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Kapitalanlagepolitik und -performance der deutschen Lebensversicherer im Spannungsfeld von Buch- und Zeitwerten

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Kapitalanlagepolitik und -performance

der deutschen Lebensversicherer im Spannungsfeld

von Buch- und Zeitwerten

Von M a r t i n E l i n g, St. Gallen* InhaltsuÈbersicht

1. EinfuÈhrung

2. Kapitalanlagepolitik der deutschen Lebensversicherer

2.1 Analyse der Kapitalanlageregulierung und des Wettbewerbsumfelds 2.2 Analyse der Kapitalanlagepolitik

2.3 Ableitung repraÈsentativer Anlageklassen

3. Kapitalanlageperformance der deutschen Lebensversicherer 3.1 Auswahl repraÈsentativer Indizes

3.2 Analyse der Performance

3.3 Vergleich der theoretischen und tatsaÈchlichen Kapitalanlagepolitik und -per-formance

4. Zusammenfassung

1. EinfuÈhrung

Die Kapitalanlagepolitik der Versicherungsunternehmen war bis Mitte der 1990er-Jahre weitgehend durch die Anlage in sichere Wertpapiere mit langfristigem Anlagehorizont gekennzeichnet.1Seit Mitte der 1990er-Jahre

laÈsst sich in der Versicherungsbranche jedoch ein Wandel der Rahmen-bedingungen beobachten, der insbesondere Auswirkungen auf das Asset Management hat. ZunaÈchst bewirkt die Deregulierung der Finanzdienst-leistungsmaÈrkte eine ErhoÈhung des Wettbewerbsdrucks und damit eine ver-staÈrkt auf ProfitabilitaÈt ausgerichtete Unternehmenspolitik. Des Weiteren stellen eine zunehmende VolatilitaÈt der Wertpapierpreise bei einem sehr niedrigen Zinsniveau erhebliche VeraÈnderungen der Kapitalmarktbedin-gungen dar. Schlieûlich erfordern veraÈnderte aufsichtsrechtliche und ge-* Dr. Martin Eling, wissenschaftlicher Assistent am Institut fuÈr Versicherungswirt-schaft der UniversitaÈt St. Gallen. Ich danke Herrn Prof. Dr. Hato Schmeiser fuÈr wert-volle Hinweise und Korrekturen. Des Weiteren danke ich den anonymen Gutachtern sowie den Editoren.

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setzliche Rahmenbedingungen die Etablierung eines integrierten Risiko-managements.2

Aus diesen GruÈnden wird aktuell sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis uÈber die Kapitalanlagepolitik und die Performance im Asset Management deutscher Versicherungsunternehmen intensiv diskutiert. Horsch / SchoÈlisch / Sturm (2003) analysieren die Krise im Asset Manage-ment nach dem Kursverfall an den AktienmaÈrkten zwischen 2000 und 2003 und erklaÈren die Kapitalanlagen der Lebensversicherer zum ¹Versiche-rungsfallª. Nach Albrecht (2004) sind die Auswirkungen der Aktienkrise auf die Kapitalanlageperformance dagegen eher als moderat einzustufen. Zielke (2004) kommt zu dem Schluss, dass die Versicherer als Reaktion auf den Kursverfall in der Kapitalanlage eine kurzfristige, zu vorsichtige UÈber-lebensstrategie verfolgen. Als strategische Alternative schlagen Leisten / Vathje (2004) eine systematische, vierstufige Optimierung des Kapital-anlageprozesses ± beginnend mit einem stringenten Asset Liability Manage-ment bis hin zur Definition von klaren Risikoprozessen und eindeutigen Verantwortlichkeiten ± vor. Albrecht (2003) kommt zu dem Ergebnis, dass zur GewaÈhrleistung der Zinsgarantien in LebensversicherungsvertraÈgen eine einjaÈhrige Asset Allocation auf Basis des Safety First-Prinzips nach Roy (1952) unter BeruÈcksichtigung institutioneller Spezifika wie Bewer-tungsreserven zu erfolgen hat.

Die Analyse und Beurteilung der Kapitalanlagepolitik und der Perfor-mance dieser Kapitalanlagen ist von auûen ± insbesondere fuÈr Anteilseig-ner und Versicherte ± sehr schwierig, da hierzu im Allgemeinen nur wenige Informationen zur VerfuÈgung stehen. Beispielsweise finden sich in den Jahresberichten der Finanzdienstleistungsaufsicht und von DachverbaÈn-den lediglich nach juristischen Kriterien untergliederte Kapitalanlageposi-tionen, die sich an BilanzgroÈûen orientieren und keinen unmittelbaren Einblick in die tatsaÈchliche Asset Allocation des Versicherungsunterneh-mens ermoÈglichen. Informationen bezuÈglich der Performance der Kapital-anlagen sind ebenfalls mit Vorbehalt zu betrachten. Beispielsweise sind im Lebensversicherungsbereich Schlussfolgerungen, die sich auf die so genannte Nettoverzinsung der Kapitalanlagen beziehen, uÈblich.3 Diese

GroÈûe basiert jedoch wiederum auf BilanzgroÈûen, die durch die Bildung und AufloÈsung stiller Reserven beeinflusst werden. Ein aussagekraÈftiges Urteil uÈber die Kapitalanlagepolitik und die Performance im Asset Management der deutschen Versicherer ist auf dieser Basis jedoch nicht

2 Ein Beispiel ist die EinfuÈhrung des Gesetzes zur Kontrolle und Transparenz im

Unternehmensbereich (KonTraG) im Jahr 1998. Aktuell ist insbesondere der Sol-vency II-Entwicklungsprozess, also die Neugestaltung der Eigenkapitalregulierung, zu nennen.

3 Vgl. zum Beispiel Albrecht, P. (2004), S. 965, Blanck, A. (2003), S. 5, Horsch, A. /

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leicht moÈglich.4 Zu diesem Urteil ist auch das Bundesverfassungsgericht

gekommen, das aktuell die Transparenz in der Berechnung der UÈber-schussbeteiligungen in LebensversicherungsvertraÈgen bemaÈngelt.5

Dieser Beitrag widmet sich diesem Informationsmangel und gibt einen Einblick sowohl in die Kapitalanlagepolitik als auch in die Performance der Kapitalanlagen am Beispiel der deutschen Lebensversicherungsindustrie.6

Dabei werden zwei Ziele verfolgt: Ausgehend von BilanzgroÈûen auf Basis von Buchwerten werden erstens repraÈsentative Assetklassen auf Basis von Marktwerten abgeleitet, um einen Eindruck von der tatsaÈchlichen Kapital-anlagepolitik der Lebensversicherer zu geben. Zweitens wird die Perfor-mance dieser repraÈsentativen Assetklassen gemessen, um eine Analyse der tatsaÈchlichen Performance der Kapitalanlagen der Lebensversicherer zu er-moÈglichen.

Der Rest dieser Arbeit gliedert sich wie folgt: In Kapitel 2 wird im ersten Schritt die Kapitalanlagepolitik der Lebensversicherer analysiert. ZunaÈchst werden die Rahmenbedingungen fuÈr das Asset Management, also die Kapi-talanlageregulierung und das Wettbewerbsumfeld, dargestellt (Abschnitt 2.1). Dann wird die Kapitalanlagepolitik der deutschen Lebensversicherer im Zeitraum von 1994 bis 2004 auf Basis von BilanzgroÈûen analysiert (Ab-schnitt 2.2). Auf Grundlage der BilanzgroÈûen werden schlieûlich repraÈsen-tative Anlageklassen abgeleitet, die einen Einblick in die tatsaÈchliche Asset Allocation der Versicherer ermoÈglichen (Abschnitt 2.3). Im zweiten Schritt wird in Kapitel 3 die Performance der Kapitalanlagen der deutschen Le-bensversicherer analysiert. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse des Kapitels 2 werden in Abschnitt 3.1 zunaÈchst Indizes ausgewaÈhlt, welche die Kapitalanlageklassen der Versicherer repraÈsentieren. Diese Indizes wer-den in Abschnitt 3.2 fuÈr eine Messung der Kapitalanlageperformance ein-gesetzt. Diese Performancemessung erlaubt dann in Abschnitt 3.3 einen Vergleich der auf Basis theoretischer UÈberlegungen ermittelten Kapital-anlagepolitik mit der in der RealitaÈt zu beobachtenden Anlagepolitik sowie einen Vergleich der theoretischen Kapitalanlageperformance mit der tat-saÈchlich ausgewiesenen Performance. Der Beitrag schlieût in Kapitel 4 mit einer Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse.

4 Vgl. Karst, O. (1999), S. 99, oder Schleif, B. (2003), S. 160.

5 Vgl. Bundesverfassungsgericht (2005).

6 Wir konzentrieren uns auf den vom Kapitalanlagevolumen her groÈûten

Versiche-rungszweig (57,36 % aller Kapitalanlagen in der Versicherungsindustrie gehoÈren den Lebensversicherern; Vgl. dazu Bundesanstalt fuÈr Finanzdienstleistungsaufsicht (2005), S. 14). Dies ermoÈglicht unter anderem einen Vergleich unserer Untersuch-ungsergebnisse mit der Nettoverzinsung der Kapitalanlagen, die sich ebenfalls nur auf den Lebensversicherungsbereich bezieht. Eine Auswertung fuÈr weitere Versiche-rungszweige (Pensionskassen, Sterbekassen, Krankenversicherer, Schaden- / Unfall-versicherer, RuÈckversicherer) findet sich im Anhang dieser Arbeit.

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2. Kapitalanlagepolitik der deutschen Lebensversicherer 2.1 Analyse der Kapitalanlageregulierung

und des Wettbewerbsumfelds

Die Kapitalanlagepolitik der Versicherungsunternehmen untersteht der Regulierung durch das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Den dort ge-nannten Anlagevorschriften unterliegen nach § 1 VAG grundsaÈtzlich alle Erstversicherer, waÈhrend RuÈckversicherungsunternehmen ± abgesehen von RuÈckversicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit ± nicht von der Regulierung erfasst werden. In § 54 Abs. 1 VAG werden generelle AnlagegrundsaÈtze fuÈr das gebundene VermoÈgen7des Versicherers genannt, aus denen sich einzelne

Regulierungsvorschriften ableiten lassen. Demnach ist das gebundene Ver-moÈgen so anzulegen, dass moÈglichst groûe Sicherheit und RentabilitaÈt b ei jederzeitiger LiquiditaÈt unter Wahrung angemessener Mischung und Streu-ung erreicht wird. Sicherheit, RentabilitaÈt und LiquiditaÈt stellen dabei die zentralen Ziele des KapitalanlagegeschaÈfts dar, waÈhrend Mischung und Streuung keine ZielgroÈûen, sondern Nebenbedingungen des Kapital-anlageprogramms sind.

Die Anforderungen des § 54 Abs. 1 VAG werden im Rahmen einer Anlage-verordnung (AnlV) konkretisiert. In § 1 Abs. 1 AnlV werden zunaÈchst be-stimmte Anlageformen zugelassen und damit andere Anlageformen implizit ausgeschlossen. Genannt werden zum Beispiel Darlehen an die Bundes-republik Deutschland (§ 1 Abs. 1 Nr. 3a AnlV) und Aktien, die an einem organisierten Markt gehandelt werden (§ 1 Abs. 1 Nr. 12 AnlV). In § 2 AnlV werden dann HoÈchstquoten fuÈr die in Abs. 1 genannten Anlageformen de-finiert. Demnach duÈrfen nur bis zu 35 % des gebundenen VermoÈgens in Aktien und bestimmte andere risikobehaftete Anlagen investiert werden (§ 2 Abs. 3 AnlV). Direkt und indirekt gehaltene Aktien, Genussrechte und Schuldverschreibungen von Institutionen mit Sitz in einem Staat auûerhalb des EuropaÈischen Wirtschaftsraums (EWR) duÈrfen jeweils 10 % des Siche-rungsvermoÈgens und des sonstigen gebundenen VermoÈgens nicht uÈberstei-gen (§§ 2 Abs. 2d und 2 Abs. 2f AnlV). Der Anteil der AnlauÈberstei-gen in direkt und indirekt gehaltenen GrundstuÈcken, grundstuÈcksgleichen Rechten, Betei-ligungen an GrundstuÈcksgesellschaften sowie Anteilen an Immobilien-Son-dervermoÈgen duÈrfen jeweils 25% des SicherungsvermoÈgens und des sons-tigen gebundenen VermoÈgens nicht uÈbersteigen (§ 2 Abs. 5 AnlV).

Anlage-7 Das gebundene VermoÈgen setzt sich aus den Kapitalanlagen zur Deckung der

Verpflichtungen aus Spar- und Entsparprozessen (so genannter Deckungsstock be-ziehungsweise SicherungsvermoÈgen) und den Kapitalanlagen zur Deckung der uÈbri-gen versicherungstechnischen VerpflichtunuÈbri-gen (so uÈbri-genanntes sonstiges gebundenes VermoÈgen) zusammen. Vgl. Farny, D. (2000), S. 769. In der Lebensversicherungsbran-che liegt der Anteil des gebundenen VermoÈgens am GesamtvermoÈgen deutlich uÈber 90%. Vgl. Bundesanstalt fuÈr Finanzdienstleistungsaufsicht (2005), S. 30. Damit wird das VermoÈgen der Lebensversicherer nahezu vollstaÈndig von der Regulierung erfasst.

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arten, fuÈr die keine speziellen Mischungsquoten gelten, duÈrfen nicht mehr als 50% des Anlagebestandes ausmachen (Rundschreiben 29 / 2002 der Bun-desanstalt fuÈr Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin). Durch diese quanti-tativen Begrenzungen wird das Prinzip der Mischung von Anlageformen umgesetzt. Jedoch erlaubt die OÈffnungsklausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV den Versicherungsunternehmen, bis zu 5 % des gebundenen Ver-moÈgens in Anlageformen zu investieren, die nicht Bestandteil des Anlageka-talogs des § 1 Abs. 1 AnlV sind, deren Voraussetzungen nicht erfuÈllen oder die Begrenzungen des § 2 Abs. 2 bis 5 AnlV uÈbersteigen. Auf Antrag und nach Genehmigung durch die AufsichtsbehoÈrde ist sogar eine Anlage bis zur HoÈhe von 10 % des gebundenen VermoÈgens im Rahmen der OÈffnungs-klausel moÈglich.

Dem Prinzip der Streuung wird dagegen durch die Vorgabe von schuld-nerbezogenen HoÈchstgrenzen in § 3 AnlV gefolgt. Auf denselben Aussteller duÈrfen demnach nur maximal 5 % des gebundenen VermoÈgens entfallen. Allerdings sind einige Gruppen von Schuldnern, zum Beispiel GebietskoÈr-perschaften und internationale Organisationen, von der 5 %-Grenze aus-genommen. FuÈr diese Gruppen gilt eine HoÈchstgrenze von 30 % des gebun-denen VermoÈgens. Zudem ist das gebundene VermoÈgen in VermoÈgenswerten anzulegen, die auf dieselbe WaÈhrung lauten, in der die Versicherungsver-traÈge erfuÈllt werden muÈssen (Kongruenzregel). Demzufolge darf maximal 20 % des gebundenen VermoÈgens nicht waÈhrungskongruent angelegt sein (§ 4 AnlV). Schlieûlich finden sich in der AnlV weitere Vorschriften wie die Belegenheit (§ 5 AnlV) sowie Vorschriften zum Anlagemanagement und zu internen Kontrollverfahren (§ 6 AnlV).

Die Anlageverordnung bietet damit einen breiten Katalog von Anlage-moÈglichkeiten und ordnet diese hinsichtlich der Kriterien Mischung und Streuung systematisch ein. DaruÈber hinaus bietet die OÈffnungsklausel die FlexibilitaÈt, in gewissem Umfang von den Regeln der Anlageverordnung abzuweichen. Dennoch haben die Lebensversicherungsunternehmen bis Mitte der 1990er-Jahre die Anlage in sichere Wertpapiere mit langfristigem Anlagehorizont im deutschen WaÈhrungsraum bevorzugt.8 Die Versicherer

investierten uÈberwiegend in festverzinsliche Wertpapiere und Beteiligungen am deutschen Kapitalmarkt. Aktieninvestments wurden vorwiegend in deutsche Werte mit einem langfristigen Anlagehorizont getaÈtigt. Die Ak-tienquote war relativ gering. Der Anleihenbereich war durch Buy-and-hold-Strategien insbesondere im Bereich der

Namensschuldverschreibun-8 Anzumerken ist, dass die hier beschriebene Anlageverordnung erst im Jahr 2001

eingefuÈhrt wurde. Bis dahin war die Kapitalanlagepolitik in aÈhnlicher Form im Ver-sicherungsaufsichtsgesetz geregelt. Hinsichtlich der Konzentration auf den deut-schen WaÈhrungsraum ist anzufuÈgen, dass vor dem Hintergrund des Kongruenzgebots einer Kapitalanlage im auslaÈndischen WaÈhrungsraum bis zur EinfuÈhrung des Euro enge Grenzen gesetzt waren.

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gen gepraÈgt. Immobilienanlagen waren ebenfalls sehr stark auf Deutsch-land konzentriert.9

In den vergangenen Jahren hat sich die Kapitalanlagepolitik der Lebens-versicherer jedoch grundlegend veraÈndert. Aufgrund sinkender Anleihe-zinsen erfolgte abMitte der 1990er-Jahre zunaÈchst eine Umschichtung von Anleihen zu Aktien. Dazu wurde zunehmend das Instrument der Spezial-fonds eingesetzt. Zudem fuÈhrte die Liberalisierung der europaÈischen MaÈrk-te zu einer InMaÈrk-ternationalisierung der Anlagepolitik. Beispielsweise bewirkMaÈrk-te die EinfuÈhrung des Euro seit 1999 eine deutliche Erweiterung der Anlage-moÈglichkeiten im Anleihenbereich. DaruÈber hinaus haben Versicherungs-unternehmen in den vergangenen Jahren innovative Finanzprodukte wie strukturierte oder derivative Finanzinstrumente genutzt und in alternative Assetklassen wie Hedgefonds oder Private Equity investiert. Mit der Ent-stehung neuer Marktsegmente wie Corporate Bonds und Asset Backed Securities zeichnet sich auch eine zunehmende Spezialisierung im An-leihenbereich ab.10

In der juÈngeren Zeit, insbesondere seit MaÈrz 2000, erwies sich die ver-staÈrkte Ausrichtung auf Aktien als problematisch. Der Kursverfall an den AktienmaÈrkten zwischen 2000 und 2003 fuÈhrte zu hohen Verlusten, die bei vielen Versicherern nicht mehr durch die ErtraÈge anderer Kapitalanlagen kompensiert werden konnten. Dabei erwiesen sich neben der hohen Aktien-quote in der Kapitalanlage auch die zahlreichen strategischen Beteiligun-gen der Versicherer an Aktiengesellschaften als kritisch.11

Wertberichtigun-gen in den Bilanzen der Versicherer und eine deutliche Reduktion der UÈber-schussbeteiligung fuÈr die Versicherungsnehmer waren die Folgen.12

Diese negativen Erfahrungen am Aktienmarkt und die aktuelle Wett-bewerbsintensitaÈt in den VersicherungsmaÈrkten zwingt die Versicherer, ihre Kapitalanlagestrategien erneut zu uÈberdenken, wobei dem Risikomanage-ment eine groûe Bedeutung beigemessen wird. Zudem haben veraÈnderte aufsichtsrechtliche Anforderungen, insbesondere in den Bereichen der Eigenkapitalregulierung (Solvency II) und internationale Rechnungslegung (Bilanzierung und Bewertung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS)) einen Einfluss auf die Anlagepolitik der Versicherer. Die KapitalmaÈrkte sind unterdessen weiterhin durch niedrige Anleihezinsen und volatile AktienmaÈrkte gekennzeichnet. Aus diesem Grund setzen sich die Versicherer vermehrt auch mit alternativen Anlageklassen wie Asset Backed Securities, Private Equity und Hedgefonds auseinander.13

9 Vgl. Zimmerer, M. (2004), S. 18.

10 Vgl. dazu auch Kabisch, T. (2004), S. 535, und Zimmerer, M. (2004), S. 19.

11 Vgl. Blanck, A. (2003), S. 6.

12 Vgl. Metzler, M. / Gohil, H. / Mayne, G. (2003), S. 1.

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2.2 Analyse der Kapitalanlagepolitik

Die Kapitalanlagepolitik der Versicherungsunternehmen ist durch eine vergleichsweise geringe Transparenz gekennzeichnet.14 Dies uÈberrascht,

weil Informationen bezuÈglich der Kapitalanlagen neben den Anteilseig-nern fuÈr viele weitere Adressaten von groûer Bedeutung sind. Zu nennen sind an erster Stelle die Versicherungsnehmer, die neben der Sicherheit des Versicherungsversprechens insbesondere an einer moÈglichst hohen UÈber-schussbeteiligung interessiert sind.15Auûerdem sind weitere externe

Adres-saten wie Aufsichts- und FinanzbehoÈrden auf zuverlaÈssige Informationen zu den Kapitalanlagen angewiesen.

OÈffentlich zugaÈngliche Informationen zur Kapitalanlagepolitik der Lebensversicherer finden sich in den Jahresberichten der Bundesanstalt fuÈr Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bzw. des ehemaligen Bundesauf-sichtsamts fuÈr Versicherungswesen (BAV).16Das BAV sammelt bereits seit

den 1950er-Jahren unternehmensindividuelle Informationen und veroÈffent-licht seit 1952 jaÈhrlich einen GeschaÈftsbericht, in welchem uÈber ihre Auf-sichtstaÈtigkeit und uÈber die Lage in der Versicherungswirtschaft berichtet wird. Seit der Zusammenlegung der BundesaufsichtsaÈmter fuÈr das Kredit-wesen (BAKred), fuÈr das VersicherungsKredit-wesen (BAV) und fuÈr den Wert-papierhandel (BAWe) im Jahr 2002 werden diese Angaben in den Jahres-berichten der BaFin publiziert.

Die unternehmensindividuellen Daten in den GeschaÈftsberichten der BaFin bzw. des BAV bieten prinzipiell einen guten Ausgangspunkt fuÈr eine empirische Untersuchung. Jedoch weisen die Daten im UÈbergang von 1994 auf 1995 einen Strukturbruch auf.17Aus diesem Grund ist eine empirische

14 Zieht man beispielsweise einen Vergleich mit der Anlage in einem

Investment-fonds, sind diese durch das Kapitalanlagegesellschaftsgesetz (KAGG) im Rahmen von Rechenschaftsberichten halbjaÈhrlich zu einer detaillierten Aufgliederung der Anlagestrategie bis hin zu einer Aufstellung saÈmtlicher Einzelpositionen verpflichtet. Vgl. dazu § 24 a KAGG. DaruÈber hinaus werden von den Investmentfondsanbietern in der Regel zahlreiche tagesaktuelle Informationen im Internet veroÈffentlicht. Ver-gleichbare Informationen sind uÈber die Kapitalanlagen von Versicherungsunter-nehmen nicht zu finden.

15 Vgl. Maurer, R. / Stephan, T. G. (2000), S. 145.

16 Nach der Verordnung uÈber die Rechnungslegung von

Versicherungsunterneh-men (RechVersV) werden in den GeschaÈftsberichten der VersicherungsunternehVersicherungsunterneh-men lediglich ausfuÈhrliche Informationen zu den Kapitalanlagen fuÈr Rechnung und Risi-ko von Inhabern von Lebensversicherungspolicen publiziert. Weitere Details zur Kapitalanlagepolitik sind jedoch nicht zu finden. In Publikationen von DachverbaÈn-den wie dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungsindustrie (GDV) werDachverbaÈn-den nur die Informationen der BaFin wiedergegeben. Im Versicherungsreport von Rehnert wurden auch unternehmensindividuelle Daten publiziert. Die Erscheinung dieses Reports wurde aber 1998 eingestellt.

17 Mit der DurchfuÈhrung der Verordnung uÈber die Rechnungslegung von

Versiche-rungsunternehmen (RechVersV) hat sich im Jahr 1995 die Darstellung in den Ge-schaÈftsberichten des BAV veraÈndert. Da im GeschaÈftsbericht des Jahres 1995

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Vor-Untersuchung erst ab1994 moÈglich. DaruÈber hinaus weisen die Daten einen weiteren Mangel, naÈmlich eine Orientierung an BilanzgroÈûen, auf, der eine unmittelbare Beurteilung der Kapitalanlagepolitik und eine Performance-messung unmoÈglich macht. Tabelle 1 zeigt die Kapitalanlagen der deut-schen Lebensversicherer im Zeitraum von 1994 bis 2004 auf Basis von Buchwerten. Der Stichtag ist jeweils der 31. 12. des Jahres.

Die Kapitalanlagen sind in den Jahresberichten der BaFin bzw. des BAV nach juristischen Kriterien untergliedert. Beispielsweise werden sowohl Inhaberschuldverschreibungen als auch Namensschuldverschreibungen aufgefuÈhrt. Diese sind zwar hinsichtlich der Dokumentation der Eigentums-rechte unterschiedlich, aber nicht im wirtschaftlichen Sinne.18 Vielmehr

koÈnnen beiden Positionen einer Obergruppe Anleihen zugeordnet werden. Innerhalbder Kapitalanlagen nehmen Investmentanteile zumeist den groÈûten Anteil ein. Bei diesen ist eine deutliche ErhoÈhung von 9,81% (1994) auf 22,04 % (2004) festzustellen. Bei diesem Posten zeigt sich eine weitere SchwaÈche der Darstellung in den Jahresberichten, denn es ist nicht ersicht-lich, was sich hinter den Investmentanteilen im Einzelnen verbirgt. Bei den Investmentanteilen handelt es sich insbesondere um Spezialfonds, die prin-zipiell in viele Anlageformen wie beispielsweise Aktien, Anleihen oder Immobilien investieren. Eine Untergliederung der Investmentanteile in ver-schiedene Anlageklassen ist auf dieser Grundlage nicht moÈglich. In Ab-schnitt 2.3 wird jedoch ein Versuch der Zuordnung der Investmentanteile sowie saÈmtlicher anderer Kapitalanlageposten zu bestimmten Anlageklas-sen vorgenommen.

Ein weiteres schwerwiegendes Problem der Jahresberichte besteht darin, dass es sich bei den Zahlen um BilanzgroÈûen handelt, die sehr deutlich von Marktwerten abweichen koÈnnen und durch bilanzpolitische Maûnahmen beeinflussbar sind. Beispielsweise analysiert Schobert (2004) die Folge-wirkungen des Versicherungskapitalanlagen-Bewertungsgesetzes (VersKap AG) ± eines von zahlreichen Bewertungswahlrechten, mit dem die Positio-nen des Jahresabschlusses nachhaltig beeinflusst werden koÈnPositio-nen. Abwei-chungen zwischen den hier dargestellten Buchwerten und den tatsaÈchlichen Zeitwerten der Assets werden auf dieser Basis nicht ersichtlich. Auûerdem sind nicht bilanzwirksame Kapitalanlagetransaktionen (so genannte Off-Balance-Sheet-GeschaÈfte) nicht erkennbar. Hinweise zu den Zeitwerten jahreszahlen aufgefuÈhrt sind, ist abdem Jahr 1994 eine einheitliche Datenbasis ver-fuÈgbar.

18 Eine Inhaberschuldverschreibung ist eine Schuldverschreibung, bei welcher der

Inhaber auf der Urkunde nicht namentlich erwaÈhnt wird. DemgegenuÈber wird der GlaÈubiger einer Namensschuldverschreibung auf der Urkunde namentlich festgehal-ten. Die Inhaberschuldverschreibung kann formlos und damit einfacher als die Na-mensschuldverschreibung, bei der eine Forderungsabtretung (so genannte Zession) notwendig ist, uÈbertragen werden. Weitere Unterschiede, insbesondere aus wirt-schaftlicher Sicht, gibt es nicht.

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Tabelle 1 Kapi talanlage n de r de utsc hen Leb ensv ersic her er (Bu chw er te) Position 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Grundstu Ècke, gr undstu Èc ks-gleic he Rec hte und Bauten Mio. A 16.377 16.5 86 15.79 9 15.812 15.9 46 15.46 5 15.420 14.9 11 15.08 8 14.12 1 13. 399 % 4,96 4,61 4,03 3,71 3,45 3,06 2,86 2,61 2,56 2,3 2 2,14 Anteile an verbu ndene n Unternehmen Mio. A 5.920 6.483 8.03 5 8.712 10.1 18 10.93 1 12.084 12.3 24 12.15 6 13.71 9 14. 919 % 1,79 1,80 2,05 2,04 2,19 2,16 2,24 2,16 2,06 2,2 5 2,38 A usleihungen an verbu ndene Unternehmen Mio. A 642 1.527 1.16 2 1.335 2.399 2.49 1 2.995 12.4 79 9.22 6 10.06 9 8.717 % 0,19 0,42 0,30 0,31 0,52 0,49 0,55 2,19 1,56 1,6 5 1,39 Beteiligu ngen Mio. A 3.185 3.401 3.67 3 4.160 4.699 4.89 7 5.857 6.297 8.52 5 8.02 3 6.783 % 0,96 0,95 0,94 0,98 1,02 0,97 1,08 1,10 1,44 1,3 2 1,08 A usleihungen an Unt., mit de nen ein Beteiligu ngsv erh aÈltni s be steht Mio. A 1.096 1.275 1.48 5 1.914 2.483 2.82 9 2.159 1.543 3.40 1 3.28 8 3.805 % 0,33 0,35 0,38 0,45 0,54 0,56 0,40 0,27 0,58 0,5 4 0,61 Aktien Mio. A 7.235 7.877 9.53 0 14.298 18.8 70 20.49 0 21.991 19.9 30 11.80 0 8.65 6 6.641 % 2,19 2,19 2,43 3,35 4,08 4,06 4,07 3,49 2,00 1,4 2 1,06 In vestme ntanteile Mio. A 32.389 36.6 23 44.33 1 57.204 74.4 46 95.50 1 115. 742 128.4 43 135.81 9 141. 675 138. 037 % 9,81 10,18 11,2 9 13,42 16,10 18,9 1 21,43 22,52 23,0 2 23,2 8 22,04 ander e nic ht fes tv erz inslic he W er tpapie re Mio. A 1.464 1.745 2.36 7 3.004 3.204 3.38 4 3.424 3.483 3.41 1 3.18 6 2.777 % 0,44 0,48 0,60 0,70 0,69 0,67 0,63 0,61 0,58 0,5 2 0,44 Inhabersc huld versc hr eib ungen und ander e festv er .W er tpapie re Mio. A 41.446 43.3 05 43.33 4 44.708 45.2 28 38.54 0 33.799 36.1 60 42.74 9 46.83 5 50. 605 % 12,55 12,04 11,0 4 10,49 9,78 7,63 6,26 6,34 7,25 7,6 9 8,08

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Fortsetzun g Tabel le 1 Position 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Hypothek en-, Grundsc hu ld-und Renten sc huldf or deru ngen Mio. A 50.234 52.6 73 54.73 8 56.824 57.6 08 60.23 8 61.072 62.9 25 65.16 0 66.97 6 64. 767 % 15,21 14,64 13,9 5 13,33 12,46 11,9 3 11,31 11,03 11,0 4 11,0 0 10,34 Namenssc hu ldv ersc hr eibung en Mio. A 104. 747 116.7 83 129.14 3 134. 592 138.8 98 150.90 6 158. 824 154.5 03 153.46 1 152. 422 156. 051 % 31,72 32,47 32,9 0 31,58 30,03 29,8 8 29,41 27,09 26,0 1 25,0 4 24,92 Sc huld sc heinf or deru ngen und Darlehe n Mio. A 58.444 63.3 89 69.88 0 73.165 75.9 33 84.20 8 89.827 97.7 12 106.98 1 117. 425 137. 851 % 17,70 17,62 17,8 0 17,17 16,42 16,6 8 16,64 17,13 18,1 3 19,2 9 22,01 Darlehe n und Vor ausza hlungen auf Versic heru ngssc heine Mio. A 5.175 5.247 5.13 6 5.107 5.017 4.84 8 5.017 5.306 5.40 5 5.47 5 5.660 % 1,57 1,46 1,31 1,20 1,08 0,96 0,93 0,93 0,92 0,9 0 0,90 uÈbrige A usle ihun gen Mio. A 302 355 855 1.963 2.485 3.65 0 4.867 5.267 5.77 6 7.31 6 7.156 % 0,09 0,10 0,22 0,46 0,54 0,72 0,90 0,92 0,98 1,2 0 1,14 Einlage n bei Kr editin stitute n Mio. A 1.110 1.845 2.17 4 2.185 3.341 4.34 0 4.194 6.288 7.89 4 7.37 5 7.180 % 0,34 0,51 0,55 0,51 0,72 0,86 0,78 1,10 1,34 1,2 1 1,15 ander e Ka pitalanla gen Mio. A 471 598 866 1.241 1.795 2.24 7 2.703 2.782 3.13 7 2.13 7 1.916 % 0,14 0,17 0,22 0,29 0,39 0,45 0,50 0,49 0,53 0,3 5 0,31 Ge samt Mio. A 330. 238 359.7 11 392.50 9 426. 226 462.4 72 504.96 4 539. 975 570.3 53 589.98 9 608. 698 626. 264 % 100,00 100, 00 100,0 0 100,00 100, 00 100,0 0 100,00 100, 00 100,0 0 100,0 0 100, 00

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bestimmter Kapitalanlagen finden sich jedoch ebenfalls in den Jahres-berichten der BaFin bzw. des BAV. FuÈr bestimmte, aggregierte Kapital-anlagegruppen sind von 1999 bis 2004 Zeitwerte verfuÈgbar. Tabelle 2 zeigt das VerhaÈltnis von Zeitwerten zu Buchwerten fuÈr die in den Jahresberichten angefuÈhrten Gruppen.

Tabelle 2

Kapitalanlagen der deutschen Lebensversicherer (Zeitwert / Buchwert)

Position 1999 2000 2001 2002 2003 2004 GrundstuÈcke, grund-stuÈcksgleiche Rechte und Bauten 155,51 % 156,10 % 150,01 % 147,27 % 139,57 % 138,00 % Kapitalanlagen in ver-bundenen

Unterneh-men und Beteiligungen 166,39 % 160,86 % 122,13 % 111,61 % 104,00 % 109,85 %

Aktien 197,72 % 179,21 % 149,60 % 111,68 % 118,35 % 134,95 % Investmentanteile 129,51 % 116,21 % 102,03 % 90,39 % 99,20 % 102,44 % Inhaberschuld-verschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere 105,07 % 104,18 % 104,78 % 100,24 % 103,09 % 105,71 % UÈbrige Kapitalanlagen 100,49 % 100,77 % 106,02 % 100,47 % 101,59 % 104,57 % Gesamt 114,40 % 111,40 % 108,58 % 100,19 % 102,38 % 105,49 %

In den Jahresberichten werden Zeitwerte lediglich fuÈr diejenigen Positio-nen angegeben, in dePositio-nen Positio-nenPositio-nenswerte Abweichungen von den in Tabelle 1 dargestellten BilanzgroÈûen auftreten koÈnnen. Insofern wird bei den uÈbrigen Kapitalanlagen von einer weitgehenden IdentitaÈt von Zeit- und Buchwerten ausgegangen. Bei den ersten vier in Tabelle 2 genannten Positionen waren im Jahr 1999 noch hohe stille Reserven zu beobachten. Von 2000 bis 2002 haben sich die stillen Reserven aber deutlich verringert. In 2002 waren erst-mals auch stille Lasten zu finden, und zwar im Bereich der Investment-anteile. Erst in den Jahren 2003 und 2004 war wieder eine leichte ErhoÈhung der stillen Reserven zu beobachten. Beispielsweise hat das VerhaÈltnis von Zeitwerten zu Buchwerten im Bereich der Investmentanteile auf 99,20 % in 2003 und 102,44 % in 2004 zugenommen.

2.3 Ableitung repraÈsentativer Anlageklassen

Zur Ableitung repraÈsentativer Anlageklassen muss zunaÈchst eine Zuord-nung der Kapitalanlagepositionen aus den Jahresberichten der BaFin bzw.

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des BAV vorgenommen werden. Bei der Definition repraÈsentativer Anlage-klassen sind nach Sharpe (1992) drei Kriterien besonders zu beachten. Zu-naÈchst sollte jede Anlage nur in einer Anlageklasse vorkommen. Des Wei-teren sollte jede Anlageklasse so viele Anlagen wie moÈglich beinhalten, um eine hohe Diversifikation innerhalbder Anlageklassen zu gewaÈhrleisten. Schlieûlich sollen sich die Renditen der einzelnen Anlageklassen unter-scheiden, das heiût, sie sollen geringe Korrelationen untereinander und / oder unterschiedliche Standardabweichungen aufweisen.

In der Literatur haben sich bis dato insbesondere vier Anlageformen her-vorgetan, welche die Kriterien von Sharpe (1992) am besten erfuÈllen: Ak-tien, Anleihen, Geldmarktanlagen und Immobilien.19 Bei der Zuordnung

der Kapitalanlagepositionen der Jahresberichte von BaFin / BAV wird nun ebenfalls dieser Einteilung gefolgt.20 Dazu wird eine Zweiteilung

saÈmt-licher Positionen in Eigenkapital bzw. eigenkapitalnahe Posten und Fremd-kapital bzw. fremdFremd-kapitalnahe Posten vorgenommen. Durch diese Zweitei-lung koÈnnen die beiden Anlageklassen Aktien (zur Abbildung aller eigen-kapitalorientierten Titel) und Anleihen (zur Abbildung aller fremdkapital-orientierten Titel) definiert werden. DaruÈber hinaus werden die ¹Einlagen bei Kreditinstitutenª unter der Anlageklasse Geld und ¹GrundstuÈcke, grundstuÈcksgleiche Rechte und Bautenª unter der Anlageklasse Immobilien subsumiert. Die ¹Investmentanteileª koÈnnen dagegen unter verschiedenen Anlageklassen gefuÈhrt werden und beduÈrfen daher im Folgenden einer naÈheren Betrachtung. Tabelle 3 zeigt die Zuordnung der Kapitalanlage-posten der Jahresberichte zu den vier Anlageklassen.

Innerhalbder 16 Kapitalanlagepositionen kann mit den ¹anderen Kapi-talanlagenª lediglich ein Posten nicht zugeordnet werden. Die ¹anderen Kapitalanlagenª umfassen alternative Assetklassen, wie zum Beispiel Hedgefonds oder Gold, in die im Rahmen der OÈffnungsklausel (§§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV) investiert werden kann. Diese muÈssen im Folgenden als eine separate Assetklasse gefuÈhrt werden.

Eine weitere Analyse erfordern zudem die Investmentanteile. Dabei han-delt es sich vor allem um Spezialfonds, welche das AnlagevermoÈgen der Ver-sicherer in die oben genannten Assetklassen Aktien, Anleihen, Geldmarkt und Immobilien anlegen. Informationen zur Aufteilung der Gelder auf die einzelnen Anlageklassen innerhalbder Spezialfonds werden von der BaFin nicht gefuÈhrt. Allerdings erlaubt die Kapitalanlagestatistik der Deutschen

19 Vgl. Eberts, E. (2002), S. 7 ± 9, Steiner, M. / Bruns, C. (2002), S. 92, Maurer, R. /

Stephan, T. G. (2000), S. 157, oder Schmeiser, H. / Osetrova, A. (2005), S. 253.

20 Neben diesen vier traditionellen Anlageklassen wurde in den vergangenen

Jah-ren vermehrt uÈber alternative Anlageklassen wie beispielsweise Hedgefonds dis-kutiert. Vgl. fuÈr einen UÈberblick zum Beispiel Eling, M. (2004). Hedgefonds sind bis-lang jedoch nicht als eigene Position in den Jahresberichten zu finden und werden unter den Posten ¹andere Kapitalanlagenª subsumiert.

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Bundesbank eine weitergehende Unterteilung der Spezialfonds, die in Ta-belle 4 dargestellt ist.21

Tabelle 3

Zuordnung der Kapitalanlagepositionen zu den Anlageklassen

Anlageklasse Kapitalanlageposition

Aktien Anteile an verbundenen Unternehmen

Beteiligungen Aktien

Investmentanteile (zum Teil) andere nicht festverzinsliche Wertpapiere

Anleihen Ausleihungen an verbundene Unternehmen

Ausleihungen an Unternehmen, mit denen ein Beteiligungs-verhaÈltnis besteht

Investmentanteile (zum Teil)

Inhaberschuldverschreibungen und andere festverz. Wertpapiere Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldforderungen

Namensschuldverschreibungen Schuldscheinforderungen und Darlehen Darlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheine

uÈbrige Ausleihungen

Geld Investmentanteile (zum Teil)

Einlagen bei Kreditinstituten

Immobilien GrundstuÈcke, grundstuÈcksgleiche Rechte und Bauten

Investmentanteile (zum Teil)

Die Kapitalanlagestatistik ermoÈglicht eine Zuordnung der Investment-anteile auf die vier zuvor genannten Anlageklassen. Allerdings weist auch die Darstellung der Bundesbank MaÈngel auf. Beispielsweise nimmt inner-halbder Spezialfonds die Gruppe der gemischten Fonds mit uÈber 50 % den groÈûten Anteil ein. Dabei handelt es sich um Wertpapierfonds ohne einen Anlageschwerpunkt in Aktien oder Anleihen, wobei nicht ersichtlich ist, welches Gewicht die beiden Anlageformen innerhalb der Fonds aufweisen.

21 Die Angaben der Bundesbank beziehen sich auf alle

Versicherungsunterneh-men. Wir nehmen an, dass die Aufteilung des VermoÈgens der Lebensversicherer der Aufteilung in der gesamten Versicherungswirtschaft entspricht.

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Tabelle 4: Vermo Ègen der Versic heru ngsunterne hmen in inla Èndisc he n Spezialf onds Position 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Geldmark tf ond s Mio. A 0 11 3 840000000 % 0,00 0,07 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Renten fond s Mio. A 42.2 98 48.7 89 56.9 70 71.1 32 89.8 43 51.9 18 60.0 28 66.8 49 68.3 87 68.4 42 64.5 41 % 32,04 31,29 28,36 25,33 24,85 21,42 23,07 26,58 28,99 26,54 25,66 Aktienf onds Mio. A 10.1 09 11.4 77 17.7 36 29.9 19 38.7 37 30.9 64 36.3 89 34.5 45 29.1 87 34.4 98 30.6 97 % 7,66 7,36 8,83 10,65 10,71 12,78 13,99 13,73 12,37 13,37 12,20 Gemis chte Fonds Mio. A 78.4 83 93.6 32 124.1 67 177.2 80 229.2 30 155.9 41 159.1 14 143.5 70 129.1 08 144.2 87 144.7 28 % 59,45 60,05 61,80 63,13 63,41 64,34 61,16 57,08 54,74 55,94 57,53 Of fene Imm obilie nf onds Mio. A 1.129 1.916 2.032 2.494 3.721 3.156 4.602 6.528 9.166 10.6 99 10.8 22 % 0,86 1,23 1,01 0,89 1,03 1,30 1,77 2,60 3,89 4,15 4,30 Dac hf onds Mio. A 00000 39 9 24 24 24 5 77 5 % 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,16 0,01 0,01 0,01 0,00 0,31 Gesamt Mio. A 132.0 19 155.9 27 200.9 13 280.8 29 361.5 31 242.3 78 260.1 57 251.5 16 235.8 72 257.9 31 251.5 63 % 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00

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Da keine detaillierten Zahlen vorliegen, wird im Folgenden von einer gleich-gewichteten Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen ausgegangen.22

Auf der Grundlage der vorangegangenen Analysen kann nun eine Aggre-gation der Daten der BaFin bzw. des BAV und der Bundesbank zu den vier genannten Anlageklassen vorgenommen werden. Ausgehend von den Bi-lanzgroÈûen der Tabelle 1 ergeben sich durch die Zuordnung der in Tabelle 1 genannten Kapitalanlagepositionen zu den Anlageklassen gemaÈû Tabelle 3 unter BeruÈcksichtigung der Zeitwerte der Kapitalanlagen aus Tabelle 2 sowie der Zuordnung der Investmentanteile aus Tabelle 4 die folgenden Werte.23

Von 1994 bis 2000 ist eine deutliche ErhoÈhung der Aktienquote von 12,80 % auf 22,05 % sichtbar. Die Aktienquote liegt damit etwas uÈber den SchaÈtzungen von Experten, was mit der hier recht weit vorgenommenen Definition der Aktien zu erklaÈren ist. Beispielsweise schaÈtzen Horsch / SchoÈ-lisch / Sturm (2003) fuÈr 2000 lediglich eine Aktienquote von 17 %.24 Die

Bank fuÈr Internationalen Zahlungsausgleich schaÈtzt die Aktienquote deut-scher Versicherer im Jahr 2000 dagegen ebenfalls auf uÈber 20 %.25Der

RuÈck-gang der Aktienquote seit 2000 ist dabei wohl weniger auf VerkaÈufe als viel-mehr auf die starke Marktkorrektur zuruÈckzufuÈhren. In den vergangenen zehn Jahren wurden zunaÈchst Anleihen durch Aktien substituiert. Anschlie-ûend war das genaue Gegenteil zu beobachten. Zwischenzeitlich sank die Anleihenquote von 79,67 % (1994) auf 72,37 % (2000) und betraÈgt nunmehr 80,18 % (2004). DaruÈber hinaus ist im Zeitablauf eine Zunahme der Anlage-klasse Geld (von 0,30 % auf bis zu 1,34 %) zu beobachten. Der Anteil der Anlageklasse Immobilien ist dagegen ruÈcklaÈufig und hat sich von 7,09 % in 1994 auf 3,83 % in 2004 verringert. Andere Kapitalanlagen nehmen mit 0,13 % (1994) bis 0,53 % (2002) durchweg eine untergeordnete Bedeutung ein. Insofern scheint von der MoÈglichkeit, im Rahmen der OÈffnungsklausel in alternative Anlageformen wie Hedgefonds oder Private Equity zu inves-tieren, in der Praxis bisher noch wenig Gebrauch gemacht zu werden.

22 Diese Aufteilung entspricht den in der Literatur genannten SchaÈtzungen von

Experten. Beispielsweise ermitteln Horsch, A. / SchoÈlisch, D. / Sturm, S. (2003), S. 646 einen Aktienanteil von 50% bei gemischten Fonds.

23 Die Formeln zur Wertermittlung sind unterhalbder Tabelle 5 dargestellt. Die

Werte fuÈr die anderen Kapitalanlagen wurden dabei direkt der Tabelle 1 entnommen. FuÈr die Jahre 1994 bis 1998 sind keine Zeitwerte verfuÈgbar. Von daher wird angenom-men, dass in diesen Jahren ebenso hohe stille Reserven wie im Jahr 1999 vorgelegen haben und es wird fuÈr die Ermittlung der Zahlen der Jahre 1994 bis 1998 die Zeit-wert / BuchZeit-wert-Quote des Jahres 1999 herangezogen. Da Dachfonds in Tabelle 4 in der Regel nur bis zu 0,01% des AnlagevermoÈgens ausmachen, werden diese im Fol-genden ausgeblendet. Eine analog aufgebaute Auswertung fuÈr andere Versicherungs-zweige (Pensionskassen, Sterbekassen, Krankenversicherer, Schaden- / Unfallver-sicherer, RuÈckversicherer) findet sich im Anhang dieser Arbeit.

24 Vgl. Horsch, A. / SchoÈlisch, D. / Sturm, S. (2003), S. 646.

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Tabe lle 5: Aggr egation zu Anlag eklassen Position 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Aktien Mio. A 46.5 99 51.4 96 63.5 01 83.9 70 106.0 64 125.8 20 131.6 39 111.4 40 88.4 59 94.1 50 93.5 08 % 12,80 13,00 14,64 17,62 20,25 21,92 22,05 18,69 15,05 15,26 14,57 Anleih en Mio. A 290.0 97 315.8 33 341.9 52 364.0 26 386.8 72 415.9 45 432.1 41 449.8 55 461.4 53 487.8 56 514.4 54 % 79,67 79,72 78,86 76,37 73,85 72,46 72,37 75,46 78,49 79,06 80,18 Geld Mio. A 1.110 1.880 2.176 2.186 3.341 4.340 4.194 6.288 7.894 7.375 7.180 % 0,30 0,47 0,50 0,46 0,64 0,76 0,70 1,05 1,34 1,20 1,12 Immobilie n Mio. A 25.8 26 26.3 75 25.1 49 25.2 47 25.7 90 25.6 60 26.4 49 25.7 69 26.9 91 25.5 39 24.5 74 % 7,09 6,66 5,80 5,30 4,92 4,47 4,43 4,32 4,59 4,14 3,83 Ander e Kap itala nlagen Mio. A 471 598 866 1.241 1.795 2.247 2.703 2.782 3.137 2.137 1.916 % 0,13 0,15 0,20 0,26 0,34 0,39 0,45 0,47 0,53 0,35 0,30 Gesamt Mio. A 364.1 04 396.1 81 433.6 44 476.6 70 523.8 63 574.0 12 597.1 27 596.1 34 587.9 34 617.0 57 641.6 33 % 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 Aktien = (Anteile an verbundenen Unt. + Bet.) Zeitwer t/ Buchw er tder Kapitalanl agen in verbundenen Unt. und Bet. + Aktien Zeitwer t/ Buchwer tder Aktien + In vestmentanteile (Anteil Aktienf onds + Anteil gemischte Fonds /2) Zeitwer t/ Buchwer tder In vestmentanteile + ander e nicht festverzinsliche W er tpapiere Anleihen = A usleihungen an verbundene Unternehmen + A usleihungen an Unt., mit denen ein Beteiligungsverha Èltnis besteht + In vestmentanteile (Anteil Rentenf onds + Anteil gemischte Fonds /2) Zeitwer t/ Buchw er tder In vestmentanteile + Inhab.schuldv er .und andere festverz. W er tpapiere Zeitwer t/ Buchw er tder Inhab.sc huldver .und anderen festv .W er tpapiere + Hypotheken-, Grundschuld-und Rentenschuldf orderungen + Namensschuldverschr eibungen + Sc huldscheinf orderungen und Darlehen + Darlehen und Vorauszahlung en auf Versicherungsscheine +u Èbrige A usleihungen Geld = In vestmentanteile Anteil Geldmarktf onds Zeitwer t/ Buchw er tder In vestmentanteile + Einlagen bei Kreditinstituten Immobilien = Grundstu Èck e, ggl. Rec hte und Bauten Zeitwer t/ Buc hwer tder Grundstu Èck e, ggl. Rechte und Bauten + In vestmentanteile Anteil of fene Immobilie nf onds Zeitwer t/ Buc hwer tder In vestmentanteile.

(17)

3. Kapitalanlageperformance der deutschen Lebensversicherer 3.1 Auswahl repraÈsentativer Indizes

Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse des Abschnitts 2 werden im Folgenden Indizes ausgewaÈhlt, welche die Assetklassen der Versicherer re-praÈsentieren. Mit Hilfe dieser Indizes wird anschlieûend eine Performance-messung durchgefuÈhrt. Die PerformancePerformance-messung erlaubt zum einen den Vergleich der auf Basis theoretischer UÈberlegungen ermittelten Kapital-anlagepolitik und -performance mit der in der RealitaÈt zu beobachtenden Anlagepolitik und -performance. Zum anderen kann eine Analyse der Wir-kung verschiedener Regulierungsmaûnahmen auf die Performance im Asset Management der Versicherungsindustrie vorgenommen werden.

In der Performancemessung werden fuÈr jede Anlageklasse repraÈsentative Benchmark-Indizes ausgewaÈhlt, mit denen der Anlageerfolg der Versicherer verglichen werden kann. Sharpe (1992) und Lerbinger (1984) nennen fuÈnf Kriterien fuÈr die Auswahl einer Benchmark: Erstens sollte es sich bei einer Benchmark um eine erwerbbare Alternative handeln. Zweitens sollte die Benchmark risikoadjustiert nicht leicht zu uÈberbieten sein. Drittens muss das Benchmark-Portfolio mit geringen Kosten abgebildet werden koÈnnen. Viertens sollte die Benchmark vor der ersten Anlageentscheidung festgelegt werden. Schlieûlich wird fuÈnftens gefordert, dass die Benchmark den glei-chen Restriktionen wie das zu analysierende Portfolio unterliegt. Diesen Kriterien entsprechend werden fuÈr die Performancemessung bekannte Marktindizes ausgewaÈhlt. Diese sind in der Regel uÈber Indexfonds zu ge-ringen Kosten erwerbbar und allesamt breit diversifiziert, so dass sie sich generell gut fuÈr eine Performancemessung eignen. Tabelle 6 zeigt die Aus-wahl der Benchmark-Indizes.26

Zur Abbildung der Anlageklasse Aktien werden drei Indizes von Morgan Stanley Capital International (MSCI) herangezogen. Der MSCI World ex EMU zeigt die Entwicklung des weltweiten Aktienmarkts exklusive der Eurozone (European Monetary Union (EMU)). Der MSCI EMU ex Germany bildet dagegen die Wertentwicklung europaÈischer Aktien exklusive Deutsch-land ab. Mit dem MSCI Germany wird schlieûlich die Entwicklung des deut-schen Aktienmarkts gemessen.

Anleihen werden ebenfalls durch Indizes von MSCI abgebildet. Weltweite Staatsanleihen exklusive der Eurozone koÈnnen durch den MSCI Souvereign

26 Die Indizes MSCI World ex EMU, MSCI SDI World ex EMU, JPM US Cash 3

Month und GPR General PSI Global wurden auf US-$-Basis berechnet, waÈhrend die anderen Indizes auf A-Basis ermittelt wurden. Wir nehmen dabei an, dass WaÈhrungs-risiken durch entsprechende Risikomanagement-Maûnahmen abgesichert werden. Von daher werden WaÈhrungsrisiken in der folgenden Performancemessung aus-geblendet. Um Renditen aus KursaÈnderungen und AusschuÈttungen zu erfassen, wer-den ausschlieûlich Performance-Indizes betrachtet.

(18)

Tabelle 6

Auswahl der Benchmark-Indizes

Gruppe Index Abbildung

Aktien MSCI World ex EMU Aktien Welt exklusive Eurozone

MSCI EMU ex Germany Aktien Eurozone exklusive

Deutschland

MSCI Germany Aktien Deutschland

Anleihen MSCI SDI World ex EMU Staatsanleihen Welt exklusive

Eurozone

MSCI SDI EMU ex BD Staatsanleihen Eurozone exklusive

Deutschland

MSCI SDI Germany Staatsanleihen Deutschland

MSCI Euro Credit Corporate Unternehmensanleihen Eurozone

Geld JPM US Cash 3 Month Geldmarkt USA

JPM Euro Cash 3 Month Geldmarkt Eurozone

Immobilien GPR General PSI Global Immobilien Welt

GPR General PSI Europe Immobilien Eurozone

DIMAX Immobilien Deutschland

Debt Index (SDI) World ex EMU dargestellt werden. Staatsanleihen der Eurozone exklusive Deutschland bzw. Staatsanleihen aus Deutschland wer-den durch wer-den MSCI SDI EMU ex BD bzw. wer-den MSCI SDI Germany repraÈ-sentiert. Um der vermehrten Investition von Versicherungsunternehmen in Corporate Bonds Rechnung zu tragen, wird mit dem MSCI Euro Credit Cor-porate zusaÈtzlich ein Index fuÈr Unternehmensanleihen aus der Eurozone be-trachtet. Zur Abbildung des Geldmarkts werden zwei Indizes von J.P. Mor-gan, und zwar ein Index fuÈr den Euro-Geldmarkt (JPM Euro Cash 3 Month) und ein weiterer Index fuÈr den US-amerikanischen Geldmarkt (JPM US Cash 3 Month), herangezogen. Die Wertentwicklung der Anlageklasse Im-mobilien wird durch die Indizes von Global Property Research (GPR) dar-gestellt. Der GPR General Property Share Index (PSI) Global zeigt die Ent-wicklung des weltweiten Immobilienmarkts, der GPR General PSI Europe beschraÈnkt sich dagegen auf den europaÈischen Markt. Der deutsche Immo-bilienmarkt wird schlieûlich durch den Deutschen Immobilien Aktienindex (DIMAX) des Bankhauses Ellwanger & Geiger abgebildet.27

27 Die Rendite der Anlageklasse Immobilien wird durch die Wertentwicklung von

Immobilien-Aktienindizes approximiert. Demnach wird eine hohe Korrelation zwi-schen der Entwicklung des BoÈrsenwerts der Aktien und dem Wert der Immobilien dieser Unternehmen angenommen. Die Verwendung der Immobilien-Aktienindizes bietet den Vorteil der einfachen Konstruktion, der ausreichenden DatenverfuÈgbarkeit

(19)

3.2 Analyse der Performance

Gegenstand der empirischen Untersuchung sind monatliche Renditen der in Abschnitt 3.1 genannten Benchmark-Indizes im Zeitraum von Januar 1994 bis Dezember 2004.28Die Analyse ist in zwei Teile aufgeteilt: Im ersten

Schritt erfolgt eine isolierte Messung der Performance der Anlageklassen. Dazu werden zunaÈchst die durchschnittliche Monatsrendite und die Stan-dardabweichung der Monatsrenditen ermittelt und anschlieûend werden beide Kennzahlen zum risikoadjustierten Performancemaû Sharpe-Ratio aggregiert.29 Erst im zweiten Schritt erfolgt eine integrierte Betrachtung

saÈmtlicher Anlageklassen im Kontext der Portfoliobildung auf Grundlage eines erweiterten Markowitz-Ansatzes. Tabelle 7 zeigt die Ergebnisse der Performancemessung auf Basis der Sharpe-Ratio.

GemaÈû der Sharpe-Ratio weisen Anleihen, die innerhalbder Benchmark-Indizes die ersten drei PlaÈtze belegen, im Betrachtungszeitraum die beste Performance aller Anlageklassen auf. Insbesondere der MSCI SDI EMU ex BD sticht mit einer Sharpe-Ratio von 0,21 deutlich hervor. Aktien schnei-den dagegen schlechter abund erzielen eine deutlich geringere Performance als Anleihen. Sowohl am Geldmarkt als auch bei Immobilien ergibt sich ein und der direkten Vergleichbarkeit mit den anderen IndexrepraÈsentanten. Da jedoch einige der in den Indizes enthaltenen Immobiliengesellschaften ihre GeschaÈftstaÈtig-keit nicht auf die Immobilien-Bestandshaltung beschraÈnken, bilden die Indizes die tatsaÈchliche Immobilienrendite nur annaÈhernd ab. Insbesondere ist tendenziell von einer etwas zu hohen Korrelation der Immobilienrendite mit den Renditen der Ak-tienmaÈrkte auszugehen. Vgl. zur Diskussion der Eignung dieser Indizes auch Maurer, R. / Sebastian, S. / Stephan, T. G. (2002), S. 275 ± 278, sowie Schwaiger, M. S. / Winkler, G. / HuÈbner, R. (2004), S. 1250 ± 1252. Zudem sind fuÈr die Anlageklassen Geld und Im-mobilien keine uÈberschneidungsfreien Indizes (zum Beispiel World ex EMU, EMU ex Germany, Germany) verfuÈgbar.

28 Die Renditen wurden jeweils zum Monatsende ermittelt. Die Daten wurden

alle-samt der Datastream-Datenbank entnommen.

29 Wir waÈhlen das arithmetische Mittel diskreter Renditen, um diese als

Input-parameter in der folgenden Portfoliooptimierung zu verwenden. Die

durchschnitt-liche Monatsrendite des Wertpapiers i ergibt sich demnach als rd

i ˆT1

XT

tˆ1

rit. Hierbei

bezeichnet T die Anzahl der betrachteten Monate und ritdie zeitdiskrete Rendite des

Wertpapiers i im Monat t …t ˆ 1; . . . ; T†. Die Standardabweichung der Monatsrenditen

des Wertpapiers i ergibt sich aus iˆ

 1 T 1 XT tˆ1 rit rdi 2 v u u

t . Die Sharpe-Ratio des

Wertpapiers i ergibt sich als SRiˆ …rdi rf†=i. Als risikoloser Zinssatz rf wird hier

die Verzinsung des JPM Euro Cash 3 Month in HoÈhe von 0,35 % pro Monat heran-gezogen. Innerhalb der betrachteten Investments handelt es sich dabei um die risiko-aÈrmste AnlagemoÈglichkeit, wobei durch eine Portfoliobildung lediglich eine sehr ge-ringe Reduktion der Standardabweichung der Monatsrenditen (von 0,1163 % auf 0,1146 %) erzielt werden kann. Ein voÈllig risikoloses Portfolio kann dagegen nicht er-stellt werden. Von daher erscheint die Verwendung dieser (quasi) risikolosen Verzin-sung im Kontext der betrachteten AnlagemoÈglichkeiten geeignet.

(20)

gemischtes Bild. In beiden FaÈllen finden sich sowohl TeilmaÈrkte mit einer sehr guten Performance (zum Beispiel der JPM US Cash 3 Month mit einer Performance von 0,15) als auch TeilmaÈrkte mit einer sehr schlechten, so-gar negativen Performance (zum Beispiel der DIMAX mit einer Perfor-mance von ±0,01). Im zweiten Schritt erfolgt eine integrierte Betrachtung saÈmtlicher Anlageklassen im Kontext der Portfoliobildung. Dazu werden ± neben dem bereits bekannten Durchschnitt der Monatsrenditen und deren Standardabweichung ± die Korrelationen der Renditen der einzelnen Wert-papiere untereinander benoÈtigt. Tabelle 8 zeigt die Bravais / Pearson-Korre-lationskoeffizienten der Anlageklassen untereinander.

Tabelle 7

Ergebnisse der Performancemessung

Gruppe Index DurchschnittlicheMonatsrendite

in % …rd i† Standard-abweichung der Monatsrenditen in % …i† Sharpe-Ratio …SRi†

Aktien MSCI World ex EMU 0,72 4,08 0,09

MSCI EMU ex Germany 0,89 5,44 0,10

MSCI Germany 0,73 6,75 0,06

Anleihen MSCI SDI World

ex EMU 0,50 1,71 0,09

MSCI SDI EMU ex BD 0,59 1,13 0,21

MSCI SDI Germany 0,50 1,02 0,15

MSCI Euro Credit

Corporate 0,53 1,02 0,18

Geld JPM US Cash 3 Month 0,38 0,17 0,15

JPM Euro Cash 3 Month 0,35 0,12 0,00

Immo-bilien GPR General PSIGlobal 0,54 3,35 0,06

GPR General PSI

Europe 0,55 2,06 0,10

DIMAX 0,30 3,63 ±0,01

Die Anlageklassen weisen untereinander zumeist eine geringe positive Korrelation der Renditen auf. Beispielsweise sind deutsche Aktien (MSCI Germany) mit deutschen Staatsanleihen (MSCI SDI Germany) negativ korreliert (Korrelationskoeffizient von -0,27) sowie mit dem US-Geldmarkt und deutschen Immobilien leicht positiv korreliert (0,08 bzw. 0,36). Diese niedrigen Korrelationen machen die Integration der verschiedenen

(21)

Anlage-Tabe lle 8: K or rela tionsmat rix Index MSC I W orld ex EMU MSC I EMU exGe r-man y MSC I Ge r-man y MSC I SDI Worl d ex EM U MSCI SDI EMU ex BD

MSCI SDI Ger

-man y MSC I Eur o Cr edi t Corp . JPM US Cash 3 Mon th JPM Euro Cash 3 Mon th GPR Gene ral PSI Glo bal GPR Ge neral PSI Eur ope DIMA X MSCI W orld ex EM U MSCI EMU ex Germ an y 0,77 MSCI Germ an y 0,70 0,89 MSCI SDI W or ld ex EM U 0,18 ±0, 17 ±0,24 MSCI SDI EM U ex BD ±0, 04 ±0, 00 ±0,12 0,30 MSCI SDI Ge rman y ±0, 13 ±0, 21 ±0,27 0,49 0,7 1 MSCI Eur o Cr edit Corp . 0,01 ±0, 02 ±0,10 0,39 0,8 2 0,89 JPM US Cash 3 Mon th 0,02 0,11 0,08 0,02 0,1 6 0,12 0,11 JPM Eur o Cash 3 Mon th ±0, 05 ±0, 04 ±0,06 0,01 0,2 6 0,20 0,16 0,63 GPR Ge neral PSI Global 0,60 0,41 0,35 0,15 0,1 7 0,01 0,16 ±0, 11 ±0, 13 GPR Ge neral PSI Eur ope 0,47 0,44 0,36 0,09 0,0 9 ±0,01 0,17 ±0, 02 ±0, 21 0,57 DIMAX 0,32 0,31 0,36 0,01 ±0,12 ±0,17 ±0,09 0,09 ±0, 12 0,19 0,2 7

(22)

klassen als Diversifikationselement in den Portfolios der Versicherungs-unternehmen grundsaÈtzlich interessant. Innerhalbder Assetklassen sind zum Teil ebenfalls sehr geringe Korrelationen zu beobachten. Zum Beispiel ist die Entwicklung des deutschen Immobilienmarkts (DIMAX) nur gering mit der Entwicklung des weltweiten Immobilienmarkts (GPR General PSI Global) korreliert. Der Korrelationskoeffizient betraÈgt hier 0,19. Neben der Diversifikation uÈber verschiedene Anlageklassen erscheint damit auch eine LaÈnderdiversifikation sinnvoll.

Um den Einfluss der Anlageklassen in einem Wertpapierportfolio zu er-mitteln, kann eine Portfoliooptimierung auf Basis der Standardabweichung durchgefuÈhrt werden. Diese Vorgehensweise entspricht der klassischen Portfoliooptimierung nach Markowitz. Ziel ist die Minimierung der Stan-dardabweichung des Portfolios unter den Nebenbedingungen, dass eine vor-gegebene erwartete Portfoliorendite erreicht wird und die Portfolioanteile sich zu eins addieren. ZusaÈtzlich muss eine Nicht-NegativitaÈtsbedingung fuÈr alle Anteile eingehalten werden.30Die klassische

Markowitz-Optimie-rung muss im vorliegenden Fall jedoch um die Restriktionen der Kapital-anlageregulierung (Vgl. Abschnitt 2.1) erweitert werden. Diese Restriktio-nen gehen als weitere Nebenbedingungen in den Optimierungsansatz wie folgt ein:

 Anteil Aktien  45 % (§ 2 Abs. 3 AnlV in Kombination mit der OÈffnungs-klausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV)

 Anteil Immobilien  35 % (§ 2 Abs. 5 AnlV in Kombination mit der OÈff-nungsklausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV)

 Anteil Anleihen Welt exklusive Eurozone  20 % (§ 2 Abs. 2d AnlV in Kombination mit der OÈffnungsklausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV)

 Anteil Aktien Welt exklusive Eurozone  20 % (§ 2 Abs. 2 f. AnlV in Kom-bination mit der OÈffnungsklausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV)  Maximum (Maximum (Anteil Aktien ±35 %; 0); Maximum (Anteil

Anlei-hen Welt exklusive Eurozone ±10 %; 0)) + Maximum (Anteil Immobilien ± 25 %; 0) + Maximum (Anteil Anleihen Welt exklusive Eurozone ±10 %; 0)  10 % (OÈffnungsklausel der §§ 1 Abs. 2 und 2 Abs. 2h AnlV)

30 Mathematisch ergibt sich das Optimierungsproblem damit als: Minimiere die

Standardabweichung der Monatsrenditen des Portfolios Pˆ

 Pn iˆ1 Pn jˆ1xixjijki;j s ,

unter den Nebenbedingungen rPˆP

n iˆ1xir

d i;P

n

iˆ1xiˆ 1 und xi 0. Dabei bezeichnet rP

die durchschnittliche Monatsrendite des Portfolios, n steht fuÈr die Anzahl der

Wert-papiere, kijfuÈr die Korrelation der Wertpapiere i und j und xi fuÈr den Anteil des

(23)

 Anteil Aktien Welt exklusive Eurozone + Anteil Anleihen Welt exklusive Eurozone + Anteil Geldmarkt USA + Anteil Immobilien Welt  20 % (§ 4 AnlV)

 Anteil aller Anlagen, fuÈr die keine speziellen Mischungsquoten gelten  50 % (Rundschreiben 29 / 2002)

Die Ergebnisse dieser erweiterten Markowitz-Optimierung koÈnnen in einem Risiko-Rendite-Diagramm in der Form einer Kurve effizienter Port-folios dargestellt werden. Dabei handelt es sich um diejenigen PortPort-folios, die von keinem anderen Portfolio hinsichtlich erwarteter Rendite und Ri-siko dominiert werden. Abbildung 1 zeigt diese Effizienzkurve sowie die Risiko-Rendite-Kombinationen der Benchmark-Indizes.

Abbildung 1: Optimierungsergebnisse mit Kapitalanlagerestriktionen Die Restriktionen der Kapitalanlageregulierung erweisen sich in der vor-liegenden Optimierung als einschraÈnkend, denn es koÈnnen nur Risiko-Ren-dite-Kombinationen bis zu einer erwarteten Rendite von 0,72 % pro Monat realisiert werden. HoÈhere erwartete Renditen sind nicht moÈglich, weil dann die Aktienrestriktion (Aktien inklusive OÈffnungsklausel  45 %) im Rahmen der Optimierung bindend wird. AuffaÈllig ist auch, dass sehr risikoarme Portfolios nicht realisiert werden koÈnnen. Demnach koÈnnen Portfolios mit einer Standardabweichung der Monatsrenditen von weniger als 0,28 % nicht gewaÈhlt werden, weil das AnlagevermoÈgen nicht vollstaÈndig am Geld-markt angelegt werden kann.

Dennoch kann durch die Portfoliobildung eine deutliche Verbesserung der Performance gegenuÈber der isolierten Betrachtung der Investments er-zielt werden. Die maximal erreichbare Sharpe-Ratio betraÈgt im vorliegen-den Fall 0,24 und ergibt sich auf Basis des Tangentialportfolios einer Gerade vom risikolosen Zinssatz an die Kurve effizienter Portfolios. Dieses Portfolio

0,30% 0,40% 0,50% 0,60% 0,70% 0,80% 0,90% 0,00% 1,00% 2,00% 3,00% 4,00% 5,00% 6,00% Risiko (Standardabweichung der Monatsrenditen)

Er w a rtete R en d ite (D urc hs chn. M ona ts re ndi te )

(24)

besteht zu 5,66 % aus Aktien, zu 63,25 % aus Anleihen, zu 24,36 % aus Geldmarktanlagen sowie zu 6,73 % aus Immobilien. Es erzielt eine erwarte-te Rendierwarte-te von 0,54 % bei einer Standardabweichung von 0,76 %. Tabelle 9 zeigt die Optimierungsergebnisse fuÈr verschiedene vorgegebene erwartete Renditen von 0,40 % bis zur maximal moÈglichen erwarteten Rendite von 0,72 % pro Monat.

Beim UÈbergang von einer wenig riskanten zu einer riskanten Anlage-politik werden Geldmarktanlagen durch Aktien und Anleihen substituiert. Beispielsweise steigt die Aktienquote von 0 % (bei einer erwarteten Rendite von 0,40 %) bis auf die maximal moÈgliche Quote von 45 % (bei einer erwar-teten Rendite von 0,72 %). Immobilien haben dagegen durchweg eine unter-geordnete Bedeutung und gehen mit bis zu 7 % in das Portfolio ein.

Neben der Assetklassendiversifikation findet ± allerdings aufgrund des Kongruenzgebots (§ 4 AnlV) nur in eingeschraÈnktem Umfang ± eine LaÈnder-diversifikation statt. Beispielsweise wird sowohl im Euro- als auch im US-Geldmarkt angelegt. Innerhalbder Anlageklassen Aktien und Immobilien findet dagegen keine bzw. nur eine sehr geringe LaÈnderdiversifikation statt. Vielmehr erweist sich im Markowitz-Modell hier jeweils eine Anlage im-europaÈischen Raum als optimal.

3.3 Vergleich der theoretischen und tatsaÈchlichen Kapitalanlagepolitik und -performance

3.3.1 Vergleich der theoretischen und tatsaÈchlichen Kapitalanlagepolitik

In diesem Abschnitt werden die Ergebnisse der Abschnitte 3.2 und 2.3 miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede der nach Markowitz theoretisch optimalen Kapitalanlagepolitik (Abschnitt 3.2) und der tatsaÈchlichen Kapitalanlagepolitik der Lebensversicherer (Abschnitt 2.3) herauszuarbeiten. ZunaÈchst gibt es grundsaÈtzlich viele Gemeinsamkei-ten, denn in der Anlagepolitik der Versicherer spiegeln sich viele Eigen-schaften einer nach Markowitz optimalen Anlagepolitik wider. Dazu ge-hoÈren die Assetklassen- und die LaÈnderdiversifikation sowie die Dominanz von Anleihen in der Asset Allocation.

Im Detail lassen sich jedoch einige Unterschiede in beiden Anlagepoliti-ken aufdecAnlagepoliti-ken. So faÈllt auf, dass die Aktienquote der Lebensversicherer im Markowitz-Modell nur mit relativ riskanten Anlagestrategien erreicht wer-den kann. Beispielsweise wird eine Aktienquote von 22,05 % (maximale Aktienquote der Lebensversicherer von 1994 bis 2004) erst bei einer erwar-teten Rendite von 0,6367 % pro Monat erzielt, was innerhalbder moÈglichen Risiko-Rendite-Kombinationen (im Bereich von 0,40 % bis 0,72 %) eine der riskantesten Anlagestrategien darstellt. Auch die minimale Aktienquote

(25)

Tabe lle 9: Optimierungser gebnisse Vor ge-gebene erwar tet e Rend ite MSC I W orld ex EMU MSC I EMU exGe r-man y MSC I Ge r-man y MSC I SD I W orld ex EMU MSC I SD I EMU exBD MSC I SD I Ge r-man y MSC I Eur o Cr edi t Corp . JPM US Cash 3 Mon th JPM Eur o Cash 3 Mon th GPR Ge neral PSI Global GPR Ge neral PSI Eu rope DIMA X Min imale S tan- dar d-abw ei-chun g Sharpe- Ratio 0,4 0 % 0,00 0,00 0,01 0,00 0,04 0,19 0,00 0,20 0,50 0,00 0,04 0,02 0,28 % 0,1 9 0,4 5 % 0,01 0,02 0,00 0,01 0,27 0,05 0,00 0,18 0,41 0,00 0,04 0,00 0,42 % 0,2 4 0,5 0 % 0,01 0,04 0,00 0,02 0,41 0,08 0,00 0,17 0,22 0,00 0,06 0,00 0,62 % 0,2 4 0,5 4 % 0,01 0,04 0,00 0,02 0,50 0,11 0,00 0,17 0,07 0,00 0,07 0,00 0,76 % 0,2 4 0,5 5 % 0,01 0,05 0,00 0,02 0,50 0,17 0,00 0,17 0,00 0,00 0,07 0,00 0,82 % 0,2 4 0,6 0 % 0,01 0,11 0,00 0,08 0,50 0,00 0,27 0,00 0,00 0,00 0,04 0,00 1,07 % 0,2 3 0,6 5 % 0,00 0,26 0,00 0,00 0,50 0,00 0,24 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 1,59 % 0,1 9 0,7 0 % 0,00 0,39 0,00 0,00 0,50 0,00 0,11 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,23 % 0,1 6 0,7 2 % 0,00 0,45 0,00 0,00 0,50 0,00 0,05 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,52 % 0,1 5

(26)

von 12,80 % in 1994 kann erst mit einer erwarteten Rendite von 0,6023 % pro Monat erzielt werden.31Generell spielen Aktien im Markowitz-Modell

damit eine geringere und Geldmarktanlagen eine groÈûere Rolle als im Asset Management der deutschen Lebensversicherer.32

Die nach Markowitz theoretisch optimale Kapitalanlagepolitik und die tatsaÈchliche Anlagepolitik der deutschen Lebensversicherer stimmen damit im Grundsatz uÈberein, weichen jedoch im Detail etwas voneinander ab. Im Folgenden werden einige Aspekte diskutiert, die erklaÈren sollen, warum die praktische Anlagepolitik der Lebensversicherer von den Ergebnissen der hier um die Restriktionen der Kapitalanlageregulierung (§ 54 Abs. 1 VAG und AnlV) erweiterten Markowitz-Optimierung abweichen.

Im Grundmodell von Markowitz wird ausschlieûlich die Kapitalanlage-seite betrachtet, dass heiût es werden keine Interrelationen zwischen den Aktiva und Passiva eines Versicherers beruÈcksichtigt. Die Kapitalanlagen der Lebensversicherer dienen jedoch auch dazu, die in den Lebensversiche-rungsprodukten eingegangenen Verpflichtungen zu sichern.33 Die

deut-schen Lebensversicherer bieten dabei Produkte mit Zinsgarantien auf Ein-jahresbasis an. Diese Zinsgarantien beziehen sich auf Buchwerte und es ist eine der zentralen Restriktionen der Kapitalanlage, die Zinsgarantien auf periodischer Basis zu gewaÈhrleisten (so genannte cliquet-style Garantie).34

Vor diesem Hintergrund besitzt die Betrachtung von Buchwerten eine besondere Bedeutung, da diese die ErfuÈllung der Garantieleistung etwa durch die Bildung und AufloÈsung stiller Reserven oder durch die besondere BeruÈcksichtigung ¹bilanziell sicherer Anlagenª in der Kapitalanlage deut-lich erleichtert. Die Steuerung auf Buchwertbasis beinhaltet daher aber zugleich auch Anreize, bestimmte Anlageformen gegenuÈber anderen zu bevorzugen.35 Insbesondere unterschiedliche Abschreibungsregeln fuÈr

unterschiedliche Anlageformen nehmen so einen erheblichen Einfluss auf die Kapitalanlagepolitik und fuÈhren zu Abweichungen der Anlagepolitik der Versicherer von einer nach Markowitz theoretisch optimalen Vor-gehensweise. Mit dem Ziel der ErfuÈllung der jaÈhrlichen Zinsgarantien optimieren die Lebensversicherer ihre Kapitalanlagen also nicht nach einem MarktwertkalkuÈl, sondern es findet eine BeruÈcksichtigung von Buchwerten statt.

31 Vgl. dazu auch die Optimierungsergebnisse in Tabelle 9.

32 Diese Untersuchungsergebnisse sind allerdings von der betrachteten Zeitreihe

abhaÈngig. Werden beispielsweise nur die Jahre 1994 bis 1999 betrachtet, stellen sich Aktien als deutlich rentablere Anlage dar.

33 Vgl. BaumgaÈrtner, R. / Aschenbrenner, S. (2002) und Albrecht, P. (2003).

34 Vgl. Albrecht, P. (2003). Vgl. zur cliquet-style Garantie grundlegend Grosen, A. /

Jùrgensen, P. L. (2000).

35 Zu nennen sind beispielsweise Schuldscheindarlehen. Vgl. Albrecht, P. (2003),

(27)

Neben diesem Aspekt lassen sich weitere GruÈnde anfuÈhren, warum ein nach Markowitz effizientes Portfolio in der Regel nicht das optimale Port-folio fuÈr ein Versicherungsunternehmen darstellt. Beispielsweise setzt das Markowitz-KalkuÈl PraÈferenzen, die durch Erwartungswert und Varianz beschrieben werden koÈnnen, und risikoaverse EntscheidungstraÈger im Ver-sicherungsunternehmen voraus. TatsaÈchlich sind diese Voraussetzungen jedoch mit dem Shareholder-Value-KalkuÈl vor dem Hintergrund einer begrenzten Haftung der EigentuÈmer nicht kompatibel, da es fuÈr die Eigen-tuÈmer unter bestimmten Bedingungen durchaus rational ist, sich risikofreu-dig zu verhalten.36Weitere Kritikpunkte lassen sich an den

Rahmenbedin-gungen des Modells anbringen, wie beispielsweise die VernachlaÈssigung von Transaktionskosten, Steuern und anderen Marktfriktionen, deren BeruÈck-sichtigung zu Abweichungen der Anlagepolitik von der nach Markowitz theoretisch optimalen Strategie fuÈhren koÈnnen.37

Die Aussagen des in Abschnitt 3.2 betrachteten erweiterten Markowitz-Modells koÈnnen aber zugleich Ausgangspunkt und Benchmark fuÈr vielfaÈl-tige weitere Untersuchungen sein. Beispielsweise koÈnnen durch eine Port-foliooptimierung nach Leibowitz / Henriksson (1988), welche die Verbind-lichkeiten als eigene Anlageklasse beruÈcksichtigt, auch die Korrelationen zwischen Aktiva und Passiva in die Berechnungen mit einbezogen werden.38

Dazu koÈnnte man eine Schadenverteilung schaÈtzen und verschiedene Kor-relationsstrukturen testen oder auf empirischer Basis Schadenindizes zur Untersuchung der Interdependenzen von Aktiva und Passiva heranziehen.

3.3.2 Vergleich der theoretischen und tatsaÈchlichen Kapitalanlageperformance

Mit Hilfe der vorangegangenen Ergebnisse ist eine weitere interessante Analyse moÈglich, und zwar ein Vergleich der theoretischen und der tatsaÈch-lichen Kapitalanlageperformance. Die publizierten Informationen bezuÈg-lich der Performance der Kapitalanlagen sind mit Vorbehalt zu betrachten, da diese in der Regel auf BilanzgroÈûen basieren, die durch die Bildung und AufloÈsung stiller Reserven beeinflusst werden. Ein bekanntes Beispiel aus dem Lebensversicherungsbereich ist die so genannte Nettoverzinsung der Kapitalanlagen.39

36 Vgl. Gollier, C. / Koehl, P.-F. / Rochet, J.-C. (1997) und Doherty, N. A. (2000),

S. 555 ± 561.

37 Vgl. beispielsweise zur BeruÈcksichtigung von Transaktionskosten im

Marko-witz-Ansatz Pogue, G. A. (1970).

38 Vgl. hierzu fuÈr den Bereich der Schadenversicherung auch grundlegend Kahane,

Y. / Nye, D. (1975) und Kahane, Y. (1977).

39 Die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen ergibt sich aus dem vertraglich

verein-barten Garantiezins und dem ZinsuÈberschussanteil, der im Rahmen der laufenden UÈberschussbeteiligung gewaÈhrt wird. Bei der Nettoverzinsung der Kapitalanlagen

(28)

Durch Kombination der Tabellen 5 (Aggregation zu Anlageklassen) und 7 (Ergebnisse der Performancemessung) kann jedoch eine theoretische Kapi-talanlageperformance ermittelt werden, welche diese Problematik nicht auf-weist. Dazu werden fuÈr jedes Jahr von 1994 bis 2004 die Anteile der Anlage-klassen und die Renditen der Kapitalanlagen gegenuÈbergestellt. Die Rendi-ten der Kapitalanlageklassen ergeben sich dabei als die JahresrendiRendi-ten eines gleichgewichteten Investments in die Benchmark-Indizes der jeweiligen Anlageklasse.40Die Gesamtrendite wird als ein mit den

Anlageklassen-An-teilen gewichtetes Investment in die fuÈnf Anlageklassen Aktien, Anleihen, Geld, Immobilien und andere Kapitalanlagen berechnet.41 Das Ergebnis

dieser Berechnungen findet sich in der Tabelle 10. Neben der Gesamtrendite der Kapitalanlagen wird auch die vom Gesamtverband der Deutschen Ver-sicherungsindustrie publizierte Nettoverzinsung der Kapitalanlagen, die sich ebenfalls auf den Lebensversicherungsbereich bezieht, angegeben.42

Die auf Basis theoretischer UÈberlegungen ermittelte Gesamtrendite der Kapitalanlagen aller Lebensversicherungsunternehmen schwankt von ±2,72 % im Jahr 1994 bis zu 17,37 % im Jahr 1995 und betraÈgt im Durch-schnitt 7,26 %. Die publizierte Nettoverzinsung der Kapitalanlagen der Lebensversicherer verlaÈuft dagegen relativ konstant von 4,68 % (2002) bis 7,58 % (1998) und liegt im Durchschnitt bei 6,62 %. Die Standardabwei-chung der theoretisch ermittelten Gesamtrenditen betraÈgt 6,07 % pro Jahr, waÈhrend diese bei der Nettoverzinsung lediglich bei 1,19 % liegt. Der Ver-gleich beider Kennzahlen veranschaulicht damit sehr deutlich den Unter-schied zwischen einer Buchwert- und Marktwertbetrachtung.43Die

Diffe-renz in den Jahresrenditen ist dabei grundsaÈtzlich mit der Bildung und AufloÈsung stiller Reserven zu erklaÈren. Zur ErklaÈrung der Differenz der durchschnittlichen Jahresrenditen von 0,64 % koÈnnen zum Beispiel Verwal-tungskosten der Versicherer herangezogen werden.

werden saÈmtliche ErtraÈge und Aufwendungen aus Kapitalanlagen beruÈcksichtigt. Insbesondere werden damit ErtraÈge und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanla-gen sowie AbschreibunKapitalanla-gen auf Wertpapiere und Investmentanteile in die Berechnung einbezogen. Vgl. dazu Gesamtverband der Deutschen Versicherungsindustrie (2005), S. 27.

40 Um einen Vergleich mit der auf Jahresbasis publizierten Nettoverzinsung der

Kapitalanlagen vorzunehmen, werden nun Jahresrenditen anstatt Monatsrenditen betrachtet. Beide RenditegroÈûen sind aber durch eine Annualisierung ineinander

uÈberfuÈhrbar. Die Jahresrendite rJergibt sich demnach als rJˆ …1 ‡ rM†12 1 100,

wobei rMdie Monatsrendite bezeichnet. Vgl. dazu Steiner, M. / Bruns, C. (2002), S. 54.

41 Da keine Renditedaten zu den anderen Kapitalanlagen verfuÈgbar sind, wird

de-ren Rendite mit null angenommen.

42 Vgl. zu den Daten Gesamtverband der Deutschen Versicherungsindustrie (2005),

S. 27. Auch die Gesamtrendite wurde fuÈr andere Versicherungszweige (Pensionskas-sen, Sterbekas(Pensionskas-sen, Krankenversicherer, Schaden- / Unfallversicherer, RuÈckversiche-rer) ermittelt. Vgl. dazu den Anhang dieser Arbeit.

43 Dies beobachten auch Karst, O. (1999) und Schleif, B. (2003), die jeweils auf

Basis einer so genannten vollstaÈndigen Nettoverzinsung eine Abbildung der Kapital-anlageperformance der Lebensversicherer vornehmen.

(29)

Tabe lle 10: Gesa mtr endit e versus Ne tto verzinsung der Kap italanlag en Pos ition 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 Aktien Ren dite (%) ±2, 11 13,10 21,92 33,99 25,26 35,67 ±7, 86 -16,98 -31,04 28,46 12,39 Anteil (%) 12,80 13,00 14,64 17,62 20,25 21,92 22,05 18,69 15,05 15,26 14,57 Anleih en Ren dite (%) ±2, 25 19,45 5,93 4,58 12,57 ±0, 88 5,51 4,21 10,29 5,95 7,38 Anteil (%) 79,67 79,72 78,86 76,37 73,85 72,46 72,37 75,46 78,49 79,06 80,18 Geld Ren dite (%) 5,37 6,55 5,33 5,20 5,14 4,36 5,57 4,84 2,77 1,92 1,83 Anteil (%) 0,30 0,47 0,50 0,46 0,64 0,76 0,70 1,05 1,34 1,20 1,12 Immobilie n Ren dite (%) ±9, 57 1,90 10,39 9,21 8,19 23,79 0,14 0,99 -5,04 11,52 18,29 Anteil (%) 7,09 6,66 5,80 5,30 4,92 4,47 4,43 4,32 4,59 4,14 3,83 Ander e Kapital anlagen Ren dite (%) 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 Anteil (%) 0,13 0,15 0,20 0,26 0,34 0,39 0,45 0,47 0,53 0,35 0,30 Gesamt Ren dite (%) ±2, 72 17,37 8,51 10,00 14,83 8,28 2,30 0,09 3,21 9,55 8,44 Anteil (%) 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 100, 00 Netto verzi nsung (% ) 7,15 7,37 7,37 7,46 7,57 7,58 7,51 6,12 4,68 5,05 4,90

(30)

4. Zusammenfassung

Seit Mitte der 1990er-Jahre laÈsst sich in der Versicherungsbranche ein Wandel der Rahmenbedingungen beobachten, der insbesondere Auswirkun-gen auf die Kapitalanlagepolitik der Versicherer hat. Informationen zur Ka-pitalanlagepolitik und zur Performance dieser Kapitalanlagen sind aller-dings kaum zu finden, da im Allgemeinen lediglich BilanzgroÈûen veroÈffent-licht werden. Dieses Informationsdefizit fuÈhrte unter anderem dazu, dass das Bundesverfassungsgericht in einem aktuellen Urteil (1 BvR 80 / 95 vom 26. 07. 2005) die Transparenz in der Berechnung der UÈberschussbeteiligun-gen in LebensversicherungsvertraÈUÈberschussbeteiligun-gen bemaÈngelt hat. Vor diesem Hinter-grund war es das Ziel dieses Beitrags, einen Einblick sowohl in die Kapital-anlagepolitik als auch in die Performance im Asset Management am Bei-spiel der deutschen Lebensversicherungsindustrie zu geben. Ausgehend von BilanzgroÈûen auf Buchwertbasis wurden dazu zunaÈchst repraÈsentative An-lageklassen auf Marktwertbasis abgeleitet, die einen Eindruck der tatsaÈch-lichen Asset Allocation der deutschen Lebensversicherer geben. Auf dieser Grundlage wurden dann repraÈsentative Indizes ausgewaÈhlt, mit denen eine Messung der Performance der Kapitalanlagen der deutschen Lebensver-sicherer durchgefuÈhrt wurde.

Auf Grundlage der Jahresberichte der BaFin bzw. des BAV wurde eine Zuordnung saÈmtlicher Kapitalanlagen in die vier repraÈsentativen Anlage-klassen Aktien, Anleihen, Geldmarkt und Immobilien vorgenommen. Durch die BeruÈcksichtigung der Zeitwerte bestimmter Kapitalanlagen und einer weitergehenden Untergliederung der Investmentanteile konnte eine reali-taÈtsnahe Aggregation der Kapitalanlagen zu den Anlageklassen vorgenom-men werden. Dabei zeigt sich zum einen, dass die Aktienquote etwas uÈber den von Experten vorgenommenen SchaÈtzungen liegt. Sie betraÈgt 14,57 % zum Ende des Jahres 2004. Zu diesem Zeitpunkt wurden ferner 80,18 % in Anleihen, 3,83 % in Immobilien und 1,12 % am Geldmarkt veranlagt. Die MoÈglichkeit, im Rahmen der OÈffnungsklausel in alternative Anlageformen wie Hedgefonds oder Private Equity zu investieren, wird in der Praxis bis-her selten genutzt, da sich weit uÈber 99 % aller Kapitalanlagen in die vier zuvor genannten Anlageklassen einordnen lassen.

Die Messung der Kapitalanlageperformance anhand einer theoretisch ermittelten Gesamtrendite auf Basis repraÈsentativer Indizes ergibt einen Renditemittelwert von 7,26 % pro Jahr im Zeitraum von 1994 bis 2004. Die-ser Wert entspricht etwa der publizierten Nettoverzinsung der Kapitalanla-gen in HoÈhe von durchschnittlich 6,62 % pro Jahr. Allerdings zeigt sich, dass die Kapitalanlagerendite der Lebensversicherer deutlich mehr schwankt als die publizierte Nettoverzinsung der Kapitalanlagen. Die Standardabwei-chung der theoretisch ermittelten Gesamtrendite liegt bei 6,38 % pro Jahr, waÈhrend diese bei der Nettoverzinsung der Kapitalanlagen lediglich 1,10 %

Figure

Abbildung 1: Optimierungsergebnisse mit Kapitalanlagerestriktionen

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