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Pflanzenvergiftungen — psychiatrische Aspekte = Psychiatric aspects of plant poisonings

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Kasuistiken

W. Ka wohl1, 2 · J. Eckert3 · G. Ger ber-Zu pan4 · E. Ha ber mey er2, 5

1 Psy chi at ri sche Uni ver si täts kli nik Zü rich, Schweiz · 2 Kli nik für Psy chi at rie und Psy cho-the ra pie, Uni ver si täts kli ni kum, Rhei nisch-West fä li sche Tech ni sche Hoch schu le Aa chen 3 Lehr stuhl für Bio lo gie V (Öko lo gie, Öko to xi ko lo gie, Öko che mie), Rhei nisch-West fä li sche Tech ni sche Hoch schu le Aa chen · 4 To xi ko lo gi sche Ab tei lung, II. Me di zi ni sche Kli nik, Tech ni sche Uni ver si tät Mün chen · 5 Kli nik für Psy chi at rie und Psy cho the ra pie, Zent rum für Ner ven heil kun de der Uni ver si tät Ros tock

Pflan zen ver gif tun gen –

psy chi at ri sche Aspek te

Nervenarzt 2005 · 76:875–878

DOI 10.1007/s00115-005-1912-y On li ne pub li ziert: 22. April 2005 © Sprin ger Me di zin Ver lag 2005

T

öd li che In to xi ka tio nen durch Pflan-zen gif te sind be reits seit der An ti ke do ku-men tiert: Bei Pla to ist der Tod des Phi lo so-phen So kra tes, her bei ge führt durch Trin-ken des „Schier lings be chers“, be schrie ben. Im al t in di schen Athar va Veda, ent stan den zwi schen 1200 und 600 v. Chr., wird über die Ver wen dung des Gif tes von Ei sen hut-pflan zen (Aco ni tum spec.) zur Her stel lung von Gift pfei len be rich tet [1]. Auch Nacht-schat ten ge wäch se wur den für Gift mor de [2] ein ge setzt.

Heu te scheint die Ge fähr dung durch Pflan zen ver gif tun gen ins ge samt un ter-schätzt zu wer den, das me di zi ni sche Ver-sor gungs sys tem ist dem ent spre chend der-zeit kaum vor be rei tet. Für die Jah re 1966 bis 1994 be rich ten Jas per sen-Schib et al. je doch über ins ge samt 24.950 An fra gen be züg lich mög li cher oder tat säch li cher to-xi scher Re ak tio nen auf Pflan zen in haltss-tof fe beim Schwei ze ri schen To xi ko lo gi-schen In for ma ti ons zen trum (STIZ) [3]. Im Jahr 2000 er hielt der Gift not ruf Mün-chen ca. 3500 An ru fe zu Ver gif tun gen mit Pflan zen. Den noch hat sich die Psy chi at-rie bis lang we nig mit aus pa ra sui zi da len oder sui zi da len Mo ti ven her bei ge führ ten Pflan zen in to xi ka tio nen be schäf tigt. In den gän gi gen, von den Ver fas sern ex pli-zit zum Zweck der Fach arzt wei ter bil dung ent wi ckel ten Lehr bü chern [4, 5] wird die-se The ma tik nicht be han delt. In der me di-zi nisch-to xi ko lo gi schen Fachli te ra tur [6] fin den sich je doch ei ni ge Hin wei se auf ak-zi den tel le und in sui ak-zi da ler Ab sicht

her-bei ge führ te In to xi ka tio nen mit Pflan zen-gif ten, wo bei z. B. für sui zi dal mo ti vier te Ver gif tun gen häu fig die Ver wen dung von Ex trak ten aus Ei ben na deln [7–12] so wie von Pflan zen tei len des Ole an der (Ce re bra spec.) [13–16] do ku men tiert ist.

Ka suis ti ken

Die Not wen dig keit ei ner ge naue ren Be-trach tung des The mas wur de uns durch das Auf tre ten drei er Fäl le von Pflan zen-ver gif tung bei sta tio nären Pa ti en ten in-ner halb von zwei Jah ren ver deut licht, wel-che hier zu nächst nä her dar ge stellt wer-den sol len.

Fall 1

Eine 20 Jah re alte Pa ti en tin mit emo tio nal in sta bi ler Per sön lich keits stö rung vom Bor-der li ne-Ty pus (ICD-10: F60.31) wur de we-gen aku ter Sui zi da li tät auf frei wil li ger Ba-sis auf eine ge schlos se ne Sta ti on un se rer Kli nik am Uni ver si täts kli ni kum Aa chen auf ge nom men. Sie be rich te te von meh re-ren Selbst ver let zun gen durch ober fläch li-che Hautschnit te im Be reich bei der Un ter-ar me im Vor feld der Auf nah me. Sie ha-be die se Selbst ver let zun gen nicht zu ih-rer Ent las tung durch ge führt, es sei en Sui-zid ver su che ge we sen, die sie aus Angst aber je des Mal vor zei tig ab ge bro chen ha-be. Drei Wo chen nach Be ginn des Auf ent-hal tes wur de die Pa ti en tin vom Pfle ge per-so nal nach ei ner Kon flikt si tua ti on in

ih-rem Zim mer auf ge fun den. Sie rea gier te zu nächst nicht auf An spra che. Der hin-zu ge ru fe ne Dienst arzt konn te sie be we-gen, sich schrift lich mit zu tei len. Die Pa ti-en tin schrieb da rauf hin auf einti-en Zet tel, dass sie meh re re Maiglöck chen blü ten ge-ges sen habe. Die Blu men wa ren zu vor von der Mut ter der Pa ti en tin auf die Sta ti on ge-bracht wor den. Die Pa ti en tin wuss te um die Gif tig keit der Pflan zen.

Fall 2

Eine 22 Jah re alte Pa ti en tin mit Po ly to xi-ko ma nie bei emo tio nal-in sta bi ler Per sön-lich keits stö rung, die sich wie der holt in Be-hand lung un se rer Kli nik be fand, war bei Vor auf ent hal ten mehr fach durch Selbst-ver let zun gen auf ge fal len. Sie war we gen sui zi da ler Äu ße run gen auf frei wil li ger Ba sis auf eine ge schlos se ne Sta ti on auf ge-nom men wor den. We ni ge Tage nach Auf-nah me wand te sie sich an das Pfle ge per-so nal und be rich te te, un mit tel bar zu vor auf dem von der ge schlos se nen Sta ti on am Tage zu gäng li chen, nach au ßen hin ab ge schlos se nen Dach gar ten Pflan zen ge-ges sen zu ha ben. Auf die Fra ge nach dem Grund die ser Hand lung äu ßer te sie sui zi-da le Ge zi-dan ken auf grund des Aus blei bens ei nes Be suchs durch ih ren Be treu er. Eine Kran ken schwes ter be glei te te da rauf hin die Pa ti en tin auf den Dach gar ten und bat, die ent spre chen den Pflan zen zu zei-gen. Die Pa ti en tin deu te te auf eine Rank-pflan ze so wie eine Stau de und äu ßer te die

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ne durch ge führ te sui zi da le Hand lung. Die-ser Fall ver deut licht die Bri sanz der The-ma tik: Hier konn te die Pflan ze, de ren Bee-ren der psy cho ti sche Pa ti ent ein ge nom-men hat te, erst mit ei ni gen Ta gen Ver zö-ge rung be stimmt wer den. Die zu wei sen-de Kli nik schick te uns auf un se re Bit te hin einen Zweig mit Blät tern und Bee ren zu, den wir zur bo ta ni schen Be stim mung an das In sti tut für Öko lo gie, Öko to xi ko lo gie und Öko che mie wei ter lei te ten. Die Pflan-ze wur de als Ilex aqui fo li um (Stech pal me) iden ti fi ziert. Die Bee ren von Ilex aqui

fo-li um wer den in der Li te ra tur [17, 18] als

stark gif tig be schrie ben, eine Men ge von 20–30 Bee ren gilt als für Er wach se ne töd-lich. Ver gif tungs er schei nun gen wie Er bre-chen, Fie ber, Nie ren ver sa gen, Herz rhyth-mus stö run gen und Krampf an fäl le kön-nen mit zeit li cher La tenz von 20 h auf tre-ten. Die vom Pa ti en ten ein ge nom me ne Men ge von ca. 10 Bee ren hät te also zu er-heb li chen, wenn auch nicht un be dingt töd-li chen, Ver gif tungs er schei nun gen füh ren kön nen. Die Un ter las sung der pri mären Gif tent fer nung so wie der in ten siv me di zi-ni schen Über wa chung in Un kennt zi-nis der Noxe ist kri tisch zu über den ken.

Kon se quen zen für die

psy chi at ri sche Ver sor gung

Aus dem oben Ge sag ten er ge ben sich drei für die Ver sor gung re le van te Punk te: Ers-tens ist der In for ma ti ons grad des me di zi-ni schen Per so nals über Gift pflan zen ge-ring, zwei tens ist der kli ni sche Um gang mit Pflan zen ver gif tun gen bis wei len kom-plex und drit tens wer den die Ge fah ren durch Gift pflan zen in Or ga ni sa ti on und Aus stat tung von Kli ni ken bis lang nicht be-rück sich tigt.

Zsig mond [19] kon sta tiert eine „Mo de-ab hän gig keit der Ver gif tun gen“, wel che nicht nur durch Wirk sam keit und Schnel-lig keit ei nes Gif tes, son dern auch durch des sen all ge mei ne Ver füg bar keit be ein-flusst wer de.

Die zu neh men de Hin wen dung zu pflanz li chen Gif ten durch In for ma ti on in Sui zid fo ren im In ter net so wie münd-li chen In for ma ti ons aus tausch bei gleich-zei ti ger na he zu ubi qui tär er Ver füg bar keit lässt dem nach ein An stei gen der Zahl in sui zi da ler Ab sicht her bei ge führ ter Pflan-zen ver gif tun gen er war ten. Die Fall zah len

na pel lus (Ei sen hut) und Ta xus bac ca ta

(Eibe). Wei te re ge mel de te Pflan zen sind

Da tu ra spec. (En gel strom pe te), Di gi ta lis

spec. (Fin ger hut), Ne ri um ole an der (Ole an-der), Col chi cum au tum na le (Herbst zeit lo-se), My ri sti ca fra grans (Mus kat nuss) und

La b ur num anagy ro i des (Gold re gen).

Dis kus si on

Die Fall ge schich ten il lus trie ren, dass Ärz te im Ge gen satz zu In to xi ka tio nen mit Phar-ma ka oder han dels üb li chen Che mi ka li en bei pflanz li chen Ver gif tun gen vor be son-de re Schwie rig kei ten ge stellt wer son-den.

Im ers ten ge schil der ten Fall ist mit der Ein nah me ei ner der Pa ti en tin als gif tig be-kann ten Blü ten pflan ze von ei ner sui zi da-len Hand lung aus zu ge hen. Hier war der Name der ein ge setz ten Pflan ze be kannt. Die Gift zen tra le emp fahl eine in ten siv me-di zi ni sche Über wa chung an ge sichts des in Maiglöck chen ent hal te nen Di gi ta li sto xins. Nach Gabe von 20 g Ak tiv koh le und Glau-ber salz so wie ei ner Ma gen spü lung wur de die Pa ti en tin für 24 h auf der In ten sivsta ti-on der in ne ren Me di zin über wacht.

Im zwei ten Fall liegt eher ein Agier ver-hal ten als eine ziel ge rich te te sui zi da le Hand-lung vor. Es wur den die Über wa chung der Kreis lauf pa ra me ter so wie nach Rück spra-che mit der Gift zen tra le Bonn zu nächst die Gabe von 1 g Koh le pro kg Kör per ge-wicht an ge ord net. Die Gift zen tra le riet wei-ter hin zur ge nau en Be stim mung der Pflan-zen, um über even tu el le wei te re Maß nah-men wie pri märe Gif tent fer nung oder In-ten si v über wa chung ent schei den zu kön-nen. Nur durch die be nach bar te Lage zum Bo ta ni schen In sti tut der Hoch schu le konn-te eine zeit na he Be stim mung der Pflan zen durch eine hin zu ge zo ge ne Bio lo gin er fol-gen. Es er gab sich hier bei, dass die Pa ti en-tin Ca ly ste gia se pi um (Ge mei ne Zaun win-de) so wie Ly si ma chia punc ta ta (Gold fel-be rich) ein ge nom men hat te. Nach er neu-ter Rück spra che mit der Gift zen tra le wur-den die bis lang ge trof fe nen Maß nah men als aus rei chend er ach tet, da nur die Ge mei-ne Zaun win de für den Men schen gif tig ist und die Wir kung al len falls in Durch fäl len be steht. Die Pa ti en tin war wäh rend des ge sam ten Über wa chungs zeit raums wach, voll ori en tiert und kreis lauf sta bil.

Im drit ten Fall han delt es sich um ei-ne un ter Ein fluss psy cho ti scher Phä no me-Über zeu gung, Stech ap fel ge ges sen zu

ha-ben.

Fall 3

Ein 20 Jah re al ter Mann mit ei ner schi zo-phre nen Psy cho se wur de aus ei ner be nach-bar ten psych ia tri schen Kli nik we gen der hie si gen in ter dis zi pli nären Be hand lungs-mög lich kei ten in un ser Haus ver legt. Er hat te un ter dem Ein fluss im pe ra ti ver Stim-men ver sucht, sich durch die Ein nah me von Bee ren, die an ei nem Strauch in der Gar ten an la ge der Kli nik wuch sen, zu sui-zi die ren. Ihm sei nicht be kannt ge we sen, um wel che Pflan ze es sich han del te, er ha-be sie al ler dings auf grund ih res Aus se hens für gif tig ge hal ten und ca. 10 Bee ren ein-ge nom men. Da rauf hin hat te er sich beim Pfle ge per so nal ge mel det. Bis zur Ver le-gung in un se re Kli nik, die in ner halb von drei Stun den vor ge nom men wur de, wa-ren an ge sichts des Aus blei bens von Ver gif-tungs sym pto men kei ne spe zi fi schen The-ra pie maß nah men ein ge lei tet wor den.

Mel dun gen an den

Gift not ruf Mün chen

Um zu klä ren, ob es sich bei den hier auf ge-tre te nen Fäl len um eine zu fäl li ge Häu fung sel te ner Er eig nis se han delt, wer te ten wir ent spre chen de Mel dun gen an den Gift not-ruf Mün chen aus.

Bei Mel dun gen an Gift zen tra len wer-den auch die Um stän de der Ein nah me von No xen er fasst. Der Gift not ruf Mün chen er-hielt im Zeit raum von 1996 bis 2001 67 An-ru fe we gen der Ein nah me von Gift pflan-zen in sui zi da ler Ab sicht. In dem un ter-such ten Zeit raum kam es zu ei nem To des-fall durch Ei ben na deln. Laut Arzt brief war die To des ur sa che die Ver gif tung durch die Ei ben na deln, die to xi sche Ta xinal ka loi de ent hal ten. Vor dem Er he bungs zeit raum war be reits im Jahr 1988 eine töd li che Ver-gif tung durch Ein nah me von Pflan zen tei-len der Eibe ge mel det wor den. 1987 war es durch die ora le und rek tale Ein nah me von Ei sen hut zu ei ner wei te ren töd li chen Pflan-zen ver gif tung ge kom men.

Die im Be reich des Gift not rufs Mün-chen wäh rend des un ter such ten Zeit rau-mes am häu figs ten in sui zi da ler Ab sicht ein ge nom me ne Pflan ze war Atro pa bel

la-don na (Toll kir sche) ge folgt von Aco ni tum

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Der Nervenarzt 7 · 2005

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des Gift not rufs Mün chen zei gen, dass es sich nicht um eine exo ti sche Pro b le ma tik han delt. Das me di zi ni sche Ver sor gungs sys-tem ist da rauf je doch nicht vor be rei tet. Die-se An nah me wird ge stützt durch Stu di en von Sca li se [20] und Har chel road [21], in de nen Bil der von Bee ren und Pflan zen me-di zi ni schem Per so nal prä sen tiert wur den, wo bei nur 10 häu fig vor kom men der Bee-ren und 17 häu fig vor kom men der Gar ten-pflan zen kor rekt iden ti fi ziert wer den konn-ten. Dies ist als pro b le ma tisch ein zu stu fen, da ein no xen spe zi fi sches, ziel ge rich te tes di ag nos ti sches und the ra peu ti sches Vor ge-hen so wie die In di ka ti on wei te rer Maß nah-men wie Über wa chung und La bor kon trol-len die ge naue Kennt nis der ein ge nom me-nen Pflan ze er for dern. Da nicht zu er war-ten ist, dass sich der Kennt nis stand des me-di zi ni schen Per so nals än dern wird, emp-fiehlt sich die Be stim mung su spek ter Pflan-zen in Zu sam men ar beit mit der Gift Pflan-zen tra-le, bei spiels wei se durch Über mitt lung von Di gi tal auf nah men.

Das zwei te Kern pro blem be steht im kli ni schen Um gang mit pflanz li chen Ver-gif tun gen: An ge sichts der Viel falt pflanz-li cher No xen stellt Kun kel [22] fest, dass trotz der Ver füg bar keit spe zi fi scher phy-sio lo gi scher An ta go nis ten eine Gif tent fer-nung so wie eine symp to ma ti sche Be hand-lung häu fig die ein zi ge Be hand hand-lungs mög-lich keit dar stel len. Zur In di ka ti ons stel lung von Gif tent fer nungs maß nah men oder in-ten siv me di zi ni scher Über wa chung ist die zwei fels freie Be stim mung der ein ge nom-me nen Pflan ze ins be son de re des we gen er-for der lich, da die in vie len Fäl len üb li che 24-stün di ge In ten si v über wa chung bei In-to xi ka tio nen nicht im mer aus reicht. Ei-ni ge Pflan zen gif te, z. B. die To xi ne aus

Ri ci nus com mu nis (Wun der baum), sind

näm lich von re la tiv lan ger Wir kungs dau-er. Noch Tage nach der Ein nah me, der zu-nächst ein sym ptom lo ses frei es In ter vall fol gen kann, kön nen schwe re Organ schä-den wie Nie ren- und Le ber ver sa gen auf tre-ten. Die Über wa chungs dau er muss da her der je wei li gen ein ge nom me nen Noxe an-ge passt wer den.

Die In di ka ti on ei ner pri mären Gif tent-fer nung hängt aber auch von der Men ge der ein ge nom men Noxe ab; die Gift zen tra-len ge ben hier zu auf An fra ge de tail lier te Hin wei se. Die se Maß nah me soll te we gen ih rer Ne ben wir kun gen (Va gus reiz, Aspi

ra-Zusammenfassung · Summary

Nervenarzt 2005 · 76:875–878

DOI 10.1007/s00115-005-1912-y © Sprin ger Me di zin Ver lag 2005

W. Ka wohl · J. Eckert · G. Ger ber-Zu pan E. Ha ber mey er

Pflan zen ver gif tun gen –

psy chi at ri sche Aspek te

Zu sam men fas sung

Seit der An ti ke sind Pflan zen ver gif tun gen do ku men tiert, trotz dem wer den In to xi ka-tio nen mit pflanz li chen Gif ten im psych ia-tri schen Schrift tum we nig be ach tet, und die Ge fahr durch Gift pflan zen wird ge mein-hin ver kannt. In die sem Ar ti kel wird die se Pro b le ma tik er ör tert. Es wer den wei ter hin ent spre chen de Emp feh lun gen zur Ver mei-dung von Pflan zen ver gif tun gen und zum all ge mei nen Um gang mit de ren Fol gen ge-ge ben.

Schlüs sel wör ter

Ver gif tung · Sui zid · Gift pflan ze

Psy chi at ric as pects of

plant poi son ings

Sum ma ry

Plant poi son ings have been re port ed since an cient times. De spite this, lit tle at ten tion is paid to in tox i ca tions with herb al poi sons by psy chi at ric lit er a ture and the dan ger from poi son ous plants is com mon ly un der es ti-mat ed. This prob lem is dis cussed here, and ad vice for the pre ven tion of plant poi son-ings and gen er al ly deal ing with pa tients in-tox i cat ed by herb al poi sons is giv en.

Key words

Poi son ing · Sui cide · Poi son ous plant

ti on, Öso pha gus rup tur) nur nach sorg fäl ti-ger In di ka ti ons stel lung er fol gen. Fest zu hal-ten bleibt, dass ein Ab war hal-ten des Auf tre-tens von Ver gif tungs sym pto men und die le dig lich symp to ma ti sche Be hand lung we-nig sinn voll sind und von Roth und Daun-de rer so gar als Kunst feh ler ge wer tet wer-den [17].

Dazu kommt als drit ter für die Ver sor-gung re le van ter Punkt, dass in ge schlos se-nen psych ia tri schen Ein rich tun gen zwar hohe Si cher heits stan dards an ge strebt wer-den, die Be pflan zung von an ge schlos se-nen Gar ten an la gen bis lang je doch tra di-tio nell in den meis ten Fäl len eher äs the ti-schen Aspek ten [23–25] folgt. Nach dem sich bei ei ner Kon trol le der ge schütz ten Sta tio nen im Uni ver si täts kran ken haus Aa-chen 43 der Pflan zen auf dem Dach gar-ten und so gar 58 der Pflan zen auf den Sta ti ons flu ren als gif tig und in ein zel nen Fäl len als stark gif tig er wie sen hat ten [26], wird die Not wen dig keit, einen ent spre-chen den Aus tausch gif ti ger Pflan zen vor-zu neh men, deut lich. Dies wur de in Aa-chen und Zü rich be reits be gon nen.

Fazit

Zu sam men fas send las sen sich die fol gen-den Ker naus sa gen for mu lie ren:

F Bei un kla ren In to xi ka tio nen oder

auch de li ran ten Zu stands bil dern soll-te im mer auch an Pflan zen ver gif tun-gen ge dacht wer den, ent spre chen de kli ni sche Maß nah men soll ten er grif-fen wer den.

F Bei ge si cher ten Pflan zen in to xi ka

tio-nen soll te eine As ser vie rung der Pflan-ze oder von Pflan Pflan-zen tei len in je dem Fall vor ge nom men wer den, um eine bo ta ni sche Be stim mung durch füh ren zu kön nen und das wei te re Vor ge hen nach de ren Er geb nis aus zu rich ten.

F Kon takt zu ei ner Gift zen tra le soll te

eben falls un be dingt auf ge nom men wer den [27].

F Falls eine schnel le Be stim mung der

Pflan ze nicht selbst durch ge führt wer-den kann, kön nen bei spiels wei se mit ei ner Di gi tal ka me ra oder ei nem Mo-bil te le fon Fo to gra fi en der Pflan ze an-ge fer tigt wer den, die dann zur Be stim-mung an die Gift zen tra le ver sandt wer den kön nen.

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F Zur Prä ven ti on von Pflan zen ver gif

tun-gen im psych ia tri schen Um feld emp-fiehlt es sich, zu min dest die Pflan-zen be stän de auf ge schütz ten Sta tio-nen zu über prü fen und ggf. aus zut au-schen.

Kor re spon die ren der Au tor

Dr. W. Ka wohl

Psy chi at ri sche Uni ver si täts kli nik, Lengg stra ße 31, Post fach 1931, 8032 Zü rich, Schweiz

E-Mail: wolf ram.ka wohl@puk.zh.ch

Dank sa gung

Wir dan ken Herrn Univ.-Prof. Dr. med. Axel Hin rich Mur ken, Di rek tor des In sti tuts für Ge schich te der Me di zin und des Kran ken haus-we sens der RWTH Aa chen, für sei ne Hil fe bei der Klä rung his to ri scher Hin ter grün de der Ge stal tung von Gär ten und Parks psych ia tri scher Kran ken häu ser.

In ter es sen kon flikt: Der kor re spon die ren de

Au tor ver si chert, dass kei ne Ver bin dun gen mit ei ner Fir ma, de ren Pro dukt in dem Ar ti kel ge-nannt ist, oder ei ner Fir ma, die ein Kon kur renz-pro dukt ver treibt, be ste hen.

Li te ra tur

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Giftige Pflanzen und Pilze

Informationsbroschüren des BfR

Eine eindeutige Bestimmung der Giftquel-le und die richtige Einstufung des Risikos können nach Vergiftungen durch Pflanzen und Pilze lebensrettend sein. Die dafür erforderlichen Informationen bieten zwei vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) neu aufgelegte Broschüren. In kurzen, farbig bebilderten Darstellun-gen wird darin auf die möglichen Gefah-renpotenziale einzelner Pflanzen bzw. Pilze eingegangen. Außerdem wird jeweils ein Überblick über konkrete Handlungsemp-fehlungen bei Vergiftungen gegeben. Die Broschüre „Risiko Pflanze – Einschät-zung und Hinweise“ liefert Antworten auf eine Vielzahl von Fragen zu Pflanzen in Haus und Garten, auf die in diesem Zusam-menhang besonders zu achten ist. „Risiko Pilze“ spiegelt die neuesten Erfah-rungen der Giftinformationszentren aus dem gesamten Bundesgebiet wider. So gibt es Pilze, die in der älteren Literatur als essbar beschrieben werden, sich zwischen-zeitlich aber als giftig oder zumindest gift-verdächtig erwiesen haben. Bei anderen Arten sind Unverträglichkeiten bekannt geworden.

Die Broschüren „Risiko Pflanze“ (45 Sei-ten) und „Risiko Pilze“ (65 SeiSei-ten) können schriftlich bei der Pressestelle des BfR, Thielallee 88-92,

14195 Berlin

oder unter der E-Mail-Adresse r.golsch@bfr.bund.de

gegen einen Unkostenbeitrag von EUR 5,– bestellt werden.

Quelle: Bundesinstitut für Risikobewertung (www.bfr.de)

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