DIE VERWENDUNG STABILER ISOTOPE ZUR CHARAKTERISIERUNG VON HONIGEN,
IHRER HERKUNFT UND IHRER VERFÄLSCHUNG
L’utilisation d’isotopes stables pour caractériser les miels,
leur origine et leur falsification
Hubert ZIEGLER Willibald STICHLER Anna MAURIZIO Günther VORWOHL
Institutfür
Botanik undMikrobiologie
der Technischen Universität München*
. Institut für Radiohydrometrie der
Gesellschaft für
Strahlen-und
Umweltforschung
mbH., München**
.
Liebefeld (Schweiz)
***
.
Landesanstalt für
Bienenkunde der Universität HohenheimSUMMARY
THE USE OF STABLE ISOTOPES FOR THE CHARACTERIZATION OF HONEYS, THEIR ORIGIN AND ADULTERATION
In general, plants used
by
bees as nectar sources belong to theC!-typ
of photosynthetic CO,-fixation. As a consequence, honeymostly
shows the 813 C-values of C!-plants. Additionof cane-sugar or
corn-products ("
isomerose syrup " or " apireve")
to the honey(or feeding
these substances to bees) would
change
this 813C-value. This allows a sensitive proof for theabsence of such additions. The 8D-values in the dry substance of
honey
may be used inspecial
cases to identify the geographic origin of the
honey.
ZUSAMMENFASSUNG
Pflanzen, die von Bienen als Nektarlieferanten benutzt werden,
gehören
normalerweise demC.-Typ
der photosynthetischenCO,-Fixierung
an. Honig zeigt daher in der Regel einen 8’3
C-Wert, der
demjenigen
von Ca-Pflanzenentspricht. Verfälschung
von Honig (oder Fütte-rung der Bienen) mit Saccharose aus Zuckerrohr (nicht Zuckerrübe!) oder mit Produkten aus
Maisstärke
(z.
B. «Isomerose-Sirup
» oder «Apireve »)
ändert den $"C-Wert des Honigs. Diesermöglicht ein empfindliches Verfahren zur Prüfung der Abwesenheit derartiger Verfälschun- gen. Der SD-Wert in der Honig-Trockensubstanz kann in bestimmten Fällen Hinweise auf die
geographische
Herkunft des Honigs geben.I. - EINLEITUNG
Bei den
Landpflanzen
finden sich dreiHauptformen
derphotosynthe-
tischen
CO,-Fixierung (vgl. Übersicht
bei OsMONn u.Z IEGLER , 1975).
Bei denmeisten Arten ist
3-Phosphoglycerat,
eineVerbindung
mit dreiC-Atomen,
daserste faßbare
Photosyntheseprodukt (« C 3 -Pflanzen »).
Bei vielentropischen
Gräsern und bei
einigen,
verwandtschaftlich weit voneinander getrenntenDikotylen
sinddagegen C 4 -Dicarbonsäuren (Malat, Aspartat)
die ersten Pro-dukte der
CO,-Fixierung
im Licht(c< C 4 -Pflanzen »).
Schließlichgibt
es Pflan-zen
(meist Sukkulente,
z.B. vieleCrassulaceae, Cactaceae, Euphorbiaceae),
dieCO
2
sowohl im Licht wie im Dunkeln imgrößeren
Ausmaß fixierenkönnen,
wobei dieLichtfixierung
demC 3 -Weg,
dieDunkelfixierung dagegen
demC 4 - Weg
derPhotosynthese folgt :
Pflanzen mit « Crassulacean Acid Metabolism »(«
CAM-Pflanzen»).
Diese verschiedenen Formen der
photosynthetischen CO,-Fixierung
wur-den zwar mit Hilfe des radioaktiven
Isotops
14Cidentifiziert,
sie können aber auch mit Hilfe des stabilenIsotops
13Cgekennzeichnet werden,
das natürlich vorkommt(im CO 2
derAtmospäre
sind98,89 %
12C und1,11 % 13 C). Allgemein bevorzugen
die Pflanzen bei derPhotosynthese 12 C0 2 gegenüber 13 C0 2 .
DieDiskriminierung
des13 C0 2
ist aber viel stärker beiC 3 -Pflanzen
als beiC 4 -
Pflanzen
(und
bei CAM-Pflanzen viel stärker beiTag
als beiNacht),
d.h.C 4 -
Pflanzen haben einen relativ
größeren
13C-Anteil in ihrenorganischen
Verbin-dungen
alsC 3 -Pflanzen. (CAM-Pflanzen
sollen hier außer Betrachtbleiben,
weil sie in
Europa
alsNektarpflanzen
nur eineuntergeordnete
Rollespielen, desgleichen
in denLändern,
die den Weltmarkt mitHonig
beliefern. In dem bisher auf stabileIsotopen
untersuchten Material sind siepraktisch
nichtvertreten.)
Als Maß für den relativen 13C-Anteil in einer Probe dient der 813C-Wert :
(Als
Standard dient ein definierterKalkstein.) Weniger negative
813C-Werte
zeigen
einen relativ hohen 13C-Gehalt der Probe an,negativere
dement-sprechend geringe
13C-Anteile.C 4 -Arten
habena 13 c- Werte,
die stets über- 20
0!00 liegen (meist
etwa um -14 0!00),
währendC 3 -Arten
813C-Werte von< — 20
0!0o
aufweisen(meist
etwa um - 250/!,o).
Soweit man
weiß, gehören
die Nektar liefernden Pflanzen in derRegel
zuden
C 3 -Pflanzen.
Da beiUmsetzungen
von Futter der a13C-Wert sich nichtwesentlich
ändert,
ist daher zu erwarten, daßHonig
normalerweise ähnliche 8i3
C_Werte aufweist wie die
C 3 -Pflanzen.
Dies zuprüfen,
war eine derAufgaben
dieser Arbeit. Auf der anderen Seite sind sowohl das Zuckerrohr als auch der Mais
C 4 -Pflanzen,
deren Produkte die charakteristischen 813C-Werte(> -
20!!oo)
aufweisen. Sofern demnach Saccharose aus Zuckerrohr oder Substanzen aus Maisstärke(z.B.
«Isomerose-Sirup
» oder «Apireve o)
demHonig
zugesetzt oder an Bienen zur Trachtzeit verfüttertwerden,
wird sich das in einerVerschiebung
des 813C-Wertes(in Richtung
aufweniger negative Werte)
bemerkbar machen. Dies wird imfolgenden belegt.
Weniger durchsichtig
ist das Zustandekommen des 8D-Wertes(der
ganzentsprechend abgeleitet
wird wie der8 13 C-Wert,
mit einem bestimmten Meer-wasser als
Standard)
in derorganischen
Substanz bei Pflanzen und Pflanzen-produkten (vgl.
ZiEGLEx u.Mitarb., 1976).
Hier soll nur alsFaustregel
ange-geben werden,
daß die relativen Deuteriumwerte in derorganischen
Trocken-substanz umso höher
liegen (d.h.
der 8D-Wert umsoweniger negativ ist), je
arider der Standort der Pflanze
ist;
außerdem sindC 4 -Pflanzen
i.a. Deuterium- reicher alsC 3 -Pflanzen.
Es schien deshalb auch vonInteresse,
die 8D-Werte der verschiedenenHonigsorten
miteinander zuvergleichen.
II. - MATERIAL UND METHODEN
Der
größte
Teil derHonigproben
stammte von den Autoren (Maurizio;Vorwohl).
Einigeweitere Proben wurden uns dankenswerterweise von Herrn Dr. Talpay, Institut für Honig-
forschung,
Bremen, überlassen, bzw. von Frau Dr. Roswitha Schmid, München, in Brasilien besorgt. Die Apireve-Proben (vgl.I.N.R.A.-Apifrance)
verdanken wir Herrn Dr. J. LOUVEAUX, I.N.R.A., Bures-sur-Yvette. Die Trachtpflanzen deranalysierten
Honigproben wurden zumgroßen
Teil auf Grund desPollengehaltes
im Honig charakterisiert, wobei nach LOUVEAUX,M
AURIZIO u. VORWOHL (1970) verfahren wurde. Für die Isotopenbestimmung wurden die
Proben 24 Std. bei 60 °C getrocknet. Die weitere Verarbeitung und die massenspektrometrische Bestimmung der Isotopen erfolgte wie früher angegeben (OsMOrrn u. Mitarb., 1975). Zwei
Werte können dann als gesichert verschieden betrachtet werden, wenn sie beim 8&dquo;C um
0,3 °/oo, beim 8D um 3 °/oo
auseinanderliegen.
III. - ERGEBNISSE UND DISKUSSION
1) Isotopengehalte
natürlicherHonige.
Wie aus den Tabellen 1 und 2hervorgeht,
haben fast alle untersuchtenHonigproben 8 13 C-Werte,
die denender
C 3 -Arten entsprechen.
Ausnahmen bilden nureinige Honige
aus Brasilien.Da die
Pollenanalyse
bei diesen Proben(vgl. B ARTH -S CHATZMAYR , 1969, 1971)
keine
Anhaltspunkte
für die Herkunft des Nektars vonC 4 -Pflanzen ergab,
ist zuvermuten, daß die Bienen entweder
Zuckerrohrprodukte
als natürliche Tracht benützten oder daß die Bienen mit Zuckerrohr-Saccharosegefüttert
wurden.Die Werte
liegen (mit
Ausnahme des einenPreßhonigs :
- 17.850 / 00 )
soniedrig,
daß eine bloße
Zufügung
von Zuckerrohr-Saft zu normalemHonig
wohl alsErklärung
ausscheidet.Weit stärkere
Schwankungen
als der 813C-Gehaltzeigen
die !D-Werte.Sie werden einmal durch die Art der
Haupttrachtpflanze bestimmt,
weiterhinaber auch von der
geographischen Region
ihrer Herkunft bzw. deien klima- tischenBedingungen.
So haben z.B. alleCitrushonige
einen hohen Deuterium-gehalt,
dochliegen
die Werte derHonigproben
aus Israeldurchwegs
höher alsbei der Probe aus
Spanien.
Für ein detaillierteres Verständnis der Zusammen-hänge
reicht dasbisherige
Material noch nicht aus.Außerordentlich einheitlich sind in allen untersuchten natürlichen
Honig- proben
die Anteile von Kohlenstoff und Wasserstoff an derorganischen Trockensubstanz;
darin kommt das sehr starkeÜberwiegen
der Zucker imHonig
zum Ausdruck. Mit denbisherigen Erfahrungen (vgl. Übersicht
beiL
OUVEAUX
, 1968)
stimmen die sehrgeringen,
mit unserer Methode oft nicht mehr faßbarenAschengehalte
derHonigproben
überein. Etwas aus der Reihe fallen hier nureinige Kastanienhonige. Möglicherweise
enthalten sieHonigtau,
der sich im
mikroskopischen
Befund nicht bemerkbar macht.2) Isotopengehalte
vonexperimentell
verfälschten und derFälschung verdächtiger Honigproben.
NebenSaccharoselösungen
kommen als Futter- substanzen für Bienen oder als Zusatzstoffe vor allem dieMaisprodukte
Iso-merosesirup
undApireve
in Betracht. Wie Tab. 3 erkennenläßt,
unterscheiden sich sowohl derIsomerosesirup
wieApireve
im !&dquo;C- und im 8D-Wert erheblichvom normalen
Honig,
während dieC-,
H- undAschengehalte
nichtgesetzmäßig
verschieden sind.
Die
experimentell
vorgenommenenMischungen
von « Standard»-Honig
mit verschiedenen Anteilen
Isomerosesirup
bzw.Apireve (es
wurde eine 1 :1-Mischung
vonApireve
undApireve
Sverwendet) ergaben Verschiebungen
imGehalt der stabilen
Isotope,
die in allenpraktisch
interessierenden Fällen(beim
öl3C-Wert bis zum Verhältnis Zusatzstoff :Honig
= 1 :19)
einen eindeu-tigen
Nachweis derManipulation
erlaubt. Derniedrigste
Zusatz liefert aller-dings 8 13 C-Werte,
die in denStreuungsbereich
derentsprechenden
Zahlen fürnatürliche
Honige
fallen. Der Nachweis vonVerfälschungen
in der Größenord- nung von 5%
läßt sich also nur im Modellversuch sicher führen.Es ist darauf
hinzuweisen,
daß Saccharose aus derZuckerrübe,
einerC a - Pflanze,
oderStärkeprodukte
etwa ausWeizen, Roggen
oder Kartoffel(eben-
falls
durchwegs C 3 -Arten)
!&dquo;C-(und 8D-)
Werteaufweisen,
die sich von denendes «
Normalhonigs
»(bzw.
« Normalnektars»)
nicht unterscheiden. Die Stärke bzw. das Dextrin ineinigen Honigproben
der Tab. 3 dürfte demnachvon solchen Pflanzen stammen.
Während der
Kunsthonig
in Tab. 3 hinsichtlich des 813C-Wertes zwar nahe derGrenze,
aber noch innerhalb desC,-Bereiches liegt,
ist der «Industriehonig
»eindeutig
im Bereich der 813C-Werte vonC 4 -Pflanzen;
bei seinerHerstellung
muß demnach
überwiegend
Material vonC 4 -Arten,
vermutlich Maisstärke oderZuckerrohr-Saccharose,
verwendet worden sein.Es bleibt weiter zu
prüfen,
ob esirgendwo C 4 -
oder CAM-Pflanzengibt,
die als
Trachtpflanzen
für Bienen soergiebig sind,
daß ihre Gehalte an 13C undan Deuterium die alac- und 8D-Werte des
Honigs
wesentlich beeinflussen. Die allermeisten(alle ?) Honige
stammen aber von der Tracht ausC a -Pflanzen
undbei ihnen lassen sich
Verfälschungen
mit Zuckerrohr- undMaisprodukten
mitder
angegebenen
Methodeeindeutig
nachweisen.Eingegangen
im April 1977.Re.&dquo; pour pu6lication en avril 1977.
DANK
Wir danken Frau Waltraud LOTZ für sorgfältige technische Assistenz und der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
für eine Sachbeihilfe.RÉSUMÉ
Les plantes utilisées par les abeilles comme sources nectarifères appartiennent
générale-
ment au type C3 de la fixation du CO2 par
photosynthèse.
En conséquence le miel présente principalement les valeurs C’$8 desplantes
C,. L’addition au miel de sucre de canne ou de pro- duits du maïs(«
sirop d’isomérose n ou « apirêve »)changerait
cette valeur C&dquo;S. Ceci fournitun moyen sensible pour tester l’absence de telles additions. Les valeurs D8 de la matière sèche du miel peuvent être utilisées dans certains cas pour identifier l’origine géographique du miel.
LITERATUR B
ARTH O. M. (-SCHATZMAYR), 1969. - Pollenspektren einiger brasilianischer Bienenhonige.
Zeitschr. f. Bienenforschg., 9, 410-419.
B ARTH
O. M. (-SCHATZMAYR), 1971. - Mikroskopische Bestandteile brasilianischer
Honig- tauhonige.
Apidologie, 2, 157-167.INRA-APIFRANCE. Apireve 80 (Prospekt).
LouvEAux J., 1968. - Composition, Propriétés et Technologie du Miel. In : Traitgde
Biologie
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LouvEnux J., MAURIZIOAnna, VORWOHLG., 1970. - Internationale Kommission für Bienen- botanik der I.U.B.S. Methodik der Melissopalynologie. Apidologie, 1, 193-209.
O
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Naturwiss. Rundsch., 28, 323-328.O SMOND
C. B., ZIEGLERH., STICHLERW., TRIMBORN P., 1975. - Carbon isotope discrimination in alpine succulent plants supposed to be
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(Berl.), 18, 209-217.Z
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