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Compte-rendu de Wolfgang Seibel, Macht und Moral. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, 1940-1944

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Academic year: 2021

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Wolfgang Seibel

Macht und Moral. Die „Endlösung der Judenfrage“ in Frankreich, 1940-1944 München: Konstanz University Press 2010.

384 Seiten, 29.90 Euro. ISBN 978-3-86253-003-8

von Dr. Christoph Brüll, Fonds de la Recherche Scientifique – Universität Lüttich

Im Herbst 1940 registrierten die deutschen Besatzungsbehörden und die Organe des Vichy-Regimes in Frankreich 320.000 Juden. Im Rahmen der „Endlösung der Judenfrage“ wurden bis Kriegsende 75.000 von ihnen nach Auschwitz deportiert. 5.000 Juden kamen in

Frankreich bei Erschießungen und in Lagern um. Vergleicht man mit den beiden anderen besetzten westeuropäischen Ländern, Niederlande und Belgien, so ist die Überlebensrate der Juden in Frankreich signifikant höher. Wolfgang Seibel geht in seinem neuen Buch der Frage nach den Gründen für das letztliche „Scheitern“ der Judenverfolgung in Frankreich nach. Dabei schreibt er über Täter, über Widerstand und über Zuschauer und zeigt doch dabei eindrucksvoll, wie wenig hilfreich allzu eindeutige moralische Kategorisierungen bei der Erklärung und Analyse der Organisation von Verfolgung und Vernichtung der Juden sein können.

Sein Buch versteht sich nicht als eine Gesamtdarstellung. Vielmehr nimmt es

Schlüsselmomente in den Blick. Im Mittelpunkt steht dabei das Verhältnis der deutschen Besatzungsbehörden, insbesondere der SS, zu den Organen des Vichy-Regimes. Die

Leitfragen sind die nach „Macht und Moral“, aber auch nach Handlungsspielräumen bei den beteiligten Akteuren. Gerade hierin erkennt er neues Potential bei der wissenschaftlichen Auseinandersetzung der „Endlösung“, die das Spannungsverhältnis zwischen Kausalanalyse und Identitätsstiftung in der Völkermordforschung zumindest teilweise auflösen kann. Nach einem präzisen Überblick über die deutschen Okkupationsbehörden und ihre

Beziehungen zu den französischen Institutionen im unbesetzten Teil Frankreichs geht es im zweiten Teil um „Die SS als politischer Akteur“, in dem zunächst der Machtkampf der SS mit der Wehrmachtsverwaltung 1941/1942 dargestellt wird. In dem Kapitel zum

„Oberg-Bousquet-Abkommen“ vom August 1942 entwickelt Seibel seine Problemstellung, die präzise, immer quellengestützte Schilderung der deutschen Besatzungsinteressen in Frankreich und der „Staatskollaboration“ des Vichy-Regimes bei der Judenverfolgung. Deutlich wird dabei, dass der Wille zu Verfolgung und Vernichtung auf deutscher Seite immer vorhanden war, dass jedoch die leitenden SS-Funktionäre (insbesondere der Befehlshaber der Sipo und des SD Helmut Knochen) immer wieder Abwägungen bei der Organisation der „Endlösung“ zu treffen hatten, um die französischen Interessen und damit die Stabilität der Besatzungspolitik zu berücksichtigen – im Gegensatz zu den radikaleren Positionen der „Judenreferenten“ Dannecker und Röthke, die auf eine Ausführung der Deportationspläne Eichmanns drängten.

Die Bereitschaft der Vichy-Behörden, sich an der Verfolgung der Juden durch Polizeieinsatz zu beteiligen, wurde erst durch den zunehmenden Protest der (katholischen) Kirche

abgeschwächt und führte letztlich zum „Scheitern“ der „Endlösung“. Die Untersuchung der Frage, inwiefern das moralische Urteil der Kirche das politische Handeln des Vichy-Regimes und damit auch seiner Verhandlungspositionen gegenüber den deutschen Behörden

beeinflusst hat, bildet den Kern von Seibels Analysen. Dabei arbeitet er auch die „Transmitter“ der Macht heraus, die dazu notwendig waren. Dabei war es die stützende

Funktion der Kirche für das Vichy-Regime, die ihren Beitrag zur „Eindämmung“ ermöglichte. Es ging also weniger um Moral, als um die Stabilität des Regimes.

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Die Schilderung der vergeblichen Versuche der deutschen Seite, durch neue Maßnahmen doch noch die Deportationspläne auszuweiten und durchzuführen, bildet den letzten Teil des Buchs.

Insgesamt hat Wolfgang Seibel eine sehr dichte und eindrückliche Untersuchung vorgelegt, die unser Verständnis von den Mechanismen der „Endlösung“ in Frankreich und der Frage nach den Handlungsspielräumen der Akteure auch in ihrer analytischen Durchdringung erweitert.

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