-Kom-petenz, sowie eine positive Korrelation zwischen der Elternberichten über PCC und der Jugendkompetenz festgestellt. Jugendbericht: ((4.00 ± 0.76), r= 0.350, p< 0.01). Eltern-bericht: ((3.94 ± 0.78), r= 0.237, p< 0.01).

Caccavale et al. (2019) haben durch MI-nicht-adhärenter Kommunikation, d.h. konfron-tieren und überrede, nach einem Monat durch Messung mittels Self-efficacy for diabetes self-management (SEDSM), eine signifikante Verschlechterung der Selbstwirksamkeit bezüglich Diabetes-Selbstmanagement bewirkt (β= −0.41, p= 0.004). Im Vergleich zur MI-nicht adhärenten Kommunikation konnte bei der MI-adhärenten Kommunikation (partnerschaftliches Zusammenarbeiten, Wertschätzung, Autonomieförderung) keine signifikante Assoziation zur Selbstwirksamkeit bezüglich Diabetes-Management festge-stellt werden (β= 0.07, p> 0.05). Niedrigere Patienten-Selbstwirksamkeit in einem Monat stand in Zusammenhang mit grösserer Nutzung der MI-nicht-adhärenten Kommunika-tion und schlechterer Diabetes-Adhärenz. Ein durchgeführter Sobel-Test unterstützt diese Mediation (z= -2.33, p= 0.020). Mit dem Motivational interviewing treatment integ-rity (MITI) wurde die Einhaltung der MI-Kommunikation bei den Pflegefachpersonen ge-messen. Dabei wurde festgestellt, dass die Durchschnittswerte der Pflegefachpersonen von „unterdurchschnittlich“ bis „gut“ reichten. Schliesslich betrug die durchschnittliche Gesamtbewertung der MI-Adhärenz der Pflegefachpersonen (1.50 ± 1.5) und die durch-schnittliche Gesamtbewertung der MI-Nichtadhärenz (2.29 ± 3.0). Die Pflegefachperso-nen sprachen über die Hälfte der Zeit (53%), gefolgt von Eltern (28%) und Jugendlichen (19%). Die Pflegefachpersonen sprachen mehr mit den Jugendlichen (61%) als mit den Eltern (39%).

Bei der Systematischen Literaturübersicht von Knox et al. (2019) konnte in der Studie von Raiff et al. (2016) ebenfalls ein positiver Effekt von MI auf das Selbstmanagement erzielt werden. Dies wurde durch die Zunahme von Blutzuckertests bei Probanden fest-gestellt, diese erhielten über eine Webcam MI und Belohnungen (p< 0.01). Berndt et al. (2014), Franklin et al. (2006) und Witthemore et al. (2012) konnten in ihren Studien

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mit-20

hilfe technologie-basierten Interventionen signifikante Verbesserungen der Selbstwirk-samkeit der Probanden erzielen. Bei Berndt et al. (2014) konnte die SelbstwirkSelbstwirk-samkeit mittels „Mobil Diab“ (mobiles Diabetes-Managementsystem) verbessert werden (p= 0.04). Bei Franklin et al. (2006) war es ein sogenannter „Sweet Talk“ (1-2 Textnachrich-ten täglich) (p= 0.00) und bei Whittemore et al. (2012) eine online kognitive Skill-Session (TEENCOPE) (p< 0.001), welche die Selbstwirksamkeit bei Jugendlichen mit DMT1 ver-besserte.

Die Frequenz vom SMBG konnte anhand von Interventionen mittels Textnachrichten, Handy-Apps, telefonisch durchgeführter Verhaltenstherapie, Videoaufzeichnungen, Te-lefonkonferenz, Websites, kontinuierliches Glukosemonitoring (CGM) und interaktiver Online-Tools verbessert werden. Die in der Systematischen Literaturübersicht einge-schlossenen Studien Schiaffini et al. (2016), Mulvaney et al. (2012), Rachmiel et al. (2015) und Clements & Staggs (2017) konnten eine Erhöhung der SMBG erzielen. Schi-affini et al (2016) gelang dies mittels monatlichen Telekontakten eines klinischen Teams und erzielte eine Zunahme der SMBG-Tests pro Tag ((5.5 ± 0.7) vs. (3.8 ± 0.7), p= 0.00). Bei Mulvaney et al. (2012) verbesserte sich die Anzahl von verpassten Blutzuckertests durch CGM signifikant (p< 0.001). Rachmiel et al. (2015) und Giani et al. (2016) be-schrieben ebenfalls, dass sie durch CGM eine Verbesserung des SMBG erzielt haben (p= 0.01). Die Daten von Clements & Staggs (2017) zeigten auf, dass durch das Syn-chronisieren der Blutzuckerdaten mit einer Handy-App eine Erhöhung der SMBG-Fre-quenz vorlag (p< 0.01).

In vier der sechs Studien wurde das HbA1c gemessen, um das Selbstmanagement der Probanden zu evaluieren (Caccavale et al., 2019; Croom et al., 2011; Kassai et al., 2015; Knox et al., 2019). Im RCT von Kassai et al. (2015) konnte in der IG (Termin beim Pädi-ater alle drei Monate, Beratung und Telefongespräch durch Pflegefachpersonen) und in der KG (Termin beim Pädiater alle drei Monate) keine signifikante Abnahme der HbA1c-Rate festgestellt werden. Der Rückgang der HbA1c-HbA1c-Rate in der IG lag bei -0.04% (95%CI: (0.19%; 0.11%) p= 0.61). In der KG lag der Rückgang der HbA1cRate bei -0.03% pro Monat (95%CI: (-0.14%; 0.07%) p= 0.54). Es gab bei der Einschliessung der Probanden keine signifikanten Unterschiede zwischen IG und KG bezüglich Mittelwertes der HbA1c-Rate (IG: 10.2% vs. KG: 10.1%. p= 0.95).

In der Studie von Croom et al. (2011) wurde zu Beginn ebenfalls die HbA1c-Werte der Probanden der aktuellen Studie erfasst (8.34 ± 1.46). Diese Daten standen im Vergleich zur längeren dreijährigen Längsschnittstudie, aus welcher die aktuelle Studie hervorging ((8.45 ± 1.54), t= 2.16, p= 0.03). In der Studie korrelierten die HbA1c-Werte mit der PCC

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21

am Ende der Intervention signifikant. Die Korrelation war sowohl bei den Jugendberich-ten, als auch bei den Elternberichten festzustellen: Jugendliche (r= -0.17, p= 0.02) und Eltern (r= -0.26, p< 0.00). Zudem korrelierte das HbA1c mit der Jugend- und Elternwahr-nehmung der Jugendkompetenzen (r= -0.50 und r= - 0.46, p< 0.00).

Die Verwendung von MI-nicht-adhärenter Kommunikation in der Quasiexperimentellen Interventionsstudie von Caccavale et al. (2019) ergab schlechtere HbA1c-Werte nach drei Monaten (β= 0.24, p= 0.038). Im Vergleich zur MI-nicht-adhärenten Kommunikation war die Verwendung von MI-adhärenter Kommunikation nicht signifikant assoziiert mit verbesserten HbA1c-Werten (β= 0.08, p> 0.05). In einer weiteren Analyse wurde festge-stellt, dass die längere Dauer des Gespräches mit einer schlechteren Blutzucker-Kon-trolle bei der Ausgangslage (Baseline) korrelierte (r= 0.29, p= 0.031). Die einzige Studie, welche eine signifikante Verbesserung der HbA1c-Werte erzielt hat, ist jene von Knox et al. (2019). Weder die Studie von Caccavale et al. (2019), Croom et al. (2011) noch von Kassai et a. (2015) erlangten signifikante Verbesserungen der HbA1c-Werte. Die in der Systematischen Literaturübersicht eingeschlossene Studie von Franklin et al. (2006) er-zielte eine HbA1c-Verbesserung durch Textnachrichten und intensiver Insulintherapie im Vergleich zur KG ((9.2 ± 2.2), 95%CI: 1.9, -0.5, p< 0.001). Durch Textnachrichten er-reichten Mulvaney et al. (2012) ebenfalls eine Verbesserung der HbA1c-Werte (p= 0.01). Es wurden während drei Monaten pro Woche zehn Textnachrichten versendet. Die IG aus der Studie von Rami et al. (2006), welche telemedizinische Unterstützung erhielt, wies eine signifikante Verbesserung der HbA1c-Werte auf (p< 0.05). Pinsker et al. (2011) konnte durch ein Online-Portal und Schulungsmaterial signifikant bessere HbA1c-Werte feststellen im Vergleich zur KG, welche den Zugang zum Portal nicht nutzte (Benutzer: 10.5-9.1%; Nichtbenutzer 9.5-10.4%, p= 0.03).

4.2.3 Therapieadhärenz

In der Studie von Caccavale et al. (2019) wurde gezeigt, dass MI nicht-adhärente Kom-munikation, (z.B. Konfrontation und Überzeugungen) mit einer schlechteren Therapie-adhärenz bezüglich Diabetesmanagement nach einem Monat (β= -0.30, p= 0.021) und nach drei Monaten verbunden war (β= -0.38, p= 0.016). Letztere Assoziation war jedoch nach der Kontrolle der Basiswerte der Adhärenz nicht signifikant. Die Verwendung von MI-adhärenter-Kommunikation konnte nicht signifikant mit Diabetes-Adhärenz assoziiert werden (p> 0.05). In einer weiteren Analyse wurde festgestellt, dass die längere Dauer des Gesprächs mit einer tieferen Adhärenz korrelierte (r= −0.32, p= 0.019). In der Studie von Croom et al. (2011) wurde ebenfalls eine Kommunikationstechnik untersucht. Er-gebnisse aus dieser Studie zeigten, dass die Berichte der Jugendlichen über PCC zum

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Zeitpunkt der Baseline mit einer besseren Therapieadhärenz assoziiert waren ((3.90 ± 0.53), r= 0.226, p< 0.01). Die Elternberichte über PCC waren ebenfalls mit einer besse-ren Diabetesadhäbesse-renz verbunden ((3.56 ± 0.54), r= 0.202, p< 0.05).

Miller & Jawad (2014) formulierten in ihrer Querschnittsstudie die Hypothese, dass die Therapieadhärenz steigen würde, wenn die Jugendlichen aktiver in Entscheidungen be-züglich Diabetesmanagement einbezogen werden würden. Die Studie fand statistisch signifikante Assoziationen zwischen Eltern-Kind-Interaktion und Therapieadhärenz. Das Alter der Jugendlichen wurde mit der Adhärenz assoziiert und wies in allen vier Regres-sionsmodellen eine signifikante bis hochsignifikante negative Korrelation auf. Der Re-gressionskoeffizient β lag in allen vier Regressionsmodellen zwischen -0.5 und -0.38, der p-Wert lag zwischen 0.0001 und 0.01. Der Elternbericht über das Ausdrücken von eigenen Meinungen und Ideen der Jugendlichen wurde mit einer besseren Therapiead-härenz der Elternberichte assoziiert und korreliert ebenfalls hochsignifikant (β= 0.36, p< 0.0001). Der Jugendbericht über das Stellen von Fragen, bzw. Fragen nach Informatio-nen seitens der Jugendlichen an die Eltern, korrelierte positiv mit einer besseren Thera-pieadhärenz der Elternberichte (β= 0.33, p< 0.01). Es wurde ebenfalls eine negative As-soziation zwischen dem Jugendbericht über das Äussern von Meinungen bzw. Abgeben von Informationen der Eltern und der Therapieadhärenz der Elternberichte festgestellt (β= -0.21, p< 0.05). Der Elternbericht über das Ausdrücken von eigenen Meinungen und Ideen der Jugendlichen wurde positiv mit einer besseren Therapieadhärenz der Jugend-berichte assoziiert (β= 0.40, p< 0.01) Zum Schluss wurde eine signifikante Assoziation zwischen dem Jugendbericht über das Erklären und Aushandeln von verschiedenen Möglichkeiten und der Therapieadhärenz der Jugendberichte festgestellt (β= 0.40, p< 0.01). Der Jugend- und der Elternbericht über das Zuhören und das Fragen nach Infor-mationen der Eltern an die Jugendlichen wurde in keinem der Modelle in Verbindung gebracht.

In der Pilotstudie mit Mixed-Methods-Design von Jaser et al. (2014) konnte kein signifi-kanter Unterschied zwischen der IG mit PPI und der KG mit Edukationsmaterial bezüg-lich Therapieadhärenz festgestellt werden (p= 0.324). Die qualitativen Daten aus der Studie von Jaser et al. (2014), welche anhand Interviews erhoben wurden, weisen darauf hin, dass die Interventionen bei den TN positive Effekte gezeigt haben. 90% aus der IG waren sehr zufrieden mit den Interventionen (n= 18). Die Mehrheit der Jugendlichen be-richtete, dass sie die PPI sehr geschätzt haben und dass sie hilfreich und motivierend waren. Eltern berichteten, dass die Interventionen Konversationen mit ihren Kindern

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fördert und zu positiven Familienverhältnissen geführt haben. Schliesslich sagten Ju-gendliche und Eltern aus, dass die Interventionen zu einem besseren Diabetes-Selbst-management geführt haben.

4.2.4 Studienretention

In der Studie von Caccavale et al. (2019) haben von den 55 teilgenommenen Jugendli-chen 94.5% das 1-monatige Assessment und 92.7% das 3-monatige Assessment ver-vollständigt und waren an der vierteljährlichen Konsultation anwesend. Jaser et al. (2014) lagen mit ihrer Studie bei einer Retentionsrate von 95%. 37 von 39 TN haben die Follow-Up-Daten bis zum Studienende vervollständigt. Die Retentionsrate in der Studie von Kassai et al. (2015) war geringer. Von den 77 randomisierten TN waren nur 52 (67.5%) an allen Konsultationen anwesend. Eine Anzahl von 36 verpassten Konsultati-onen wurde gemessen,14.1% in der IG und 9.2% in der KG. In der Systematischen Li-teraturübersicht von Knox et al. (2019) wurden die Retentionsraten der einzelnen Stu-dien nicht erwähnt. Croom et al. (2011) und Miller & Jawad (2014) gaben diese Daten in ihrer Studie nicht an.

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5

DISKUSSION

Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse kritisch diskutiert. Die Ergebnisse werden in Bezug auf Problemstellung, theoretischen Rahmen und Fragestellung der vorliegen-den Bachelorarbeit diskutiert. Zudem wervorliegen-den in weiteren Kapiteln die Stärken und Schwächen der Bachelorarbeit, sowie diejenigen der eingeschlossenen Studien aufge-zeigt und diskutiert. In der Diskussion wird ebenfalls auf die Beantwortung der For-schungsfrage eingegangen.

5.1 Diskussion des Outcomes Selbstmanagement

In derQuasiexperimentellen Interventionsstudie von Caccavale et al. (2019) konnte mit MI-adhärenter Kommunikation die Selbstwirksamkeit der Jugendlichen mit DMT1 nicht verbessert werden. Hingegen konnte die MI-nicht-adhärente Kommunikation (konfron-tieren und überreden) einen Monat danach mit einer tieferen Selbstwirksamkeit für das Diabetes-Selbstmanagement verbunden werden (Caccavale et al., 2019). Während Konfrontieren und Überreden die Selbstwirksamkeit reduziert hat, könnte die Kommuni-kationstechnik MI das Selbstmanagement bei Jugendlichen mit DMT1 unterstützen. MI steht in engem Zusammenhang mit dem Empowerment. In der Theorie wird beschrie-ben, dass die Jugendlichen mit DMT1 dazu befähigt werden, vorhandene Ressourcen (Wissen bezüglich Krankheit, Therapie und Krankheitserfahrung) zu nutzen, sowie lö-sungsorientierte Veränderungen zu erarbeiten (Mönkemöller et al., 2017; von Hagen & Schwarz, 2011). MI stellt eine solche Empowerment-gestützte Intervention dar. Es ist wichtig, dass diejenigen Kommunikationsformen angewendet werden, in denen Jugend-liche mit DMT1 dazu veranlasst werden, aktiv über ihr Krankheitsmanagement zu reflek-tieren und Lösungsstrategien zu suchen. Dabei sollen sie Hauptakteure des Diabetes-managements sein. Ihre Lebenswelt und Bedürfnisse sollten dabei im Zentrum des Ge-sprächs stehen, was im Einklang zur Theorie steht (Haselbeck & Schaeffer, 2007; von Hagen & Schwarz, 2011). Daraus schliessen die Autorinnen, dass die lebensnotwendige Therapie und deren Management verschlechtert werden könnten, wenn die Jugendli-chen nicht in die Kommunikation miteinbezogen werden. Schlussendlich kann dies zu Gesundheitsproblemen und niedriger Lebensqualität von Jugendlichen mit DMT1 beitra-gen.

MI lässt sich zusätzlich mit Technologie verbinden, indem wie in der Studie von Raiff et al. (2016) MI über eine Webcam durchgeführt wurde (Knox et al., 2019). Technologie-basierte Interventionen stellen für die Jugendlichen eine ansprechende Möglichkeit dar, ihren DMT1 besser zu managen. Die persönliche Interaktion mit dem Gesundheitsper-sonal kann durch technologie-basierte Interventionen verstärkt werden und somit die

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Abhängigkeit zum Gesundheitspersonal und zu den Eltern verringern (Knox et al., 2019). Die Jugendlichen sind aus Sicht der Entwicklungspsychologie im Alter von 13 - 18 Jah-ren in einer Phase, in welcher sie sich von den Eltern ablösen und nach Unabhängigkeit streben (Flammer & Alsaker, 2002). Aufgrund dieser Entwicklungsaufgabe schliessen die Autorinnen, dass die technologie-basierten Interventionen für Jugendliche geeignet sind. Dadurch können die Jugendlichen mit DMT1 ihre chronische Krankheit Schritt für Schritt selbständig managen (Knox et al., 2019).

Knox et al. (2019) konnten in ihrer Systematischen Literaturübersicht aufzeigen, dass psychosoziale und kognitive technologie-basierte Interventionen die Selbstwirksamkeit und somit das Selbstmanagement der Patienten signifikant verbessern konnten. Dies deutet darauf hin, dass die Jugendlichen mit DMT1 das Selbstmanagement-Konzept er-folgreich anwenden können. Die IG in der Studie von Berndt et al. (2014) erzielte durch ein mobiles Diabetesmanagementsystem «Mobil Diab» signifikante Verbesserung der Selbstwirksamkeit im Vergleich zur KG, welche keine signifikanten Änderungen erzielte. Ähnliche Beobachtungen haben Whittemore et al. (2012) gemacht. Sie erkannten, dass durch online kognitive Skills-Sessionen (TEENCOPE) die Selbstwirksamkeit signifikant verbessert wurde. Franklin et al. (2006) konnten ebenfalls durch eine technologie-ba-sierte Intervention (Textnachrichten über «Sweet Talk») die Selbstwirksamkeit der Ju-gendlichen verbessern. Aus der Entwicklungspsychologie ist bekannt, dass Jugendliche nach mehr Selbstständigkeit, Verantwortung und Kontrolle über ihr Leben streben. Ju-gendliche befinden sich in der Identitätsbildung. Diese kann geformt werden, in dem die Jugendlichen neue Dinge ausprobieren (Flammer & Alsaker, 2002). Die Autorinnen neh-men an, dass die technologie-basierten Interventionen Jugendliche mit DMT1 unterstüt-zen könnten, Verantwortung und Kontrolle für ihr eigenes Leben zu übernehmen. Zudem stellen technologie-basierte Interventionen für die Jugendlichen eine spannende und neue Möglichkeit dar, ihren DMT1 so zu managen, dass keine oder weniger Gesund-heitsschäden entstehen (Knox et al., 2019).

Wie in der Längsschnitt-Kohortenstudie von Croom et al. (2011) beschrieben, ist die PCC nicht nur eine Art des Kommunizierens, sondern eine Methode, um den Jugendli-chen die Möglichkeit zu geben, eine „erwachsenere Rolle“ in ihrer Gesundheitsversor-gung einzunehmen. Sie streben vor allem in der Phase der Ablösung von den Eltern nach Autonomie und Selbstbestimmung (Croom et al., 2011; Flammer & Alsaker, 2002). Die Intervention PCC ist ebenfalls stark im Empowerment-Ansatz verwurzelt, da die Ju-gendlichen dazu befähigt werden, ihre chronische Krankheit zu managen. Die Ergeb-nisse der Studie von Croom et al (2011) zeigten auf, dass PCC mit einer Erhöhung der

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Wahrnehmung der Jugendkompetenz verbunden wurde. Zusätzlich berichteten die Ju-gendlichen über eine höhere Selbstwirksamkeit bezüglich des Diabetesmanagements (Croom et al., 2011). Die Autorinnen vermuten, dass durch Empowerment-gestützte In-terventionen wie PCC, die physische und psychische Gesundheit der Jugendlichen mit DMT1 positiv beeinflusst werden könnte. Durch eine gesteigerte Selbstwirksamkeit, Au-tonomie und Selbstbestimmung wird die Selbstmanagementkompetenz der Jugendli-chen gestärkt und somit die Gesundheit gefördert.

Was sowohl in der Studie von Croom et al. (2011), als auch in der Studie von Caccava-le et al. (2019) ersichtlich wurde, war der Einbezug der Eltern in die Intervention und mögliche, daraus resultierende Störungen der Autonomie der Jugendlichen bezüglich des Selbstmanagements. Die Jugendlichen möchten Partner in ihrer Gesundheitsver-sorgung sein. In der Theorie ist jedoch bekannt, dass die Eltern oftmals eine dominie-rende Rolle einnehmen. Bis zum Übergang ins Jugendalter übernehmen die Eltern eine wichtige Rolle bei der Behandlung von chronisch kranken Kindern. Diese Rolle verändert sich jedoch mit den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen, wie z.B. das Ablösen der Eltern (Flammer & Alsaker, 2002; Ryan & Sawin, 2009). Dieser Prozess war auch in einigen eingeschlossenen Studien ersichtlich (Caccavale et al., 2019; Croom et al., 2011; Miller & Jawad, 2014). Bemerkenswert war, dass die Pflegefachpersonen in der Studie von Caccavale et al. (2019) das Gespräch auf die Jugendlichen ausrichteten, die Eltern (28%) aber immer noch mehr sprachen als die Jugendlichen (19%). Die längere Dauer des Gespräches korrelierte mit einer schlechteren Blutzuckerkontrolle. Die Auto-rinnen schliessen daraus, dass Jugendliche mit DMT1 in ihrer Gesundheitsversorgung eine Hauptrolle einnehmen sollten. Während der Fokus auf die Eltern reduziert wird, könnte der Fokus auf die Peers, welche ebenfalls an DMT1 erkrankt sind, erhöht werden. Die Peers bieten den Jugendlichen Unterstützung und haben ähnliche Erfahrungen in Zusammenhang mit DMT1 und dem Jugendalter gemacht (Flammer & Alsaker, 2002). Das RCT von Kassai et al. (2015) wies trotz hoher Evidenz-Stufe des Studiendesigns keine signifikanten Ergebnisse der HbA1c-Werte durch Beratung und Telefongespräche auf. Die Autorinnen vermuten, dass die vielen Termine (Beratung, Termine beim Pädia-ter und Telefongespräche alle zwei Wochen), welche die Jugendlichen wahrnehmen sollten, zu Überforderung und Motivationsreduktion geführt haben könnten. Dies zeigte sich dadurch, dass die Retentionsrate erhöht war. Von 77 Jugendlichen waren nur 52 (67.5%) an allen Terminen anwesend. Die Motivationsreduktion könnte sich wiederum negativ auf das Selbstmanagement und die HbA1c-Werte ausgewirkt haben. Deshalb

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ist es den Autorinnen wichtig, dass an den Wünschen und Bedürfnissen der Jugendli-chen angeknüpft wird, ohne dabei die Entwicklungsphase und den Krankheitszustand ausser Acht zu lassen.

In der Studie von Knox et al. (2019) konnte ein Zusammenhang zwischen technologie-basierten Interventionen wie z.B. Textnachrichten, Handy-Apps und Online-Portals und HbA1c-Werten festgestellt werden. Die HbA1c-Werte der Jugendlichen verbesserten sich durch diese modernen Interventionen signifikant. Ähnliche Beobachtungen wurden auch innerhalb des SMBG gemacht. Das Selbstmanagement konnte durch MI über Webcams, monatliche Telekontakte, CGM und synchronisieren der Blutzuckerdaten mit Handy-App, jeweils gemessen mittels HbA1c-Werten, verbessert werden. Dies zeigt auf, dass technologie-basierte Interventionen hilfreich sein können, um die Selbstmanage-mentkompetenzen der Jugendlichen mit DMT1 zu fördern. Technologie-basierte Inter-ventionen stellen eine nützliche Plattform zur Gesundheitsförderung und zur Unterstüt-zung des Selbstmanagements bei Langzeitbehandlungen bei Jugendlichen mit DMT1 dar (Knox et al., 2019). In der Studie von Croom et al. (2011) korrelierten die HbA1c-Werte signifikant mit der PCC am Ende der Intervention. Diese Korrelation kann in Ver-bindung mit den Ergebnissen der Studie von Caccavale et al. (2019) gebracht werden. Es wurde ermittelt, dass MI-nicht-adhärente Kommunikation schlechtere HbA1c-Werte nach drei Monaten hervorbrachte. Folglich lässt sich daraus schliessen, dass Interven-tionen, welche das Selbstmanagement unzureichend fördern, einen direkten Einfluss auf die HbA1c-Werte der Jugendlichen haben (Caccavale et al., 2019; Croom et al., 2011; Kassai et al., 2015; Knox et al., 2019).

5.2 Diskussion des Outcomes Therapieadhärenz

Die Studie von Caccavale et al. (2019) hat gezeigt, dass MI-adhärente Kommunikation keine signifikanten Adhärenz-Verbesserungen bezüglich Diabetesmanagement hervor-gerufen hat. MI-nicht-adhärente Kommunikation hingegen, hatte signifikante Ver-schlechterungen auf die Diabetesadhärenz zur Folge. Studien aus dem theoretischen Rahmen der Bachelorarbeit konnten die Wirksamkeit von MI-adhärenter Kommunikation bei Jugendlichen mit DMT1 bestätigen. Sie empfehlen dies in die tägliche Patientenver-sorgung zu integrieren (Borus & Laffel, 2010; Datye et al., 2015). Interessanterweise wendeten die Pflegefachpersonen trotz Schulung die MI-nicht-adhärente Kommunika-tion wie z.B. konfrontieren und überzeugen, an. Dies eröffnet neue Fragen bezüglich Effektivität von MI-Schulungen von Pflegefachpersonen. Es sind weitere

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Tabelle 3: Ein- und Ausschlusskriterien
Tabelle 4: Patientenpopulation

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