C OMPOSITIO M ATHEMATICA
F RIEDRICH W. B AUER
Die homotopiekategorie der Boardman-Spektren ist zur Homotopiekategorie der Kan-Spektren Äquivalent
Compositio Mathematica, tome 28, n
o1 (1974), p. 1-8
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1
DIE HOMOTOPIEKATEGORIE DER BOARDMAN-SPEKTREN IST ZUR HOMOTOPIEKATEGORIE DER KAN-SPEKTREN
ÄQUIVALENT
Friedrich W. Bauer Noordhoff International Publishing
Printed in the Netherlands
Einleitung
Der im Titel
angegebene
Satz(Satz 2.3.)
wird mit den Hilfsmittelnvon
[2] bewiesen.
Eine wesentliche Rollespielt
dabei der Satz von C. M.Ringel [8] (§
1(3 ))
und dieCharakterisierung
derHomotopiekategorie
der
Boardman-Spektren
aus[2] (Sstz 2.1.).
Beim
Begriff
desPraespektrums
bedienen wir uns derErgebnisse
von[3],
wo dieKategorie
derPraespektren
sich als eineFunktorkategorie KG von Operatorfunktoren
E:(A, Go (A, K)
herausstellt.Bezüglich
der Definition einer
Operatorkategorie
und einesOperatorfunktors
ver-weisen wir auf
[1 ]
oder[2];
denBegriff
einerQuotientenkategorie KIM (wo
M eine Klasse vonMorphismen
in Kist)
entnehmen wir Z.B.[4].
Wir erinnern
daran,
dass unterKlo wo 0 :
Ka L ein Funktorist,
dieKategorie K/M
mit M= {fl/>(f)
=Isomorphismus}
verstanden wird.Obwohl sich kein Beweis in der Literatur zu finden
scheint,
ist Satz2.3.
keineswegs
neu. In[6]
wird ein Beweisangekündigt;
auchgibt
esunverôffentlichte Beweise dieses Satzes
(Z.B.
von D.Burghelea).
Einanderer als der hier
durchgeführte Beweisgedanke
wird in[5] ]
ange- deutet. Uber ihn wirdin §
3 etwas gesagt.Allerdings
ist unserAnliegen
nicht nur einen Beweis für einen be- kannten Satz zuliefern,
sondern darüberhinaus die damit verbundeneAnalyse
derKategorien
der Boardman-bezw.Kan-Spektren
zu einerkritischen
Untersuchung
ihrerStellung
in der Theorie derOperator- kategorien
und derkategorischen Stabilisierung
zu nutzen.1.
Praespektren
undadjungierte
FunktorenIn
[1 ], [3 ]
haben wirPraespektren
fürbeliebige Operatorkategorien
definiert. Ist K =
(A, K)
EWop.
So istKG
dieKategorie
derPraespek-
tren
(über K),
wo(A, G)
dieOperatorkategorie
mit diskreter Grund-kategorie
G = A(der gruppentheoretischen Vervollstândigung
vonA)
ist. Ein
Objekt E
EKG
ist einOperatorfunktor
E =(1, E, (0) : (A,
G(A, K)
und eineAbbildung
inKG
eineOperatortransformation.
In[3]
2
wird
erkh,rt,
wie man ausKG (durch
Definition einerOperation
vonA auf
KG)
eineOperatorkategorie
macht. Wirwollen,
wo esnôtig wird,
abweichend von der
dortigen Terminologie,
auch dieseOperatorkate- gorie
einfach mitKG (und
nicht mitO(G, K)
bezw.O’(G, K))
bezeichnen.Nennen wir
WopÀ
cWo p
dieKategorie
allerOperatorkategorien
mitfester
Halbgruppe A
und Funktoren T =(1, T, (0) : (A, K) - (A, L),
kann man feststellen:
1.1. SATZ: Es ist die
Zuordung
ein 2-Funktor.
BEWEIS: Sei T =
(1, T, (0) :
K - L einFunktor,
so ist durchund durch
für 03B6 ~ Wop,(T, S)
ein 2-Funktor definiert. Der Nachweis derEigen-
schaften für einen 2-Funktor im Einzelnen sei dem Leser überlassen.
1.2. KOROLLAR:ISt
in
Wo pA
ein Paaradjungierter Funktoren,
so ist auch das Paaradjungierte.
Nach einem Satz von C. M.
Ringel [8] gibt
es zu einem Paaradjun- gierter
Funktoren(1)
mit natürlichen Transformationen a :lK ~ ST, fi :
TS -1 L äquivalente Homotopiekategorien
Seien nun 11 : Ka
M,
P : L ~ M zwei Funktoren inWop (in
denAnwendungen
wird immer M ESo p (= Kategorie
der stabilenOperator- kategorien sein)
die mitS, T vertràglich
sind. D.h. esgibt
natürliche Iso-morphismen
dann
gilt:
1.3. LEMMA: Sinc Il und P
homotopieinvariant (d.h. faktorisieren
sieüber 11K: K -->
Kh
bezw. 11L: L -Lh)
so induzieren(3)
und(4)
eineÂquivalenz
derKategorien:
BEWEIS: Aus
(4) folgt,
dass es ein Paaradjungierter
Funktoren(die
durch das kommutativeDiagramm
eindeutig
bestimmtsind) gibt.
Nun haben wir aberfolgendes
kommuta-tive
Diagramm:
Hier ist z.B. ’eK durch die Kommutativitât von
(On
= natürlicheProjektion) eindeutig
bestimmt. Es ist aberjedes
a’ :
KaS’T’K(03B2’L :
T’S’L ~L)
nachVoraussetzung
bereits inK/03A0
(bezw.
inL jp)
einIsomorphismus.
Also sindS’,
T’Âquivalenzen
vonKategorien.
Zu unserem Funktor II : K ~ Mgibt
es einen Funktor03A0G :
KG ~ MG,
ebenso wie zu P einen FunktorPG.
Es sei ferner ein fester Funktor lim:MG ~
M inSop vorgegeben (die Bezeichnung
"lim" hat im Moment noch nichts mit Limites zutun, sie wird erst in den Anwen-dungen
einen Sinnbekommen).
Wir nennen4
Wir setzen voraus, dass
S,
Tadjungierte
Funktoren inWo p
undH,
Pmit
S, T vertràgliche
undhomotopieinvariante
Funktoren sind. Esgilt:
1.4. SATZ : Die Funktoren
SG, TG
vermittlenÄquivalenzen
der Kate-gorien
BEWEIS: Nach Korollar 1.2. und Lemma 1.3.
gibt
es eineÂquivalenz
da auch
03A0G, PG
mitSG, TG verträglich
sindund,
wie man sofort nach-rechnet,
über dieHomotopiekategorie
faktorisieren: Es ist z.B.nG(aE)
=
n(aE)
für alle E EKG ein Isomorphismus.
Aus(8) folgt
aber sofort(7).
2. Boardman- und
Kan-Spektren
Sei CW =
(Z+, CW)
dieKategorie
der CW-Râume mitBasispunkt.
Die
Halbgruppe
Z+operiert
durch die iterierte reduzierteEinhângung
10 =1,
I,03A32, ···
Wir nennenCWZ
auch P. Es ist Z =Z+. -
Ent-sprechend
nennen wir PS dieKategorie PZE,
wo9’ E
dieKategorie
der
Kan-Komplexe
mitBaispunkt
ist. Sei M dieKategorie
dergraduier-
ten
Gruppen,
sogibt
es für beideKategorien (mit
demgleichen
Buch-staben
bezeichnete) Homotopiefunktoren
die durch
erklârt sind. In
[2]
wirdfolgender
Satzbewiesen :
2.1. SATZ: Es
gibt
eineÂquivalenz
derOperatorkategorien
wo Bh
die BoardmanscheHomotopiekategorie
ist. Eine Definition vonB und
Bh
findet der Leser z.B. in[6].
Man kann unter Zuhilfenahme von[7 ] den
Beweis von Satz 2.1.(theorem
3.7. in[2])
zu einem Beweis desfolgenden
Satzes modifizieren:2.2. SATZ: Es
gibt
eineÄquivalenz
derKategorien
wo
PpEh
dieHomotopiekategorie
derKan-Spektren
ist. Ziel dieses Abschnittes ist der Beweis desfolgenden
Satzes:2.3. SATZ : Die
Kategorien Bh
undf/ ftEIt
sind(sogar
alsOperatorkate- gorien) âquivalent.
Nach Satz
2.1.,
2.2genügt
es hierzufolgendes
zuzeigen:
2.4. LEMMA: Es
gibt
eineÂquivalenz
derOperatorkategorien
Da aber Y =
CWZ, PS = PZE ist,
die Funktoren(S
=Singularisierung,
R =geometrische Realisierung)
zueinander ad-jungiert
sind und man diejeweiligen Homotopiefunktoren (die
wirjetzt
fi:PE ~
M, bezw. ir: CW - M nennenwollen)
zurVerfügung haben, genügt
es zuzeigen,
dass es einen Funktorin
sop gibt,
so dass(für
beide Funktoren 03C0: P ~ M bezw. 7r: PS ~M) gilt.
Offenbar er- füllt fi alleForderungen
aus Lemma 1.3. Zur Konstruktion von lim und damit zum Beweis von(11)
sehen wir uns M undMZ
etwas genauer an:Die
Objekte
von M sindFolgen {Mn|n~Z}
vonGruppen.
Wir erklârenund erhalten so die
Operatorkategorie (Z+, M).
EinObjekt E E MZ
istnun ein
Funktor,
den man auch alsschreiben kann. Es ist eine
Abbildung co : 03A3E(n) ~ E(n + 1) gegeben,
alsoeine Schar von
Abbildungen
Wir setzen
2.4. LEMMA: Es ist lim:
MZ ~
M ein stabiler Funktor.Der Beweis besteht im unmittelbaren Nachrechnen.
2.5. LEMMA : Es ist
6
BEWEIS: Ist
F ~ CWZ,
so istund
was mit
(10)
übereinstimmt.Damit ist Lemma 2.5. und Satz 2.3. bewiesen.
3. Satz 2.3. und die
kategorische Stabilisierung
In
[5 ] wird
auf einen anderenWeg
zum Beweis von Satz 2.3.verwiesen,
der sich der in
[1] entwickelten
Methode derkategorischen Stabilisierung
bedient. Wir wollen uns hier kurz und ohne auf technische Einzelheiten
einzugehen
mit diesem Beweisgedanken beschâftigen.
IstSop
die 2-Kategorie
der stabilenWop
die2-Kategorie
derOperatorkategorien,
i :
Sop
cWop
der Inklusions-2Funktor,
sobesagt
ein Satz aus[1 ] :
3.1. SATZ: Es
gibt
zu i einen2-linksadjungierten
2-FunktorWir nennen ’ den
’Stabilisierungsfunktor’.
Da A. ein Paar
adjungierter
Funktoren in ein ebensolches Paar über-führt,
kann man das Paaradjungierter
Funktorenzu einem Paar
adjungierter
Funktorenstabilisieren. Wendet man
auf (13)
den Satz vonRingel
an, so erhâlt maneine
Âquivalenz
derHomotopiekategorien:
Es stellt sich
heraus,
dass der über den Satz vonRingel
gewonnene Homo-topiebegriff
mit der kanonischenStabilisierung
desHomotopiebegriffes
aus
[2]
inYE,
CW übereinstimmt. Das alles ist aber trotzdem kein Be- weis von Satz2.3.,
denn es ist weder(PE)h ~ f/ ftEh
noch(CW)h ~ Bh.
Es
gilt allerdings Folgendes:
Man ersetzeWop
durchWopl,
die 2-Kategorie
derOperatorkategorien
mitbeliebigen (kleinen)
Kolimites(in
Zukunft kurz ’Limites’genannt)
und limeserhaltenden Funktions.als
1-Morphismen.
Ebenso verfahre man mitSop
und kommt zuSopl.
Sodann
gilt analog
zu Satz 3.1.:3.2. SATZ: Es
gibt
zur Inklusion i:Sopl
cWopl
einen 2-linksadjun- gierten
2-FunktorDieser Satz wird in
[2] (theorem 4 2.) bewiesen,
wo sich auchfolgende Aussage
findet(theorem 4.3.):
3.3. SATZ: Sei
IC
diekategorie
derCW-Komplexe
mitBasispunkt
undzellulâren
Inklusionen,
so ist( jetzt
wird ^ im Sinne von Satz 3.2.verstanden’).
Ohne Mühe lâsst sich ein
entsprechender
Satzfür IPE zeigen (1/7 E
=/7 Emit
Inklusionen alsMorphismen):
3.3. SATZ: Es ist
Man kann
jetzt
dasFunktorpaar
(die Beschränkungen
von R und S auf dieentsprechenden
Unterkate-gorien
existierentatsâchlich!)
somodifizieren,
dass es zu einem ad-jungierten
Paar inWopl
wird. Es ist(15)
keinadjungiertes Paar,
denn dieTransformation fi :
RS ~ 1 ist nicht mehr inIC (im Gegensatz
zu a : 1 -SR,
das inIPE liegt).
Ausserdem istS ~ Wopl.
Diese Modifikation ge-schieht,
indem man zu den Inklusionen noch weitereMorphismen
hinzunimmt
(alle
Retraktionen fürIPE
bezw. alle Retraktionen und alle03B2X :
RSX ~ X fürIC).
Auch der Funktor S lâsst sich(durch Übergang
zu einer Art ’zellulârem
singulâren Komplex’)
soverändern,
dass er inWopl liegt.
Für diese neuenKategorien gelten
dann Sâtzeanalog
zu Satz3.3.,
Satz 3.4. und man kann ohne Mühe in einer Reihe von Einzelschrit-ten
beweisen,
dass sich auf das so modifizierte Paar(15)
nach einerStabilisierung (im
Sinne von Satz3.2.)
der Satz vonRingel
anwendenh,sst und man die
Âquivalenz
aus Satz 2.3. erhâlt.Wir
geben
die Einzelschritte nicht an und benutzen dieseAndeutung
eines
Beweisgedankens
für Satz 2.3. nur zurErlâuterung folgenden
Tatbestandes:
Wie schon in in
[2] festgestellt wurde, passen B
undBh
in die Theorieder
kategorischen Stabilisierung
nur über Satz 3.2. Dieser schliesst aber alles von einerkategorischen Stabilisierung
aus, was nicht limestreu ist.Nun
liegen
zwar alle interessanten Funktoren derTopologie
inWop
aber eben sehr viele nicht in
Wopl.
Sie werden damit von einerkatego-
8
rischen
Stabilisierung
im Sinne derBoardman-Kategorie ausgeschlossen.
Um sie dennoch zu stabilisierten bedarf es
jeweils
zusâtzlicher Betrach- tungen, die klârensollen,
warum eingegebener
Funktor das Rechthat,
sich
Stabilisierung
eines anderen zu nennen.Aus diesen Gründen scheint die
Stabilisierung
CW(bezw. YE)
derKategorie
der CW Râume(bezw. Kan-Komplexe)
im Sinne von Satz3.1. der
Boeardman-Kategorie ? (bezw. YIÎE) überlegen
zusein,
dennerstere hat alle Vorteile der
letzteren,
ohnegleichzeitig
ihre eben deutlichgemachten
Nachteile aufzuweisen.REFERENZES
[1] F. W. BAUER: Stabile Kategorien. Math. Z. 123 (1971) 139-167.
[2] F. W. BAUER: Boardman’s category and the process of categorical stabilization.
Math. Z. Bd. 130 (1973) 95-106.
[3] F. W. BAUER: Tensor products of operator categories. Math. Annalen (im Druck).
[4] F. W. BAUER: Homotopietheorie. BI-Hochshultaschenbücher Bd. 475 Mannheim
(1971 )
[5] F. W. BAUER: Stable Categories: Vortrag vor dem 6. All-Unionskongress für Topo- logie in Tiflis (1972)
[6] J. M. BOARDMAN: Stable homotopy theory. Mimeographed Notes. The Johns
Hopkins Univ. (1970).
[7] D. KAN: Semi-simplicial spectra. Ill. J. Math. 7 (1963) 463-478.
[8] C. M. RINGEL: Eine Charakterisierung der Homotopiekategorie der CW-Kom- plexe. Math. Z. 115 (1970) 359-365.
(Oblatum: 26-111-1973) Mathematisches seminar
Der Johann Wolgang Goethe-Universitât Institut für Reine Mathematik
6 Frankfurt am Main
Robert-Mayer-Straf3e 6-10, Gräfstraße 38