C OMPOSITIO M ATHEMATICA
L. K ANTOROWITSCH
Über die Vollständigkeit eines Systems von Funktionen, die von einem stetigen Parameter abhängen (Ein Beitrag zur Theorie der
Integralgleichungen erster Art)
Compositio Mathematica, tome 2 (1935), p. 406-416
<http://www.numdam.org/item?id=CM_1935__2__406_0>
© Foundation Compositio Mathematica, 1935, tous droits réservés.
L’accès aux archives de la revue « Compositio Mathematica » (http:
//http://www.compositio.nl/) implique l’accord avec les conditions gé- nérales d’utilisation (http://www.numdam.org/conditions). Toute utili- sation commerciale ou impression systématique est constitutive d’une infraction pénale. Toute copie ou impression de ce fichier doit conte- nir la présente mention de copyright.
Article numérisé dans le cadre du programme Numérisation de documents anciens mathématiques
http://www.numdam.org/
Vollständigkeit Systems Funktionen, die
voneinem stetigen
Parameter abhängen
(Ein Beitrag
zur Theorie derIntegralgleichungen
ersterArt)
von
L. Kantorowitsch Leningrad
Es sei
K (x , y )
eine innerhalb desQuadrats (0, 1; 0,1)
sum-mierbare Funktion zweier
Veränderlichen,
für die auch dasLebesguesche Doppelintegral
existiert 1 ).
FaBt man y in
K (x, y )
als Parameterauf,
so erhâlt man eineMenge
von Funktionen von x. DieseMenge
wird alsvollstândig bezeichnet,
wenn keinequadratisch
summierbareFunktion 0(x) existiert,
die zu fast sämtlichen FunktionenK(x, y) -
d.h. füralle y mit Ausnahme von hôchstens einer
Nullmenge -
ortho-gonal
wâre :Bei einem
System
vonorthogonalen
und normierten Funk- tionen ist dieBedingung
dervollstândigkeit
bekanntlich durch die Parsevalsche Identitätgegeben.
Für dieVollstàndigkeit
eines
beliebigen
abzàhlbarenSystems
von Funktionengl (x ) , ,
... besteht eine solcheBedingung
in derErfüllung
derParsevalschen Satzes für ein
System
vonFunktionen,
die durch1) Alle in dieser Arbeit vorkommenden Integrale sind immer auf die gleichen
Grenzen von 0 bis 1 zu beziehen, wir unterlassen daher in der Folge die Angabe
der letzteren.
Orthogonalisation
aus demursprünglichen System folgen,
d.h.für das
Funktionensystem 2)
wo
L1 n
die Gramsche Determinante der Funktionen cp!’ CP2’ ..., 99U bedeutet. Fürjede quadratisch
summierbare Funktionf (x)
mul3also dann die
folgende
Identitât stattfinden:Dabei wird selbstverstândlich
vorausgesetzt,
daß von vorn-herein aus der
Folge
der Funktionen991(x), qg,(x), ... diejenigen ausgeschlossen werden,
die sich als lineare Kombinationen dervorhergehenden
darstellen lassen.Im
vorliegenden
Aufsatzgeben
wir dienotwendige
und hin-reichende
Bedingung
für dieVollständigkeit
eines von einemstetigen
Parameterabhängigen Funktionensystems.
Wirzeigen nàmlich,
daß eine solcheBedingung
in einerGleichung besteht,
welche der
Gleichung (3’) analog ist,
mit demeinzigen
Unter-schied,
daB auf der rechten Seite anstelle der einzelnen Glieder der Summe Mittelwerte von àhnlichen Ausdrücken stehen. Ein anderesweniger
direktes Kennzeichen für dieVollstândigkeit
wurde
übrigens
in einer früheren Arbeit von Ch. H. Müntz ange-geben3).
Zum Beweise unseres Satzes werden wir das nach-folgende
Lemma brauchen:2) G. KOWALEWSKI, Einführung in die Determinantentheorie, S. 224. Vgl.
auch RIEMANN-WEBER, Bd. I, S. 302.
3) CH. H. MüNTz [Mathem. Ann. 87 (1922), 139]. Fragen, die dem obigen
Problem nahestehen, werden auch in Noten von ONICESCU berührt [C. R. 183, 1258; 184, 365]. Vgl. auch Arbeiten von S. LEwrnr [Math. Zeitschr. 32 (1930), 491]. [Matematiëesld Sbornik 39, Heft 3, S. 3.] ]
Lemma. Damit ein
System
von FunktionenK,,(x) =K(x, y) vollstândig sei,
ist esnotwendig
undhinreichend, da,6
dieIntegral- gleichung
erster Artfür jede quadratisch
summierbareFunktion f(x) -
kürzerf(ae)ES2 -
mit einem
beliebig
kleinen mittlerenquadratischen
Fehlererfüllt
werden kônne. D. h.
für je des 8
> 0mu,6
eine FunktionCfJe(Y)
vorhanden
sein, für
diegilt.
Notwendig.
Bestimmen wir namlich zuerst einSystem
vonFunktionen
yk,(r) folgendermaI3en
und konstruieren eine Funktion
K*(x, y),
indem wirsetzen, so
werden,
wie unschwer zuerkennen,
bei n - oo dieFunktionen
K*(x, y )
im Mittel gegen die FunktionK(x, y) konvergieren, d.h. je
nach dem Werte von e > 0 kann ein solcher Wert von Nangegeben werden,
dal3gilt.
Daraufhinzeigen wir, dal3,
wenn dasSystem
der FunktionenK(x, y) abgeschlossen ist,
für einbeliebiges e
> 0 sich eine Funktionlpe(ae)
findenläßt,
die derUngleichung (5) genügt.
Wir betrachten zunâchst das
System
der Funktionen"Pk,n(0153)
aus
(6)
und stellenfest,
daß hier einabgeschlossenes System vorliegt.
Tatsachlich existierte andernfalls eine zu allen"Pk,n(0153) orthogonale Funktion 0(x):
Wir bilden dann den Ausdruck
da
ja,
wie aus(7)
und(9) erhellt, fKn(x, y)P(x) dx
= 0 ist. Wendenwir auf diesen Ausdruck die Schwarzsche
Ungleichung
an, sohaben wir:
Hieraus
folgt,
mit Rücksicht auf diebeliebige
Kleinheit von E,a = 0 oder genauer: für alle y, vielleicht mit Ausnahme einer
gewissen Menge
von MaBeNull, gilt
was der Annahme von der
Abgeschlossenheit
desSystems
derFunktionen
K(x, y) widerspricht.
Da das
System
der Funktionen1J’k,n(ae)
nach dem eben Bewie-senen
vollstândig ist,
so kônnen wir uns der auf der rechten Seitevon
(4)
stehendenFunktion f (x )
mit Hilfe linearer Kombinationen der Funktionen’Pk,n(ae) annâhern,
d.h. wir kônnen für ein be-liebiges a
> 0 solche Werte vonio, ki,
ni’Ci finden,
daB dieUngleichung
erfüllt ist.
Wir setzen nun
wo die Funktion
Ci(y) folgendermaBen
definiert istund wollen
nachweisen,
daß die durchGleichung (10) gegebene
Funktion
lfe(Y)
derUngleichung (5) genügt.
Tatsâchlieh haben wir unterBenutzung
von(6)
und(10)
d.h. die
Bedingung (5)
ist erfüllt.Hinreichend. Es sei die
gestellte Bedingung
erfüllt.Zeigen wir,
daB in einem solchen Falle
jede
Funktion0(x),
die derBedingung (2)
für alle Werte von y - bis etwa auf einegewisse Menge
vomMaI3e Null -
genügt,
der Nullâquivalent
sein muB. Tatsàchlich kann man auf Grund dergemachten
Annahme für einbeliebiges
e > 0 eine Funktion
CfJe(y)
derartfinden,
dal3ist. Betrachten wir die GrôBe
unter
Benutzung
von(2) ergibt
sichAndererseits haben wir auf Grund der Schwarzschen Un-
gleichung
und von(11):
Aus einer
Zusammenstellung
dieserUngleichung
mit demvorausgehenden
Ausdruck für 12 erhalten wirworaus
angesichts
derbeliebigen
Kleinheit von e > 0 sich fastüberall OE(t)
= 0ergibt.
Hauptsatz.
Damit einSystem
von FunktionenK(x, y) =:Ky(0153) vollstândig sei,
ist esnotwendig
undhinreichend, daj3 für jede
Funktion
F (x ) E S2
dieverallgemeinerte
ParsevalscheGleichung gelte:
wo
0394 m (YI’ Y2’ ... , Ym)
die Gramsche Determinantefür
die Funk-tionen
K(x, Y1)’ K(x Y2)’ ..., K(x, Ym) bedeutet,
d.h.wâhrend eine Determinante
bedeutet,
welchessich von
L1 m (YI’
Y2’ ...,Ym) lediglich
durch die letzteSpalte
unter-scheidet,
nâmlichNotwendig.
Wir bemerkenzunâchst,
daß die auf der linkenSeite von
(13)
stehende Reihekonvergent ist,
und dal3 derenSumme
sicher jF2(x)dr
ausfallt. Betrachten wir in der Tat den AusdruckDieser Ausdruck stellt die Summe der
Quadrate
der Fourier- schen Koeffizienten der FunktionF(r)
dar[vgl. (3), (3’), (14), (15)], gebildet
für ein durchOrthogonalisierung
aus den Funk-tionen
K(x, YI)’ ..., K(x, y n)
entstehendesFunktionensystem.
Der Ausdruck
(16)
kann also die GrôBefF2(x)dx
nicht über-steigen. Integrieren
wir denselben nach y1, Y2’ ..., yn , , soergibt sich,
daß auch die Summe von n Gliedern der Reihe(13) jene
GrôBe nicht
übertrifft;
daher ist die Reihe(13) konvergent,
undihre Summe
Um die
Gleichung (13) vollstândig
zubeweisen,
wollen wir vonunserem Lemma Gebrauch machen. Da laut
Voraussetzung
dasSystem
von FunktionenK(x, y ) abgeschlossen ist,
so wird aufGrund des Lemmas für e > 0 eine Funktion
CfJe{y)
zu finden seinderart,
dal3ist. Konstruieren wir nunmehr eine
Treppenfunktion g£ (y),
indemwir setzen:
Kônnen wir auch ein N so
gröB wâhlen.,
daBbei n >
lV dieUngleichung
wo r eine
beliebige
von eunabhängige
GroBeist,
zutrifft.Im weiteren wird es uns noch
bequem sein,
eine FunktionK (YI’ Y2’ ... , Ym 1 ae, y) einzuführen,
die wirfolgendermaBen
definieren:
Wir bezeichnen nun mit
oc(Yl’
y2, - - .,Yn)
das Minimum dermittleren
quadratischen Abweichung
einer linearen Kombination der Funktionenvon der
Funktion F (x),
d.h. die GrôBeund wollen diese GrôBe abschätzen.
Definitionsgemäß
über-steigt
sie nicht die mittlerequadratische Abweichung
gegen die FunktionF(x),
die einer linearen Kombination der Funktionen(21)
von dernachfolgenden
Art zukommt:Also ist
wo N eine nur von e
abhângige
Konstante ist.Schâtzen wir nun den Ausdruck ab
wo
bi
eine Gesamtheit vonZahlen y ist,
welche derUngleichung genügen.
Indem,
wir(7), (8), (20)
und(23) gebrauchen,
erhalten wir:wo a eine
beliebig
kleine GrôBe ist.Ungleichung (24) zeigt, daB,
eineMenge
F vonpositivem
Maß von Punkten des n-dimensionalen Raumes
(YI’
Y2, - - -,Yn)
sich derart
angeben läßt,
daBWir
nehmen j etzt
eine Zahl p hinreichendgroB,
damit man habeund bezeichnen mit E eine solche
Menge
von Punkten des np-dimensionalen Raumes
(Y1’
Y2, - - -ynp),
daß mindestens einer der D Punktezu F
gehöre;
in CE sindaugenscheinlich
nur solche Punkte(YI’ Y2’ ..., Ynp)
enthalten, daB keiner von den p Punkten(27)
zu F
gehôrt, dagegem
alle zu C Fgehôren,
weshalbist. Betrachten
wir jetzt
die Differenz vonfF2(x)dx
und derSumnie von np Gliedern der auf der rechten Seite von
(13)
stehenden Reihe.
Auf Grund von
(22)
ist diese Differenz nunmehrd.h. eine
beliebig
kleineGrôBe,
und dieGleichung (13)
muß alsoerfüllt sein.
Hinreichend. Es sei das
System
von FunktionenK(x, y)
nichtvollstândig ;
dann existiert eineFunktion 0(x)
mitf (j)2(ae )dae :f-: 0,
welche
orthogonal
zu fast sâmtlichen FunktionenK(x, y )
ist.Dann ist aber für diese
Funktion f/J(ae) Gleichung (13)
ersichtlich nichterfüllt,
da alle Glieder der im linken Teile von(13)
stehenden Reihe
gleich
Null sind(siehe (15)),
während wir rechtseine von Null durchaus verschiedene Grô3e haben.
Bemerkung.
Imobigen
Lemma und imHauptsatz
wurdenzwei
Bedingungen
für dieVollständigkeit
einesSystems
vonFunktionen
K(x, y) gegeben.
Da dieseBedingungen
beide not-wendig
und hinreichend waren, so müssen sie auch untereinanderâquivalent sein;
damit istgesagt, dal3,
wenn eine von diesenBedingungen für jede
FunktionF(x) ’E S2 zutrifft,
so auch dieandere. Es kann aber auch das noch exaktere
Ergebnis
ausge-sprochen
werden, daB für einegegebene F(x),e S2
beide Bedin- gungengleichzeitig
entweder zutreffen oder nicht. Esgilt
fol-gendes :
Damit die
Integralgleichung (4),
in deren rechtem Teile die FunktionF (x ) steht,
mit einembeliebig
kleinen mittlerenquadra-
tischen Fehler
erfüllt
werdenkann,
istnotwendig
undhinreichend,
daß
auchGleichung (13 ) für
diese Funktionerfüllt
wird.Das erwâhnte
"Notwendig"
ist für diesen Satz bereits’ bei derBeweisführung
für denHauptsatz
mitbewiesen. Wir wollenjetzt
auch den hinreichenden Charakter
zeigen,
indem wirnachweisen, daB,
wenn für die FunktionF(x) Gleichung (13)
erfülltist,
sichfür
einbeliebiges e
> 0 eine FunktionCfJe(Y)
findenlâl3t,
die derUngleichung (5) genügt.
Wâhlen wir vorerst eine Zahl mo hinreichend
groß,
damit dieSumme von m. Gliedern in linken Teil von
(13)
sich umweniger
als s2 von
fF2(X)dx
unterscheide. Bezeichnen wir ferner mitj (k, 1)
dasalgebraische Komplement
des Elements von Zeile kund
Spalte 1
der DeterminanteL1 m.
Wirzeigen jetzt,
daß dieFunktion
qg,(y),
bestimmt durch dieGleichung
der
Ungleichung (5) genügt.
Finden wir zuerst
JK(x, y)cp(y)dy
und ersetzen beim Inte-grieren
im i-ten Summanden der zweiten Summe die Verânder- liche y durch Yi; dann haben wirNunmehr
folgt
4) Wir benutzen hier die Ungleichung
die unmittelbar ans der Schwarzschen folgt.
Daraus
erhellt,
daBUngleichung (5)
tatsachlich erfülltist,
w, z. b. w.
(Eingegangen den 15. Dezember 1933. Eingegangen mit Ânderungen den
28. November 1934.)